Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190406053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19040605
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19040605
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-05
- Monat1904-06
- Jahr1904
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1904
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BezugS-PretS in der tzauptexpedttiou oder deren Ausgabe stellen abgeholt: vierteljährlich 3.—> bei zweimaliger täglicher Zuslrlluua ins Hau« 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch. land u. Oesterreich vierteljährlich ^l 4.50, für die übrige» Länder laut ZeitongSpreitliste. Redaktion: JohanniSgasse 8. Sprechstunde: 5—6 Uhr Nach«. Fernsprecher: 158. Er-e-tttoa: Johanni-gasf« 8. Fernsprecher: 222. Ftltalexpedtttonen: AlfredHahn, Buchhandlg., UuiversitätSstr. 3 lFernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Satharinen- straß« 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. Königs- Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale DreSdeu: Marienstrabe 34 (Fernsprecher Amt l Nr. 1713). Haupt-Filiale verltu: CarlDuncker, Herzgl.Bayr.Hofbuchbandkg„ Lützowstraße 10(FernsprecherAmtVl Str.4603.) eMgrr.TaMM Anzeiger. Amtsblatt des ÄSnigliche« Land- und des königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Nates und des Nolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Anzeige«-Preis die «gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem Redakttonsstrich («gespalten) 75 4, uach den Kamiltenuach- richten (6 gespalten) 50 Tabellarischer und Htssernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertenannahme 2b Gtztra-Vettagen (gefalzt), onr mtt der Morgen-Ausgabe, oh», Pogbeförderung ^4 60—, mtt Postbefördemmg 70.—. Annah«efchlutz für Au-eiaeu: Abend-AuSaabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-AllSgabr: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an die lkxpHttion zu richten. Die Expedition ist Wochentag« mnmterbrocheu geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Drmk und Verlag von G. Pol» in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. Lltukhardtl Nr. 282. Sonntag den 5. Juni 1904. 98. Jahrgang. Var wichtigste vom rage. * Der Ablösu ngStransport für die ostasiatische Brigade ist gestern in Stärke von 59 Offizieren und 891 Mann mit dem Norddeutschen Lloyddampfer „Rhein" von Bremerhaven in See gegangen. * Am Bahnschacht der Fürstensteiner Gruben bei Waldenburg wurden drei Berghäuer verschüttet und getötet. * Gestern fand in Wien die feierliche PreiSvertei- lung an die Aussteller der Spiritusausstellung statt, die auch vielen deutschen Firmen Auszeichnungen eintrug. (S. Oest.-Ung. u. Volkswirtschaft.) * Auf der Weltausstellung in St. Louis wurden aus der französischen Abteilung des Bergwerkpalastcs Edel metalle im Werte von 15000 Frcs. gestohlen. Wochenschau. Eine Woche der Diskussion, des theoretischen Ge- plänkels ohne durchgreifende Aktion, der Vorbereitung auf künftige Kämpfe, aber voll der Erregung und gespannten Teilnahme — das ist die Signatur der letzten Tage. Das große Drama i m f e r n e n O st c n ist noch immer, trotz der Ueberraschungen des Anfangs, in der Exposition be griffen, die allerdings von vornherein breit, sehr breit angelegt war und notwendig zu einer sehr scharf emsetzen- den Peripetie führen muß. Die Entsendung der bal- tijchcn Flotte, die Ankündigung der neuesten russischen Kriegsanleihe, die „Maskierung" Port Arthurs durch die Japaner, das trotz der Jalufchlägc doch wieder auf be schränkter Basis bleibende Vorgehen der Mikadoarmee, alles deutet darauf hin, daß inan an der Taktik der Sammlung zu einem letzten entscheidenden Waffengang, der die höchste moralische, militärische und finanzielle Kraftprobe mit allen ihren verhängnisvollen Folgen be- deutet, auch fernerhin