Wie stark für Alexander in seiner Göttinger Studienzeit das technologische Bildungs- und Berufsziel noch im Vordergrund stand, geht u. a. daraus hervor, daß ihm selbst seine altphilologischen Studien bei Heyne die An regung dazu gaben, eine (nicht mehr erhalten gebliebene) Untersuchung „Über den Webstuhl der Lateiner und Griechen“ anzustellen. Ganz im Einklang damit stehen auch die Bemerkungen, mit denen Wilhelm von Humboldt im Juli 1789 dem Düsseldorfer Philosophen F. H. Jacobi einen demnächstigen Besuch des jüngeren Bruders in Aussicht stellte. Es heißt da u. a.: 13 „Seine eigentlich wissenschaftlichen Kenntnisse erstrecken sich vorzüglich auf höhere Mathematik, Naturkunde, Chemie, Botanik und — vor allen anderen — Technologie. Daneben beschäftigt er sich mit philologischen Arbeiten, und Heyne braucht ihn hie und da zur Erklärung solcher Stellen der Alten, die eine vertrautere Bekanntschaft mit ihren Künsten und Handwerken erfordern. Zwischen ihm und mir werden Sie eine sehr große Verschiedenheit finden. Bei völlig gleicher Erziehung wichen von unserer Kindheit an Temperament, Charakter, Neigung, selbst Richtung an wissenschaftlichen Dingen immer voneinander ab. Sein Kopf ist schnel ler und fruchtbarer, seine Einbildungskraft lebhafter, sein Sinn fürs Schöne schärfer, sein Kunstgefühl überhaupt — vielleicht, weil er sich mit vielem Eifer auf einige Künste, Zeichnen, Kupferstechen legte — weit mehr geübt und gebildet. Im ganzen hat er überall und in jedem Verstände mehr Sinn, mehr Kraft, neue Ideen aufzufassen, aus dem Wesen der Dinge selbst herauszuleben; ich: mehr Fähigkeit, Ideen zu entwickeln, vergleichen und verarbeiten. . . .“ Es versteht sich hiernach fast von selbst, daß Alexander jede sich ihm auf Reisen darbietende Gelegenheit dazu benutzte, seine technologischen und naturwissenschaftlichen Kenntnisse zu erweitern. So besichtigte er z. B. auf der oben erwähnten Reise von Berlin nach Göttingen die bei Magdeburg gelegenen Salzwerke von Schönebeck, Großsalze und Frose, ferner von Helmstedt aus eine Anpflanzung amerikanischer Bäume in Harbke und in Helmstedt selbst die sowohl in naturwissenschaftlicher wie technologischer Hinsicht bemerkenswerten Sammlungen des Professors Beireis. Und auf der ebenfalls oben erwähnten Herbstreise nach dem Mittelrhein verbrachte er „drei glückliche Tage“ im botanischen Garten des Regierungsrats Medicus zu Mannheim, besuchte das „vogesische Quecksilbergebirge“ zu Mörsfeld in der Rheinpfalz, verweilte acht Tage bei Georg Forster zu Mainz und acht Tage bei dem Philosophen F. H. Ja cobi zu Düsseldorf. 14 Als wissenschaftlichen Ertrag einer Besichtigung der Basalthöhle zu Unkel am Rhein konnte er die im nächstfolgenden Jahr (1790) anonym zu Braunschweig veröffentlichte, auf Forsters Anregung entstandene und diesem gewidmete Schrift „Mineralogische Beobachtungen über einige Basalte am Rhein“ buchen, der er auf dem Titelblatt den bezeichnenden Vermerk „Mit vorangeschickten, zerstreuten Bemerkungen über den Basalt der älteren und neueren Schriftsteller“ hinzufügte. Der Einfluß, den die auf dieser Rheinreise eingeleitete persönliche Beziehung zu dem fünfzehn Jahre älteren Weltumsegler und vielseitig gebildeten 18 S. Scurla, S. 53. » S. Leitzmann, S. 71. 2 Freib. Forsch.-Heft D 23