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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.09.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192509053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19250905
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19250905
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1925
- Monat1925-09
- Tag1925-09-05
- Monat1925-09
- Jahr1925
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.09.1925
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Luftschifftrios. Zur vernicht»»« d-. „Sh«a»bo«t". Von Karl Funk«. - Kaum vergeht 1« der letzte» Zett nicht ein Tag, wo nicht der Drabt plötzlich die Nachricht von einem schweren Unheil, da» die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenkt, in alle Welt trägt. Bald bringt er HtobSposten von Erd beben, bald von Sturm und Unwetter, bald von Feuers brünsten, bald von Explosionen, bald von Tod und Berber- be» in den Bergwerken, bald von GchtffSverlusten, bald von Dammbrüchen und Ueberschwemmungen, bald von Lawinenstürzen, di« schwere Opfer an Hab und Gut und auch an Menschenleben kosten. Herwüstung und Vernich tung umlauern die Menschheit überall, bald hier, bald dort, und e- ist, als ob ihr mit verstärktem Nachdruck zum Bewußtsein gebracht werben sollte: „Die Elemente Haffen da- Gebtlb der Menschenhand". Plötzlich kommt jetzt au- Amerika die erschütternde Trauerkunbe, -aß da- Luftschisfwesen von einem schweren Schlag betroffen worben ist, durch den nicht nur ein stolzer Zeppelin, eiu Stück deutscher Geistesarbeit, vernichtet wor den ist, sondern auch «ine große Zahl wackerer Luftschiffe» teils ihr Leben etngebüßt haben, teils schwer verletzt wor ben sind. Bei so starken Schicksalsschlägen fühlt der Mensch trotz der gewaltigen Errungenschaften des nie ruhenden MenfchengetsteS auf vielen Gebieten, so daß er schier wähnen möchte, er könne die Welt bezwingen, seine Ohn macht in doppeltem Maße, so daß er mit Schiller angesichts einer riesengroßen verheerenden Feuersbrunst doch demütig bekennen muß: „Hoffnungslos weicht der Mensch der Göt- terstärke"! Durch entfeffelte Naturgewalten, durch Gewitter und Wirbelsturm, ist da- amerikanische Luftschiff „Ghenanboah", ein Name, welcher -er Jnbianersprache entlehnt ist und „Tochter der Sterne" bedeutet, in zwei Stücke gerissen und zertrümmert worden. Die „Shenandoah" war vor vier Jahren von der amerikanischen Marine selbst — unter Mitwirkung des deutschen EheftngenieurS Heinen vom Zeppeltn-Bau in Friedrichshafen — nach dem Muster deut scher und englischer Luftschiffe gebaut worden, sie war des halb der Stolz und der Liebling der Bevölkerung der Ber einigten Staaten, obgleich man vergaß oder vielleicht ver gessen wollte, daß es deutsch:m Geiste entsprungen war. Sein Standort war ebenso wie der des von Dr. Eckener in seiner ruhmvollen Fahrt mit sicherer Hand über den Ozean gesteuerten Luftschiffs „Z. R. 8", von den Amerikanern „LoS Angeles" getauft, Lakehurst. Bon dort aus hat es zahlreiche glückliche Fahrten gemacht, von denen diejenige von der Küste des Atlantischen Ozeans bis zu der des Stillen Ozeans noch in frischer Erinnerung ist, und dabei schwerem Unwetter mit leichteren und schwereren Beschädi gungen standgehalten. Als es sich seinerzeit von seiner Verankerung loSgeriffen hatte und mit abgestellten Motoren und schwacher Besatzung abgetrieben war, so daß sei» Un tergang besiegelt zu sein schien, gelang es der Erfahrung, Umsicht und Tatkraft eines Deutschen, des Chefingenieurs und Luftschifführers Heinen, es nach stundenlangem helden haftem Kampfe in den Hafen zurückzubringen und zu retten. In Trümmern liegt nun die „Shenandoah", die selbst bet den kühlen Amerikanern, wenn sie über dem Häuser meer