festhält. Der Kampf um Port Arthur ist allerdings eine besondere Diversion in dieser Generalidee, hier spricht die nationale Leidenschaft Nip- pons, das militärische Ehrgefühl der Armee des Mikado besonders scharf, Port Arthur ist der Inbegriff schmerz licher Erinnerung und leidenschaftlichen Verlangens für die Japaner. Man hat es weder im Palaste zu Tokio noch in der armseligen Hütte des Reservisten vergessen, daß gerade um Port Arthur Rußland durch seinen Admiral Makarow dem eben mit frischem Lorbeer aus dem China feldzug heimkehrenden Japan das Messer au die Kehle setzen ließ, als 1895 im Golf von Tschili die russischen Panzer und Kreuzer klar zum Gefecht machten und vor dieser Demonstration Japans Regimenter Liautung und Port Arthur räumen mußten. Makarow mit seinem Schlachtschiff „Petropawlowsk" liegt heule auf dem Meeresgründe, und die kleinen zähen „Makaken", die damals so schnöde und brutal verdrängten Japaner, ziehen die Laufgräben um die Feste, auf der die Flagge mit der ausgehenden Sonne um jeden Preis wehen muß, wenn Japan nicht endgültig alle die mit unsäglicher Geduld und Verschwiegenheit in neun langen Jahren gebrachten Opfer, alle die von schweigendem Zorn und knirschender Wut diktierten Pläne als monströses Experinient eines nationalen Größenwahns den Annalen seiner Geschichte einverleibcn will. Wenn daher schon setzt von einer Ver mittelung durch die stets provisionslüsternen Yankees in einer kurzsichtigen Presse die Rede ist, so erledigt sich das als müßige Kannegießerei und Rußland, dessen seit Jahr zehnten nach West und Ost gerichtete Politik der Drohung durch die Nipponlcute so jäh als hohle Großsprecherei ent- larvt ist, weiß am besten, daß ihm die bittersten und schwersten Tage noch bevorstehen. Daran ändert selbst die Sympathie Deutschlands nichts, die unverkennbar trotz Alexander HI. und trotz der Machenschaften in Kopen hagen und Paris ihr warmes Herz dem geprüften Freunde an der Newa zeigt. Freilich, bis zu einem Hand schreiben des Kaisers an Kuropatkin darf sich dieses Ge fühl nicht verdichten, und schleunigst rufen die Offiziösen der Wilhelmstraßc das große Wehe Uber dkc Boten dieser Nachricht. In einem gleichen Stadium der Ungewißheit liegt unsere eigene Expedition in S ü d w e st a f r i k a. Gene ral von Trotha ist noch unterwegs, trotzdem rüstet sich Gouverneur Leutwein, die vereinigten Herero am Water berge anzugreifen. Am 9. Juni schon will er in Osise sein und einen entscheidenden Schlag führen. Ist hier der Ehrgeiz des alten Afrikaners, den frischen Lorbeer zu pflücken, ehe er den Feldherrnstab stärkeren Händen über- gibt, maßgebend? Jedenfalls mißt der Gouverneur durch solches Forcieren eines Kampfes seiner Verantwor tung ein neues Teil zu, sintemalen ein Fehlschlagen auf unserer Seite den Ovambo Mut machen würde, nicht mehr heimlich den Bantubriidcrn einige Ochsenkarren voll Munition zuzuführen, sondern im offenen Kampfe uns da« Weiße im Auge zu zeigen. Ein Kampf mit den Stämmen im Norden des Schutzgebietes würde aber momentan für uns ganz ungeheure Aufwendungen ver langen, so lange die Herero noch nicht außer Gefecht ge setzt sind, und damit hat es leider noch gute Weile. Diese Guerilla in Südwestafrika gibt uns einen kleinen Vor geschmack von den Konsequenzen, welche für uns ein Abenteuer inMarokko haben würde, nach welchem be sonders auf Seiten der Alldeutschen so peremptorisch ver langt wird. Gewiß wäre es zu bedauern, wenn wir am marokkanischen Tisch lediglich die Knochen bekämen — tLräe vsnisntibi« 0S8S — aber wenn Graf Bülow auf sein Kouvert verzichtete, so wird ihm die Aussicht auf die end losen Kämpfe mit einer politisch und religiös fanatisierten Bevölkerung, die Aussicht auf ganz ungeheure finanzielle Opfer und die Schwierigkeit der Hafenzugänge im Westen Marokkos den Appetit verdorben haben. Zudem denkt er vielleicht nicht