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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.02.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192302262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19230226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19230226
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1923
- Monat1923-02
- Tag1923-02-26
- Monat1923-02
- Jahr1923
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.02.1923
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Riesaer G Tageblatt und Alk-reiner lLldeblatt und ÄMkiger). Montag, SS. Acbrnar 1S2S, abends 48 7«. Jahr» Postscheckkonto: Dresden 1880 Girokaff- Riesa Nr. SL «nd Ansriger (Llbeblatt und A«Mger). -rahtanschr^ rag.br-« «lesa. Das Riesaer Tageblatt enthält die amtlichen Bekamttmachuv^u der AmtShauptmannschaft Grossenhain, des Amtsgerichts, der AmtSanwaltschaft beim Amtsgerichte «nd des Rate- der Stadt Riesa, des Finanzamts Riesa und des Hauptzollamts Meitze«, sowie des Gemeinderates Gröba. Da» Riesaer Tageblatt «rfchri»t jeden Tag abend» '/,6 Uhr mit Ausnahme der Sonn» und Festtage. BrjUsstzretS, gegen Vorauszahlung, für Mürz 3988.— Mark einschl. Bringcrlohn. Anzeigen für die Nummer des Ausgabetages sind bi« 8 Uhr vormittags auszugeben und im voraus zu bezahlen; eine Gewahr für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Platzen wird nicht übernommen. Preis für die 88 ww breite, 3 mm hohe Grundschrift-Zeile (ö Silben) 288.— Mark; zeitraubender und tabellarischer Satz 38"/„ Ausschlag. Nachwcisungs- und BermittelungSgebühr 48.— Marl. Feste Tarife. Bewilligter Rabatt erlischt, wenn der Betrag verfällt, durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. ZahlungS- und Erfüllungsort' Riesa. Achttägige Unterhaltungs beilage „Erzähler an der Elbe". — Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen des Betriebe« der Druckerei, der Lieferanten oder der Deserderungseinrichtungen — Kat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Rotationsdruck und Verlag: Lanaer t Winterlich, Riesa. Geschäftsstelle: Goethestrah« SS. Verantwortlich für Redaktion: Arthur Hähnel, Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa Die Marokkaner in Königswinter. Sonntag nachmittag gegen 8)4 Uhr wurde Königs, «inter von den Franzose» besetzt, «nd zwar durch Marokkaner. Boa Oberkassel her kamen etwa 40 Manu Kavallerie «nd 60 Man« Infanterie; gleichzeitig landete der Dampfer „Rheinstein" und brachte noch etwa 166 Ma«n. Sie besetzte« das Rathaus, das Zollamt «nd die Zugänge zum Bahnhof. Der Bürgermeister protestierte gegen die Be setzung des »eutrale« Ortes. Nach S)4 Uhr zog sich die Kavallerie wieder «ach Oberkassel zurück. Ans Frankfurt a. M. wird gemeldet: Der zum Di- rektionöbezirk Frankfurt a. M. gehörende Bahnhof Lim- burg-Lahn ist Sonntag früh um 8 Uhr von den Franzosen besetzt morden. Eingriffe in den dortigen Eisenbahnbetrieb sind bisher nicht erfolgt. Die Bahnhöfe Wanne und Recklinghausen, die Sonn abend von den Franzosen besetzt worden sind, sind wieder frei. Die Franzosen haben bei ihrem Abzug 14 Lokomotiven, 40 Personenwagen, 40 Packwagen und 100 mit Kohlen und Eisen beladene Güterwagen weggesührt. In Bracke! wurde von den Franzosen von Sonnabend abend 7 Uhr bis Sonn tag früh 7 Uhr der gesamte Eisenbahnverkehr gesperrt. Eine Begründung für diese Maßnahme liegt nicht vor. Aus Esse« wird gemeldet: Die französische Wache im Hauptbahnhof Essen ist zurückgezogen worden. Die Fran zosen haben die Durchfuhr -er Kohlenzüge für Holland durch die Station Dorsten verboten. Ter Beigeordnete der Stadt Esse«, Bolsdorff, wurde Sonntag früh zusammen mit seiner Fran von de» Franzosen ohne Angabe von Gründen ver haftet. Hierzu wird noch gemeldet: Sonntag früh wurde das Haus des Beigeordneten Bilsdorfs von etwa 30 Sol daten umstellt. Die Leute drangen