Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.01.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191101073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19110107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19110107
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-01
- Tag1911-01-07
- Monat1911-01
- Jahr1911
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.01.1911
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
find In Httstädt!" sagte er, indeitt er nach dem im Ge- Pältnetz liegenden Kvffer griff. Und Leonie zog ihren Schleier über da- feine Ras che», rüste ihr Juchtentäfchchen zurecht und sah neugierig H«d gespannt auf den Bahnsteig. „Amtsrichters" hatten Besuche gemacht uns waren Überall mit großer Höflichkeit, vielfach die junge Frau sogar «it Herzlichkeit ausgenommen worden. Tas Ent gegenkommen schmeichelte Leonie, die von einem Nein wenig Eigenliebe nicht frei war, und die Selbständigkeit in ihrer reizenden kleinen Wirtschaft sagte ihr zu. Ta- Hel» war doch natürlich immer die „Mama" die Ton angebende gewesen, hier waltete Leonie allein in ihrem »eich. Besonders die unverheirateten Damen Hclstädts be mühten sich um die Freundschaft der jungen Frau, und hie verheirateten Damen sanden sie zum mindesten „sehr liebenswürdig". Ihre jugendfrische Anmut, ihre Heiter-- Bett und Offenheit gewannen ihr die Herzen der Damen, die jüngst noch etwa- kritisch dem Eintreffen der jungen Frau Wmtsrichter entgegengesehen hatten. Ter Amtsrichter war glücklich; nicht ganz ohne Furcht hatte er der Uebersiedelung Leonie-, die ihm das Urbild der Großstädterin zu sein schien, in die kleine Stadt ent- aegengeseheu. Tes Rätsels Lösung fand sich bald: Leonie suchte fieberhaft den „göttlichen Funken", und, Ha, wie sie wohl wußte, Funken ost «zitter der Asche gftnnnen, so war sie verständig genug, nicht gleich die Flinte in- Korn zn werfen, wenn sie anscheinend nur Schlacken fand. Frau Hauptmann Elmshorn sang, d. h. fle stand in Helstädt in dem Renommee, einst eine -län gend verheißungsvolle Laufbahn als Konzertsängerin au. gegeben zu haben, nm den damaligen Leutnant Elmshorn g» heiraten. Bei ihr glaubte Leonie wirklich die Frau »tt dem gätüichen Fmiken gefunden zu haben, glaubte «S, trotzdmck die schlichte Erscheinung der jungen Frau nttt de» glatt gescheitelten Haaren und dem einfachen HnnSüeide, an das sich fast beständig die dicken Zwillinge Mäwmerten, von außen diesen Funken nicht verhieß. Ans einem großen Damenkaffee bet Fra» Lrndrat hatten sie sich jüngst getroffen. Und Leonie stellte mit ttmerer Genügt»»»- fest, daß die GesellfchaftSrobe doch Hie Erscheinung Emmy Elm-Hornt bedeutend hob. Glück- Nch hatte sie es den» auch dahin gebracht, daß sie sich gnsannnenfande», n»d verstand es, das Gespräch auf die Doch i» allgemeinen und im besonderen zu lenken. Wie dwnte fie sich^ daß Euuuy alle Gesauge-grSßen kannte! Wit der so mid so, die heute am Konzerthimmel glänzte, hatte sie „studiett", nttt der Sopranistin "vom H ... r HoUeat« war sie einst befreundet gewesen. „Und fingen Sie denn gar nicht mehr?" fragte Leonie, als chr der paffende Lugenblick für die Frage gekommen schien. „Sie könne» doch ganz Helstädt mit Ihrer Kuntz Mttzücken, hier, wo es nur Dilettanten gibt" — sie er rötete, als sie au «ine jüngst gehörte Dilettantenleistung Her Landrätiu dachte, bet der fie zu «ast waren und die g» beleidige« ihre» im «runde harmlosen Sinn fern lag — „daS heißt" verbesserte sie sich, als fie Emmy Elms- hornS dmckle Angen nttt gespannter Aufmerksamkeit auf fich «he» fühlte, „das heißt, Dilettantismus hat ganz gewiß seine Berechtigung." Emmy lächelte jetzt, und ihre etwa- tiefgefärbte klangvolle Stimme, der man auch beim Sprechen die „Stellung" au»erste, sagte: „Warum sollen uns nur Künstler entzücke», Frau Amtsrichter? Ich z. B. bin Ganz zufrieden, der Kunst noch zur rechten Zeit entronnen g» sein; ich hätte vielleicht schlecht zur Künstlerin ge paßt, — obgleich ich damals anders dachte. Heute bin wh auch nicht »chr al- eine Dilettantin und mache be sonder- gerne meinen Babys eine Freude mit den be- mnule» Wiegenliedern ^Sase, liebe Suse, was raschelt Wh Strohs, wenn'S hoch kommt und klassischer wird: ^Schlaf HerzenSsöhnchen, mein Liebling bist du!" Leonie vergaß vor Bestürzung eine Antwort, sie starrte Emmy fast fassungslos an, dann zwang sie sich zu einer allgemein Pädagogischen Redensart auf, von der sie daheim in modernen Kreisen, die sich mit moderner Kinderpflege und Erziehungsfragen beschäftigten, viel ge hört hatte: „Dann verwöhnen Sie aber Ihre Kinder recht, Fra« Hauptmann Elmshorn; meine kleinen Nichten muß ten von Geburt an ohne Wiegenlied schlafen!" „DaS tun meine auch, aber das Wiegenliedsingen macht mir Freude," erwiderte sie innig. „Denken Sie nur, wenn Eckart flirt ist und ich allein bin — dann gehört doch jede Stunde, nein, jeder Augenblick meinen Bieren, dem Rudolf, den Zwillingen und dem Nesthäkchen Lilli. Und dann bringe ich sie zu Bett und bleibe bei Ihnen — schicke die Luise fort — die will auch einmal mit andern Mädchen vergnügt sein — stelle über die Lampe einen grünen Lampenschirm und singe ihnen die alten Lieder. Dann schlafen sie allmählich ein, und ab und zu öffnet eins noch 'mal die schon geschlossenen Lugen oder eine kleine Hand faßt nach meiner und ein Sttmmchen oder die drei Sümmchen fragen: „Bist du noch da, Mutter?" Und wenn ich sage: „Ja, Lieblinge, Mutter ist da" — dann strecken sie fich so beruhigt und glückselig aus. Kein Lorbeerkranz, wie ich sie damals für meine Laufbahn mir träumte, kein noch so reicher Gewinn kann mir das Gefühl geben, das dann über mich kommt." „Ja — dann — natürlich," — sagte Leonie mecha nisch und sah an Emmy vorüber, während sie mit ihrem geistigen Auge daS Verlöschen des Phantasiefunkens ver folgte. Ihr Urteil über Emmy stand jetzt fetz: „Lang weilig — ein Urbild aus Küche und Kinderstube — ganz sentimental, gaiH prosaisch, keine Spfur von dem ver muteten göttlichen Funken." „Ein Lied, Frau Hauptmann Elmshorn, ein Lied," bat jetzt, hinzutretend, die Landräün, und die Majorin unterstützte die Bitte. Ohne Ziererei stand Emmy auf: „Die Damen wissen, mit dem Kunstgesang habe ich eingepackt, Wiegenlieder find meine Domäne bei meiner reichgefüllten Kinder stube," damit ging sie zum Flügel und nahm davor Platz. Ein Weilchen glitten die gewandten Hände phantasierend über die Tasten, dann hob sich klarer und deutlicher die schlichte Melodie aus den Saiten, und die köstliche Mezzo- sopranstimme setzte fie: „Schlaf, HerzenSsöhnchen, mein Liebling bist dU!" Leonie