mit Unrecht an das Vorbild, das Bis marck gab, als er Jules Ferry nach Tongkmg gehen ließ. In das Kapitel der Vorbereitungen auf ernste Tage fallen auch die großen parlamentarischen Aktionen an der Seine und Themse. Herr Maurice Bertcaux durfte ge wiß sein, einen billigen Triumph zu feiern, als er in der Kammer die zweijährige Dienstzeit für die französische Armee verteidigte. Bedeutet doch diese Neue rung einen numerischen Zuwachs von 5000 Mann für die bi-sv« «IMV6, und jede Vorlage, die einen Tornister und einen Sattel mehr nötig macht, darf auch im heutigen Frankreich des Beifalls sicher sein, denn auch heute gilt dort noch Gambettas Mahnung: Toujour« peussrj Einen völlig steinigen Boden aber findet in England der Vorschlag der allgemeinen Wehrpflicht, ja, die sehr ehrenwerten Deputierten haben eine runde Er klärung der Negierung erzwungen, daß man nicht daran denke, dem freien Sohne Albions die Jacke Tommy Atkins anzuziehcn. Trotz Ueomanry und Volunteers, die zu Zeiten des Tages Lieblinge waren, wird Old England weiter an dem alten System festhalten, das sich sicher in dem Monient rächen würde, wo das alte Mittel der eng lischen Politik, die kontinentalen Mächte in einer ewigen Divergenz zu erhalten, versagen würde. Man rechnet also offenbar — und wohl nicht mit Unrecht — an der Themse mit dem Weiterbestände dieses Zustandes, in dem schon die „Weisheit der Vorfahren steckt" und leider auch die Intelligenz der Nachkommen allem Anscheine nach stecken bleiben wird. In dieses Bild der Politik brachte Deutschland in der abgelaufenen Woche keine sonderlichen neuen Farben, offenbar herrscht auch hier die Erwartung vor. Die Kieler Woche mit dem Besuche Eduards VII. wirft ihre Schatten bereits voraus — Schatten wachsen ins Riesen hafte, Verzerrte, je weiter das Objekt ver Beleuchtung noch vom Focus entfernt ist. Trotz der unzweifelhaft groß artigen Schaustellung wird auch dieses Stück deutscher Diplomatie eine innige Umarmung des Gastes mit einem beruhigenden Augenzwinkern nach der Newa hin werden, aber keinerlei scharf betonte Kurswendung. Auch die innere Politik brachte keinerlei Entscheidung von Wert, auch hier eine leidenschaftliche Diskussion um Dinge der kommenden Tage, von denen auch heute noch dasSchul - konipromiß unstreitig die ereat attraotion der Frak tionsleute bildet. Die Wogen der Leidenschaft branden auch heute, da diese Woche zur Rüste geht, noch heftig, und selbst vr. Sattler ist es nicht gelungen, Oel auf diese Wellen des Unmuts zu gießen, welche die Schiffer im kleinen Kahne, die den konservativ-klerikalen Kurs anlegten, zu ver schlingen drohen. In Köln tagte in diesen Tagen eine Versammlung, die sich sehr heftig gegen das Kompromiß und gegen die Leitung der nationalliberalen Partei aus- sprach, und trotz der Sattlerschen Ausführungen wurde die Einberufung eines allgemeinen Delegiertentages als Resolution aufgestellt. Dor diesem Irak- tionsparlament sollen die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, und sie werden ohne Zweifel zu leicht befunden werden. Freilich, von der Fraktionsseite wirft man eine ganze Reihe von Zuschriften für das Kompromiß zu seinen Gunsten in die Wagschale, und so ist tatsächlich die große Kluft in der Stimmung der nationalliberalcn Wählerschaft nicht zu maskieren. Bei der Beurteilung dieses leidenschaftlichen Kampfes, der über Nacht die Nationalliberalen bis in die Liefen ihrer Position erschüttert hat, muß man unbedingt daran festhalten, daß das Bedenkliche des Kompromisses nicht in der fchultechnischen Seite des An trages zu suchen ist. Das Bedenkliche des Kom- promisses liegt lediglich in dem Zu sammengehen mit der konservativen Rich tung. Wenn Herr v. Zedlitz frohlockt, daß das alte Kartell wieder aufleben könne, wenn die „Post" in edler Freude und selbstloser Wonne auf die Rückkehr der einstigen Freunde