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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192802014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19280201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19280201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-02
- Tag1928-02-01
- Monat1928-02
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1928
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81. Jahr, I.VrNeg« zu» «ieserr Tageblett. Mittwoch, 1. Febryer 1»S8, adenis der Ob aber kommr in der „Teutsche« die zwar an den Ausnih- Bon deutsch«atio«aler Seite wird dun Nachrichtenbüro des BDZ. mitgedeilt, dah die Deutschnationale Bollspartei de« Vorstoß des Zentrums abgeordnete» Mitzka in der Dienstagdebatte des Reichstages -um Stat des Auswärtige« Amtes gegen den dcntsch- nationalen Abg. Freiherrn von Freytagh-Loringhoven als erledigt ansicht, nachdem ihr von führender Stelle des Zen trums mitgeteilt worden ist, daß der vom Abg. Mitzka vor gebrachte Angriff den Absichten des Zentrums nicht ent sprochen bade. SMWI« MlMM AM SW« WM lMNW dkl WkMWMkl«. I« MiümzMMII erlkUM )( Berlin. Die Zentrnmsfraktion -es Reichstages trat wach Schluß der gestrigen Plenarsitzung zu einer Be sprechung zusammen, die bis tu die Abendstunden dauerte. ES wurde dabei jedoch nur der Ber kehr seist beraten, der am Mittwoch den Haushaltsausschutz beschäftigen wirb. Andere ursprünglich gleichfalls vorgesehene VerhandlungS- gegenstände waren abgesetzt worden. Dagegen hat, wie das Nachrichtenbüro des Verein» Deutscher Zeituugsverleger erfährt, der Vorstand der Zentrumsfraktion des Reichstages sich mit dem in der gestrigen Plenarsitzung anfgetauchten Koalition Szwi scheu fall beschäftigt, der durch die vom Abgeordneten von Frcytagh- Loringhoven (Dn.) an der Außenpolitik geübt« Kritik, die Antwort des Abgeordneten Mitzka (Ztr.) hierauf um- die bekannte nochmalige Erklärung der Teutschuatioualcn ent standen war. Der Borstaud der Zentrumssrakti,« steht, wie das Nachrichtenbüro des Vereins Deutscher Zeitungs verleger hört, de« Zwischenfall als erledigt «», nachdem in der Rede des Abgeordneten von Lindeiner-Wildau lDn.s, die nach den Bemängelungen der Abgeordneten Mitzka (Ztr.) gehalten wurde, die Deutschnativnalen erklärt haben, -atz sie an den drei wichtigsten Punkte« der Außenpolitik, Mitarbeit am Völkerbund, Locarnopolitik und insbesondere Verständigung mit den ivestlichen Nachbarn, festzuhalten gewillt find. MM wrMMk-IWo. )( Berlin. Zu der gestern im Neichslag ausge tretenen Kontroverse zwischen dem dcnijchuaiionalen Ab- geordueteu Freiherr« von Frcytagh-Loriughooen uuü dem Zewtrumsabgeor-uete» Mitzka erklärt die „Kreuzzeuuug", datz die Form, in der Mitzka von dem deutzchnalionalen Koalitionspartner „Erklärungen" verlangte, allgemein als bewußte Brüskierung der Tcuiichnationalen habe emp funden werden müssen. Tas Blau sagt zum Tchir-.ß: Wir können uns dem Eindruck nicht mehr verschließen, als ob das Zentrum hinsichtlich der zur Zeit bestehenden Koali tionsverhältnisse nicht mehr guren Willens in Auch für die Teutschuarionalen beginnt sich damit selbstverständlich das Verhältnis zur Koalition zu verschieben. Zchon die Nücksicht auf ihre Anhänger im Ärnd« macht es erforderlich, so oder so eine Reinigung der Atmosphäre berbeizusühren. Eine ruhigere Aunanung Tageszeitung" zum Ausdruck, rungen Mitzkas, sowohl was die Form als auch die Sache anbetrifft, Kritik übt, jedoch nicht derartige