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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192812152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19281215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19281215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-12
- Tag1928-12-15
- Monat1928-12
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1928
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«S2. 4. veilizezs« stiewer «»,,,»ea» i» Tk,<«»er ISL8, «» «»» 81. J«hrz. «kWMV-WM von Fritz Mlhel« Schönfeld, Hannover. Wer hätte nicht allzeit feierliche Dinge über Jesu Mütterlein zu sagen gewußt! Meine nnmer neue Geschichte kann drei- aber auch fünfhundert Jahve alt sein. Zu HallevbrunShedn schufen sie der lieblichen Mutter wieder einmal da- Weihnacht-Neid: diesmal in der Farve der Flach-blüte selber, wie sie sich tmLrützlina al» wahrer HknmelSspieael felderweise unter den Äpfelblüten und »wi schen den Rapsfeldern htnstreckt, die immer so glücklich gelb brennen. — Die Srntearbetten waren lange zur Ruhe gebracht, denn die allerletzten Nächte vor dem heiligen Feste dunkel ten hin. Da» Getier genoß brüderliche Liebe von den Menschen. Wurst und Fletsch hingen lecker zuhauf. Und Mägdlein und Burschen gedachten nicht» weiter noch zu tun, als die duftigen Stollen in den Lesen zu bewachen, die Rosinen für die Dallsäcke zu schwemmen und den Honig zu keltern, der süß über die Nüsse fliehen sollte. In dem kleinen Armensaal der Gemeinde aber war nach altem Brauch der Webstuyl mitten in den Raum gesetzt, aus einer Kanzel mit mehreren Stufen, von Flittergold um hangen, al» flatterten Siegesfahnen. Und Bändchen hingen daran, genau so viel, wie e» verschiedene Farbtöne gibt, von der Decke herab tropfte der Dethlehemstern in oaS grüne Geäst der ring-gestellten Tannenbäumchen. Jedermann, ob Männlein, ob Weiblein, Kind oder Grei», hatte an dieser Kanzel vorbeizugehen, dabet aber unbedingt selbst hinaufzuklettern und einrge Fäden an dem Stoff fortzuspmnen, der für der gütigen Mutter blaue» Gewand bestimmt war. Auf daß man stolz und froh jubeln konnte: Alle wirkten daran! Wie der Volksmund nun aber ist: Mit dem Brauch batten die bösen, verdächtigenden Zungen im Läuse der Zeiten die Prüfung verbunden: Bei wem das Fädlein reiße, der sei unrein, ein unwahrhaftig Menschenkind, das eine Schuld unetngestanden trüge und sich schämen müsse, am Marienklett>e mitzuweben. Jlsebill Holbertan, deS steinarmen Schäfers keusches, W grober Schönheit aufgeblühtes einzige» Kind hätte vor Schmer» und Schreck fast auf der Kanzel sterben mögen. Denn ihr war vor dieser glücklich erwarteten Weihnacht der Faden gerissen. Und grauenvoll sah sie rings um sich her die Zeigefinger, obwohl alle, die eS erfahren, viel zu seige waren, die Verdächtigung gerade heraus zu sagen. Alles duckte sich und schlich schnell, tuschln», deikeire, damit fix das Gerücht sich auch ja bis in die lebte Hütte verbreitete. Gerüchte zerfließen schneller al» ein Geruch und lassen auf den Dingen ihren Hauch hängen. Wie üble Fahnen. Dabei hatte Jlsebill Holbertan wahrlich (oh, eS war zur Zeit der Hopfenreife gewesen!) nichts Wetter getan als froh geduldet, daß kuh eines jungen ManneS sichere Hand um die ihre faltete, wie sich eine Nußschale schützend und immer härter um den »ützer und reifer werdenden Kern krümmen mag. Noch nicht einmal zu einer Berührung der Livpen hatte das geführt. Und der junge Valentin EmSvüttel hätte es sich vielleicht auch noch em Weilchen überlegt, ob er an Liebe glauben sollte oder nur an eines Gefühls kleinen glücklichen Rausch. Da aber schlug daS dumme W b'bi'fche«, oa» beliebte, gerade in dem Augenblick, da Jl ebill die Kanzel betreten hatte, da» Fädlet» zu kappen, wre em Geschoß in den Still stand der leicht pochenden Herzen. Valentin stürmte M Jlsebill und zupfte ihr förmlich die Küsse von den halb weinend, halb lachend bewegten Lippen: „Du eine Sün derin!? Nein, und tausendmal nein! Nun steh' ich bei dir, und ich denke, du bist darüber froh!" Jlsebill ließ ihr Herzlem gerne