Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.05.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191405029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19140502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19140502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1914
- Monat1914-05
- Tag1914-05-02
- Monat1914-05
- Jahr1914
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- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.05.1914
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2. Beilage znm „Riesaer Tageblatt". «otationldruck »md «erlag von Langer L vinterlich In Nie!». — Für dl« «edaMon verantwortlich: Arthur HSHnel ln Riesa. 10V. Tonaadend, 2. Mat IU14, abends. «7. Jahrg. SSchslscher Landtag. Zweite Kammer. ikin NegierungStische Kulturminister Dr. Beck. Der Präsident eröffnete die gestrige Sitzung um 9»/, Uhr. Ohne Debatte wird zunächst der mittels Dekrete» vorgelegte Ve- richt über die Verwaltung und Vermehrung der königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in den Jahren 1S10 und 1911 erledigt. Nach kurzer verichterstattung de» «bßt Posern (Natl.) erklärt stch da» Hau» mit dem verlcht für befriedigt. Weiler steht zur Echlußbrratung Kap. 92 der ordentlichen Etat», Technische Hochschule zu Dresden. Den verlcht erstattet «bg. Steck« (Natl.). Abg. Sünther (Fortschr.) kommt nochmal» auf den Fall de» von der Technischen Hochschule ausgewiesenen Studen ten Srafen Smtl v. Wedel zu sprechen. Der Vetter de» Studenten. Graf Botho v. Wedel, Dezernent im AuSwär- tigen Amt, habe in der Vudgetkommiflion de» Reichstage« erklärt, er habe weder schriftlich noch mündlich feinem Beiter Emil Vorhalte über sein« politische Betätigung ge macht. Redner betont demgegenüber, er habe überhaupt nicht von einem Briefe de» Grafen Botho gesprochen. Eine Aeußrrung in dem von ihm vsrgetrageneu Sinne sei aber gefallen. Sein Gewährsmann habe sich schon damai» be reit erklärt, die Richtigkeit dieser Aeußrrung zu beschwören. Kultusminister Dr. Beck verliest hierauf einen Brief der Grafen Botho v. Wedel an einen hohen Staatsbeamten, wonach Graf Botho die vom Abg. Günther erwähnte Aeußerung auch mündlich seinem Vetter gegenüber nicht getan habe. Das Ganze sei eine dreiste Komposition. Abg. Günther (Fortschr.) verliest hierauf ein Schreiben de« Grafen Botho v. Wedel an seinen Vetter, worin jener erklärt, daß er die vom Abg. Günther erwähnte Aeußerung auf keinen Fall schriftlich ntedergelegt habe. Auch die Ge schichte auS Bonn habe er jedenfalls nicht zu Papier ge bracht. Daraus ergebe sich, schließt der Redner, daß der vom Minister verlesene Brief sehr strittig sei. Das Haus nimmt hierauf da» Kapitel Technische Hochschule nach den Beschlüssen der Deputation an. Debaltelo» wird Kap. 99 deS ordentlichen Etats Taubstummenanstalten nach kurzem Bericht des Abg. Schwager (Fortschr.) nach den Anträgen der Deputation erledi.it. G» folgt die Schlußberatung über da» Psarrbesoldung». ersetz. Abg. Löbner (Natl.) verweist auf den gedruckt vorliegenden aursührltchen DeputattonSbertcht und bean tragt, da» Gesetz mit den beschlossenen Abänderungen zu verabschieden. Die Abgg. Opitz (Kons.), Dtetel (Fortschr.) und Niethammer (Natl.) empfehlen trotz einzelner ve- denken die Annahme de» Gesetze» in der Depu«ation»fassung. Abg. Vöhm « bittet den Gesetzentwurf abzulehnen, da da» Dekret in seiner Begründung