Folgerungen zieht wie die .Lreuzzeitung". Die „Tägl. Rundschau" bezeichnet zwar einen derartigen Konflikt innerhalb der KoalirionSparteien als zur Zeit außerordentlich unerwünscht, spricht aber davon, daß man den Zwischeirfall als beigelegt betrachten könne. Gras darüber wachsen wird, so schreibt das Blart weiter, ist bei dem gegenwärtigen Zustand der Koalition doch etwas zweifelhaft. Auch die „Germania" erklärt -en Zwischenfall für er ledigt, fügt jedoch hinzu, es wäre besier gewesen, wenn die Deutschnativnalen einen andern Redner hervorgcschickt und damit das unerquickliche Zwischenspiel überhaupt ver mieden hätten. I« feiner letzte« RetchstagSrede hat Dr. Gtreseman« auch sehr ausführlich über -t« Notwendigkeit des Abschlus ses -er Verhandlungen mit Pole» gesprochen: „Ein Han delsvertrag ist nicht ein Geschenk, das et« Staat dem an deren gibt." Mit diesen Worte« legte der RetchSautze«- mintster nur dar, datz auch der Abschluß eine» sogenannten »kleine« Handelsvertrages" den Interessen Polens genau so dienen wird, wie er auch di« Interessen der deutschen Wirtschaft und somit des gesamte« deutschen Volke» befrie digt. Der Reichsautzenmintster verkennt durchaus nicht bi« Schwierigkeiten, die sich einer glücklichen Beendigung der augenblicklich noch tagenden Verhandlungen entgegen stemmen. Diese Bemühungen um ein« wirtschaftliche Ver ständigung mit Polen bezeichnet Dr. Stresemann al» einen „Leidensweg", al» einen Leidensweg, den wir jetzt schon seit zwei Fahren gehen und der immer noch nicht zum Ziele geführt hat. Aber wir haben ein Bedürfnis, mit unser« Nachbarländern im Westen und auch im Osten in Frieden und Einvernehmen zu leben. Dieses Bedürfnis ist die Ursache unserer Initiative, die uns gestellte Aufgabe den- nsch zu lösen, wenn auch immer und immer wieder neue Schwierigkeiten und neue Hemmungen dem Abschluß sich ewtgegenstellen» Di« Beziehungen Deutschlands zu Holen werden von zwei Momenten einer groben Belastung aus gesetzt. Da ist zunächst der polnisch-litauische Konflikt, ein Streitfall, der keineswegs auf diese beiden Staaten lokali siert bleibt, ein Streitfall, der sowohl die außenpolitischen Interessen Rußlands, als auch in einem vielleicht noch er- höhteren Matze die Notwendigkeiten einer deutschen Ost politik auf» Vitalste berührt. Daß Deutschland unbedingt auf die restlose Wahrung -er litauischen Selbständigkeit be stehen mutz, ist eine Selbstverständlichkeit, di« sich aus der willkürlichen geographischen Abtrennung Ostpreußens vom Mutterlande ergibt. Diese Selbstverständlichkeit basiert so mit nur auf einer Lebensnotwendigkcit Ostpreußens, damit auch auf einer Lebensnotwendigkeit der deutschen Gesamt heit. die mit Ostpreutzen unverbrüchlich verbunden ist. Was schließlich zu besagen hat, datz diese Einstellung Deutsch lands zu Litauen nicht das Geringste mit der Einstellung der deutschen Politik dem polnischen Nachbar gegenüber zu tung hat. Die Stellungnahme Dr. Strcsemanns bei den letzten Verhandlungen in Genf hätte die Warschauer Regie rung davon überzeuge« müssen, -atz Deutschland keines wegs gesonnen ist, trgendwi« in -en litauisch-polnischen Konflikt einzugreifen, solange durch diesen Konflikt nicht vitgle Interessen Deutschlands in Mitleidenschaft gezogen werden. Da der Vertreter Polens in Genf als Ansicht sei ner Regierung offiziell zum Ausdruck brachte, daß es nicht im Sinne Warschaus lieg«, die Souveränität oder di« Selbständigkeit Litauens anzutasten, so