war'S, als wollte sie den ver löschten Funken entzünden, aber nur einen Augenblick. Rein, — hier in Helstädt war er nicht, und sie wollte ihn ferner nicht mehr suchen. Leonie Schellmann an Irene von Wolkenhausen. Helstädt..,« Meine geliebteste Irene! Wie ich Dir schon in meinem ausführlichen ersten Briefe schrieb — es ist hier kein göttlicher Funken, wie wir ihn beide in uns pflegten, als wir noch zusammen waren. Meine Häuslichkeit ist reizend, mein Mann der beste und aufmerksamste Gatte, aber ich sehne mich außerdem doch nach einer gleichgesinnten Seele, die mit mir aus die Höhen geistigen Lebens steigen könnte. Die Leute in Helstädt sind alle ausnehmend liebenswürdig und freundlich, aber die Herren sind alle durchaus Berufs menschen. Herren über dem Durchschnitt, etwa so interessante Journalisten oder mißverstandene moderne Dichter, gibt es hier nicht. Zum Dichten hat keiner hier Zeit. Und die Damen sind, wenn auch nicht das, was man richtig kleinstädtisch nennt, doch ganz anders als in Berlin. Biel ruhiger! Wenn sie auch 'mal ihre verschiedenen Ansichten über irgendein modernes Buch oder eine Erscheinung im öffentlichen Leben austauschen, aber so ruhig, so sachlich, keine erregt sich, kurz — kein göttlicher Funken. In einer Dame, die, bevor sie den Hauptmann Elmshorn heiratete, sich zur Opernsängerin Dir Buchdrucker«» »»» Langer zViaterliek lT. Langer und H. Schmidt) «ISSS Goelheftratz« Rr. öS hält sich zur Anfertigung nach- ste-ender Drucksachen betfauberer Ausführung und billigster Preis stellung besten» empfohlen. Avise «dretz» und «eschSftS- karten Briefköpfe, vriefletfteu Bestellzettel vroschüreu, Billett TeNarattanea LaukiaguugS» und EtnladuugSdrtef« Etulatzkarte» Etikette« aller Art Fakturen, Flu,blätter -orwulare tu VW. Barten Frachtbrief« GebrauchSauwrtsuuge» gremdeuzettel Haus» und Fabrik» Ordnungen Grbnrttanreigerr HachzettSeillladung«» «Leitungen und «Gedichte KastenschUder Kostenanschläge - Kataloge, Kontrakt« ».»todsicher Lohnlisten, «atznbriese «ittetlungea, Memtt Musterbücher, Rata- Plakate dragraunn« Prriskuraute Postkarten, Lotltnngeu Rabattmarke» Rechnungen Speisen- nad Weinkarten" Statuten. Tanzkarte» Btt««-, Theater» und Packzettel Visiten- nn» Verttbungskartea Wechsel. Werke Zirkulare, Zeugnisse rr. re. r«. Massenauflage« für NatattonSdrnck. ßierser lageklstt — Amtsblatt — Fernsprechstelle Nr. 20. Telegramm-Adresse: Tageblatt SttesL ausgebildet hatte, glaubte ich ihn zu finden, ober auch sie entpuppte sich als die einfach-bürgerliche Frau und Mutter, die man sich denken kann, die sogar noch so — zurück ist, ihren Kindern (sie ist feit fünf Jahren verheiratet und hat vier Kinder, worunter ein Zwillings paar) — Wiegenlieder zu singen. Um die ist es nun wirklich schade. Ich sehe schon, ich muß mich hier mit den Leuten ohne den göttlichen Funken behelfen und ihn im brieflichen Verkehr mit Dir pflegen. Aber es wird mir sehr schwer. Wenn nur Hans bald forttäme von hier, dazu ist aber noch keine Aussicht. Und wenn — dann doch nicht direkt nach Berlin. Und da doch ein Keines Nest so ist wie das andere, so ist Helstädt vielleicht doch Lesser als manches andere. Schicke mir, bitte, die neuester! Noten, Du kennst ja meine Stimm lage, auch was die Behr oder die Kvenen etwa Neues in ihren Konzerten sangen, wenn