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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.06.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191406200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19140620
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19140620
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1914
- Monat1914-06
- Tag1914-06-20
- Monat1914-06
- Jahr1914
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.06.1914
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gefährlichen und wagemutigen Ritt die Warnung vor. der drohenden Gefahr zu den weißen Ansiedlern. Wäh rend die andern, die ausgeritten waren, die weißen Freunde zu warnen, von den Pfeilen der Sioux durch bohrt wurden, brach Wa-be-ne-gew-wes durch und bewahrte die Ansiedler vor dem Schlimmsten Diese Tat ist der geschichtlich denkwürdige Augenblick in diesem 128- jährigen Leben, das sich nun trotz aller Rüstigkeit des Häuptlings dem Ende zuncigt. Hundert Jahre Eisenbahn. Im Jahre 1811 führte George Stephenson den staunenden Londonern zum ersten Male seine Lolomotive vor, die zunächst für den Kohlentransport bestimmt war, und sich mit einer Schnelligkeit von vier englischen Meilen in der Stunde bewegte, wobei sie 80 Tonnen Last zog. Aber der projek tierte Ban einer Bahn von Liverpool nach Manchester wurde von neidischen Konkurrenten, Posthaltern und Fuhr leuten jahrelang hintertrieben und die Priester bedrohten die Anhänger StephensonS mit allen Strafen der Hölle. Ein Mr. Pease war der erste, der fest aus Stephenson» Genie baute und ihm die Leitung einer Bahn von Stock ton nach Darlington übertrug. Tiefe Bahn wurde 1825 eröffnet. Ter erste Zug von 88 Waggons setzte sich im Beisein einer ungeheuren Volksmenge in Bewegung und auch mit dieser Last legte die Lokomotive vier englische Meilen in einer Stunde zurück. Nun nahm man den alten Plan einer Bahn von Liverpool nach Manchester wieder auf. Stephenson machte sich anheischig, eine Schnelligkeit von zwölf englischen Meilen in der Stunde zu erzielen- Tie Parlamentskommission, vor welche er geladen wurde, entsetzte sich darob und das Parlaments mitglied Wright tat damals den denkwürdigen Ausspruch : „Wie, mein Herr, wenn bei dieser ungeheuren Geschwin digkeit plötzlich eine Kuh dem Zuge in den Weg liefe?" — Tic Bahn wurde aber doch gebaut und zwar mitten durch den weiten Sumpf „Chat Most". Am 15. September 1830 lief aus dieser Strecke die erste Lokomotive unter StephensonS Leitung dreißig englische Meilen in der Stunde. Der Erfinder der Lokomotive zählte 46 Jahre, als er mit der für jene Zeiten unglaublichen Geschwindigkeit in neun Stunden von Liverpool nach Manchester „sauste". Im Jahre 1829 wurde von dem Di rektorium dieser Bahn ein Preis von 500 Pfund Sterling für die Erfindung einer Lokomotive ausgesetzt, die ihr dreifaches Gewicht mit einer Geschwindigkeit von zehn englischen Meilen in der Stunde fortbewegte. Die Lo komotive StephensonS zog ihr fünffaches Gewicht und legte in der Stunde 20 englische Meilen zurück, sodaß er diesen Preis gewann- Am 7. Tezembcr 1835 bewegte sich auf deutschem Boden der erste von Lokomotiven bewegte Zug auf der Nürnberg—Fürther Bahn, ans der übrigens noch ziemlich lange Zeit „Bummelzüge" verkehrten, oie von Pferden gezogen wurden. CK. Eine Sclbstmordepidemic unter den jungen Mädchen in Indien. Im indischen „Sta- tesman" schreibt ein eingeborener Mitarbeiter: „Ein Neuer Geist scheint unter den Mädchen der bengalischen Rasse zu