kann auch War schau es nicht als einen „unfreundlichen Akt" bezeichnen, wenn Deutschland durch einen wirtschaftlichen Abschluß ver sucht. nicht nur seinen eigenen Interessen, sondern auch den Notwendigkeiten einer Wahrung der litauischen Selbstän digkeit hilfreich betzuspringew. Bei einem einigermatzen guten Willen werden die Herren in Warschau schließlich auch einsehen müssen, datz Verhandlungen, wie sie jüngst in Berlin zwischen Woldemaras und Dr. Stresemann statt fanden, nur dem deutschen Bedürfnis entsprechen, „mit den Nachbarländern im Westen und Osten in Frieden und Ein vernehmen zu leben", datz sie somit kein« Spitze gegen Pole» enthalten, somit auch keineswegs als Ursache und Wirkung einer Erschwerung d«r Bemühungen Deutschlands, auch mit Polen sich zu verständigen, umgedeutet werden können. Wie Deutschland in der Memelfrage eine Verständigung mit Litauen erzielte, so erstrebt es aus einer ganz ähnlichen Einstellung heraus gleichfalls die Ermöglichung eine» Modus vivendi mit Polen. Diesen Modus vivendi zu schaffen, ist letzten Endes Zweck und Sinn der Verhand lungen mit Warschau, die seit zwei Jahren amdauern, und wie Dr. Stresemann sie kennzeichnet«, einen „Leidensweg" darstellen. Die Beziehungen Deutschlands zu Polen erhalte« ihr zweites belastendes Moment durch wirtschaftliche Differen zen. Die Meinungsunterschiede zwischen Berlin und War- schau auf diesem Gebiete sind so bekannt, daß es sich erübrigt, sie näher darzulegen. Als Beweis dafür, datz die Reichs regirrung durchaus gewillt ist, der schwierigen Lag« der deutschen Landwirtschaft auch bei den Bemühungen um einen Modus vivendi mit Polen Rechnung zu tragen, ver gegenwärtige man sich, datz die augenblicklichen Verhand lungen nur auf den Abschluß eines sogenannten kleine« Handelsvertrages hinziclen. Zwischen Dr. Stresemann und dem Vertreter Polens, Herrn Jackowski, sind noch vor der Eröffnung der offiziellen Verhandlungen mit Polen Ab machungen getroffen worden, die das Ausmaß der deutschen Konzessionen auf wirtschaftlichem Gebiete niederlegen. Wie Dr. Stresemann jüngst im Reichstag ausführt«, ist bei Lie sen Abmachungen von deutscher Seite auf die Schwierig keiten der deutschen Landwirtschaft, insbesondere der Land wirtschaft Ostpreußens, besondere Rücksicht genommen wor den. Diese Abmachungen haben, wie der Reichsautzenmint- ster weiterhin ausfiihrte, die einmütig« Billigung sämt licher Mitglieder des Reichskabinetts, also auch mit Ein schluß der deutschnationalen Minister, gefunden. Somit dürft« die deutsch« Landwirtschaft thr Vertrauen ans di« Borsorg« der deutschnationalen NcgierungSmitgli«der auch auf die Beschlüsse ausdehnen, die daS Reichskabinett mit ausdrücklicher Billigung der Deutschnativnalen gefaßt hat. In der letzten Zeit sind die Verhandlungen mit Polen etwas ins Stocken geraten. Ueber verschiedene, nicht un wichtige Punkte ließen sich bis jetzt keine BerständtgungS- mögltchkeiten finden, ein verzögernder UmstanL, der «och verstärkt wurde durch die letzte polnische Grenzverordnung, di« in ihrem Sinn die fundamentalsten Begriffe des Nle- derlaffungsrechtS außer Acht läßt. DaS polnische Außerv- mtnisterium hat auf die deutschen Vorstellungen hin erklärt. Laß diese Grenzverordnung von untergeordneten Organen des Innenministeriums erlasse» sei, «n- zwar ohne Wissen de» polnischen Außenministers. Auch dieses Ereignis ist ein Beweis für den großen Wirrwarr in den Kompetenz berechtigungen der polnischen