ganz laut schlagen, aber sie wußte doch: „Dein Vater jagt mich davon: du und ich, er wird eS nie dulden." Gerade deshalb ging der Sohn zu dem Vater: „ES hätre sonst wohl noch etmge Zett gedauert, aber so, weil sie die Jlsebill eine Dirn nennen r Wir wollen un- haben und nimmer lassen." >ner auf einem ganz ver- . Der «ar nicht reich«, «Her bitter ehrgeizig« Hafner dauer brüllte auf: „Da» wetßt du: ich halte nicht» von der jmndm «etdweberei. Und ob die» dreiste Ding Dirn oder Englein ist, du nimmst sw nicht! Ich will, daß du ein großer, reicher Bauer oder ein gescheiter Herr drinnen ln der Stadt werdest. Und ich verstoße dich, so du da» Mädchen freist." »Zieh sie dir doch nur ein einzige» »al an!" „»Weil sie dich gelockt hat, au» meinem Willen aezogen, ist sie,schlecht m»r widerlich, und ich sage: sie ist häßlich wie ein listige» Tier." Da schied der Sohn und ließ auch das Mütterlein weinend hinter den Fensterläden, hanget« feinem Weibe an und wurde wegeabseit» Tagelöhner auf einem ganz ve» Lodenen Gut- Das war im Monat der ganz jungen Jlsebill begann bald, fein die Linnen zu spinnen, wie man sie um Smoerglieder schlägt und unter mütterliche Brüste windet, oamit sie nicht allzusehr unter der eigenen Last den köstlichen Lebenssaft vertropfen. Das geschah schon tm duftblutenden Rosenmond. . Valentin wurde von der Nachricht niedergeschlagen: Deine Mutter liegt tm Sterben, im Heimatdorf Er traf sie nicht mehr lebend an, und um ihre Lipven hatte der Tod die Worte nicht wegwischen können: Männer trotz mordet Liebe und Mutterherzen. — Valentin bezog den Vorwurf auch auf sich. — Als die Leiche nicht mehr auf der Diele stand, kreuzten sich wieder die Zunaenschwer- ter. Der Vater hielt daran fest: „Du hast meine Pläne mit dir zunichte gemacht. Du hast dich an eine Schlange mit giftigem Herzen gehängt." Der Sohn bat: ,Hch suchte nur meine» Wesen» au-gleichende Kräfte." Der Vater schrie: «Du solltest einmal der Erste sein!" Der Vater tat keinen Schritt in de» Sohne» bescheidenes Heim. In Valentin begannen sich indessen immer schreckhafter die Bilder zu häufen: Auch mein Vater kann hinscheiden. Und ich bin nicht genug zu ihm gegangen, daß ich um ihn werbe. In einer Nacht wachte er ächzend auf: Er hatte träu mend mit nacktem Leibe um den morschen, alternden Körver seine» Vater» gerungen. Die beiden nackten Gestalten hatten sich die Luft aus den Rippen gepreßt. Der Vater war der Stärkere geblieben. Er hatte den Sohn wie Laub ab geschüttelt. — Er stotterte am Morgen seinem Weibe inS Ohr, denn er konnte sie in ihrem Zustand doch nicht mehr ängstigen (wieder hingen die Hopfentcauben gelb über die Büschel): „Leben heißt Haut abbosseln, vorsichtig- Immer nur an den Stellen, da sie reis zu fällen ist. Sonst blutet der Leib. Wann steht der Bildstock klar da" Jlsebill weinte still: „Vielleicht, wenn da» Kindlein da sein wird." — — — Schließlich gingen die heiligen Vorweihnachten wieder Über Lvchnee. Jeden Tag konnte der erste Kinder schrei durch die Hütte fahren wie ein Glockenton! Da steckte sich Valentin hinter die Freunde seine» Vater». Auch dieser war von einer erschütternden Unruhe geplagt, daß die Weihnachten einsam sein sollten, und schrecklicher war ihm fürwahr der Gedanke, daß die anderen einsam wären, nicht er! Er hatte noch immer nicht die jungen Leute gesucht. Jeden angeschrien, der ihm den Weg zeigen wollte. Sich die Ohren verhalten. Besuch ver beten. — Die Freunde schufen sich da» alte bunt« DreiköniaS- fpiel: Stern war da und goldene Krone, Mhhrrengefaße und hoher goldener Stab, die schweren KönigSoewänder bedeckten die Schaffelljoppen der Männer, und ihre Ge sichter waren verstellt, wie auch die Sprache. Der Mohr klirrte an der Tür de- einsamen ManneS: „Nun aber Tür auf, du verstockter Zürnewtchtk Ueber die Ettoe geht die DethnachtSklarheit. Du sollst zur Krippe wallen. Folge!" Der alte Mann, halb zitternd, wa» da für ein zufällig entgegenkommendes Glück im Spiel sein möge, da» ihm ersparte, den ersten Schritt zu tun; halb sich gegen die Allotria wehrend, die man