erwachen. Mit einem Staunen, das von einem Gefühl der Ehrfurcht und der Bewunderung durchsetzt ist, hat Bengalen in letzter Zeit eine Reihe Fälle von Selbst opferung zartfühlender bengalischer Mädchen erlebt." Tie Tatsache, über die der Hinduschrciber mit so viel Freude berichtet, ist in Wirklichkeit eine sehr merkwürdige Selbst mordepidemie, die seit einigen Wochen Opfer auf Opfer fordert. Tas begann mit dem Selbstmord eines Mädchens namens Snehalata, dessen Vater im Begriffe staub, sein Besitztum zil verpfänden, um die Summe zum Kaufe eines Bräutigams für seine Tochter aufzubringen. Tie Preise, die heute in Bengalen von den Vätern heirats fähiger Söhne gefordert werden, sind unerschwinglich hoch geworden. Für einen Rajasth, der die Schule absolviert Hot, verlangt der Vater bis zu 10 000 Rupien, also mehr <rlS 13000 M.: 3000 Rupien für einen Bräutigam sind eine alltägliche Forderung. Diese hohen Preise für Ehemänner erklären sich durch das Gesetz von Angebot und Nach- _ ü Der Kampf um das Testament. Roman vo>l Carola v. Eynatten. 20 „O Fräulein Bella, er ist doch der Herr!" „Nur del zweite Prinzipal, hauptsächlich im auswärtigen Geschäft tätig. Der Laden und das Magazin stehen unter Herrn Szigeth. — Gute Nacht." Szarolta fühlte sich wirklich recht elend und war froh, et was früher als sonst eutlasseu zu werden. Eine kalte Kompresse auf der klopfenden und stechenden Stirn, die ihr das freundliche Stubenmädchen aufgelegt, rind den Kopf fest in die Kissen gedrückt, lag Szarolta bald da nach in ihrem halb verdunkelten Zinnnerchen, die letzten abend lichen Sonnenstrahlen beobachtend, die zwischen'den quer gestellten Brettchen im Fensterladen spielend yereinglitten. Sie war zu müde zum Denken unh verfiel allmählich in einen leichten Schlummer, ans dem sie, als es draußen schon ganz dunkel war, plötzlich durch ein vorsichtiges Klopfen an ihre Tür aufgeschreckt wurde. Das Stubenmädchen trat ein. „ES ist eine feine junge Dame da, Fräulein KiSfaloa, glaub' ich, hat sie gesagt, die Sie sprechen möchte." «MargitsIO, sie sott nur kommen!" rief Szarolta in die Höhe fahrend vor Freude. ? „Sie ist schott da! — Im Bett? — WaS machst Du denn für Geschichten, noch dazu der Kopf verbunden!" klang von der Schwelle her der Studentin Stimme. Ihr die Hand entgegcustreckend, beugte sich das junge Mäd- chenweit über den Bettrand hinaus und erwiderte: „Nichts, es ist nichts, ich hatte vorhin so schreckliches Kopfweh und war so arg müde, wie zerschlagen. — Und Dn, was führt Dich her? D» bist heute zum ersten Mal in meinem Zimmer!" „Und überfalle Dich heute unversehens bei Nacht und Ne bel!" Auf der Freundin Bitte zog Margit« sich den einzigen vor handenen Stuhl neben da» Bett, wobei sie heiter lächelnd sagt«: „Denk mal, Kleine, Deinetwegen hatte ich diesen Nach mittag Herrenbesuch!" . «Herrenbesuch — meinetwegen —?" frage. Nach Landesbrauch müssen die Mädchen gewöhn lich vor ihrer Reife verheiratet sein; auf der anderen Seite haben .die höheren Ansprüche, die man heutzutage an Erziehung und Bildung eines jungen Mannes stellt, dazu geführt, dast die Jünglinge sich später verheiraten. So fehlt cs an Ehemännern. Snehalata tränkte ihre Gewänder mit Petroleum und zündete sich selbst an. Ihr Loo erregte weitum im Lande bei Ehcresormcrn und Vätern heiratsfähiger Töchter einen wahren Sturm der Bewunderung. Tic Folge davon war, dast viele andere junge Mädchen dem Beispiele Snehalatas folgten. In den Mädchenschulen erzählen sich die Schülerinnen stolz, dast sie sich