Behörden. Man weiß heute wirklich nicht, wer im Augenblick Herr in Polen ist. Herr Ptlsudski oder Herr Zaleski, oder der Wojwode von Ober schlesien. Alle treiben sie eine Politik Deutschland gegen über, die uneinheitlich ist »nd voller Widersprüche". Datz angesichts solcher Zustände in Polen BertragSverhand- lnngen zur Schaffung eine» Modu» vivendi nicht vvr- wärtSkommen können^ versteht sich von selbst. wertvolle Ergänzung der Ausführungen -e» Minister» stutz lLachen links und Rufe: „Gott schütze ihn vor seinen Freun den!") In den Richtlinien haben wir die Locarno-Politik und die Völkerbundsmitgliedschast anerkannt. Gras Westarp hat aber schon bet der Regierungsbildung erklärt, datz wir un» da» Recht Vorbehalten, an dem, was diesen beiden Bor- gängen vorausgegangen ist, historische Kritik zu üben. Ich kann also nicht anerkennen, daß die Ausführungen de» Abg. v. Freytagh irgendwie gegen daS gemeinsame Regie- rungSprogramm der derzeitigen Regierungökoalttiou ver stoßen hätten. lLachen links.) Fra« Dr. BSnmer (Dem.) erklärt, der deutschnationale Abg. v. Freytagh-Loringhoven habe »war gesagt, diese Regierung sei nur eine Arbeits gemeinschaft, immerhin seien die Richtlinien nicht als unver bindliche Thesen gedacht gewesen, sondern hätten Gewicht eines Regierungsprogramms gehabt, für dessen Durchfüh rung die Deutschnativnalen sich mit verbürgt hätten. Die Opposition sei in der eigentümlichen Lage, ein aufrichtigerer Anhänger der Richtlinien zu sein als ein Teil der Regt«, rungsmehrheit. Es könne nicht geleugnet werden, daß nicht nur bei uns, sondern bei allen ausrichtigen Vertretern der Bölkerbundsidee eine tiefe Enttäuschung über die Entwick- lung der letzten Jahre herrsche, besonders hinsichtlich -er Abrüstung. Tie geschichtliche Aufgabe Deutschlands im Völ kerbund liege darin, daß es als legaler Mitarbeiter nicht nur den Artikel ft, sondern auch aus allen anderen Gebieten die Idee und Mission des Völkerbundes und die neuen Metho den des Völkerverkehrs mit Nachdruck fördere und ausge stalte. Dazu bedürfe es allerdings auch auf unserer Seite, daß an dem Glauben an dem Völkerbund festgehalten werde. Nur wer loyal mitarbeite, werde etwas erreichen. Tie Be hauptung des deutschnativnalen Redners, was der Völker bund geleistet habe, hätte die Politik der Großmächte 'rüher ohne Völkerbund auch vollbracht, sei falsch und gefährlich. Ter Völkerbund bedürfe vor allem auch der geistigen Ab rüstung. Ter nachdrücklichen Betonung der Anomalie zwi schen Rheinlandbescyung und Locarno-Vertrag durch den Außenminister schließen sich die Temokraten durchaus an. Wenn Briand neulich die Frage der Rheinlandräumung nicht als aktuell bezeichnet habe, so müsse betont werden, daß sie für uns keinen Augenblick au'höre aktuell zu sein. Auch die Minderheitenfrage gehöre in das Gebiet der geistigen Abrüstung. Kulturpolitik solle nicht Train- sondern Vorstoß» trupp der Außenpolitik sein. Zum Tcblnß gibt die Rednerin der Hoffnung Ausdruck, daß sich in allen Völkern diejenigen Kräfte stärken, die der von Teuttchland bisher vertretenen Friedenspolitik mächtige loyale Miiarbeiter zuntbren. Um 18 Uhr wird die Weiierberarung aus Mittwoch, 14 Uhr vertan* Arabischer Bruderkrieg. * Dari«. lLelunion.) Wi« Hava« au» Vasorah mel det, fielen am letzten Freitag 400 Mann starke Wahabiten» Truppen in das Gebiet von Korweit «in. Di« Angreifer löteten zahlreich« Bewohner und bemächtigten sich einer großen Anzahl von Kamelen, Viehherden