es gut gefallen hat. Wozu habe ich so teure Gesangsstunden gehabt, wenn ich die schöne Kunst hier nicht pflegen soll. Denn Zeit habe ich genug. Meine Kochkünste brauche ich noch nicht leuchten zu lassen, es war doch lieb von Mamo, mir das bewährte Mcheugenie von Hause mitzugeben. Ich lese soeben Deinen lieben letzten Bries nochmals durch und sehe, daß ich Dir Deine Frage, ob wir nun alle Besuche gemacht haben und alle Leute unseres Kreises kennen, noch nicht beantwortet habe. Ein Haus fehlt noch, und zwar für uns das nächste. Es liegt uns gerade gegenüber, mitten in einem etwas wilden Garten. Aber keine Billa wie die unsrige, an der sich der erste Malermeister Helstädts „verbaute", sondern ein zierliches, kleines, bescheidenes Haus, dessen grüne —« denke Dir, ganz altmodische grüne Fensterladen immer geschlossen sind. Einen alten, grauköpfigen Diener sehe ich öfter, wenn er im Garten Ordnung schafft, d. h. die Wege säubert, die alle ebenso altmodisch, wie die ganze Anlage, mit Buchsbaum eingefaßt find. Hans sagte einmal, als ich ihn nach den Bewohnern fragte, sie gehöre einer Baronin Welking, die im Süden sei. Er habe sie auch noch nicht gesehen. Sie gehöre aber zur Gesellschaft Helstädts, und — sofern sie an wesend gewesen wäre, hätten wir ihr auch unfern Besuch machen müssen. Also wohl eine alle Dame, der die Helstädter Honoratioren ab und zn ihren Knix machen. Eigentlich ein langweiliges vis-L-vis. Reben diesem Keinen Gartenhaus ist «in anderes mit einem inter essanteren Bewohner, der jetzt gerade aus Wiesbaden, wo er zur Herstellung seiner Gesundheit war, zurück gekehrt ist. Ein ehemaliger Offizier, der einer Duell geschichte halber den Dienst quittierte, wahrscheinlich well er wohlhabend genug war, so zu leben. Ganz Grandseigneur, hat vier kostbare Pferde, zwei zum Rei ten und zwei zum Fahren, und soll, wie Hans sagt, der einmal zum Herrendiner bei ihm war, wunderschön eingerichtet sein. Hat einige Jahre bei der Schutztruppe gestanden und kostbare Sachen mit gebracht. Tigerfelle von Tigern, die er selbst erlegt — kurz, ganz hervor ragend interessant. Schade, daß er nicht verheiratet ist, uns Damen ist also dieses Haus verschlossen. Hans, der als Junggeselle viel bei ihm verkehrt hat, hat ihm wieder Besuch gemacht. Er ynrd ihn doch erwidern, und dann werde ich ihn kennen lernen. Den jungen Tam in! Helstädts soll er nicht gefährlich sein — sein Duell da mals — einer Dame wegen — hat ihn mißtrauisch und weiberfeindlich gemacht. So sagt Hans wenigstens. Für heute lebe wohl! Amüsiere Dich weiter wie bisher auf den schönen geistreichen Routs und bei den five-o'clocks. Wie gern führte ich dergleichen auch hier ein — aber das ist nichts für eine Provinzialstadt. Da wird man ordentlich eingeladen, und wenn ich zum Kaffee- oder Teetrinken den Hut aufbehielte, würden die Helstädter denken, ich wüßte nicht, was sich schickt. Meinen kost baren Salonhut habe ich hier nur zum Bisitemachen ge tragen, !nnn kann er im Koffer schimmeln, denn nach hiesigen Ansichten ist der Hut filr die Straße. Noch mals ade! Hans kommt gleich vom Gericht. Treu Deine Leonie. Ottfried Hart hätte seinen Besuch be> Amtsrichter- gemacht, einen Besuch, der damit endigt oatz der Amts richter ihn einlud, den Abend über bei rhnen zu bleiben. Leonie