mit Gewalt durch die Hintertür ein und erklärten Frau Bolsdorff für verhaftet. Der Grund der Verhaftung ist folgender: Seit mehr als 14 Tagen versuchten die Franzosen sechsmal, in das Haus des Beigeordneten einzudringen, um an dem Telephon gestänge auf dem Dache zu arbeiten. Trotz starrenden Bajo netten und ausgestotzcnen Drohungen verweigerte Frau Bolsdorff den Eintritt, bis Sonntag die Franzosen sich den Weg ins Haus gewaltsam bahnten. Der Beigeordnete Bols dorff verlangte, seine Gattin ins Gefängnis begleiten zu dürfen, was nach wiederholter Weigerung gestattet wurde. In Bredencn wurde nach Aufnahme eines Protokolls er klärt: „Die Dame kann gehen; der Herr bleibt hier." Bei geordneter Bolsdorff wurde darauf zunächst in das Brs- deneyer Rathaus und von dort nach dem Zuchthaus« Werden gebracht, wo neuerdings Räume für die Gefangenen frei gemacht worden sind. — Die Franzose» gehen nunmehr auch dazu über, Stratzenbahnwagen anzubaltcn und von den Fahrgästen Ausweise zu verlangen, bezw. alle diejenigen zu verhaften, die größeres Gepäck mit sich führen. So wurde Sonnabend abend zwischen 10 und 11 Uhr ein Straßenbahn wagen der Linie 16 in Essen von einem französischen Kom mando mit ausgepflanztem Seitengewehr, das ans einem Offizier, einem Unteroffizier und zwei Mann bestand, an gehalten. Tie Fahrgäste mutzten ihre Ausweise vorzeigen, und mehrere Damen und Herren, die grötzercs Handgepäck bei sich sührten, wurden zur Wache gebracht. In der vorletzten Nacht wurde in Herne eiu Arbeiter, der 250 000 Mark bei sich führte, von drei französischen Sol daten überfalle» und vollständig ausgeplündert. Vom Bahnhof Frintrop haben die Franzose« u. a. 16 Lokomotiven, 1 Personenzug mit ö Wagen, 88 Wagen mit Kohlen und Koks und 4 mit Briketts, sowie viele andere Wagen mit Grubenholz, Brettern, Torf usw. abgeschleppt. Autzerdem haben sie aus den Werkstätten alle Handwerks zeuge und Geräte herausgcholt und die Schränke der Ar beiter zerschlagen. Beamte und Arbeiter haben in grötzerer Zahl, teilweise mit zweistündiger Frist ihre Wohnungen verlassen müssen. Die Besetzung -cs Verschiebebahnhoss Essen-Frintrop erfolgte mit einem Aufwand von acht Tanks und mehreren Maschinengewehren. Sämtliche Stratzenzüge wurden abgesperrt. Eine grobe Anzahl Truppen wurde mit einem besonderen Militärzug aus Oberhausen herangcholt. Soweit fcstgestellt werden konnte, sind sechs Züge, ei» <ve» rätewagen und 130 Waggon Kohle» weggenommen worden. Die Güterschuppen wurden erbrochen und Stückgut in großen Mengen fortgeführt. Ein Waggon mit Mehl wurde geplündert. Die Bttroeinrichtungen wurden kurz und klein geschlagen und die Eisenbahner von 4)t bis 7)4 Uhr fest gehalten. Die Arbeiterschaft durfte sich nicht umziehen und wurde in der Arbeitskleidung nach Hause gejagt. Einzelne Arbeiter, die ausbrachen, wurden eingefangen und zwei Stunden lang an die Wand gestellt. Die Eisenbahneruni formen wurden entwendet und von den Franzosen an gezogen. Soer Oberbürgermeister und ein Teil Ser Stadtverord neten von Bochum sind wieder a«f freie« Kutz gesetzt worden. Die übrigen verhafteten Stadtverordneten befinden sich noch in französischem Gewahrsam. Wie W. T. B. erfährt, beschlagnahmte« die Frauzofe« Sonnabend vormittag in dem Schnellzug Berlin-Köln D 38 einen großen Geldtransport der Reichsbauk in Höhe von 12,8 Milliarde« Papiermark mit de« daz« gehörige« Druck» platten auf dem Bahnhof Hengstei. General Degoutte hat eine neue Verordnung erlassen, durch die das Vcreiuswese« vollständig unter Aufsicht der Militärbehörden gestellt wird. Der hollSndische Dampfer „Haffia" wurde Freitag nach mittag, als er in den Mannheimer Hafen einlief, von einem französischen Zollboot durchsucht und ihm die Schiffspapiere abgenommen. Nach etwa «i«er Stund« Mrschien, wie der „Mannheimer Generalanzeiger" mitteilt, das französische