hinweist, so darf man nicht vergessen, die rote Hahnenfeder zu sehen, die dem Herrn v. Zedlitz besonders gut steht, wenn er sein Herz für die National- liberalen entdeckt. Wenn die Herren der Richtung Zedlitz als Boten deS Friedens kommen, darf man nm die Kriegslasten nicht besorgt sein, man zahlt sie doppelt. Ein Zusammengehen mit diesen Vertretern einseitigsten und rückständigsten Egoismus wäre gleich bedeutend mit dem politischen Tode der nationalliberalen Partei, die ihre Lebenswurzeln in dem Proteste gegen die Reaktion besitzt. Ein Kompromiß nach dem Herzen derer um Zedlitz ist lediglich ein Garn zum Gimpelfang. Man darf sich indes über das konservative Selbst vertrauen, das sich auch im Schulantrag so deutlich widerspiegelt, nicht sonderlich wundern, wenn man über legt, daß von oben herab die agrarkonscrvativc Weisheit mit einer wahren Aengstlichkeit respektiert wird. Eine höchst sonderbare Probe dafür hat unsere Hobe Regierung gelegentlich der Handelsvcrtragsverhand- lungen gegeben. Herr v. Nichthosen hat die Dele gierten Oesterreich-Ungarns an seinem Tische festlich be- wirtet und die Unterhandlungen fließen nun in der Wil- Helmstraße munter fort. Unsere Regierung scheint dabei der sonderbaren Ansicht zu sein, daß es zu den Geboten der Gastlichkeit gehöre, jede Kritik an dem Objekte der Verhandlungen und dem mehr oder minder großen Ge schick der Unterhändler zu unterlassen, denn auf ein paar Randbemerkungen der liberalen Presse eröffneten die Offiziösen in Karlsruhe, München und der Wilhelmstraße ein grobes Stllckfcuer gegen die bösen Liberalen. Unter Umständen könne die bisher in unbegreiflicher Milde höchst nachsichtige Regierung einmal die geltenden Han- delsverträgc kündigen, heißt cs da mit deutlicher Nutz anwendung auf das heilige und darum den Reaktionären doppelt teure Mütterchen Rußland. Man leistet sich also die unglaubliche Torheit, mit einer Wiederholung jener Zustände zu drohen, die 1892 eintraten, als nach Fertig stellung der übrigen Handelsverträge wir mit Rußland einen heimlichen Zollkrieg eröffneten, der bis 1894 sich hinzog. Noch törichter freilich ist es, daß die Dienst beflissenen die Schale ihres Zornes auf die liberale Presse gießen, an diese gerade ihre drohenden Warnungen richten, dabei aber alle die hämischen Kommentare total vergessen haben, mit denen gerade die Agrarkonservativen die schwebenden Verhandlungen begleiteten. Freilich, das Gedächtnis der Offiziösen ist wie die Wachstafel des antiken Schreibers — das breite Ende des Stilus fährt darüber hin, und für neue Zeichen ist eine jungfräu liche Fläche geschaffen. Wenn aber die Regierung glaubt, mit diesem Mene Tekel die liberalen Spötter zu schrecken, so darf man sie auf das spöttische Lächeln verweisen, mit dem man dort die Zeichen an der weißen Wand entziffert, die eine sehr bekannte Hand — und nicht ein- mal eine geschickte — „in höherem Auftrage" dort malte. Diesen großen Fragen in ihrem Entwickelungsgangc gegenüber wollen kleinere Einzelaktionen des inner politischen Kampfes, wie die Wahl Blumenthals in Straßburg, nicht viel besagen. Doch vermißt der Beob achter zu seiner Freude auch heute das Geplänkel in der sozialdemokratischen Presse noch nicht, an das man sich seit dem Dresdner „Jungbrunnen" so ge wöhnt hat, daß ein Versiegen seines Geplätschers gerade zu eine Lücke in der politischen Straßenmusik bedeuten würde. Leider scheinen uns die Genossen in diesem Ge- wohnheitsgenussc schädigen zu wollen, denn in ihren Reihen werden immer mehr Stimmen laut, die den zu künftigen Parteitag unter Ausschluß der Ocffentlichkcit abgehalten wissen wollen. Aber Majestät Bebel wird hoffentlich auch hier ein Huos ox«! hineindonnern, vor der Öffentlichkeit henken und köpfen und pfählen alle bösen Revisionisten nach Herzenslust — er darf unseres Dankes gewiß sein. ver Hilfrtainl Orr Herero. Die