von falschen Voraussetzungen au«g,gangen sei. Kulturminister Dr. veck: Der Entwurf bedeute auch in der von der Deputation vorgeschlagenen Fassung einen großen Fortschritt. Die SInwend« de» Abg. Böhme würden im Lande nicht »erstanden werden. Wenn die Synode mit 66 gegen 4 Stimmen den Entwurf slic einen großen Fortschritt bezeichnet habe, so sollte man in der Kammer doch nicht päpstlicher sein al« der Papst. Die Uebernahme der AlterSzulagen auf den Staat würde diesen ganz erheblich belasten, worauf stch die Regierung au» finanziellen Gründen nicht einlaflen könne. Sr bitte um Annahme de» Dekrete». An der weiteren Debatte be teiligen sich noch die Abgg. Niethammer, Zöphel und Löbner (Natl.) sowie Opitz und Hähnel (Kons). Hierauf wird der grundlegende § 1 des Gesetze» in nament licher Abstimmung gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und der vier Konservativen Abgg. Böhme, Schmidt, Greulich und Trüber angenommen, ebenso der 8 2 mit den nationalliberalen Abänderungsanträgen. Die übrigen 88 sowie der gesamte Gesetzentwurf werden sodann mit derselben Mehrheit angenommen. Der Antrag auf ständische Ermächtigung zur Aufnahme der auS dem öffent lichen Kirchendlenste der «oangelisch-luthertschen Landeskirche des Königreich» Sachsen in den Dienst der evangelisch-luthe- rischen Mission zu Leipzig al» heimische BerufSarbeiter mit dem Wohnsitze in Leipzig übertretenden evangelisch-lutherischen Geistlichen und ihren Angehörigen in die allgemeinen geist lichen Pensionskassen wird mit 41 gegen 25 Stimmen an genommen. E« folgt die Schlußberatung über die Be schwerde deS Fch. von ReiSwitz und Kaderstn-Holtzbrinck gegen kirchenbehördliche Entscheidungen, betr. die Beeinträch tigung einer milden Stiftung, wozu ein Mehrheit«, und ein MinderheiiSantrag vorliegt. Nach längerer Debatte wird beschlossen, die Abstimmung über diesen Punkt wegen zu schwacher Besetzung de« Hause» auf Montag anzusetzen. Endlich beschließt da» Hau», di« Beschwerde de» Realschul oberlehrer» Prof. Dr. Robert Fritzsch ln Leipzig, soweit sie die Beanstandung von Lehrbüchern betrifft, auf stch be ruhen zu lassen, soweit sie erstrebt, daß die behaupteten Beleidigungen de» Beschwerdeführer» durch zwei seiner Kol legen untersucht werden, der Negierung zur Kenntnisnahme zu überweisen. Nächste Sitzung Montag nachmittag 4 Uhr. Schluß 1»/i Uhr. Erste Kammer. Die Erste Kammer erledigte gestern zunächst ohne De batte Kap. 54 des ordentl. Etat», ambulatorische Kliniken usw. Lei Kap. 58 Armenkmnkenpflege und sonstige Aus gaben im Interesse der öffentlichen Wohlfahrt betr. trat Oberbürgermeister Dr. Beutler warm für die Wünsche ein, die in der Petition de« Verein» zum Schutze der Säch sischen Schweiz dargelegt sind, und bittet die Regierung um staatliche Unterstützung durch Uebertragung deS EntetgnungS- rechte« an diesen Verein, sowie Genehmigung einer Geld lotterie. Präsident a. D. von Kirchbach dankt sür die Einstellungen für Diakonissenhäuser. Ministerialdirektor Geheimrat Dr. Sch eich er: Die Deputation hat beantrag», di« Petition de« Erzgebirgevereins in Chemnitz der Re gierung in dem Sinne zur Kenntnisnahme zu überweisen, daß die Gemälde in der Augustusburg nach und nach wie der hergestellt werden, auf jede» Fall aber ihre Ueber- tünchung unterbleibt. Die Malereien seien zum praßen Teil jetzt schon zerstört. Die Regierung könne die Wieder herstellung der Bilder in der Augustusburg daher nicht ver sprechen. Eine Erneuerung aber würde mit den Grund sätzen der Denkmalspflege in Widerspruch stehen. Hieraus von von von t«,78-48,00 Ali 27,75 88,00 Atz 8,80 38,00 Atz 4,88 21.80 Atz Istrto Kvudoiton, groLs Lnovadl . . axarts Karbon, KIviässms Uayons, billige kroiss 6is nonostsn Isarbsn, obitzo Rayons, allo Orüllsn 3siösns «lupon u, Iriool «lupon mit Lo äon vo ant . vo° HKwRßinvnwßnskv SS Ink. Kwbevlr Ein gokdencs Wutterherz. Roman von Erich Ebenstein. 