Zollboot im Hafen von Mühla« und kaperte eine« H»IS«, bische« Dampfer, der mit französische« Mannschaften besetzt ^-.rde. Der Kapitän legte Verwahrung ein. Darauf Nblevvteu die Franzosen Lai» AuLünaelLiu ^Richard". Laa mit 144 Tonnen Wein aus dem Nheingau beladen war, nach Ludwigshafen ab. Tas französische Ministerium des Auswärtigen demen tiert durch Havas die Nachricht, bas; die französische Regic- «ng beabsichtige, Mannheim zu besetzen. Urteile deS französische» Kriegsgerichts in Mainz. Oberbahnmeister Johann Schüler aus Gensingen hatte sich vor dem französischen Kriegsgericht in Mainz zu ver antworten, weil er Eisenbahnarbeiter am Tage des Beginns des Eisenbahuerstreiks zur Niederlegung der Arbeit auf- gefordert und den Befehl erteilt haben soll, vier Telephon drähte zwischen dem Babnhok Gensingen und Büdesheim zu durchschneiden. Der Angeklagte bestritt die ihm zur Last gelegten Vorgänge, wurde aber trotzdem zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Außerdem hatten sich weitere nenn Eisenbahnbeamte und der Direktor der Filiale der Diskonto-Gesellschaft in Wiesbaden Wolbert zu verantworten, weil sie SO Millionen Mark Gehälter und Löhne für die streikenden Eisenbahner ausgezablt und den Streik dadurch begünstigt haben sollen. Acht Beamte erhielten ie drei Monate und der neunte 20 Tage Gefängnis; Direktor Wolpert wurde zu zwei Monaten Gefängnis ver urteilt. Wegen des gleichen Vergebens, wobei es sich um die Auszahlung von 200 Millionen Mark bandelte, wurden verurteilt der Direktor der Reichsbankfiliale Trier August Piel zu zwei Monaten, der BahnhoiSkassierer Johann Langenback, und Lokomotivführer Joseph Elsfeld aus Gerolstein zu sechs Monaten und der Hotelier Jakob Fritsch ans Gerolstein, der das Auto zum Transport der Gelder zur Verfügung gestellt hatte, zu einem Monat Gefängnis. Gewaltsames Auftreten eines französische» Offiziers. Aus Offenburg wird gemeldet: lieber folgenden Vorfall herrscht unter der Bevölkerung große Empörung: Der Adjutant des Chefs der französischen Besatzung Vergeude, der in einer Privatwohnung einquartiert war, vermißte dieser Tage seinen Kompaß. Er erfuhr zufällig, daß während seiner Abwesenheit ein Arbeiter in seinem Zimmer etwas auSgesührt hatte. Darauf begab er sich an dir Arbeitsstätte des Mannes, erklärte ihn für verhaftet und führte ihn auf das Zimmer. Tort stellte er ihn in eine Ecke, hielt ihm den Revolver ans die Brust und verlangte von ihm, indem er ihn des Diebstahls beschuldigte, die sofortige Herausgabe des Kompasses. Als der Arbeiter seine Unschuld beteuerte, ließ ihn der Offizier eine Stunde lang in der Ecke stehen. Darauf schickte er ihn mit der Weisung fort, innerhalb einer halben Stunde den Kompaß wieder herbeizuschaffen, andernfalls er verhaftet und vor das Kriegsgericht gestellt würde. Am anderen Tage stellte sich heraus, daß ein 12 jähriger Knabe zusällig in das Zimmer gekommen war und den Diebstahl auSgesührt batte. Der Oberbürgermeister bat wegen dieses Vorfalls beim Kommandeur Protest erhoben, die Bestrafung des Täters und Genugtuung für den vergewaltigten Arbeiter verlangt. Der Berliner Korrespondent des „Algemeen Handelsblad" erörtert in einem Bericht aus Elberfeld das Auftreten der französischen Offiziere gegenüber der Bevölkerung im Ruhrgebiet. Er sagt, unter den französischen Offizieren seien sicher Leute von guter Erziehung und tadellosem Be nehme», aber es seien auch andere Typen vorbanden, die gegenwärtig das freundliche Rheinland und das fleißige Ruhrgebiet zu einer Strafkolonie schlimmster Sorte ver wandelten. Ter Korrespondent führt einige Fälle an maßenden und herausfordernden Auftretens französischer Oifiziere an, die au und für sich nickt weiter bedeutungsvoll, dock bezricknend seien. Englische, amerikanische, schwedische und schweizerische Journalisten hätten dieselben Eindrücke