62 Johann Harter Eine Welt der Halbleiterspeicher in Dresden - die Entstehung eines Leuchtturmes Das Weihnachtsgeschenk Weihnachten 1993: Die Siemens AG gibt den Bau eines Mikroelektronik-Zentrums in Dresden bekannt. Geplant sind eine Investitionssumme von 3 Milliarden DM und der Aufbau von 1200 Arbeitsplätzen. Dresden und Sachsen sind begeistert, eine Großinves tition in einer der Wachstumsbranchen kommt an die Elbe. Was war geschehen? 1993 war die Siemens AG auf der Suche nach Fertigungskapazität für die gemeinsam mit IBM und Toshiba entwickelte Technologie für Dynamische Halbleiterspeicher (so genannte DRAMs). Die sächsische Regierung bot den Freistaat als möglichen Standort an. Neben attraktiven finanziellen Anreizen war die hervorragende Wissenschaftsland schaft mit einer großen Zahl von Hochschulen, Fachhochschulen und Forschungseinrich tungen und die dadurch erreichte Verfügbarkeit gut ausgebildeter Fachkräfte ein sehr gewichtiges Argument. Nicht zu vergessen war auch die große Historie von Dresden als Entwicklungszentrum der Computerindustrie und der Mikroelektronik mit ehemals über 72 000 Beschäftigten. Dazu kamen die wunderschöne Architektur, die Lage von »Elbflo- renz«, die Sächsische Schweiz und die weltoffenen und innovativen Sachsen als weitere, wie man heute sagt, »soft facts« - wichtige, wenn auch schwer quantifizierbare Plus punkte für Dresden. In intensiven Verhandlungen zwischen dem Freistaat, der Stadt und dem Unternehmen war man sich sehr schnell einig geworden. Das Ergebnis - unter den verschiedenen Möglichkeiten fiel die Entscheidung zugunsten eines neuen Werkes an einem neu zu errichtenden Standort in Dresden. Der Standort Ausgewählt wurde das ehemalige Kasernengelände in Klotzsche, das bis 1993 der russi schen Armee als militärischer Stützpunkt gedient hatte. Dieser Standort bot günstige Voraussetzungen. Seine nahe Lage zu Flughafen und Autobahn, aber auch zum Stadt zentrum, erlaubte eine optimale Verkehrsanbindung. Durch eine große Schleife der Bahnstrecke nach Osten war zudem genügend Platz für das geplante Werk, ohne dass störende Erschütterungen durch Fahrzeuge entstanden. Zudem erreichte hier die Lau sitzer Granitplatte die Oberfläche, nur ca. zwei Meter unter der Oberfläche konnten damit die Fundamente der Fabrik auf einen extrem stabilen Untergrund gesetzt werden.