3 Aber er sprach nur von ihrer Schönheit, ihrer lieblichen Mädchenhaftigkeit, ihrer Sanftmut und Geduld — nichts vou ihren äußeren Verhältnissen, worauf der alte FabriziuS doch gerade brannte. Endlich konnte der sich nicht länger halten und platzte ungeduldig mitten iu das „verliebte Gedusel", wie er eS verächtlich nannte mit der Frage hinein: „Na, hoffentlich hat Deine Zukünftige dock auch einen hübsche» Batzen Geld und einflußreiche Verwandte?" Rudolf errötete. Dann aber sagte er, den Vater gerade an blickend, sehr bestimmt: „Nein, Papa. Eva ist eine arme Waise, die sich ihr Brot als Gouvernante erwirbt. Was mich bewegt, sie zu heiraten, ist Liebe — wahre Liebe." Einen Augenblick war es still. Assunta saß etwa« vorge beugt da und hing mit leuchtendem Blick an des Bruders Antlitz. Frau Lore war rot geworden wie ein junges Mädchen, und es war, als ob eine Last von ihrer Brust gefallen wäre. Peter Lott lächelte sein sarkastisches Lächeln. Aber der alte FabriziuS, der einen Moment sprachlos gewesen war, unter brach die Stille jetzt, indem er seinen hageren Körper empor schnellte, mit der geballten Faust auf den Tisch schlug und wild herauSstieß: „Und damit wagst Du mir zu kommen? Mir? Hinter meinem Rücken! Mit einer so hergelaufenen Person! — Was glaubst Du denn? Daß ich meine Einwilli gung geben werde? Nie, sage ich Dir! Niel" „DaS würde mir sehr leid tun, Papa, aber e» könnte an meinem Entschluß doch nichts ändern. Ich bin großjäh rig und habe genug, um ein Weib ernähren zu können." „Alk Bezirksrichter! Hahaha! Und wenn Kinder kommen? Wenn Krankheiten eiukehren? Dann glaubst Du wohl, daß der Alte einspringen wird? Aber ich schwöre Dir —" ^Lieber Hans, wozu erregst Du Dich denn? Du weißt, daß r» Dir schadet. Rudi wird unsere Hilfe ja nicht brauchen, da seine Eva al» arme» Mädchen gewiß keine großen An sprüche macht. Ich finde, es ist eben darum ein Glück, daß er just sv gewählt hat." „Liebe hilft ja über alle» hinweg, und reiche Mädchen sind heutzutage sehr verwöhnt. Ich bin sicher, Du hättest Dich in eine anspruchsvolle Schwiegertochter viel schwerer gefun den, und dann — Dn bist doch gut! Du liebst doch Dein Kind. Du wirst ihm gewiß sein Glück nicht verdüstern wollen." Wie immer in ähnliche» Fällen, genügte schon Frau LoreL sanfte Stimme, um den Kranken ruhiger zu machen, und der Appell an seine „Güte" — die gar nicht vorhanden war — schmeichelte den Alten. Er begnügte stch also, wie ein bissiger Hund, dem man einen Knochen hingeworfen hat, mit der knurrenden Versiche rung, daß er im Grunde nichts dagegen hätte, wenn jemand partout ins Unglück rennen wolle, nur solle mannte vergessen, daß er unter keinen Umständen mit Geld heranSrücken werde. Alle atmeten auf, und der Friede schien wieder hergestellt. Nur Rudi schien noch etwas gedrückt und blickte manchmal verlegen und unsicher nach der Mutter hin, bis diese, endlich