DIE SPEZIALISTEN DES SÄCHSISCHEN FLÖSSWESENS Man kann vielleicht sogar einige Spezialisten für das sächsische Flöß wesen des XVI. Jahrhunderts namhaft machen. Die drei Techniker Chri- stoff Kohlreuter d. Ä. und Christoph Kohlreuter d. J. aus Annaberg, ebenso Christoph Oehmichen aus Olbernhau sind zwar mit den großen in Österreich wirkenden Wasserbau-Ingenieuren wie Gasteiger und See- auER nicht auf die gleiche Stufe zu stellen — dazu war ihr Aufgabenbereich zu beschränkt und ihre Funktion mehr kaufmännisch als wasserbautech nisch. Allein, man darf nicht übersehen, daß ihre Bewährung bei der Ein richtung und dem Betrieb mehrerer Flößen alle drei zu qualifizierten Fach leuten gemacht hat. Als 1555 die Hölzer und Wälder um Wolkenstein und Marienberg sehre verhauen vnd öde wurden, ließ Kurfürst August die Flöße auf der [damals ,Kleines Schwarzwasser 1 genannten] Preßnitz bis Schmalzgrube und Stein bach ausdehnen, um neue Wälder am 889 m hohen Hirtstein zu erschließen. Diese Flöße, von der es heißt ... Ufer und Wasserläufe sind noch nicht ge räumt, ein Rechen (bei Wolkenstein in der Zschopau) noch nicht gebaut, erhielt auf acht Jahre Chr. Kohlreuter d. Ä. Er sollte sie ungesäumt auf sein eigen Kost und Darlegen bauen und betreiben, wozu er 1000 Gulden Vorschuß aus der kurfürstlichen Zehntkasse erhielt. Kohlreuter hatte auf eigene Rechnung und Gefahr nicht nur das Bachbett flößbar zu machen, das Holz schlagen und flößen zu lassen, son dern auch für dessen Vermeilerung zu Holzkohle bei Wolkenstein zu sor gen. Den Kübel Holzkohle kaufte ihm dann um 2 gr 2 pf die Hüttenver waltung ab. Da Kohlreuter zu voller Zufriedenheit arbeitete, übertrug man ihm 1563 auch die Flößerei auf der (,Großen Weißen 1 ) Sehma im Amte Crottendorf. Deren Bau hatte der Kurfürst sogleich 1559 angeordnet, als er 1559 die obere Grafschaft Hartenstein den Herren v. Schönburg-Glauchau abkaufte. Aber die ersten Beauftragten, Jacob Oeser und Genossen, ka men mit den Schwierigkeiten nicht ganz zurecht, während Kohlreuter wiederum mit 1000 Gulden Vorschuß den Ausbau rasch bewerkstelligte, so daß die starken Wälder am Fichtelberg und Eisenberg erschlossen wurden. Als Christoff Kohlreuter d. Ä. 1564 starb, erhielt sein Sohn Chri stoph d. J. beide Flößen und obendrein den Auftrag, die Flöße auf der Zwickauer Mulde bis in die vogtländischen Wälder zu verlängern und stromab über Zwickau hinaus bis nach Grimma einzurichten — letzteres unterblieb dann freilich. Da Bergamt und Kurfürst mit ihm zufrieden wa ren, verlängerten sie den 1564 auf sechs Jahre geschlossenen Kontrakt 1570, und 1576 sogar auf acht Jahre. Indessen zog sich Kohlreuter d. J. 1583 von den kleineren Flößbetrieben etwas zurück, da ihm 1582 der große Mengen umschlagende Betrieb auf dem Elstergraben übertragen wurde.