und anderer Güter. Die unter englischer Führung stehenden Truppen de» Korweit'Gebiete» wurden mit etwa 30 Automobilen zur Verfolgung ausgeboten. Ans beide« Seite« waren die Verlufte «rost. Schließlich wurden di« Wahabiten in die Flucht «schlaaen. »dz. Berlin, am 31. Januar. Bei der Eröffnung der Sitzung teilt Präsident L»be mit, baß dem Reichstag nunmehr das Urteil des StaatSgerichtS- hofS in der Anaeleaenheit de» preußischen Anspruch» auf den Posten im ReichSbahnverwaltungSrat mit einer Erläut«. rung de» Reichskanzler» »«gegangen i«i. Die Aussprache über den Nil du «MMigU »mV beschäftigt sich zunächst mit der »estrige« Rede tz«s De«tsch, «atioualeu Abg. v. Freytagh-Loriughooeu und erklärt dazu: Die Kritik -er AutzenpoNiik i« dieser Red« ist im ««»maß un- in der Form nicht vereinbar mit der Zugehörigkeit znr Regierungskoalition. Welchen Eindruck muß solche Kritik aus die Staaten machen, mit denen wir Verträge abgeschlof- fen haben, und mit -«ne» wir zusammen im Völkerbund sitze«? lHört! Hört! link» und in der Mitte). Ihr Verhalten, Herr v. Freytagh-Loringhoven, ist geeignet, uns um jeden politischen Kredit im In- und Ausland« zu bringen lgroße Bewegung, stürmische Zustimmung link» un- in der Mitte). ES bedeutet eine glatte Desavouierung der Politik de» Außenministers (lebhafte Zustimmung im Zentrum, Hört! Hört!-Ruse links). Wie steht angesichts einer solchen Aenße- rung eines Koalitionsmitgliedes unser Minister da vor den Staaten, vor denen er die Regierungspolitik vertritt? Vor allem aber muß ich den deutschnationalen Redner fragen: Wie bringen Sie Ihre Aeußerungen in Einklang mit den Richtlinien, auf die sich bei der Bildung des jetzigen Kabi netts Ihre Fraktion ausdrücklich verpflichtet hat? (Sehr gut! links und im Zentrum.) Unter lauten Hört!-Hürt!-Nufen verliest der Redner auS den Richtlinien die Stellen, in denen sich alle Regierungs parteien zum Festhalte» an der Locarnopolitik verpflichten. Er fährt dann fort: Da Abg. v. Freytagh als offizieller Vertreter seiner Fraktion gesprochen hat, ergibt sich für die Deutschnationale Fraktion die Notwendigkeit einer Erklä rung, ob ihre Auffassung mit den Aeußerungen dieses Red ners übereinstimmt. Ich kann das Befremden darüber nicht unterdrücken, daß die Deutschnationale Fraktion, die Herrn v. Freytagh doch besser kennen muß als wir (Heiterkeit), ihn alS Redner vorgeschtckt hat. Er hat auch bei seinen Frak- tionSfreunden mit seiner Rede keinen Beifall gesunden: aber das genügt nicht (Heiterkeit). Wir müssen als Regierungs partei von den Deutschnationalen eine Erklärung zu dieser Rede verlangen. DaS sind wir uns selbst, dem Volke und de« Staaten schuldig, mit denen wir durch Verträge gebun den sind (lebh. Beifall im Zentrum und links). Der Redner beschäftigt sich dann kritisch mit dem Völker bund, wobei er betont, daß seine Kritik im Gegensatz zu der de» deutschnativnalen Redners den Zweck verfolge, bessernd zu wirken. DaS Ziel der deutschen Außenpolitik sei Friede zwischen Deutschland und den anderen Völkern. Abg. Frhr. v. Rheinbabe« (DBp.) bezeichnet die Kritik in der gestrige« Rede deS Abg. Dr. Breitscheid i« einzelnen P««kte« als zu w«itgehe«d. Die Rede des Abg. v. Freytagh-Loringhoven sei problematisch gewese«. Ich kann mir nicht denken, so erklärt der Redner, baß die Deutschnationale Bolkspartei als ganzes die Thesen dieses Redners so hinnehmeir, kann. Meine politischen Freunde werden abwarten, ob sich dazu noch ein anderer