auf die gleiche Art verbrennen werden, wenn die Heiratszcit für sie herannaht. Die Selbstmordepide- mie hat bald auch auf die Witwen übcrgcgriffen, und jede Selbstverbrennung erntet bei den Eingeborenen Ruhm und Anerkennung. Bei dem traurigen Lebensschicksal, das noch immer einer indischen Witwe harrt, ist zu befürchten, Auch irn dritten Vierteljahre 1914 wird das „Msm Medial!" Wert auf schnellste wahrheitsgetreue Berichterstattung bei Kreignissen auf tokatern Gebiete, legen, ohne dabei die Kveiguisse auf politischem Äebiete zu vernachlässigen. Verbindungen mit den ersten Telegraphen- bureaus setzen es in den Stand, die neuesten Nachrichten ebenso schnell wie die Zeitungen der Großstadt zu bringen; während diese aber erst am anderen Tage früh in die Hände der Leser in der Provinz kommen, können die Leser des „Riesaer Tageblattes" oft schon am Abend vorher das lesen, was ihnen andern Tages die Großstadtzeitnngcn an Neuestem bringen. Weiter bringt das „Riesaer Tageblatt" ausführliche Woichstagsbevichte.dieZiebungolisten der K. S. Landesk'otterio sowie Kurs berichte der Dresdner und Wertiuer Mörse vorn Wage, weiter Marktberichte, Wasserstands- und Wetternotizen und dal. Für guten Lesestoff ist auch in dem Beiblatt „Erzül)ker an der Elbe" gesorgt, wie schon jede Nummer reichen Lesestoff an guten Wonranen, Abhandlungen über Wou- beiten aus der Wett der Uechnik, ab wechslungsreiches -Vermischtes etc. Mitteilungen für Kaus, Kof, Harten bietet. Trotz des reichen Inhaltes des „Nicsaer Tageblattes" kostet dasselbe pro Monat wie biehec nur 3V Wfennig (frei ins HauS S5 Pfg.), durch die Post 69 Pfg Zu Ankündigungen aller Art sei zur frdl. Beachtung empfohlen: Bei der Berbreitung des „Riesaer Tageblattes", tägliche Auflage ca. 73VV Exemplare, kann auf vortreffliche Wirkung aller Anserate mit Sicherheit gerechnet werden. Nicht nur in der Stadt, sondern auch in allen zum Amtsgerichtsbezirk Riesa gehörigen, sowie vielen angrenzenden Land-Ortschaften bat cs eine solche Verbreitung, wie eS kein anderes Blatt aufzuweisen hat. AmmM W das Mm WM' werden jederzeit cntgegcngenommen, sowohl in unserer Heschüftsstelle, Mesa, Hoethestraße 39 wie von sämtlichen Austrägern. Wer das Blatt durch die Post zu beziehen wünscht, braucht dies nur seinem Briefträger zu melden, worauf die Post alles weitere besorgt. Die Geschäftsstelle. „Ja, nur wegen Dir ward mir dieses Vergnügen zuteil 1 Uebrigens must ich zugeben, daß der Besuch eigentlich Maina zugedacht war und der gute Mann sich mit mir nur be gnügte, weil er sie nicht haben konnte; Sie war gerade ans- gegangen." „Wer >var es — doch nicht mein Vormnnd oder —?" „Nein, weder Dein Vormund noch ein Mürchenprinz, der Dich ans schuldiger Ehrfurcht vor Cerberus Ercsenye bisher nur aus sicherer Entfernung verehrte. Die interessante Persön lichkeit nennt sich Ludwig Hornbostel, ist Großbraner a D. und zurzeit werktätiger Knnsteuthusiast. Ein diirres Männchen in jenen Jahren, die man unverdientermaßen die besten nennt, das heißt, er mag ans irgend einer Sprosse zwischen 45 und 50 Jahren stehen, scheint eine ehrliche, sehr gutmütige Haut zu sein und bezeichnet sich als einen Man», der es auf Kosten seiner Jugendideale zu etwas gebracht hat." „Was will er? Ich kenne keinen Herrn Hornbostel, habe diesen Namen nie gehört!" Seit Monaten nur an Schlimmes und Schmerzliches gewöhnt, wurde Szarolta bei dieser Mitteilung von unbe- stnmnter Angst vor neuem Unheil ergriffen. „Beruhige Dich," lachte Margita, „das Männchen, das eS „zu etwas gebracht hat", ist ein sehr harmloses Wesen, das Dich selbst vom Sehen kennt und über Deine Schicksale, biS auf die letzten, über die ich es aufklärte, genau unterrichtet war; auch Deine Eltern kannte er. Mit Deiner Mutter war Herr Hornbostel sogar eng befreundet, ihr Jugendfreund und Gespiele, daher stammt auch sein Interesse für Dich. Solange Dn in der Pension warst, hat er sich von Zeit z» Zeit nach Dir erkundigt, nur mochte er Dir aus verschiedenen Gründen persönlich nicht näher treten, so lauge Dein Vater lebte. Er würde eS auch jetzt nicht getan haben ohne die Unglücksfälle, die Dich trafen. Einen Beweis habe ich natürlich nicht, aber ich bin wenigstens in meinem Innern überzeugt, daß unser Männchen kein Geringerer ist, als Dein rätselhafter „Weih nachtsmann" 1" Strahlende Freude im Gesicht, rief Szarolta: „Das glanbe ich auch! Aber was wollte er, was sagte er, wird er zu mir kommen, wird er —" «Halt! Nur nicht so viele Fragen auf einmal, es genügt daß dtc neue Sclbstmordcpidemie sich schnell weiter aus- breitet. Moderne Sprcchchöre. Es hat sich durch grö ßere Stimmbiloungsübungei, gezeigt, daß in Chorfvrm gesprochene Geeichte bei gründlicher Vortragstech.,,ik ocn Gefühlsinhalt eines Gedichtes häufig unmittelbarer wie Clwrgcsang zum Ausdruck bringen können. Man wird daher diese neue Vvrtragsgattung weiter pflegen und die ersten Proben der neuen Kunst auf dein 4. Internatio nalen Kongreß für Volkserziehung und Volksbildung, der vom 25.-29. September dieses Jahres in Leipzig tagt, vorsühren. Der aus 80—100 Tamen und Herren des Leipziger LehrcrvercinS bestehende Chor steht unter der Leitung des Universitäts-Lektors Professor Dr. Mar tin Seiocl. Äcltcre und neuere Gedichte werden zum Vortrag gelangen. Der Chor wird phalanxartig aus- gestcüt werocn, damit sich der Klang ans den Dirigenten hin konzentriert. Man kann voll Spannung auf oie Wir kung oieser Sprechchöre warten, die sicher ein treffliches Mittel für die Ziele der Volksbildung darstellen werden. Die Vorzüge des Kaffees. Am 16. Juni des Jahres 1657 erschien die erste Ankündigung des Kaffees und gar amüsant liest sich sein Loblied. Da heißt es u. a. vom Kaffee: er ist ein sehr gesundes und heilsames Ge tränt mit mancherlei hervorragenden Vorzügen, er stei gert die Magcntcmpcratnr, nützt der Verdauung, belebt den Geist, ist besonders dem Herzen zuträglich, lindert Augenschmerzen, verhindert Erkältungen, Rh.umatismus, Schwindsucht, Kopfweh, Wassersucht, Skorbut, Gicht und vieles andere. Zur gleichen Zeit wurde auch der Kakao zum ersten Male aus den Markt gebracht. Seine Anprei- sung nimmt sich aber hiernebcn recht bescheiden aus. Tenn man liest: „In der Bishopsgatc-Strafie in Oueen's Headalleh, im Hanse eines Franzosen, gibt cs ein vor zügliches Getränk ans West-Indien, genannt Schokoladen es ist jeocrzeit trinkfcrtig zu haben und zwar zu recht niedrigen Preisen." Danach müssen die Hoffnungen, die man auf oen Kätao setzte, anfänglich nicht allzu groß gewesen sein. Französische Knlturbildchen. Ter „Ma- Lin", der sich wahrhaftig nicht durch Tcutschfreundlichkest auszeichnet, zollte in einer seiner letzten Nummern uns Teutschen einmal hohe Anerkennung, nicht als ob er mit einem Male seine Tendenz änderte, sondern mehr um nach echt chauvinistischer Art auch einmal der eigenen Regierung wieder eins „auswischen" zu können. Au und für sich handelt cs sich nicht gerade nm eine weltbe wegende Angelegenheit, aber immerhin kann uns das Gesagte mit Genugtuung erfüllen. Es