wie er, der Korrespondent, bekommen. Ein holländischer Korrespondent über die Rubraktion. Der Berliner Korrespondent des „Algemeen Handels blad" schreibt aus Elberfeldr Das Ruhrgebiet liegt voll gestopft mit Kohlrnvorräten, und Frankreich wäre jetzt nach etwa sechs Wochen tatsächlich imstande, in begreiflich kurzer Zeit alle Kobleumrngen nach dem eigenen Lande zu trans portieren. Aber wo sind die vielen zehntausende von Arbeitern, die diese Kohlen verladen müßten? Wenn Frankreich nicht alle Ruhrarbeiter verbannen und durch französische, polnische und eventuell schwarze Arbeiter ersetzen will, was natürlich vollkommen unmöglich ist, und unmittel bar zum Bolschewismus führen würde, wird es solche im Ruhrgebiet nicht finden; sicher nicht mehr, seitdem Frank reich seine Politik geändert hat und mit Reitpeitsche und Gewehrkolben feine Wut an der Bevölkerung kühlen zu müsse» glaubt. Es mutz ausdrücklich festgestellt werden, datz die Ruhraktion bis heute eine» vollkommene» Mitzrrfolg darstellt und zwar durch Frankreichs Schuld. Weiter be merkt der Korrespondent: Die grötzte Dummheit, die die Franzosen in de» letzten Tagen begangen haben, fei die Verbannung des Düsseldorfer Regierungspräsidenten, des Sozialdemokraten Grützner gewesen, der in der Arbeiter welt gewaltige Sympathien genieße. Diese Verbannung fei das Signal für «ine sehr kräftige Fortsetzung des passiven Widerstandes durch hunderttausend« von Arbeitern und Beamten gewesen. Der Korrespondent glaubt, datz Frank reichs Hoffnung auf baldige Erschöpfung der Fähigkeit Deutschlands, die Arbeitslosen zu unterstützen, ebenfalls zu einer Enttäuschung führe» werd« und sagt weiter: Ich glaube, datz Frankreich sich auch irrt, wenn es glaubt, datz bet den deutschen Arbeitern die Liebe nur durch den Magen geht und datz ihr« politischen Anschauungen sich ändern wer den, wenn di« Löhn« finken und di« Ernährung sich ver schlechtert. Hätte Frankreich auf dies« Möglichkeit speku liere» wollen, dann hätte es sein« „dritte Periode", di« des Terror» (der tatsächlich kräftig rinzuietzen beginnt) vermeiden müssen. Eine Bermtttlungsaktto«? Die „Chicago Tribüne" bringt ans Berlin eine Mel. dnng über eine unmittelbar bevorstehende Bermittlnngs- aktion einer neutralen Macht, über einen ungeheuien Wechsel in der Berliner offiziellen Meinung während der letzten 48 Stunden und über eine Kabinettskrise. Dar Blatt nennt als angeblichen Vermittler einen holländischen Staatsmann und als Kandidaten sür ein neues deutsches Kabinett mehrere Namen zur Auswahl. Gleichzeitig druckt das Blatt eine Londoner Meldung ad, wonach das Foreign Office keine Kenntnis von VeriinttlungSbcinübnngen hake. Dasselbe können, so bemerkt WTB., wir unsererseits iür Berlin bestätigen. Weder ist in Berlin etwas über eine neutrale Vermittln«!, bekannt, noch haben die Anschau ungen der Reichsrcgicrung einen irgendwie gearteten Wandel enahren, noch liegt Zlnlast vor, sich mit Komvi- nationen über einen Kabinettswechsel zu befassen. Poincarös Erklärungen in der Serratskomminisn. Ueber die Erklärungen Poincarks in der Sonnabend- Sitzung der Senatökommisfion sür auswärtige Anaelcqen- heiten wird in Paris folgende amtliche Mitteilung auSgcgebcii: Unter dem Vorsitz von Senator de SclvcZ hörte die Scnatskommiffion für auswärtiae Angelegenheiten ent sprechend ihrem Wunsche den Ministerpräsidenten. Ten größten Teil seiner Ausführungen widmete PoincaE dem Verlauf und den Ergebnissen der Rubraktion. In der Orientfrage beschränkte er sich ans die Ankündigung eines bald erscheinenden zweiten Gelbbuches über die Konferenz in Lausanne, das bis 4. Februar einschließlich gehen wird. ES ist noch unmöglich zu lagen, welche Beschlüsse über den Fricdensvcrtrag die Nationglvcrsammlnng in Angora sagen wird. In der Mcmelfragc, deren augenblickliche große Bedeutung bekannt ist, wird