der Großstädte im Osten der Vereinigten Staaten kreuzte, die gleiche allgemeine grenzenlose Begeisterung -ervorrief, wie ff« sich einst in Deutschland zeigte, als Graf Zeppelin bet seinen Fahrten trotz schwerer Schicksals- und Rückschläge doch von Erfolg zu Erfolg schritt. Die „Ghenanboah" ist von dem gleichen Schicksal ereilt worben wie vor ihr eine Reihe von Luftschiffen. Sie ist übermächtigen, titanenhaften Naturgewalten zum Opfer gefallen, ohne baß notwendigerweise bauliche Mängel ihre Vernichtung verschuldet haben. Gerade die erst kurze Ge schichte der Bezwingung der Luft ist reich an Opfern und Verlusten, die meist durch höhere Gewalt herbeigeführt wor den sind. Me ost ist nicht das Werk des Grafen Zeppelin schon vor dem Kriege in wenigen Minuten scheinbar mit einem Schlage gänzlich zerstört worden: denn Deutschland hat schon in der Vorkriegszeit „Z. 1, 2, 3, 4" und „Deutsch land 1" und „2" verloren, wobei auch Menschenleben ver nichtet wurden. In stolzer Erinnerung aller Zeitgenossen aber wird es sortleben, wie am 5. August ISN» bei Echter bingen, wie eS schien, alle Hoffnungen des Grafen Zeppelin in Flammen aufgingen, wie aber diese Unglückobotschast den Anlaß zu der Zeppelinspende bildete, zu der arm und reich, jung und alt beitrugen, und die dem unermüdlichen Grafen die Mittel gewährte, seine Pläne weiter zu verfol gen. Während des Krieges haben dann die „Zepps" wich tige militärische Dienste geleistet. Es hat aber auch nicht an großen Verlusten gefehlt: denn von den 50 in Dienst gestellten Heercsluftschiffen sind 25 verloren gegangen, da von 17 durch feindliche Einwirkung, znm grüßten Teil mit der ganzen Besatzung. Für Deutschland wurde nach dem Kriege durch den Versailler Vertrag die Gefahr von Luftschiffverlusten aus geschaltet. Aber bei unseren ehemaligen Gegnern, die weiter die Luftschisfahrt betreiben, zeigte es sich wiederholt, daß die Luft keine Balken hat. Im Juli ISIS wurde in der Nordsee ein englisches Luftschiff vom Blitz getroffen und vernichtet, wobei 12 Mann der Besatzung den Tod fanden. Ein anderes englisches Luftschiff, daS bereits lange vorher zwei erfolgreiche atlantische Fahrten gemacht hatte, wurde im Januar 1921 an der Küste Englands durch einen Sturm zerstört. Zwei Jahre später ging das Luftschiff „Noma" über der Reede von Hampton RoadS in Flammen auf, und wenige Monate darauf wurde ein von England für die Bereinigten Staaten erbautes Luftschiff von den Elementen vernichtet, wobei sogar 42 Menschenopfer zu beklagen waren. Lange ungewiß war bas Schicksal des französischen Luft- kreuzcrS „Dixmuiden", der am Ende des Jahres 1923 auf einer Mittelmcerfahrt verschollen blieb und von dessen Be satzung schließlich nur die Leiche des Kommandanten und ein Postbcutcl in der Nähe der sizilischen Küste treibend aufgefunben wurden. Reich an Verlusten und Menschenopfern ist die Ge schichte der Eroberung der Luft, sei es, daß sie durch Luft schiffe, sei es, daß sie durch Flugzeuge erstrebt wurde. „Ein Unglück kommt selten allein" sagt ein altes Volkswort. Fast gleichzeitig mit der Unglücksbotschaft über die „Shcn- andoah" trifft die Bestätigung ein, daß zwei amerikanische Marineflugzeuge auf ihrem Fluge nach den Hawai-Jnseln mit ihrer Besatzung als verloren zu gelten haben. Wie bei der Schiffahrt auf dem Meere Schisse zugrunde gehen, so ist es auch in der Luft, und wie „Scemannslos" das beklagenswerte Schicksal der Besatzungen ist. so können auch in der Luft Fahrzeuge den entfesselten Naturgcwalten zuweilen nicht widerstehen und ihre Besatzung ereilt „Lnft- schisferlos". Trotzdem aber wirb man weiter Schiffe und Luftschiffe bauen, um Meer und Luft zu durchkreuzen. ES ist begreiflich, baß die Trauer und die Bestürzung der amerikanischen Marine