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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 29.06.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270629010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927062901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927062901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-06
- Tag1927-06-29
- Monat1927-06
- Jahr1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 29.06.1927
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Mittwoch, 29. Juni 1927 — ..Dresdner Nachrichten" —- Nr. 300 Seite Z der> )els. edcrl . die «in« arisi ine»! Sin aus I ein- luni! sril. del« noch nbc- ier- kom- Jn . die Ent- lligt. )an- pro- Rot- b c» ilaß» rag« »rch von renz icl». im!» >els- t e- Be- tB.» Die Vorgänge in Arensöors. tzen- und llen N. «m lchS- strä- isch- dcs ktor Ister ^sfi. Per- lsen- »s ichie den löge tellt abe. un« ung N-. Line Zeugen-DarsleUung. Berlin, 28. Juni. Die Borasinge In ArenSdors beschästtgen «och fortgesetzt die hiesige Presse. Die Linkspresse fährt fort, die dortigen Vorgänge im parteipolitischen Interesse aus. -»schlachten. Nach Aussagen zahlreicher Heugen, die diese einem nach Arensbors entsandten Mitarbeiter des »Lokal» anzeigerS" gemacht habe», hat sich der Zwischensall folgender» matzen abgespielt: In der achten Abendstunde, als bereits eine Reihe Last» krastwagen mit Reichöbanncrleute» bas Dorf durchfahren hatten, machte ein weiteres Auto mit etwa 80 Reichsbanner» leuten am AuSgange des Dorfes Halt. Bet den letzten Häusern deS Dorfes hatten die Autoinsassen zwei junge Leute mit Wehrwolfabzcichen bemerkt und einem dem Last wagen folgenden Radfahrer zngerufcn, sich doch einmal diese beiden Leute näher anzusehen. Ucber die Urheber des bald einsetzenden Streites, der einen so blutigen Ausgang nehmen sollte, gehen die Meinungen im Dorse auseinander. In den Wortwechsel deS NeichSbanner-Radsahrers mit den beiden Brüdern Hoffmann mischte sich der 28 Jahre alle Rudolf Zempke, der auf einem Fahrrad die Straße hcrab- kam, und der glctchsalls dem W e h r w v l s angehörte. Er hatte seine BereinSarmbindc gewendet, so batz sic nun alsro«e Armbinde erschien. Als die Rcichsbanncrlente die rote Binde erblickten, riefen sic: MaS. der Kommunist will dem Faschisten verstehen? Schlagt den Hund tot. Eine Anzahl -er Reichsbanncrleute sprang vom Wage» herab und fiel über Zempke her. Dieser wurde z» Boden gerissen und mit Fütze n bearbeitet, so daß er neben anderen Verletzungen eine erheb liche Har.dwundc davontrng. Als die Ncichsbanncrleute sahen, daß der Uebcrfallcne anscheinend besinnungslos geworden war, ließen sic von ihm ab. In demselben Augenblick sprang dieser jedoch auf, ließ sein Rad im Stich und ergrtss die Flucht inS Dorf. Die Rcichsbanncrlente stürmten hinterher. Etwa 700 Meter vom Ort des ersten Zusammenstoßes ent fernt saßen der Besitzer Schmelzer nnd sein 28jähriger Sohn August auf dem Plankcnzaune ihres Grundstücks. Hier ,t« suchte Zesttzer, um ,ga»el und kam eS zu einem zweiten Zwischensall. De« ve ans den Gchmelzerschen Hos z« gelangen und der de« jungen Menschen zn schütze«, griff zur Dnnggai hielt damit die Verfolger im Schach. Jetzt wandten sich diese gegen den Sohn Schmelzers mit dem Rufe: Dem werden wir seine Stahlhelmmütze eiutreiben. Schmelzer, der im Kriege am Kopf verwundet mar, wurde von den NeichSbannerleuten mißhandelt. Er lies zunächst die Straße hinunter, wurde bald eingeholt und von neuem geschlagen. Mit einem harten Gegenstand, anscheinend einem Schlagring, wnrde ihm das Nasenbein zertrümmert. Andere Reichsbanncrleute waren inzwischen auk weitere junge Leute im Dorf eingedrungen »nd es entwickelte sich vor dem Schulhanse eine heftige Schlägerei. Zwischendurch seuerte ein Motorradfahrer des Reichsbanners, der etwa All) Meter vom Tatorte der Schlägerei entfernt war, drei Schüße aus einem Revolver ab. Die Geschosse gingen dicht am Kopse eines Dorfbewohners vorbei. Die Eltern des Schmelzer nnd eine Nachbari» sahen plötzlich den kricgßbeschädigten Schmelzer blutüberströmt ans das elterliche Haus zueilen. Er verschwand in der Tür und kam nach einiger Zeit mit einer verrosteten Jagdflinte zurück. Ein Mitglied des Stahlhelms versuchte sm Gedränge dem Schmelzer die Flinte zu entreißen, was ihm aber nicht gelang. Im nächsten Moment gab Schmelzer ans etwa 7ü Meter Entkernung aus de« Lastwagen des Reichsbanners vier Schüsse ab. Gestern mittag wurden die auf Verlangen der Ganleitung des Reichsbanners als angebliche Urheber des Zwischenfalls ebenfalls festgenommencn zwei Wehrwols- mitglieder Hoffmann und Zempke in Frankfurt a. O. w i c d e r e n t l a s s c n. August Schmelzer wnrde, nachdem er die Tat zugegeben, ans dem Uiitersuchnngsgefängnis in das Strasgcfängnis libergesührt. Die Sasibeschwerde Schmelzers verworfen. Berlin, 28. Juni. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst erfährt, hat in der Untersuchung wcgeen des Vorfalles in Arensdorf die Strafkammer in Frankfurt a. d. Oder die Ha ftb e sch w e r d c des angeschnldigtc» Schmelzer ver worfen und den Haftbefehl wegen dringenden Verdachtes des Mordes aufrcchtcrhalten. (WTB.) Niederlage der chinesischen Südarmee. Die gröhle Schlappe -es Fel-zuges? London, 28. Juni. Nach englische« Kabelmeldungen aus China haben die chinesischen Sttdtrnppen bei Hsntschansu eine außerordentlich schwere Niederlage durch die Schantung- armec des Marschalls Suntschuansang erlitten. Die Stadt Hsntschansu mußte geräumt werden nnd die Siidarmee befindet sich im vollen Rückzüge ans Pcngpn. Die bisher vor liegenden Nachrichten lassen die Schlappe als die schwerste mili tärische Niederlage erkennen, die die Truppen des Südens bisher während des ganzen chinesischen Bürgerkrieges erlitten haben. Die Verluste der Siidarmee sollen über 80 OVO Mann betragen. Am Japans China-Politik. London, 28. Juni. Die mehrfach verschobene japanische China-Konferenz, zn der die japanische Regierung ihren Pekinger Gesandten, die Konsuln a»S dem Jangtse- Gebiet, den Generalkonsul von Mnkden und führende Offiziere der in China liegenden Streitkräste nach Tokio be rufen hatte, hat gestern stattgcsnndcn. Ministerpräsident Baron Tanaka gab einen allgemeinen Ueberblick über die Stellung der japanischen Negierung zu den chinesischen Fragen, vor allem zu ihren Bemühungen um die Wiederherstellung des japanisch-chinesischen Handels nnd zur Flüchtlingsfragc. Ver schiedene Kommissionen wurde» eingesetzt, die Uber die ver schiedenen Fragen, die Japan in China interessieren, z»m 1. Juli Bericht erstatten sollen. An diesem Tage dürfte der Ministerpräsident die Konserenzergcbnifse in einem Re sümee zusammcnsassen, das die künftige Japan-Politik gegen über China fcstlegcn dürfte. Mi- einer Neuorientierung dieser Politik dürste nicht zu rechnen sein. —Ans der Konferenz trat ein scharfer Gegensatz zwischen den Anhängern der Internen tionspolitik und den Befürwortern der Freundschaftspolitik gegenüber China hervor. Den Hauptpunkt der Erörterungen bildete die Festlegung von Instruktionen für den japanischen Kommandanten in Tsing tau, wobei die Anhänger der JnterventionSpokitik die Nen- tralisiernng Tsingtaus und Waffenanwondung beim Ein dringen der Sttdtrnppen sorbcrtcn. Die antijapanische Stimmung in China nimmt wegen der häufigen Zwischenfälle im ?)angtse-Tal in der letzten Zeit und der lebhaften Agitation der Kuomin - Partei ständig zu. Neue Massenhinrlchkungen in Autzlanö. Berlin, 28. Juni. Nach Privatmeldnngen aus Helsingfors sollen in Moskau erneut 27 Personen, darunter sogar Franc« «nd Kinder, wegen angeblicher gegen- rcvolutionärer Umtriebe ohne vorherige Gerichtsverhandlung hingerichtct worden sein. In Kronstadt sollen neun Offiziere und Matrosen, die beschuldigt sind, unerlaubte Ver bindung mit dem Auslände zn haben, erschollen worden sein. Auch aus Pskow wird die Hinrichtung von 17 Bauern, die seit den Unruhen im Jahre 1020 in schwerster Kerker haft saßen, gemeldet. Weiter soll ein Kosakenoffizier, der einen Fluchtversuch nach Polen unternommen hatte, von der Tscheka hingerichtct worden sein. » Riga, 28. Juni. Nach Meldungen ans Moskau wird der Orlom-Atlentäter, der zunächst als geistig minderwertig hin- gestellt wurde, von der die Untersuchung führenden politischen Polizei als durchaus normal bezeichnet. Wie weiter bekannt wird, stammt der Attentäter Benckendorf aus einer alten rnssischcn A d c l s s a m i l i e. Einer seiner Vorfahren war russischer Botschafter in London, ein anderer Chef der Geheim- kanzlci des Zaren Nikolaus I. Benckendorf wird voraussicht lich erschollen werden. In Moskauer Kreisen bringt man das Attentat mit den kürzlichen Maslcnhinrichtnngen in Ver bindung. Orlow ist nur ungefährlich verwundet worden. Irgendwelche Befürchtungen für sein Leben werden nicht ge hegt. — Im Zusammenhang mit dem Attentat sind in Moskau allein über 100 Berhaftungcn vorgcnommen worden. Der persönliche Schutz Nykows und Stalins ist verstärkt worden. Verschickung Trohkis und Sinowjews nach -er Krim. Riga, 28. Juni. Nach Meldungen ans Moskau hat das politische Bureau des Zentralkomitees beschlossen, Trotzki znr Wiederherstellung seiner Gesundheit nach Suchum zu ver schicken. Trotzki hat sich jedoch geweigert, Moskau zn verlassen. Sinowjcw soll ebenfalls nach der Krim verschickt werden. Heute soll Trotzki das Gesuch um Abberufung von seinem Posten im Hauptkonzcssivnskomitee überreichen. (T.U.) Tagung -es Aeichsstä-lebun-es. Dr. Lukaschek über baS Deutschtum in Oberschlesie». (EtgnerDrahtbcricht der „D r e s d n e r R a ch r i ch t e n".) Görlitz, den 28. Juni 1027. Der Neichsstädtebunb. die Vertretung der kleinen und mitt leren Städte bis zur Größe von etwa 40 000 Einwohnern, trat heute in Görlitz zu seiner 17. Mitgliederversammlung unter zahlreicher Beteiligung zusammen. Heute fand bereits eine Sitzung des Gesamtvorstandes statt. Aus dem Bcgrüßungs- abend sprach Oberbürgermeister Dr. Lukaschek - Hindenburg (Oberschlcsien) Uber »Die Auswirkungen deS Genfer Spruches aus das ober- schlesische Kultur- «nd Wirtschastslcbcn". Der Redner wies daraus hin. daß trotz des deulichen Sieges eine industrielle Zerreißung Oberschlesicns erfolgt ist, und führte dabet n. a. aus: Alle wesentlichen Jndnstriewcrtc sielen an Polen. Der Gesamtverlnst an Industrie ist ans 78 Pro zent z« schätzen. Im Genfer Vertrag wurde dann Tentschland die Pflicht auserlegt, 15 Jahre lang das abgetretene Gebiet wirtschaftlich zu unterstütze». Das ist der klarste Beweis dafür, daß Oberschlcsien unteilbar ist. Immer mehr zeigt sich die Un richtigkeit der polnischen Theorie, wonach Polnisch - Ober schlesien sein Absatzgebiet im Osten habe. Nicht eine Tonne Kohlen mehr als in den Friedensjahren ist nach Polen hinein- gegangen. Die Verhältnisse in Ostoberschlesic» zeichnen ein er schütterndes Bild der Grausamkeit, wie ein Land durch Grenz ziehung ruiniert werden kann. Aber auch das psychische Pro blem ist nach der Grenzziehung klar erkennbar. Liebe und Dankbarkeit znm alten Staate kehren langsam zurück. Nament- die katholischen Massen in Ostvberschlesicn sind enttäuscht und beginne» bas dauerhafteste Bollwerk deutscher Kultur zu wer den. Wie das obcrschlesische Volk fühlt, zeigt sich deutlich daran, daß in Pvlnisch-Oüerschlesscn 72 stark besuchte deutsche Schulen und 0 überfüllte deutsche Gymnasien eröffnet wurden, während in Deutschland 52 Minderhcitsschulen mit insgesamt 800 Schülern errichtet wurden. Die deutsche Negierung hat hier richtige Politik getrieben. Der Redner besprach znm Schluß das Problem des deutsch polnischen Handelsvertrages. Er wies darauf hin, daß die ost- oberschlcsische Industrie, deren Kapital sich noch zu 70 Prozent in deutschen Händen befinde, nur bestehen könne, wenn sic Ab satzmöglichkeiten nach Deutschland habe. Achtzig Prozent der gesamten Beamten- und Angestelltenschaft sei deutsch. Sie repräsentiere den Mittelstand Ostoberschlcsiens, die Kultür- schicht, die daS Deutschtum erhalte. Mit dem Zusammenbruch der Industrie gehe diese Schicht und mit ihr das Deutschtum zugrunde. Deutsche in Obeefchlesken find vogelfrei! Kattowitz, 28. Juni. Nach Meldungen ans Nybnik hat die polnische Staatsanwaltschaft nunmehr denjenigen Per sonen, die wegen der an dem Tag der Gcineindewahlen gegen Deutsche begangenen Mißhandlungen Strafanträge gestellt hatten, offiziell mitgetcilt, daß den Anträgen nicht ent sprochen werden könne, da genaue Feststellungen unmöglich seien. Die Anträge der Mißhandelten ent hielten, wie hierzu festgcstellt sei, Benennungen von Zeugen für die Terrorakte. Slarl zum Fluge über -en Stillen Ozean. (Durch Funkspruch.) Oakland, 28. Juni. Der Flieger Ernst Smith, der zum Flug nach Honolulu aufgcsticgen war, ist rasch zurück- gekehrt, da der Windschutz zerbrach, wodurch der Flieger schutzlos den Winden anSgesetzt wurde. Dagegen ist der Start des Flugzeuges mit Mattland nnd Hegenbergcr ohne Zwischenfall erfolgt. Das Flugzeug erhob sich sehr rasch und überflog den Hasen von San Franzisko in einer Höhe von 000 Metern. Alle Schilfe im Stillen Ozean sind drahtlos auf gefordert worden, die Lichter des Flugzeuges bei der Neber- gncrung des Stillen Ozeans zu melden. (W. T. B.) Eharriberltrr und Levine wieder ln München. (D u r ch F u n k s p r u ch.) München, 28. Juni. Nach einer Mitteilung der Süd deutschen Lufthansa sind heute abend um )40 Uhr unerwarteter- weise Cyamberlin und Lcvine auf dem hiesigen Flugplätze ge landet. Chamberlin kam von Warschau und fliegt am Mittwoch früh nach Zürich weiter. Die Flieger wurden auf dem Flugplätze von der Direktion der Süddeutschen Luft hansa empfangen und in das Hotel bayrischer Hof" geleitet, wo sic übernachten. (W. T. B.) Ssil 1825 -4u§sn§!Ssei- Srlllsr, lUSsiris p.aos» SS Deranjtalkungen -es Volksbühnenbun-es in Mag-eburg. Der Deutsche Volksbühncnbnnd hielt seine 8. Jahres Versammlung in Magdeburg ab und krönte sie mit einer großen öffentlichen Kundgebung, die ein Bekenntnis ab legte zu den Zielen des Bundes. Mehrere tausend An gehörige des BlmbeS waren erschienen, ttnterstaatssckrctär a. D. Baake (Berlin) präsidierte. In den Ansprachen deS Direktors Holl (Berlin), des Universitäts-Bibliothekars Moering (Breslau), des Verbandsgcschäftsführcrs Dr. Nestricpke (Berlin), des Landtagsabgcordneten Dr. Bohner (Magdeburg) und des Oberschulrats Grimme (Magdeburg) kam zum Ausdruck, daß der größte Verbandstag, den der Bund bisher abhielt, die Magdeburger Tagung gewesen sei. Das Kulturtheatcr könne nur durch die Masse der Anhänger lebensfähig sein und müsse von allen Klassen und allen Par teien getragen werden. Die Künsten,üsse eine Brück'' schlagen zwischen dem alten »nd dem neuen Theater, das nicht Tendenz- bühnc sein dürfe, sondern die Sehnsucht nach dem geistig Großen zu erfüllen habe. Der Segen der acht eigenen Ver- bandsbühncn mache sich geltend in dem neuen Geist der Massen. Der Wille zur ernsten Kunst müsse gestärkt werden. Wo Theater nur Unterhaltung biete, komme der wirkliche Dichter nicht mehr zu Wort. Der Lärm der Claqueure eines Dichters könne nicht maßgebend sein, sondern nur das Werk selbst. Der Bühncnvolksbnnd beharre in seiner deutsch- christlichen Ansfassung. Stürmische Zustimmung bekräftigten die Ausführungen des Redners. » Ucber die Veranstaltungen anläßlich der Tagung wird uns von unserem Sonderberichterstatter noch geschrieben: Der erste Abend in der neuen, durch Raumkunst-Ver wertung ungemein imponierenden Stadthalle, die über 8000 Personen anfnahm, konnte allerdings trotz seiner ausgezeich neten künstlerische» Leistung nicht ganz von dem so oft be tonten mcnschciibcglückeuden Liberalismus überzeugen, da die Tanz- nnd BewcgnngSchörc der Berliner und der Chem nitzer Volksbühne stark einseitig eingestellt waren. Die Chem nitzer boten ein chvrischcs Weihcsvicl: „Aufbrnch des Geistes" von Werner Illing »nter Mitwirkung von Richard Fiedel (Stadtthcater Plaue» i. V.) »nd Pg„l Rudolf Schulze (Stadt- thcater Magdeburg), das mit seinen Leidenschaft - briichen auf die Tauer nicht zu fesseln ivnßtc, während die Dar bietungen der Berliner durch die Tanz- »nd Bewegnngs- chörc: »Erweckung der Massen" von Vera Skvrvncll, sowie dem Spiele für bewegten Sprcchchvr: „Der gespaltene Mensch" von Bruno Schönlank zwar künstlerisch ganz wunder voll geschlossen, aber inhaltlich mit allzu stark betonter Ten denz vermittelt wurden. Dem Ganzen ging unter dem Titel: „Neuzeitliche Musik" von „Konzert für Orchester" (Op. 38) von Paul Hindemith voran, das das städtische Orchester Magdeburg unter der mitfortrcißcnden Gestaltung des Generalmusikdirektors Walther Beck ausgezeichnet spielte. Hindemiths überragende Musikalität ist auch hierin keines falls zu verkennen, wenn auch die fast stereotyp auf Quarten- Jntcrvallen aufgcbauten, in den verschiedenen Umkehrungen sich zu aufeinanderprcssenden Sekundcnharmonien kon struierenden Tonfluten oftmals mauiriert erscheinen und kein klares Bild, geschweige ein reines Genießen aufkvmmen lassen. Die in diesem Konzerte aus Bach und Reger hin weisende formale Durchführung verheißt am Anfänge mehr, als was tatsächlich offenbart wird. Aehnltch wie in seiner Oper „Cardillac" versteht auch hier Hindemith ein be wunderungswürdiges glitzerndes Prisma-Klanggebilöe durch die virtuose Behandlung der einzelnen Soloinstrumente (Violine, Oboe, Fagott) hervorzuzaubern, das wohl von seinem enormen Können ebenso stark zu überzeugen ver mag, wie von seinem blutleeren musikalischen Empfinden. Ob nun die Auswahl des ganzen Programms die richtige Kost für Volkskunstsuchende war, ist höchst zweifelhaft! Kunst «nd Wissenschaft. Schauspielhaus. Zum ersten Male: »Fenster", Komödie von John Gakö worth y. Spiel mit einem sozialen Themc^ das eigentlich zu ernst für komödienhafte Behandlung ist. Daher ein Hin und Her zwischen geistreichem und paradoxem Ge plauder und Bitterkeiten aus der Panborabüchse der Zeit. AIS Theaterstück fesselnd, fast gerissen gemacht, als dichterische Prvblcmbchandlnng etwas charakterlos, wie der Schriftsteller March, der ein junges Mädchen aus dem Gefängnis in sein Hans nimmt, »m sic zu retten, nnd dann hilflos dem Unheil znschant. Als Gesellschaftskritik so zwischen Shaw nnd Snder- mann. Mit der glänzend gelungenen Figur eines philo sophischen Fensterputzers, dem P vnto scincMenschengestaltnng angedichcn ließ. Uebcrhanpt verführerisch gespielt, nur sehr schleppend. Alice Verden und Stella David in wcsenSverschicdencu Nolle», bene» jede ihr ganzes Wesen geben konnte. M cycr und Stcinbvck, Vater und Sohn, Gegen satz der Generationen. Viel Zcitstimmung und Gegenwarts- Problematik darin, deshalb die Ausnehmenden beschäftigend und aufreizend. Auf alle Fälle ein anregendes Stück, über das noch mancherlei zu sagen ist. Dies morgen. i'. 2. f Dresdner Theater-Spielplan für hente. Opern. Haus: »Die Frau ohne Schatten" ()47). — Schauspiel haus: „Fenster" (148). — Albert-Theater: „Bob und Bobby aus der Hochzeitsreise" (X8). — Residenz- Theater: „Miß Amerika" <N8). — DieKomödic: »Die Liebe wacht" (148). — Ccntral-Theater: „Die Tugcnd- prinzcssin" (8). j- Albert-Theater. Heute Mittwoch findet die letzte Borstellung der amerikanischen Burleske „Bob und Bobbo auf der Hoch, z e i t s r e i s c" mit Gertrud Mein- und Ernst Walbow In den Titel rollen statt. Regie: Rcnato Mordo. — Donnerstag, den 80. Juni, verabschiedet sich die Direktion Hanns Fischer mit einer Aufführung von „Raub der S a b i n e r i n n e n". Den Thcatcrdircktor Strlese spielt HannS Fischer. ? Crntral-Theater. Der musikalische Schwank „Die Tugend- Prinzessin" mit Martin Kellner, Slly Hoffmann, Arthur Hell und Marllese Ludwig in den Hauptrollen gelangt noch bis einschließlich Donnerstag, den 80. Juni, -nr Ausführung. Bon Freitag, den 1. Juli, ab täglich abends 8 Uhr: der »nisikalische Schwank ..Familie Raffke" mit Elln Hoffmann, Marlin Kettner, Arthur Hell, Alice Torning und Johanna Ewald in den Hauptrollen. j- Konzert des Ukrainischen Ehores heute Mittwoch, abends 8 Uhr, Im Hotel Demnitz, DrcSdcn-Loschwitz. -f Edwin Lindner dirigier« In der JahreSscha«. Heute, Mittwoch, den 29. Juni, und Donnerstag, -en 90. Juni, dirigiert Edwin Lindner das Nbendkonzcrt in der JahreSscha». Der erste Abend bringt u. a. die Lconoren-Ouvertitre Nr. 8 von Beethoven, LeS Prö- ludes von Liszt, daS Andante und Allegro n»s der I». Sinfonie von Tschaikowsky. Der zweite Tag bringt im ersten Teil des Programms nur Werke von Wagner, ». a. die Tannhänscr-Onvcrtürc, ferner auch die Akademische Fest-Ouvertüre von Brahms. Beginn an beiden Abenden »m 7 Uhr. j- Herbert vnlenberg lieft In der JahreSschan. Die Reihe der Vorträge der Freien Vereinigung Dresdner Schrift- st e l l c r setzt heute abend 8 Uhr der Dichter Herbert Eulen- berg in den Lichtspielen der JahreSscha» fort. Karten im Vorver kauf bei Nies nnd an der Kasse der Lichtspiele selbst. -s Das NcichSwchr-Großkonzcrt zu wohltätigen Zwecken, das am Dienstag abend in dem von Stosch-Sarrasant groß zügig überlassenen ZirknS stattfand »nd Mittwoch nnd Don nerstag wiederholt wird, hatte den weiten Raum bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Wehrkreiskommando mit General leutnant Wöllwarth, Vertreter der Behörden, darunter Oberbürgermeister Tr. Blüher, die alten Soldaten mit Weib und Kind »nd die Jugend von heute, sie alle waren gekommen, denn die Klänge der Militärmnsik hgbcn für deutsche Ohren nichts von ihrem Zauber cingebttßt. Das kann man bciir. teilen, wenn man neben der alten Stadtkommandant»! ge-
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