freute sich darüber. Nicht daß ihr Hart so be sonders imponiert hätte, weitgereiste Leute waren iHv nichts Ungewöhntes, aber daß ein anderes Element in ihren Verkehr kam. Verwundert fragte sie ihn, weshalb er sich gerade Helstädt zum Domizil ausgesucht habe und nicht in Berlin oder irgendeiner andern Stadt, Dresden zum Beispiel, wohne. Die Antwort lautete einfach: weil seine Eltern ihm Haus und Garten in Helstädt hinterlassen hätten und er, wenn auch nicht gerade gern, doch auch nicht ungern im Keinen Orte lebte. Afrika hatte seinen Nerven und seiner Gesundheit doch ein wenig geschadet. „Und wenn ich meine Pferde habe und meinen Sport, — dann bin ick zufrieden; in Berlin kann ich doch nur nach dem Srunv Wald oder Potsdam fahren. Und dann — die vieler alten Bekannten dort, so was geht auch auf die Nerven für ausgediente Leute ist Helstädt ganz gut." Dann, einige Enttäuschung auf, Leonies Zügen bemerkend: „Gnädige Frau finden Helstädt gewiß erbärmlich — gegen Berlin —; kann ich mir denken." „Ach nein — erbärmlich nicht, aber so anders," ge stand Leonie, „so viel ruhiger sind die Leute hier, alle haben Zeit, was in großen Städten kaum vorkommt." „Wissen Sie, meine gnädige Frau, was für einen Vorteil diese kleineren Städte dadurch haben? Sie sind ein Jungbrunnen, denn das ewige Hetzen altert vor der Zeit." „Da stehst Tu, Leonie," mischte sich Schellmann lachend ins Gespräch, „wie gut eS ist, nicht immer im Trubel zu leben! Wenn wir also unser Lebtag als Amtsrichters, höchstens als AmtSgerichtSratS in Keinen Städten leben, haben wir Aussicht, ein ,^wig junges Paar" zu sein." „Auf ewige Jugend und ewiges Glück!" sagte Hart galant und hob sein gefüllte- GlaS gegen Leonie, dann gegen den Amtsrichter. Dann kam wie von selbst das Erzählen von Afrika, vom Feldzüge dort, der so lange gedauert und so große Opfer gefordert hatte. Auch an ' Hart war der Tod vorübergegongen, als er schweren nk im Lazarett an Typhus gelegen hatte, neben ihm ei» sterbender Kamerad. „Da lernt man dann leicht alles Kleine und Kleinliche i. —lejsen," sagte er, „und daS, wir einst uns groß und wichtig vorstellten, wird ,o Ne «x nichtig. Da steht man, wie ost man sich daheim t ' Leben schwer machte, sich und andern, wie viel man nuj Äußerlichkeiten und Eitelkeiten g»b, wie viel uns galt» was sich hinterher nur als eine schillernde Seifen! ass erweist, und wie wir Größeres, an sich vielleicht loses, äußerlich Unscheinbares gering achteten." Leonie dachte an sein Duell, von dem ihr Konrad erzählt hatte; einer Dame wegen hatte er sich mit einem Gutsbesitzer geschossen. Tas Duell war unblutig ver laufen, er war nach Afrika gegangen. Daß niemand ihr mehr davon erzählen konnte! Kon rad wußte auch nichts weiter, Ottfried Hart schwieg da rüber wie das Grab. Aber mit echt weiblicher Neugierde hätte Leonie doch gern mehr gewußt. Hart bekam in ihren Augen etwas vom Helden. Sie fühlte für den Helden einiges Mitleid: noch jung — ohne Liebe oder mit halb gebrochenem Herzen, mit ruinierter Gesundheit, früh loSgerissen von einem Beruf, dem er mit Leidenschaft ergebü war, da- konnte ein weibliches Herz schon rühren. Und zuerst allein Mitleid war eS, das von jenem Abend an ihre Gedanken sich öfter mit Ottfried beschütz
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite