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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192006052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19200605
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19200605
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1920
- Monat1920-06
- Tag1920-06-05
- Monat1920-06
- Jahr1920
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1920
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»Ich Kun, .. ei« Versprech«» nicht einfach losen . . »en Hnn» nicht sorttn», Walter..." »Dan«... lebe wohl", sagte er langsam und seine Stimme iimrde schrill, weil er de» Schrei seines Herze«» übertönen «sollte. So kam es, Latz Hilde vppler» eine StnnLe später ihre» Etter» von ihrer Entlobung sagen mutzte! Di« nächste» Woche» er»e»te» sür Hilde Opplers täglich ihre QtUtle». Jauner Li« nämlich« Krage pocht« an ihr Her»: -Haü D» a»ch recht gebandelt?" Aber so sttzver fi« »»ter Ler Tr«»»uug oo» Lem geliebte« Aan» a»ch litt. »» einer Lereiniguag gelaagte sie dennoch nicht. JKreS Wesens Ler» war die »nwanLelbare Treu«. Ob ihr Juge»dsre»»L Werner Wacklttz fic anders al» mit de» Gefühle» eines Bruder» betrachtet, untersuchte ste jetzt nicht. ES war «Sglich; allein, sie wüßte eS mit Bestimmtheit nicht. Der Hund hatte ih» «ehr «lS einmal in höchster Not vo» Le» t» dieser Gege»d beso»L. gefährliche» Wilderern be freit. vielleicht hätte er auch Lies letzte Geschehnis, welche» da» Lebe» sei»«» Herr» fordert«, verhindert, wäre er nicht gerade damals a» eine» befreundeten Oberförster ausge- liehe» gewefe». Jedenfalls hatte iha Ler Freund im volle» Vertraur», Latz ste L«S Tiere» Treue lohnen werde, ihr be stimmt. Datz Ler Via»» ihrer erste» »»L einzigen Liebe LaS Er- sülle» ihres versprechens nicht al» Pflicht erkannte, tat ihr an, wehste». Sie wußte jetzt von ihm nicht mehr, al» Latz er t» verbissever Wut, Tag »nL Nacht -1« Spuren einrs Wilderer» »erfolgte, Ler sich nicht hasche» lieh. Und ihr Her» schrie »»»»eil«», obwohl ste jedes Siecht a» ihm verlore», in heitzer Not »m th». Zumeist lag -er H»nd 1» ihrem Stübche». Neuerdings ruhte fein Kopf auf einem seltsame» Siffe». Ihr einstiger Verlobter hatte bei seiner letzten An wesenheit ei»e» f«i»er Litte» pelzgefütterten Handschuhe ver gehe». Mochte er eine» TageS herabgeglttten sein ... mochte Nimrod — klug wie er war — th» sich gesucht haben .... genug, »u» diente er ihm al» Polster. Eie lieb es ruhig zu, erwägend, ob Liese». Stück, L«bS der Geliebte getragen, viel leicht tmsta»de wäre, eine Annäherung »« ermöglichen. A» Lem Spätnachmittag eines warmen Tage» war Nftnrod plötzllch nicht im Zimmer »u -allen. Leum hatte ste iiü so weit beschwichtigt, datz sei» geschmcidiger Körper «iu:u Angenblick Nutze gab. Lau» sprang er im nächster: bereit» wieder empor, drängte ungestüm »ur Tür und stieb jenes kurze Geheul au», La» wie ei« Alarmruf durch bas einsame Land-«,» Lraag. So konnte es kommen, datz er, als ihr Vater vom Flur die Tür öffnete, pfeilgeschwind -avonschotz und sich Lurch keinen Lockruf zur Umkehr bewegen ließ. Der alt« OpplerS hatte seiner Tochter eine traurige Bo!- ichcst zu bringen. ..S» ist Heller, Du erfährst eS durch mich, Hilde," sagt« er. Denke Dir, Walter Leichtner ist von dem gestrigen Pirsch gang nicht.. . »urückgekommrn. Der Forstcleve erzählte es mir soeben." »Suchen ste ihu den» nicht?" fragte ste mit zuckendem tNnnde. „Natürlich tuu ste das. Aber Du weißt doch, der Bold Hal ge»üge»L HSHlen und Verstecke ..." Wohl ei»e Stund« kauerte Hilde OpplerS frierend und Zitternd auf dem schmalen Mädchensosa. Dan« sprang ste «lötzlich auf, ritz Len Wettermantel aus Lem Schrank und »les zu ihrer Mutter „Seid mir »icht böse aber ich mutz auch suchen viel- leicht finde ich ihn l" Der Rbe»L steckt« unzählige kleine goldene Lichter an. Gl« schte»«» i» Leu Sronen der alten dichte» Saldbäume »u schnöbe». Trotzdem stolpert« Hilde OpplerS mehrmals Aber el»e herausspriugeabe Wurzel, schlug zu Boden, raffte sich mühsam empor und stürzte weiter, ohne, datz ste es klar wntzte, unablässig -en Namen des Geliebten rufend. Eine Antwort erhielt sic nicht. Unheimlich und stumm Lag der alte Wold Sa Ne Ampel des MoudeS hing »u» auch Aber threm Lops Aber all dies Licht brachte kein wirkliche» Leuchte«. Ae fchritt in dichten Schleiern, hinter denen eS vielleicht klar sein mochte. Plötzlich lauschte sie mit allen Sttnleo. Heulte La nicht ein Hund ans* ES war, als habe sie Flügel bekommru. Seltsam bekannt erschienen ihr diese Töne. Wen» . . . eS Nimrod wäre . . . 7 ! Lange währte das FtuLe». Immer von neuem mutzte tz« nnftören und Sie Richtung wechseln, um dann endlich doch die Steil« aufzusinLen, von welcher sie -rangen. Ntw.roL stand vor einer kleine» engen Höhle, l.» tropf zu Sen goldene», schwebenden Lichtern eulporgehobc» .... die grünlichen Augen von einer fast menschlich wirkenden Ang- durchleuchtet. In dieser Höhle sand HtlSe OpplerS endlich Sen Geliebten. Sie fragte sich nicht, ob er selbst »och so viel Lraft aufgebracht hatte, um sich hierher zu flüchten oder ob der Wilderer, um sein Anffinde« unmöglich zu machen, ihn dorthin verschleppte ... Sie fühlte nichts, alS datz sie endlich ».. endlich bei ihm sein Lnrste. Er schien leblo» zu fei». Eine Kruste schwärzlichen BluteS überzog sei» grüne» Ehrenkleid. Aber leise . . . leise . . . spürte sie, das Ohr an seine Brust gepreßt, den schwachen Herzschlag des Leben» darunter. Ihre Kräfte wuchsen ... Sanft bettete sie seinen Kons auf ihre» -usammengerollten Wettermantel und wartete, seine Hände in den ihren, während der Hund mit jagendem Atem «n» hängender Zunge znsah. Und dann zuckten seine Lider leicht und . . . endlich . . . öffneten ste sich ein wenig. Beim Schein der Taschenlatcrne, ohne welche Hilde Opplers niemals das Elternhaus verließ, erkannten seine Augen ste. Sein Mund lächelte. Seine Hände versuchten einen Druck. Und die Lippen . . . ja . .. di« murmelten etwas. SS klang »war wie aus tiesem schönen Traum, aber sie vernahm es doch. „Du Treue, Du ... Meine . . ." Himmel und Erde — Sterne und Wald versanken. Nicht» verblieb, als die grotze, heilige Liebe un- Treue, die stärker ist als Trotz, Jammer und Tod l Sie errtthrsste Eiserrkahrr. Dre Zeiten, da man bei der ersten Einfüsrang der Eisenbahnen von der „schwindelerregenden Schnelligkeit" des neuen Beförderungsmittel» sprach, liegen nun schon mehr als dreiviertel Jahrhundert zurück, rind nur lachen heute über die entsetzten Schilderungen von der „rasenden Erle", mit der die damals doeb recht langsam gehenden Vage» nach Ansicht der Zeitgenossen dohrrrsausten Immer- hrn erschien noch bis zu Anfang des LO. Jalnchundcrts die Eftenbahn als bas schnellste Beförderungsmittel, und die Erreichung von einer Schnelligkeit von »wer Kilometern in der Minute wurde als eine Höchstleistung betrachtet, dre nur in seltenen Fällen und auf kurzen Strecken erreicht wurde. Seit dieser Zeit aber hat sich unser Begriff von Schnelligkeit, der sich gegenüber den Anfängen der Eisen bahn schon so erstaunlich gewandelt hatte, aufs neue durch da» Auftreten der Automobile und der Flugzeuge verän dert. Die Eisenbahn lmi längst aufgebörr, als ein Ideal von Schnelligkeit zu gelten, uns man kann sagen, daß sie kn der Zeit nach dem Waffenstillstand, in der in allen Län dern ein Rückgang des Eisenbahnbetriebe-- zu verzeichnen endgültig entthront werden ist. Ein englischer Techniker, Ralph Harold Bretherion, der sich mit dieser Ersclzrinnng beschäftigt, nennt die Eisenbahn etwas übertreibend „das allerlangsamste". Die Schnelligkeit des Autos übertrifft die Eisenbahn bei weitem. Während eine englische Meile s-- 1,6 Kilometer) in der Minute auf dcm Schienenweg heute kaum noch irgendwo erreicht wird, kann mau mit dein Auto zwei Meilen in der Minute unter günstigen Um ständen beguem zurücklegeu, und dem Flugzeug fallen drei Meilen in der Minute gar nicht so schwer. Aber selbst durch die Leistungen auf dem Wasserwege wird die Eisen bahn entthront. Bei einer Wettfahrt von Motorbooten legte jüngst in Monaco ein Boot über 60 Meilen in der Strinoe zurück, in dem es eine Schnelligkeit von ü«;,43 Kno ten aufwieS. Dies ist nun zwar eine außergewöhnliche Geschwindigkeit, aber eS ist ein Beweis dafür, daß wir rins der Zeit der Dampfer nähern, die eine Meile in der Minute »urücklcgen. Während bisher die schnellsten Damp fer 30 Laoten, die leichten LriegSkreuzer 35 Knoten auf die Zerstörer M Knoten zurücklegten, ist jedenfalls nun er wiese», baß das Dampfboot an Geschwindigkeit dec Eisen- bah» »icht »mchsteht Die Lage ist nun die, daß Kraftwagen und Flugzeug schneller als die Eisenbahn sind und daß noch keine Lokomisttve auch nur annähernd die Höchstleistung dieser beiden Beförderungsmittel erreicht Kat. Das Schiss aber ist der Eisenbahn in Bezug auf die Schnelligkeit schon recht «ahe gekommen, und jedenfalls ist auf diese Weise die. Monopolstellung, die der Schienemoeg bis vor kurzer Zeit besaß, aufgehoben. Schnelligkeiten find auf diese Weise erreicht, die man bis vor wenigen ^fahren sür ganz un möglich gehalten hätte, während zu gleicher Zeit 6ic Eisen bahn. auf die man so stolz «var, in ihren Leistungen nach läßt und bas Ideal von einer Meile in der Minute, das bereits erreicht tvar, nicht knuezuhalten vermag.. Frei lich sind diese Schnetligkeltsvorstellungen, die wir nun ge wonnen haben, für die Allgemeinheit mehr theoretischer als praktischer Natur, denn trotz dec größeren Schnelligkeit des tkrafftoaaenS ist die Eisenbahn sür den Pasiagterderteyr doch noch schneller, weis das Anto auf den gewöhnlichen Chausseen seine Schnelligkeit nicht ungehindert entwickeln kann. Bon alten Seilen droht aber der „entthronten" Eisen kahn in der Zukunft hie schärfste Konkurrenz. Je mehr sich der Flugverkehr entwickelt, desto stärker wird man die verhältnismäßige Langsamkeit Les Schienenweges empfin den, und auch der Ausbau der Wasserstraßen, der überall geplant wird, bürste der Entwicklung der Schiffahrt einen starken Ansp»rn geben, so daß ball» die Dampfer senk Schnelligkeit erreichen werden, die das Motorboot in Mo naco vollbracht. So wird sich die Prophezeiung des eng lische» Technikers bewahrheiten: „Pie arme alte Eisenbahn wtrd allmählich Has langsamste unter allen Beförderungs mitteln." Grimmsche Märchen im Krrnkasirs. Wir sind gewohnt, unsere Grimmschen Märchen els etwas NrdeuticheS auznsehen, und wirklich ist auch die ge- linntvoll innige Form, in der sie erzählt sind, ein wunder voller Ausdruck germanischen Geistes. Aber kne Stosse der Grimmschen Märchen hat die Wissenschaft seit langem als ein Gemeingut aller Völker nachzewieien. und gerade drcsc Wandlungen und Neusormungen der Märchen ans ihrer Wanderung durch die'Literaturen der Welt jind besonders reizvoll. In der bekannten Sammlung der „Märchen der Weltliteratur" durch deren Herausgabe der Verlag vvn Eugen DiedcrichS in Jena sich ein so hohes Verdienst er- tmrbt, ist in diesen Tagen ein vsn A. Darr bearbeiteter Band „Kaukasische Märchen" erschienen, der uns rin Neu land der Märchenforschung erschließt. Genade der Kau kasus, Liefe Nrwiege menschlicher Fabukierkunst, in der z. B. die Sage» von Prometheus und de» Argonauten ent standen sind, ist aber für die Märchenforschung besonders wichtig, denn das Land liegt in der Mitte ein«? Kultur kreises, in dem sich durch Jahrtausende die »rotzen Ereig nisse der europLisch-vorderasiaftschen Menschheit abgespielt haben. Hierher wogten die Wellen jener Kulturbewcgungen, in denen die uralten Reiche der Hethiter, Sumerer, Baby lonier und Assyrer sich tnttvickelten: hier spiegeln sich die Reflexe des großen Kampfe» zwischen Iran und Turan, von denen das Heldengedicht des persischen Schahnameh meldet; in der Völkerwanderung weilte» hier tue verschie densten Stämme, die auf Ihren Züge» altes Kulturgut des Kaukasus mit sich führten; dann fegt der islamische Sturm durch das Land «nd dringt bis t» d«e verborgensten Schluchten der Gebirge; Mongolensluten «nd Tataren horden ziehen das Land in ihren Wirbel, «nd schließlich siegt Rußland über die Türken «nb Perser. So bunt wie die Bölkerkarte de" Kaukasus, »ur der man weit über 60 Namen zählt, so bunt ist auch DaS Svrackengemisch und die nngeichriebene Erzählungslitecatur der Kaukasier. Aus diesem Schatz ist in dem neuen Märchenbanbr zum ersten Mat geschöpft. Das reichste Gemisch von Erzählungen ist noch heute in mündlicher Ueberlieferuna überall im Kau kasus zu finden. „Da gibt es z. B. in Tiflis", so berichtet Dirr, „eine Klasse von Hausierern, Kinto genannt, Lee sich tatsächlich durch eine gehörige Portion Schlagfertigkeit, Cchiauheft und Mutterwitz auszeichnen. Die Kftfto-Witze sind Legion, genau imc bei u»S die Mikosch-Geschichlrn und ähnliche Sachen. Ich habe aber in memem 10 jährigen Aufenthalt im Kaukasus auch nicht einen erzählen hören, den ich nicht als lieben uralten europäische« Bekannten hätte begrüßen können. Dec Inhalt hat sich nicht geändert; er hat sich nur, Ivie Lies auch anderwärts aescheeht, um eine gegebene, günstige Bedingungen bietende Persönlichkeit her umkristallisiert. Eine ändere Figur, die sich Im Kaukasus einer allgemeinen are»z«nlosen Beliebtheit erfreut, ist Mulla Säaireddin. Es ist unser guter alter lliekmmtcr aus l'bk Schehir, c»ec tückische EhoSja Nasr Eddtn." Natürlich sind auch die Stoffe der Grimmschen Märchen im Kaukasus heimisch, und wer wvlle» zum Schluß an zwei Beispielen zeige», wie diese alte» liebe» Bekann ten in kaukasisch«,. Tracht anSschanen. Da erscheint unter dem Titel „Bulut-chichau" das Mär«hen vom gesiieselten Kater. In der awarischen Fassung ist aber der schlaue Held des Märchens ein Fuchs, und der Man», der ihm das Leben schenkt und den er dafür reich und glücklich macht, ist ein Miller, der den Namen „Lause Hadschi" führt. Der Fuchs geht für ihn an den Hof des Echem und sagt zu ihm: „verzeih, wenn ich unbescheiden bin, ich möchte Dich, um ein Mas; bitten, nm Bukutschichans Silber zu messen, ich habe schon überall da,«ach gesucht und lftmfte nirgend eines auftreiben." „Was ist denn da" für ein iZntntschichan, von dem hab' ich nie eUoas gehört", sagte dec Chan. „Doch, den gibt's schon. Ich bin ja sein Vezier", sagte. Ler Fuchs, nahm das Maß, bas ihm der Elian gab und lief weg." Der Fuchs lässt dann an dein Akts;. da; er tm'edcroringl, eine Srlbermünze hängen, »nd später, ass er es sich noch einmal borgt, eine Goldmünze. Er erweckt dadurch dir höchsten Vorstellungen von dein Reichtum seines Herrn. Dann freit ec für ihn um die Tochter de' Estau. „Der Chan wäre vor Freude fast gestorben." Nun hat aber brr arme Müller nichts ?g,in Anziehen Der Fuchs macht da her für Lansi-Hadschi ein Slaatsllrid aus lauter bunten Bergblumen zurecht und gibt ihm ein Gewehr ans Lftibcn- holz mit Schnüren an? dem Bast dieses Baumes in die Hand. Dann befiehlt er ihm, wenn ihm der Chan mit Ge folge entgegcnreitet, in den Fluß zu springen; er wird nackt herausgezogen und von den Reitern des Chans fein kmgczvgen. Da er aber stets nur einen lausigen Halbpelz hatte, so fühlt er sich in den Kleidern recht unwohl, was dem Chan auffälll. Der Fuchs erklärt das aber damit, daß er früher viel feinere Kleider gehabt habe. Er benutzt Le, seiner Antwort schlau die im Fluß weggeschwommenen Bergdlumen und den Stav aus Lindenholz un» sagt: »An-; bezahlbar warm sie, über und über mit Diainmttm mist Edelsteinen besetzt. Worum es mir aber besonder» leid tut, das war sein Gewehr. Das tvar «.'n alte» Stambnler Ge wehr, das er von seinen Vorvätern ererbt hatte." Sodan» verschafft der Fuchs in ganz ähnlicher Weise «Vie in» Grimmschen Märchen seinem Schützling da» Reich de» „Drachen", und Bukutschichan lebt mit seiner Frau in Glück und Wonne, bis er sich undankbar gegen den Fuchst erweist, der ihm bann großmütig verzeiht. Da» Märchen vom „Tischlein deck dich" trägt in der Fassung bei dm Kabardinern, einem tscherkessischen Stamm, den Titel „Die Wundertiere und der Wunderknüppel". Die Du «Vergabe» bestehen in einem Pferd, bas jedes Gericht gibt, das man haben will; dann rn einer Ziege: „Wenn du „mLä" sagst, so fallen aus ihrer Nase und ihrem Maule Goldstücke." Beide Wundertiere werden dem alten Manne, dec sie von einer ganz alten Frau erhält, abgeschivatzt, und er bekommt dann von ihr einen Knüppel, der, wenn der Besitzer „don, don" sagt, alle so lange prügelt, bis er ihm befiehlt, auf- znyören. Mit Hilfe dieses Knüppels bekommt er feine bei den Wundertiere wieder „und lebte herrlich und in Freude» mit seiner Alten." Atavismen der Mode. Obgleich die Mode stolz darauf ist, daß sie stets da» Neueste vom Neuesten bringt, so schleppt doch auch sie aller lei Ucberbleibsel ferner v-rgangeni>eiten mit sich, die heul«' ganz sinnlos geworben sind und deren Bedeutung fick nie mand mehr erklären kann. Bon solchen „AtaviSmew' der Mode, die ein Historiker der Kostümkunde »nfammenstellt, feien einige angeführt. Niemand weiß z. B. mebr, wa» eigentlich die zwei Knöpfe solle», die sich unabänderlich auf dem Rücken der Herrenröcke befinden. Unser Historiker behauptet, daß diese Knöpfe der letzte Ueberrest einer mit telalterlichen Männerkleidnng seien, in der dir Röcke Hüften' zugeknöpft wurden, damit die Knöpfe nicht vorn bas breit- hernmgehende Bandelier stören könnten, an dem der Degen getragen wurde. Für die Knöpfe an den Aermel» hat man sa als Entstehungsursache die Vorsichtsmaßnahme ange führt, daß Soldaten und junge Kadetten daran gehindert werde» sollten, die Aermel als „Schnupftuch" zu ver wenden. Jedenfalls ist dieser Schmuck des Herrenrockes ans der Uniform in die Zivilkieidung übergegangen nnd bat lick hier hartnäckig erhalten. Aekniichen praktisch-»« Er wägungen entstammt die Mode des viereckigen Matrosen- kragens. Er wurde in der englisüM Marine eingefuhrt, um zu verhindern, baß das Mte blaue Tuch der Jacke dura« Len damals offiziell getragenen langen fettigen Zopf be schmutzt werde. Der waschbare Leinenkragen ioac also zu nächst nur als Schutz gegen den Zopi gedacht, hat lich aber seitdem in der Mode erhalten, obwohl die Matrosen längst keine Zöpfe mehr habe». Auch die drei Raupen, die dein oberen Handschuh zur Zierde dienen, waren ursprüng lich durchaus zweckvoll und sind erst später zu einem bloße«» Schmuck geworden. Diese Raupe» stammen an? der Zeit^ da die Handschuhe noch nicht aus einem Stück gemacht, son dern aus brcr verschiedenen Stücken Leder zusammengesetzt wurden. Die Nähte wurden nun durch aufgcnähte Schnur verborgen. Die cingcwcbten Verzierungen an de«, Seiten der Strümpfe haben dcuselben Ursprung. Dre Wickel gamaschen sind die einzige Erinnerung au den mittelalter lichen Schuh, der mit einem Baud um das Bein feftge- lnniden wurde. j Aus der Küche. Pilzsuppe. Eine schwach gefüllte Obertasse voll ge waschener Trockcnptlze wird über Stacht tn einein Liter Wasser clngeweicht. AnS Feit, drei Eßlöffel Mehl, einen. Teelöffel geriebener Zwiebeln wird eine Helle Schwitze ge macht und mit dem Pilzivasscr klar gerührt. Die Pilze «nb,' wenn vorhanden, !-« Liter Knochenbrühe bazugegcbrn und zwei Stunden gekocht, dnrchgestrlchen oder Sie Pilze fein gewiegt. Gebackener Spargel. Die geschälten Stangen werden mehrere Minuten in Scftzumffer gekocht. Während sie trock nen und erkalten, mcnht mau aus Butter, Mehl, einem Ei «nd etwas Weißwein — oder Spargeimasser — einen Kuchen teig, rollt ihn anS, zerschneidet ihn in größere Stücke, legt in jedes drei bis vier Spargelstangen, rollt den Teig zusam men und lmckt ihn in Fett oder Oel schön goldbraun. Süße Nudelplinse«. Die weichgeditnsteten NuLelu «ver- ücu abgciropst. Von Wasser oder Milchmischung, Mehl, etwas Salz und angcbratruen, kleingeschnittenen Zwiebeln wtrd ein dickflüssiger Teig zusammengerührt. Man fügt Zucker, vanille oder Zitrone oder auch einige Tropfen Btttermandel- essruz und ein bis zwei geschälte, roh geriebene Aepfel sowie etwas Backpulver hinzu und bäckt die Plinsen, indem man «inen Löffel Nudeln und zivct Löffel Teigmassc in siedende« Nett legt. Sie werden auf beiden Setten goldgelb »«backen nnd »benmtf mit «AoM Zucker oder Zimtzucker bestreut.
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