Feldpost in Südweftafrika. Brieflichen Mitteilungen des Ober - Postpraktikanten Tborun, deS Vorstehers der Feldposterpcdition, entnimmt die „Deutsche BerkehrSzeitung" folgende Einzelheiten: „Die Feldpostexpedition, die am 4. März in Okahandja bei der Hauptabteilung ihre Tätigkeit begonnen batte, befand sich nach dem Gefecht bei Onganjira am 9. April mit den Truppen mehrere Tage an diesem östlich von Okabandja liegenden Orte. Während dieser Ruhezeit war die Einlieferung von Postsen dungen und Feldtelegrammen besonders rege. Am l3. April trat die Truppe den Vormarsch gegen die bei Okatumba (25, km nördlich) gemeldeten Hereros an; die zweite Staffel der Bagage mit der Feldpostexpedition blieb nach einem Marsche von etwa 5 km in Otjisasu unter Bedeckung zurück. Hier traf nachmittags mit der Nachricht, daß starke Abteilungen der Feinde aus den Ort in Anmarsch wären, für die Bagage der Befehl der Hauptabteilung ein, sich in VerteidigungS zustand zu setzen. Sämtliche Gegenständ« mußten unver züglich auf die Wagen verladen werden, die Zelte wurden abgebrochen, die Ochsen, die sicb auf der Weide befanden, an den Jochen sestgebunden, um jeden Augenblick zum Abrücken bereit zu sein. Die Bedeckung der mit zwölf Ochsen bespannten zweirädrigen Postkarren bildeten außer dem Vorsteher Thorun der Feldpostschaffner Zink, ein Diener Thoruns und der Ochsentreiber, alle mit Gewehren bewaffnet. Di« Nacht über ließ Thorun, obwohl das ganze Lager unter militärischer Bewachung stank, zur besonderen Bewachung der Postkarre seine beiden Schwarzen abwechselnd Wache stehen. Glücklicherweise fand kein Ueberfall statt, und morgens 5 Uhr kehrte die Hauptabteilung, die mit der vielfachen Neber- macht der Gegner im Gefecht gestanden, zurück. Wiederum fand eine rege Post- und Telegrammauflieferung statt; jeder wollte noch mit dem am selben Tage nach Okahandja abgehenden Transport mit Verwundeten und Kranken eine Nachricht von dem mitgemachtcn Gefecht in die Heimat senden. Am 21. April traf in Otjisasu Feldpoftsekretar Rische ein, der dort die Feldpoststation Nr. 1 eröffnete, während Feld-Oberpostsekretür Thorun mit der Feldpostexpedition iu Begleitung eines Wageo- transportS nach Okahandja, dem einstweiligen Sitze des Hauptquartiers, abrückte. Der Dieustbetrieb bei der Feld postexpedition, die ihre Tätigkeit bis zur Neuformieruug der Hauptabteilung einstweilen einstellte, hatte sich immer glatt abgewickelt, wenn auch die Unterbringung der MaunschaftS- briefe wegen ungenauer und unrichtiger Aufschriften häufig auf Schwierigkeiten stieß. Von Interesse sind die Angabe», wie die Feldpostanstall bis dahin eingerichtet war. Die mit einem Zeltdache bedeckte Ochsenkarre war zu beide» Seiten mit einem Briefkasten versehen; an der Stirn wand war das Postschild „K. D. Feldpoftexedition" an- gebracht. Unter einem aus vier Zeldbahnen gebildete» Helt- dach, das an der Postkarre einerseits und auf BambuSstocke» andererseits in etwas über Mauneshöhe befestigt war, wurde der Annahme- und Ausgabedienst wahrgenommen. Ei» Zelt tisch diente als Arbeitstisch, eine Briep>erteilungStasche al« Absertigungsspind und eine umgedrehte Kiste als Stempel tisch. In einen! verschließbaren Kasten, der beim Kahren als Sitzplatz für die Feldpost-Schaffner dient«, die au« Mangel an Pferden nicht beritten gemacht werden konnten, waren die Geldkassette und die zum Dienstbetrieb notwen digsten Gegenstände nntergebracht. Die gauze Arbeit mußte unter diesem Zeltdach geleistet werden, da dre noch vorhandene» bedeckten Räume zu Lazarettzwecken verwendet wurdeu." ver russisch-japanische Krieg. Die stimnsung i« AsstzlaiH. Der „Boss. Ztg." wird aus Petersburg geschrieben: Das bekannte Organ des russischen auswärtige» Amtes, da« „Journ. de St. PoterSb.", brachte dieser Tage eine» Artikel gegen den „Pessimismus" in der Auffassung der Kriegs