vielleicht mit ihm vorhatte, be gann mit den drei Königen durch den Schnee zu stampfen, und der Flockenfall verhing die Blicke. Leonhard Emrbüttel wußte nicht, wohin es ging. Er fing sich an zu wehren. Da aber fuhren die ganz irdischen Schaffellärmel nnt Fäusten unter den Königtzgewändern hervor und von jeder Seite in leine Rippen. E» knuffte ihn von recht» nach links: „Wo du «ine Strophe mitgesungen hast, die schönste kommt erst! Vorwärt« jetzt!" — Inzwischen war in dem Oertchen Valentins und Ilse- bitt» Ungeheuerliches geschehen. Es war ja die Lust so leuchtend voll de» Deihnachtssegens. Es brannte der Schnee lichterloh Aufforderung zu Güte, verstehen und verzeihen! Echter Marienglanz! — Am Nachmittag war von der Hütte, die dem Häus chen, in dem Valentin wohnte, gegenüber lag, plötzlich ein kleine» Engelkind mit silberner Krone und rundem, weißem Pummelmäntelchen auer über die Straße durch den Schnee getrippelt, sodaß die Spur davon wie Becherlein sich reihte, und hatte bei Jlsebill ein Paket abgegeben, an dem ern Zettelchen hing, wohl mit Hilfe des Pfarrers verfaßt und auch nur so deutbar: „Wir taten dir weh. vielleicht raubte e» dir doch da» Barerherz " Hinter den Fenstern der Hütte drängten sich Mädchengesichter. In dem Paket war ein blaue», feines Gewand, wie eS im Vorjahr zuhause die Mutter Gottes bekommen hatre, und dazu zarte Wtndelchen und ein goldener Stern. Jlsebill trat schon darüber freudig weinend an die Wiege ihres Kinde». Valentin aber stürzte in den Schuppen hinaus und schleppte die alte Futterkrippe, die da tot Herumstand und die ihm blitzschnell erst beim Anblick des Kleide» eingefallen war, in den Raum: „Die können jeden Augenblick kommen!" Dann krönte er sein Deiblein mit der Engelsspende. Er hüllte eS m das feine blaue Gewand. Und sich selber kniete er glückselig vor da» Krivvlein, in dem sein Kind still weiter ,chlies. Seine ganze schlichte Bauernfreude schwelgte in seinem Tun. Da donnerten auch schon die Stiefelkloben auf dem Gang. Den drei heiligen Königen purzelten beinahe die Kro nen und auch die weißen Bärte von den Köpfen, so heftig fuhren sie sich daran. Wo waren sie nur!? DaS war ja Spuk! Sie waren ja vor der Krippe, von der sie nur theatralisch geredet !— Ungesungene Christlieder umbrau sten ihre Ohren. — Leonhord EmSbüttel aber, liedarm wie er war, wurde von Glück und Aerger zugleich gepackt, sodaß er bloß polterte: „Warum habt Ihr mir von dem Kinde nichts gesagt!" Da waren die heiligen drei Könige ganz einfach nüchterne Alltagsmenschen: „Wolltest du etwas wissen?" Leonhard schimpfte weiter: ,Jshr Kerl's, jetzt erkenn' ich Euch erst!" Und zu den Kindern: „Das Kleid habe ich zu bezahlen!" Jlsebill wollte glücklich erklären. Die Freunde lachten dazwischen: „Sei froh, daß du wenigstens nicht die Taufe verpaßt!" Dann schnappte» tue Freunde schleunigst wieder ihre Königs gewänder zu, nicht, ohne dem alten, schon wieder sträubenden Troßkopfe noch einen tüchtigen Knuff zu versehen: „Nieder, die Hirten und Kömge beten an!" — Sie taten es alle gern, als wäre es ernst. Die Stube war voller heimlichen Glockenschlag, der von Jlse- bill» Herzen auSging. Lachend und weinend stimmte schließlich knieend der Alte als erster wirklich die selige Weise an — von der einen Ros' die uns allen einmal unverlierbar entsprungen ist. — Dann hastete er noch In der Nacht vaterseelenallein an das Grab der Mutter, um eine Christblume darauf zu legen, raschelnd au» selbstgefaltetem Papier. Sie erglomm dort gelb wie ein Lichtleiu, daS au» der Erde zu wachsen beginnt. Oder wie eine erste Blüte in einer neuen Früh- lingSnacht. -Gz Mffl-MM »rstUassi^ o»ä preisnert W Kassoostoat» / Isrllalüaag ?uu>ok»brilc ll. Volktranu», vr«ä«a, Vsrliaak RINWatrnT« HO, Vittonakaaa, oebso llokjavslisr älaa Verbuken 8i» aoverdmäliek kostenlos Xatslox ZemchMttea ür oenMeüMM mockemen -dv- /üünt/MN, aü weüuiaMz-erÄeat -erterir SstptzUemk, tn Ems-lMvaA. — Luk«» Zte M w ckf LttÄiykkttüe Msrer SMckmikere/ Mrael La-e-M Aera, eoetüeck. S-. 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