und beS amerikanischen Volke- über die erschütternde Schreckenskunde allgemein ist, unk das deutsche Volk nimmt aufrichtigen Anteil an dem trau rigen Geschick der „Shenandoah" und seiner getüteten oder verletzten wackeren Mannschaft. Wenn irgendwo in der Welt hat man in Deutschland Verständnis und Gefühl da für, wenn ein Luftschiff verloren geht: denn es ist sozu sagen Fleisch von unserem Fleisch und Bein von unserem Bein. Letzten Endes aber wird sich die Bevölkerung de- Landes der unbegrenzten Möglichkeiten durch Enttäuschun- gen und Mißerfolge ebensowenig an seinem Werke irre machen lassen, wie einst Gras Zeppelin und das deutsch« Volk, völkerverbindende Luftschiffe zu bauen und damit dem Weltfrieden zu dienen, getreu ihrem oft betätigten Wahlspruch: ,,?er «Lpera aä astru!'' M Mite Me dem? MlauMm ist, wie bereits gestern kurz gemeldet, am Freitag durch den Reichspostministcr D r. Stingl feierlrch eröffnet worden. Im Empsängerbau sind viele technische Neue rungen zu beobachten, die bedingt worden sind durch die Freigabe aller Schaltungsarten u. des ganzen Wellen bereichs durch die deutsche Rerchsvost. Fast alle Firmen haben der Freigabe des Wellenbereiche^ Rechnung ge tragen und Emv änger für Wellen von 200 bis 2000 Meter gebaut. Auch sind viele Zusatzgeräte entwickelt worden, die den Wellenbereich der alten Empfänger auf 2000 Meter erweitern, um allen Rundfunkteilnehmern ohne große Kosten vor allem den Empfang des neuen in Be trieb befindlichen Deutschland-Sender in Königswuster- kiausen oui Welle 1300 zu gestatten. Außer Könrgswuste» Hausen sind in diesem Bereich auch alle ausländischen Rundfunksender zu Horen, da außerhalb 200—2000 Meter kaum ein hochwertiger Rundfunk arbeiten wird. Aber die Empfänger sind zum Teil auch bis 4000 Meter und noch weiter gebaut worden, um noch sonstigen Empfang möglich zu machen. Andererseits sind auch Empfänger zum Empfang der ganz kurzen Wellen unter 100 Meter her ausgebracht worden und von einer Firma ist sogar der Empfang bis auf 20 Meter herab in den normalen Rundfunkempfänger hineingelegt worden Neuerungen zeigt die Ausstellung auch aur dem Gebiete der Saal- lautiprecher, nach denen sich die Nachfrage verstärkt hat. Ter Detektoremvfang kann letzt verbessert werden durch selbsttragende körperlose Svulen, die eine Feineinstellung besitzen und dadurch die systematische Ausnutzung der gan zen Kristallfläche gestatten Mit Rücksicht auf die Freigabe von Sendern hat die Industrie auch geeignete Sende röhren und Kurzwellensender zur Ausstellung gebracht. — Tie' Ausstellung bietet den Freunden des Rundfunks weiter die Möglichkeit, einen Blick Hütter die „Kulissen" der Sendcsviele zu tun. Ter Sendebelrieb des Vox-Hau>s ist nämlich in dre Ausstellungsräume verlegt worden und das Publikum hat Gelegenheit, die Künstler bei der Sende arbeit zu betrachten. Es ist ganz interessant zu sehen, mit welch einfachen Mitteln die Geräusche erzielt werden, die der Rundfunkhörer als murrende Volksmasse, als lärmenden Heerhaufcn, als Feuerwehraufgebot oder als jubelnde Kinderschar empfindet. Vorteilhaftester Bezug in großen Originalflascken zu RM. 6.S0. Man verlange ausdrücklich AtiOSk» Würze. Würze Die Dleiiekteueruna ist leichter zu ertragen, f O wenn die Hausfrau die Suppen, Gemüse u. Tunken mit einigen Tropfe« Heikel in der Nähe der Türe saß» auf'den er in einem jähen Schwäckeanfall gesunken war. Jetzt fuhr er empor, Er schien kaum gehört zu haben, was in dieser letzten Viertelstunde um ihn her vorging. Aber nun stand Hilda neben idm. Der Klang ihrer Stimme kam wie vor» weit her an sein Ohr, aber er hob doch den Kopf. -Ist er — ist er wirklich tot, Hilda?" Sie nickte nur. Doktor Amberg war herangetreten. „Sie müssen uns doch Aufschluß geben