lage. Die Ausführungen des hochoffiziösett Blattes gipfeln in dem Satze, baß Rußland bereit« schlimmere Zeiten glücklich überstanden habe und daher nicht einzu sehen sei, weshalb es auch die jetzige Schicksals prüfung nicht überstehen sollte. Die „vorübergehen den" Erfolge der Japaner seien dadurch erklärlich, daß Japan sich zehn Jahre lang auf das eifrigste rum Krieg vorbereitet habe, während Rußland seiner friedliebenden Politik gemäß unvorbereitet geblieben sei. An diesen Grundgedanken de« „Journals" anknüpfend, sucht jetzt die „Nowoje Wremja" ihre Leser insbesondere über das Schicksal PortArthur« zu beruhigen. Es habe nichts zu sagen, meint da« Blatt, daß Port Arthur abgeschnitten sei. Die Festungen werde» eben dazu gebaut, um recht lange selbst die stärkste Be lagerung auszuhalten. Erst von dem Moment an, da die Japaner Port Arthur umzingeln, werde der Platz seine eigentliche Bestimmung erfüllen, die darin bestehe» einen bedeutenden Teil der japanischen Streitmacht dauernd fest zuhalten. Gelinge das, so werde es dem General Kuro patkin um so leichter sein, über den Rest der japanischen Armee den Sieg davonzutragen. Aehnliche Erwägungen findet man auch in anderen patriotisch gesinnten Blättern, doch können sich die meisten dabei des Gedankens nicht eutschlagen, daß vieles im heiligen Rußland nicht in bester Ordnung sei. Daher wimmelt eS selbst in Blättern, die geflissentlich um die Gunst der Regierung buhlen, von allerlei Reformvor schlägen. Merkwürdig dabei ist, daß trotz der Kriegszeiten weder das Kriegs- noch das Marinemiuisterium geschont werden. Nur ein Ressort ist nach wie vor unantastbar: das des Ministeriums des Innern. Und Axr-patkin spracht „Im ersten Monat wird man von mir sagen, ich bin untätig. Im zweiten wird man von meiner Unfähigkeit sprechen. Im dritten wird man mich für einen Verräter halten, denn bis dahin haben wir sicherlich ernste Niederlagen erlitten. Mögen sie reden — ich frage nicht danach. Ich verschmähe es, die Offensive zu ergreifen, bis mein Heer sich bedeutend verstärkt haben wird. Und das kann erst im Juli der Fall sein." — Also soll sich Knropatkin, wie ein russische« Blatt in Erinnerung bringt, vor seiner Abreise nach dem Kriegsschauplätze einem intimen Freunde gegenüber geäußert haben. Die neue Angriffslinie der Japaner. Uebcr den Vormarsch der Japaner von Kwantien- sien auf Samatse schreibt der „Rußki Invalid": „Diese neue Angriffslinie der Japaner geht von Kwantiensien über Erdaobetsc, Samatse und Janlikou nach Sihejan, von wo sich zwei Wege nach Mukden und Ljaojan abzweigen, und führt über eine ganze Reihe steiler und hoher Pässe, unter denen der F i n s ch u il i n g-P a ß der beschwerlichste ist. Obgleich diese Straße für deu Wagentrain und die Artillerie befahrbar ist, bietet sie doch große Schwierigkeiten, namentlich in ihrem mittlere» Teile zwischen Samatse und Sihejan nud durchquert ei» wenig bevölkertes und armes Gebiet, da« die Versorgung der Truppen mit Obdach und Proviant sehr erschwert. Im allgemeinen ist diese Straße für das Manövrieren von Truppenteile», die stärker sind al« ein Regiment Jnfantene mit Bergartillerie und einem Train auf Saumtiere«^ schwierig. Wie stark die hier verrückenden japanischen Streitkräfte tatsächlich sind, wird sich bald Herausstellen. Zunächst kann man nur annehmen, daß sie durchaus nicht, wie neulich englische Blätter behaupteten, eine „Bedrohung Mukdens" zum Zweck haben und deshalb auch nicht von bedeutender Stärke sein können. Die Operationen in der Umgebung von Kwantiensien erscheinen den Japanern offenbar als eine Nebenausgabc und haben den Zweck, die Kommunikations linie nach Korea vor unseren Kosaken zu sichern, welche den rechten Flügel General Kurokis hartnäckig bedränge» u»d ihm bänfig auch in den Rücken kommen. Diese Unbequem-
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