Alexander von Humboldt wurde am 14. September 1769 zu Berlin in dem Haus Jägerstraße 22, 2a dem heutigen Sitz der Deutschen Akademie der Wissenschaften, geboren. Sein Vater, der Kgl. Preußische Major a. D. und Kammerherr Alexander Georg von Humboldt (1720—1779), hatte sich 1766 zu Potsdam mit der einer französischen Hugenottenfamilie entstammenden Maria Elisabeth Colomb, der Witwe eines Barons von Holwede, ver heiratet. Aus ihrer ersten Ehe war ein Sohn hervorgegangen, aus der zweiten der noch zu Potsdam (am 22. Juni 1767) geborene Wilhelm, dem sich Alexander von Kindheit an in zärtlicher Liebe zugetan gefühlt hat. Das Haus in der Jägerstraße hatte Frau von Humboldt von ihrer Mut ter geerbt, das Schlößchen Tegel mit dem dazugehörigen Erbpachtgut an der zu einem See erweiterten Havel sowie das bei Seldlin in der Neumark gelegene Gut Ringenwalde hatte sie ihrem zweiten Mann aus ihrer ersten Ehe zugebracht. Für die soziale Stellung der Familie von Humboldt ist es bezeichnend, daß sich unter Alexanders Taufpaten der damalige Kron prinz und spätere König Friedrich Wilhelm (II.) von Preußen, der Bruder (Heinrich) des regierenden Königs, der Herzog und der Erbprinz von Braunschweig sowie mehrere Minister und Ministersgattinnen befanden. Auch Goethe hat, als Alexander ein Knabe von 8’/ 2 Jahren war, einmal als Gast auf Tegel geweilt. Von Alexanders Vater wird berichtet, daß er ein rechtschaffener, aber standesbewußter Mann gewesen sei, zu dessen Liebhabereien es gehört habe, daß er den Tegeler Schloßpark auch mit überseeischen Gewächsen bepflanzte. Als er starb, war Alexander erst zehneinhalb Jahre alt, und seine Erziehung wurde nun — damals noch im wesentlichen zu Tegel — von seiner Mutter geleitet, von der Alexander, als sie am 19. November 1796 zu Berlin verstorben war, einem Freunde schrieb: „Du weißt, mein Guter, daß mein Herz von der Seite nicht empfindlich getroffen werden konnte, wir waren uns von jeher fremd.“ 3 Der Unterricht, den Frau von Humboldt ihren Söhnen durch den bereits von ihrem Mann engagierten Kandidaten Christian Kunth erteilen ließ, war im wesentlichen durch ihren Wunsch bestimmt, ihre Söhne für einflußreiche Stellungen im preußischen Staat vorgebildet zu sehen; und da sich schon früh zeigte, daß Alexanders Neigungen vorwiegend auf das Studium der Natur und der natürlichen Grundlagen des menschlichen Lebens hinausliefen, ist es verständlich, daß er einmal als elfjähriger eifriger Sammler von Stei nen und Pflanzen einer adelsstolzen Tante auf die ironische Frage, ob er 2a Jetzt Otto-Nuschke-Str. 22/23 ! Br. I, S. 182.