verstehend, stch erhob und unter dem Vorwand, etwas zu ho len, die Veranda verließ. Gleich darauf folgte ihr der Sohn. Und draußen im dunklen Flur schlang er die Arme fle hend um ihre Schultern. „Mama — liebe, beste— hilf mir! Ich liebe sie sosehr und — und —" Zärtlich strich sie ihm über den blonden Schopf. „Was denn, Liebling? WaS ist's?" „Nimm Eva zu Dir bis zur Hochzeit! Ich wagte eS drin nen nicht zu sagen vor Papa, und siehst Du, ich kann sie doch nicht von den fremden Leuten weg, bei denen sie dient, heiraten! Nicht wahr, das stehst Du ein?" Frau Lore nickte. Ja, sie sah eS ein. Aber eine Flut von Stürme» stieg dabei vor ihr auf. Der Kranke drin — wie ihn dazu bringen? Er, dem jeder fremde Mensch ein Greuel war. Rudolf sprach leise in sie hinein. „Eva hat nie ein Heim gehabt. Sie weiß nicht, waS Mutterliebe ist. Sie weiß nichts von den Segnungen des Familienlebens. — Mama, wer könnte ihr das alles zuteil werden lassen als Dn?" Sie war gerührt, erschüttert. Ihr weiches, edleS Herz, das iu Liebe die ganze Welt umfaßte, malte sich aus, wie glücklich sie diese» arme Mädchen machen wollte, wie sie sie entschädigen wollte sür alles, alle», was diese entbehrt hatte. Drei Kinder statt zwei — eine neue Tochter, der sie ganz und gar Mutter sein durfte. Ach, und überhaupt ein Mensch, der sie brauchte, jemand, der ihre Liebe wollte, schon das hätte genügt — eine überströmende Zärtlichkeit schwellte ihr Herz für die unbekannte Waise. Geben! Liebe, Fürsorge, Zärtlichkeit geben dürfen, und immer iviedec geben, war alles, was diese Frau sich vom Leben wünschte. „Bringe mir Deine Eva!" sagte sie weich. „Ich werde mich so freuen, ihr Mutter sein zu können." „Und Papa?" „Laß nur. Wenn er mir auch nichts zuliebe täte, er hängt doch in seiner ganzen Bequemlichkeit vou mir ab. Er wird eS mir nicht versagen — und ich werde ihn doppelt hegen und pflegen dafür." „Mama! Wie engelsgut Du bist!" Ec nmarmte sie stür misch. „Alles, was Gutes und Schönes in meinem Leben war, danke ich Dir! Alles nimmst Du auf Dich sür Assunta und mich, wie werden wir Dir jemals vergelten können?" „Liebt mich!" murmelte Frau Lore leise, „für wen lebt denn eine Mutter sonst, als für ihre Kinder?" Es dnrchschanerte den jungen Mann seltsam bei diesen demütig bittenden Worten. Daß er eine gute Mutter gehabt, wußte er schon lauge, die beste vielleicht, aber jetzt, wö er im Begriff staud, selbst eine Familie zu gründen, durchzuckte ihn das Wort „Mutter" plötzlich wie ein ganz neuer, erhabener Begriff. Er beugte sich noch einmal zu ihr hinab und küßte sie auf den Mund — anders wie sonst: unendlich zart, lange .tird feierlich. Daun gingen sie Arm in Arm zu den andern zurück. ES gab noch einen heißen Kampf mit Herrn FabriziuS, aber endlich siegte Frau Lore doch: Eva König sollte die letztL Zeit vor ihrer Vermählung mit Rudi im Hause der künftige» Schwiegereltern verbringen. Peter Lott, der voll Interesse dieses Hin nnd Her von auf-, brausender Heftigkeit und milder Güte zwischen dem Ehepaar beobachtete, begriff es wieder einmal so recht, daß der Friede» des Hauses FabriziuS nichts war als das Werk unendlicher Geduld, unendlicher Güte und unendlicher Klugheit, wie Frau Lore sie übte. 221,2<1 Und er dachte, halb gerührt, halb bewundernd: „Welche Helden doch die Frauen sind, wenn sie wahrhaft gut sind!."
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