der Ministerpräsident die Kommission auf dem Lausenden halten. Ein weiteres Gelbbuch -ist fertig und märe schon veröffentlicht, wenn nicht durch eine Verständigung unter Len Alliierten der 28. Februar für ein gleichzeitiges Erscheinen der Protokolle der letzten Konferenzen in Paris, London und Rom ange- setzt worden wäre. Dieses Gclbbnch wird sämtliche Proto kolle in vollem Unisang enthalten und die Möglichkeit o.'ocn, Stunde für Stunde die oft lebhaften aber stcrs in hofl.chcni Tone geführten Debatten zu verfolgen, die sich bei Len Zusammenkünften in London nnL Paris abwick.ltcn. Poincarf- hat dann Mitteilungen übcr die Organuanon der Eisenbahnen, der Zölle, der Au-nihrbewilliquiigen usm. in den besetzten Gebieten gemacht. Er teilte die Ergebn I'r der ersten Maßnahmen nut, namentlich des AnsingroerdotS für Kohle, Koks, metallurgische Erzeugnisse und Fertig waren. Nach den dreistündigen Ausführungen dankte der Vorsitzende de SelveS lebhaft dein Ministcrpcäüdenlcn für die Fülle und Bestimmtheit seiner Mitteilungen. Tie sranzösisch-belgischeu Vorschläge. Ter Brüsseler Berichterstatter des „Oeuvre" will von einer hochstehenden Persönlichkeit erfahren haben, die französisch-belgischen Vorschläge würden in ihren Houpr- zngell erst bekanntgegebcn werden, wenn die dcurscha Regierung selbst Vorschläge mache. Eine Vermittelung werde man nicht aiinchmen. Ter sranzüftsch-bcigiiche Plan enthalte folgende Hauptpunkte: Zunächst werde von Deutsch land verlangt werden, daß es Ordnung in seine Finanzen bringe und die Kontrolle des Garantiekonütccs oder einer anderen internationalen Organisation aiinehme. Das Bei spiel Oesterreichs beweise, was sich in dieser Hinsicht lui. kaffe. Sei das geschehen, so werde man Tcurickland ein Moratorium sür Barzahlungen gewähren und sich dann mit einer allmählichen Zurückziehung dec Bcfakungstrnppen aus dem Ruhrgebiet einverstanden erklären und zwar in dem Maße, in dem Deutschland die Lachlieferungcn ans- führe. Das sei der Plan, den Poincarö bereits auseinander gesetzt habe. Einen anderen Plan gebe cs nickt. Lian fetze den Betrag in Sachlicferungen, von Lenen die Zurück ziehung aus dein Ruhrgebiet abhängc, deshalb nicht schon jetzt genau fest, weil Deutschland derartige Acuszerungen als Schwäche auslegen würde. Man sei icst entschloßen, nicht nachzugeden. Es fei TentschlniidL Sache, die ersten Schritte zu tun. Anmerkung deS WTB. Mit diesen Brüsseler Infor, mationen kündigt „Oeuvre" nicht ein Verhandlungs-, sondern ei» Diktatprogramm an. Dies Diktat soll anger dec Be seitigung der finanziellen Souveränität das Verbleiben fremder Truppe» im Ruhrgebiet auf unabsehbare Zeit scst- legen. Datz Deutschland gutwillig einer derartigen Ver gewaltigung zustiinmen würde, wird man weder in Brüssel »och in Paris glauben. Frankreich rmd Sowjetrrrtzlarid. „Matin" faßt in einem Artikel den Stand der Debatte über die Wiederaufnahme der fkanzöfisch-russische» Be- »tedungen zusammen und sagt, sür den Augenblick habe die französische Regierung nicht die Absicht, eine Initiative zu ergreifen. Sie wolle vorher die dunklen Verhandlungen der Sowjets mit der Türkei, Deutschland und Litauen auf klären. Auf alle Fälle könne es sich nur um ein allmäbUch fortschreitendes Experiment bandeln, das in keiner Weise mit der Anerkennung der Sowjets gleichbedeutend wäre. Auf «ine Politik aber muffe man anscheinend verzichten, diejenige der halben Maßnahmen, die darin bestehe, datz man, wie in Lausanne, eine beschränkte Teilnahme der Sowjets an der internationalen Politik zulaff« und sie so selbst »um Intrigieren veranlafse. Die französische Regierung begünstige nach wie vor die Privatinitiative. Sie würde es sogar ausgezeichnet finden, wenn die Industriellen und Kaufieute. die gern das Geschäft mit Aukland wiederauf-
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