deutschnationaler Redner äußert Die Zusammensetzung der jetzigen Regierung hat keines wegs zu einer Verschlechterung der deutsch-französischen Be- ztehungen geführt. Es ist also eine parteipolitische Klops- sechteret, wenn behauptet wird, nur eine Regierung ohne deutschnationale Beteiligung könne eine deutsch-französische Verständigung erreichen (Abg. Dr. Breitscheid (Soz.): Sie vertreten hier wohl die Deutschnationalen?) Die französi sche Regierung will offenbar die Rheinlandräumung uur gegen finanzielle Vorteile gewähren. Die Bilanz der bis herigen Locarno-Politik ergibt eine tiefe Enttäuschung. So lange die Rheinlandbesetzung sortbesteht, gibt eS keine Locarno-Politik n«d kann eS keine Locarno-Politik geben. Wenn ebenso wie Potncarö auch der französische Sozialist Paul Brecour die Räumung von weiteren Sicherungen ab hängig machen will, so nutzt er die nicht genügend klare Formulierung der Resolution aus, die auf der Internatio nalen Sozialistischen Konferenz in Luxemburg unter Betei ligung deutscher Sozialdemokraten beschlossen wurde. (Wider spruch bei den Soz.). In -er Abrüftuugssrage müssen wir Parität verlangen, nachdem wir selbst vollständig abgerüstet Haben. Der Redner begrüßt -en deutschnationale« SchiedS- aerichtsvertrag. DaS deutsche Volk müsse seine« Blick nach Osten richten, dort sei eine Grenzrevisio» nicht zu vermeiden. Seine Partei erstrebe diese Revision auf freundlichem Wege. Wichtig bleibe für Deutschland nach wie vor auch die Zusam menarbeit zwischen Frankreich und England. Von Italien erwarte er größeres Verständnis in seiner öffentlichen Mei nung für die wahren Ziele deutscher Politik. Dann werbe auch die südtiroler Frage anders aussehen. Mit Befriedigung sei die zunehmende Geltung Deutschlands im Völkerbund zu begrüben. Gegenüber paneuropäischen Plänen seien seine Freunde skeptisch. Die Umrisse des Deutschlands von mor gen würden allmählich sichtbar: im Westen Freiheit von Rhein und Saar, im Osten Grenzrevision und stabile Ver hältnisse zwischen Deutschland und Polen, später der Anschluß Oesterreichs, dazu Deutschland in politischer und militärischer Gleichberechtigung eingeordnet in den großen Prozeß des friedlichen Neuaufbaus Europas. Abg. ». Liudeiuer-Wil-an (Dnat.) erklärt zu den Ausführungen des Abg. Mitzka: Wir müssen unS das Recht Vorbehalten, selbst zu bestimmen, wann und von wem wir in der Debatte Erklärungen abgeben lassen wollen. Nur um zu verhindern, daß durch die objektiv unrich tige Kritik de» Abg. Mitzka ein verzerrtes Bild im In- und Ausland entsteht, will ich im Namen meiner Fraktion dazu einige Ausführungen mache». Abg. Mitzka hat in der Rede des Abg. v. Freytagh-Loringhoven einen Verstoß gegen die auch von unS anerkannten RegterungSrichtlinien gesehen, die besagen: Verständigungspolitik auf der Basis der Gegen seitigkeit und Gleichberechtigung, Anerkennung von Locarno und loyale Mitarbeit im Völkerbund. Mein Parteifrennd hat vor einiger Zeit ganz klar unser Bekenntnis zur Ver ständigungspolitik abgelegt. Diese Feststellung soll unserem Redner aber nicht daS Recht nehmen, über die Methoden der Verständigungspolitik seine eigenen Anschauungen unter Umständen auch in kriti scher Form zu vertreten. (Lachen links.) Abg. v. Freytagh hat nur die Zweifel, die der Außenminister an dem Verstän- bigungSwtllen des westlichen Nachbarn äußerte, m verschärf ter Form ausgenommen, ko daß keine Ausführungen eine
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