können, Günther, über die letzten Augenblicke de» alten Herrn? Ei« allein waren,a bei ihm. Ich habe die furchtbar« Er schütterung gesehen, welcher Sie fast erlagen, auch waren so viele sremde Menschen da. Aus diesem Grunde hab« ich Sie noch nicht gefragt. Aber nun fordere ich eine offene Antwort von Ihnen: was führte den so plötzlichen Lod Le« Grafen Freydeck herbei? E» scheint ein Herzschlag vorzuliegen. Die volle Wahr beit kann aber erst die genaue ärztlich« Untersuchung der Leich« ergeben. Da ich lange Jahre al» Hausarzt hier aus und ein ging und den Grafen oftmals untersuchte, weiß ich auch, daß absolut kein Herzübel vorhanden war. Der plötzliche Tod kann bloß infolge Erschrecken» eingetreten sein." Der Gertchtsrat räusperte sich und setzt« die Rede de» Hauearztes fort: „Das bezeugen auch die weitgeöffneten Augen d«, Loten. Menschen, welche unter irgendeinem aufregenden Eindruck ein unerwartete, Ende finden, schließen die Augen meist nicht. E» handelt sich für uns jetzt hauptsächlich darum: wa« war di« Ursache dieses Ende»? Und dies« Ursache müßten Sie, Herr Günther, am besten wissen!" Der junge Mann griff sich an den heißen Kupf. „Es war da vorher eine Frau hier im Arbeitszimmer," sagte er verwirrt, „ich habe es deutlich vom Park au, gesehen. Di« Frau strich immer nur Zündhölzchen au, kein Licht —" „Eine Frau f Und «er sollte diese gewesen sein?" Der Gerichtsrat sprach scharf dazwischen. Da« Be nehmen diese» jungen Menschen war ihm, dem gewiegte» Juristen, mehr al, auffallend. „Ich weiß nicht, wer es war", antwortete Georg, müh sam nach einiger Fassung ringend. „Ich kannte sie nicht. E» war nur wie ein Schatten — auch früher — im Park — da lief der Spuk schon vor mir her — aber ein Ge spenst «ar es doch nicht! Bestimmt nicht! E» war «in« Frau!" „Sie hab«n diese Frau also schon im Park gesehen? wo standen Sie da?" Die Augen Hilda« und Georg» kreuzten sich. Sollt« Georg setzt -ter vor der unerbittlich strengen alten Ba ronin Ber-Hau» und den beiden fremden Herren ringe- stehen: ich war so verzweifelt durch unsere häuslichen Verhältnisse — mein Vater ist wie wahnsinnig — ich wußte mir reinen Rat mehr? Da habe ich meiner treuen Jugend* «eü»irüv Lssda Wevtdeim «tn Zettelchen aelandt, gay heimlich, und sie geveten, zu kommen. Und sie kam wirk lich l — Das konnte er doch unmöglich sagen, denn was wür den die Folgen dieses Geständnisses sür Hilda Wentheim sein? Hatte man ihnen beiden nicht auf das strengste allen und jeden Verkehr untersagt? Konnte es nicht sehr hart werden für da» junge Mädchen, welches, fast noch ein Kind, nun ganz von der Großtante und dem Grasen Hugo, ihrem Onkel, abhing? Nein! Hilda Wentheim sollte nicht leiden seinetwegen! Das wollte er nicht! Seine Augen zwangen sie, ebenfalls über die Zu sammenkunft zu schweigen, seine Blicke redeten eine sehr deutliche Sprache, und sie war gewohnt, allen seinen Be fehlen und Wünschen sich blindlings zu unterwerfen. Eie wurde noch um einen Schatten blässer und trat tiefer in da» Dunkel zurück, welches, trotz all der Lichter, in allen Ecken und Winkeln lauerte. Aber sie schwieg auch. „Nun," fragte der Gerichtsrat noch einmal, „werde ich «ine Antwort erhalten? Wie kamen Sie zu so «unge wöhnlicher Stunde in den Park? Noch dazu bei dem Zwiespalt, welcher zwischen den Chefs dieses Hauses und dem de» Ihrigen herrscht? Und trotzdem Ihnen streng sten» untersagt war. Schloß Freydeck je mehr zu be treten?" Georg Günther sah auf. Ein Zug von Entschlossen heit prägte sich auf seinem schönen, jungen Gesicht aus, der demselben etwa» Männliches verlieb. „Ich ging draußen durch den Wald. Ich wollte meinen Vater suchen, welcher seit Stunden nicht mehr da heim war. Da sah ich über die Mauer in den Park herein. Au» einem der Bosketts