handelt sich um einen Vergleich zwischen dem deutschen und dem fran zösischen Postamt in Konstantinopel. Und dieser fällt allerdings sehr zu Ungunsten Frankreichs auS. Zwei illustrierende Abbildungen „reden" nun wirklich „Bände". Ta erblicken wir das stattliche neue deutsche Postamt au einer wichtigen Straßenkreuzung in Pera mit seinen hohen, breiten Fenstern: ein mehrstöckiges, schmnckcS, sauberes, modernes Gebäude, das sich sehen lassen kann. Tie „PosteS francaiscs" aber sind in einem arg zerfalle nen, einstöckigen, alten Gebäude untcrgcbracht: ansge- treieue Treppenstufen, zerbrochene Fensterscheiben, schmu tzige Wände, von denen überall der Kalk abbröckelt, laden zum Besuche dieses, modernem Verkehr und internatio nalem Handel dienendem „Postamts" ein. Ter „Malin" hat aber noch ein Beispiel für französische Salopperie. Sollte man es für möglich halten, daß eS ans einem großen Bahnhof der französischen Ostbahn einen zum Ge brauch des Publikums bestimmten Federhalter gibt, ocr aus dem Teckel einer alten Sardinenbüchse zusammen gedreht ist, an dein dann mühsam eine verrostete Stahl feder „befestigt" ist? Es ist aber tatsächlich so. Und die große Ostbahn-Gcscllschaft, die Millionen zum Bau eines unterirdischen Bahnhofs in Paris ausgibt und zur Elek trisierung der Pariser Stadtbahn Millionen verausgabt, besitzt noch die Unverfrorenheit zu der „Erklärung", daß sic zu dieser Maßnahme gezwungen sei, da bisher alle an einer!" unterbrach die Kandidatin lachend. „Was Herr Hornbostel bei mir wollte? Genauen Aufschluß überDeiue gegenwärtige Lage, über alle Vorgänge seit Herrn Kolmans Tod, von dem er infolge längerer Abwesenheit erst ganz kürzlich erfahren hat. Ich habe ihm alles gesagt, hielt auch nicht hin ter dein Berge mit meinem Urteil über Deine Verwandten und Deinen Vormund; Hornbostel ist ganz meiner Meinung. Er wird über Deine Angelegenheiten nachdenken nnd mir in den nächsten Tagen wegen Deiner Znknnft bestimmte Vor schläge machen. Wir dürfen demnach wohl hoffen, daß Dem Leben bald eine srenndlichere Gestalt annehinen wird Ich bin darüber so froh, so froh, wie ich es nicht sagen kann!" Szarvltas innere Bewegung war eine so tiefe, daß sie wiederholt die Lippen znm Sprechen öffnete, ohne einen Laut herauszubringen. Von Baczo befreit werden, kein Laden mädchen mehr sein, welch ein Glück! Wollte sich ihr Dasein erträglich gestalten? Die liefen Schatten, in denen jetzt ihre Tage dahinflossen, wichen etwas znrück, ein Stückchen blauen Himmels zeigte sich — doch nur für einen Angenblick, plötz lich stürmte das Gewölk wieder im vollen Jagen heran, um sie abermals einzuhüllen in sein undnrchdringliches Düster! Herr Juharcz, der unbeschränkte Macht über sie besaß, hatte sie für den Ladendienst bestimmt! „Du wirst sehen, Margita, er duldet nicht, daß ich die Lehre abbreche!" sagte sie schmerzlich. „Das ist mein kleinster Knnuner!" „Weil Dn Herrn Jnharcz nicht kennst 1" „Und ob ich ihn kenne!" „Dn —?" „Vor etwa fünf Wochen machte ich den Versuch, ihn zu einer energischen Intervention bei Doktor Csallovary zu ver anlassen." „Und er -?" Margita hob die Schultern. „Er ist eine gemeine Seele — nach unten drückt, nach oben kriecht er. Zn einem Krenzzng gegen Deputierte und derlei Edelwild sind solche Menschen nicht zu haben." „Arme, gute Margita, welchen Widerwärtigkeiten hast Dn Dich nm meinetwillen schon preiSgegeben!" flüsterte dn? junge Mädchen, ihre Hand zärtlich drückend 222,2(1
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