. . . Um den Plan meiner wissenschaftlichen Bildung zu vollenden und mir vollere und zugleich praktische Kenntnisse vom Bergbau und den dazu nötigen Maschinen zu erwerben, wünsche ich noch ein halbes Jain? auf der Bergakademie zu Freiberg izu leben. Es würde indes eine sehr frohe und beruhigende Aussicht für mich sein, wenn mein künftiges Schicksal, bevor ich zur Ausführung dieses Planes schreite, etwas näher bestimmt werden könnte. Ich wage daher die untertänigste Bitte an Ew. Exzellenz, daß Sie über mich disponieren, mir nach meiner Zurück kunft den Zutritt zu den Vorträgen in Hochdero Departement zu ver- statten und mich allenfalls schon jetzt bei der Bergwerks- und Hütten- Administration anstellen zu lassen geruhen wollen.“ Schon am 31. Mai ließ ihm v. Heinitz mitteilen, daß er nach seiner Rückkehr von Freiberg im nächsten Winter bei der Bergwerks- und Hütten- wie auch Torf-Hauptadministration als Assessor cum voto an gestellt, auch zu den Vorträgen des Salz- und Bergwerks- und in der Folge auch des westfälischen Provinzialdepartements zugelassen werden solle. Im nächsten Frühjahr (1792) aber, wenn er die Salzwerke zu Schöne beck und Halle besichtigt und sich mit deren Betrieb näher vertraut ge macht haben würde, wolle er ihm den Auftrag geben, einige auswärtige Salinen zu bereisen. So machte sich denn Alexander am 3. Juni 1791 von Berlin aus nach Freiberg auf den Weg. Nachdem er in Dresden einige angenehme Tage verbracht hatte, traf er am 14. Juni in Freiberg ein, wo er sich im Eck zimmer des I. Stockwerks des Hauses Weingasse 2 bei dem Markscheider J. Fr. Freiesieben einquartierte. 23 In der Familie Freieslebens, der an der Bergakademie seit 1780 die Markscheide- und Bergbaukunst vortrug, wurde Alexander auf das freundlichste aufgenommen, und mit dem zwei Jahre jüngeren Sohn des Hauses, dem Bergakademisten Carl Freiesieben, der ihm von Werner als ständiger Begleiter auf Grubenbefahrungen und Exkursionen zugeordnet worden war, verband ihn bald eine innige Freundschaft fürs ganze Leben. Schon am ersten Tag nach seiner Ankunft in Freiberg befuhr er mit ihm die Grube „Kurprinz“, und eine Woche später machten sie eine gemein same Wanderung nach dem böhmischen Mittelgebirge. Werner, das all gemein anerkannte geistige Haupt der Akademie, hielt Vorträge über Bergbaukunst, Oryktognosie (also über das, was wir heute mit Minera logie bezeichnen) und Eisenhüttenkunde und ging Alexander in jeder Weise freundlich an die Hand. Auch bei J. Fr. Wilh. Charpentier (1738 bis 1805), der an der Akademie seit 1779 das Lehrfach der Bergmaschinen kunde vertrat und schon vorher (1778) eine „Mineralogische Geographie der kursächsischen Lande“ veröffentlicht hatte, war Alexander ein im Hause stets gern gesehener Gast. Da die Chemie an der Akademie erst von 1794 ab durch einen eigenen Lehrstuhl vertreten war, dürfte sich Alexander über die neuesten Forschungen auf diesem Gebiet (z. B. über Lavoisiers Theorie der Verbrennung und die darauf beruhenden Versuche von Guyton de Morveau, Berthollet und Fourcroy) vorwiegend aus Bü chern orientiert haben. Aus der Reihe der Kommilitonen, mit denen ihn 23 Herrmann, S. 49.