huschte eine hohe, schlanke Gestalt in einem dunkle« Mantel. Da» fiel mir auf, und ich sand es sonderbar, daß um diese Stunde hier jemand — ein« Frau — ein« Fremde — sich verborgen hielt. Ich bin ihr gefolgt — „Sahen St« diese sonderbare Erscheinung noch immer, al» Sie ihr nachgingen?" fragte der Rat dazwischen. „Nein, aber ich sah den kleinen Weg durch das Bos kett, den sie genommen hatte." „Den werden Sie mir morgen genau zeigen!" „Ja, da» kann ich tun. Also ich lies ihr nach und stand dann dort neben der Parkmauer" — Georg Gün ther wies mit der zitternden Hand au» dem Fenster — „und sah hier im Arbeitszimmer den Schatten der Frau!" „Sehr sonderbar," sagt« Doktor Amberg; „war da. der>lte Herr schon hier?" „Nein. Als der Herr Graf eintrat, war hier alles finster. Erst als er schon neben dem Lehnstuhl war, glitt die seltsame Erscheinung dort — aus jener Ecke — hervor — und — und dann warf sie sich ihm zu Füßen, sprach zu ihm — der Graf sank zusammen —" Der sunge Mann suchte mühsam nach Worten. Das ganze Geheimnisvolle, Unerklärliche de» Vorganges kam ihm neuerlich überwältigend zum Bewußtsein. Er ver mochte es kaum, sein Entsetzen zu schildern. Was hatte Um Lberhauvt Io stLchtbarerichrrckt? Loch nur.der M-» . ..ulosen Grauens, welches er bei dem schwache» schein der Lampe in dem Antlitz des alten Grafen hatt« austauchen sehen! „Hm," sagte der Gerichtsrat, uuü da sind Sie allo durch das Fenster gesprungen?" .Ja-' „Nun, und was weiter?" „Was weiter? Das Licht verlosch — ichk— ich Höri« noch etwas. Ganz leise Schritte — ein Klappen wie voa einer Tür — dann nicht» mehr. Ich habe gerufen, aber ich war ganz sinnlos — der Graf gab auch keine Ant wort. Als ich endlich Licht zustande brachte, sahen mich seine toten Augen an. Da fiel ich ohnmächtig hin. Erst das Rütteln an der Tür schreckte mich auf —" „Und Sie haben wirklich keine Silbe mit dem Hern» Grafen mehr gesprochen? Kein einziges Wort?" Georg Günther jah angstvoll aus. „Ich glaube, er war schon tot, als ich hier eindrang. Er gab kemen Laut von sich. „So!" Der Rat trat einen Augenblick zurück an den Schreib tisch. — „Der Herr Graf hatte von Ihnen oder von Ihrem Vater keine Anzeige erhalten, daß Sie um diese Stund« hierherkommen würden? Bestimmt nicht?" „Bestimmt nicht!" Georg Günthers Stimme klang jetzt ganz fest. Aber die Augen des alten Herrn sahen ihn so streng an, daß er es fühlte, man glaubte ihm nicht. Und doch sprach er die volle Wahrheit! Der Rat hatte ein zerknülltes Blättchen von dem Tische genommen Es war so fleckig, als ob jemand Tinte darüber gecuttet hätte. Nur dort und da war noch ein Wort lesbar. Der Gerichtsrat hielt dem sungen Mann da» Papier hin. Verständnislos sah Georg Günther darauf. Mühsam las er die mit einer steilen Schrijt geschriebenen Worte, welche trotz der vielen Flecke noch sichtbar geblieben waren: „zwanzigtausend — morgen — zehn Uhr — Arbeitszimmer —" Darunter hatte wohl ein Name gestanden. Aber hier war der Fleck so tiefschwarz, daß er alles verschlungen hatte. Man tonnte nur noch den großgeschriebenen An fangsbuchstaben entziffern. „Nun, was hat da gestanden?" fragt« der Rat in die Stille hinein. „Bitte, sehen Sie ganz genau hink Wenn auch nur der Anfangsbuchstabe mehr erkennbar ist — dieser eine Buchstabe dürfte genügen." Georg Günther blickt« verwirrt um sich. Er sah die Hellen, scharfen Augen de» alten Gerichtsrate» fest und streng auf sich gerichtet, er sah den Doktor Amberg sicht lich interessiert nähertreten, um gleichfalls den zerdrückten Zettel genau zu studieren, er sah, wie sich di« hohe Gestalt der asten Baronin Berghaus langsam und steif au» dem Fauteuil, in welchem sie bis jetzt gesessen, «mowidoh, Lkortketmua
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