Anhang August Herders Briefe an Goethe 1. Die Fr. v. Kalb 1 hat mir auch ein Etui zum Andenken geschenkt, ich gehe oft bey sie. Der Prinz 2 trauert jetzt um den Landgraf, er hat ein graues Kleid mit schwarzen Knöpfen und schwarzen Schnallen und Weßte. 3 Die Komedie hat jetzt aufgehört und sie sind nach Altenburg. Nun leben Sie 10 000 mahl wohl und schreiben und denken Sie an mich. Bleiben Sie gesund. Empfehlen Sie mich der Herzogin, wenn Sie kommt, Leben Sie nochmahl wohl und vergessen Sie nicht Ihren August Herder Einen Gruß an Götzen 4 [Der Brief ist undatiert; er soll aus dem Januar 1793 stammen.] 2. Neuenburg, d. 22. Novemb. 1794 Bester H. Geheimrath Goethe! Vielleicht würde es Ihnen mehr Freude machen, wenn ich diesen Brief französisch schriebe; ich kann mich aber darin noch nicht so geläufig ausdrücken, um Ihnen meine Liebe ganz so zu beweysen, wie ich es wünschte. Bester Herr Geheimrath Goethe, gewiß noch immer denke ich an Sie und kann nie aufhören dies zu thun, denn Sie haben mir so viel Gutes immer erwiesen, wovon ich jetzt erst den Werth ganz einsehe, da ich von Ihnen entfernt bin. Für alle Ihre schönen, guten Lehren muß ich Ihnen den herzlichsten Dank sagen und Sie bitten, mich auch jetzt noch lieb zu behalten. Hier in der schönen, reinen Schweizerluft befinde ich mich sehr wohl, ich besteige Berge, Felsen, Wälder und Wiesen und ergötze mich an ihnen auf’s beste. Vorzüglich viel Vergnügen aber macht mir der schöne grüne glänzende See. Er hat merkwürdige Sachen in sich, die schönsten Vögel und Fische, die schönsten gerollten Kiesel, besonders von Granit, wovon eine Art eine schöne grünliche Farbe hat, und die schönsten Versteinerungen. Beynahe alle, und das eine unzählige Menge, sind von Seethieren. Welche große Revolution muß dazu einmal sich zuge tragen haben. Auch treibe ich die Botanik und das Zeichnen hier wieder sehr und mit vieler Lust; ich wünschte nur, daß ich Sie fleißig besucht 1 Charlotte v. Kalb, die Freundin Schillers, wohnte damals in Weimar und gehörte zum Herderschen Kreise [67, S. 106, 127]. 2 Erbprinz Carl Friedrich, damals 10 Jahre alt. August war öfter zu seiner Gesellschaft am Hofe. 3 August Herders vom Vater ererbte Freude an schönen und reichen Kleidern zeigt sich früh [33, S. 8]. 4 Goethes Diener und Schreiber Paul Götze. Vgl. über ihn „Kampagne in Frankreich“ 21. September.