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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 16.02.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-190102164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-19010216
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1901
- Monat1901-02
- Tag1901-02-16
- Monat1901-02
- Jahr1901
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 16.02.1901
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kleine Anhöhe hinan. Hier erweitert sie sich und um- I kreist nun in grossen Bogen den Park des Schlosses Rein- I hardsbrunn. Dieses auf den Ruinen eines ehemaligen von Herzog Ludwig dem Springer erbauten Benediktiner klosters in den Jahren 1827—1835 von Herzog Ernst von Gotha errichtete Schloss liegt inmitten eines reizen den Naturparkes und gehört infolgedessen, wohl aber auch wegen seines reich ausgestatteten Inneren zu den besuchtesten Ausflugsorten Thüringens. Ein Jagdlieb haber wird tagelang die Geweihsammlung, die in mehreren grossen Sälen untergebracht ist und zum grössten Teil von Tieren stammt, die der Herzog Ernst selbst erlegt hat, bewundern und sich nicht satt sehen können. Wir bewunderten vor allen die Trophäen von Jagden, die der Herzog Ernst in Afrika und Indien unternommen, und von denen er manchen gefahrvollen Augenblick später in Bildern dargestellt hat, die jetzt die Wände des Schlosses zieren. An vergangene Tage aus Thüringens Geschichte erinnerten uns die steinernen Denkmäler verschiedener Landgrafen, die hier einst Ruhe fanden, sowie die in einem Glaskasten zur Schau ausgestellten Knochen Frie drichs mit der gebissenen Wange. Ein reizender Park um- giebt das Schloss, der den Besucher zu längerem Aufent halte einläd. Breite Wege durchkreuzen ihn in allen Richtungen und führen zu manch schattigem Ruheplatz unter mächtigen uralten Linden, deren Geäst durch starke Eisenklammern zusammengehalten wird, damit es noch lange Zeit den Besucher erinnere an die Mönche, die vor Jahrhunderten hier pflanzten und pflegten, was heute unsere Bewunderung und und unser Wohlgefallen weckt. Nur schwer lässt sich’s von hier scheiden, und wenn uns nicht die Schläge der nahen Schlossuhr aus der Erinne rung geweckt und an den Aufbruch gemahnt hätten, wir hätten uns lange Zeit hier verweilt. So aber lösten wir beim Kastellan unser Rad aus und genossen in langsamer Fahrt auf herrlichem Weg den Reiz der Umgebung. Die Strasse führt durch herrlichen Laub- und Nadelwald, der von breiten, wohfgepflegten Fusswegen durchzogen wird, an mehreren grösseren Teichen vorüber, mässig fallend, nach Rödichen, Ibenhain und Waltershausen. Wir wollten den Weg abkürzen, gelangten aber vor Waltershausen auf eine für allen Fährverkehr gesperrte Strecke, mussten daher ein grosses Stück Weg schieben. Waltershausen, die drittgrösste Stadt im Herzogtum Gotha, ist bekannt durch seine Wurst- und Spielwaren fabrikation. Dass die Fleischer in Waltershausen eine schmackhafte Wurst zu bereiten verstehen, davon über zeugte sich ein jeder von uns in einem freundlichen, an der Strasse gelegenen Gartenrestaurant, wo mächtige Stücken Wurst und kleine Bissen Schwarzbrot verzehrt wurden. Ein guter Trunk spülte den Staub hinunter, und liess sogar unseren Amerikaner, der sich vorgenom men hatte, nie wieder während der Fahrt Bier zu trinken, diesen gewiss lobenswerten Vorsatz vergessen. Die immer näher heranrückende Mittagsstunde veranlasste uns, wie der einzupacken, denn jeder hatte sich mit etwas Extraem versehen, die Räder in Ordnung zu bringen und Walters hausen mit seinem auf der Höhe thronendem Schlosse Tenneberg Lebewohl zu sagen. Auf zum Teil ebener, zum Teil mässig fallender Landstrasse, die uns zwar jetzt im trockenen Zustande rasch vorwärts kommen liess, der ich mich aber zur Regenzeit nicht anvertrauen möchte, eilten wir in flotter Fahrt der schon von weitem sicht baren Hauptstrasse Erfurt—Eisenach zu. Einen letzten Blick warfen wir rückwärts auf die in der Ferne ver schwindenden Hügel und Berge des Thüringer Waldes, deren dunkles Grün und reine Luft uns jetzt schon auf staubiger Landstrasse fehlte, dann schauten wir vorwärts. Grüssend winkten aus der Ferne die Türme der Wart burg, das Ziel der Wanderfahrt uns verratend. Ver schwunden war die Wehmut, von den Bergen Abschied nehmen zu müssen, winkte uns doch der von Sagen um wobene Gipfel des Wartberges, erinnerten uns doch die trotzig in die Wolken ragenden Türme der Wartburg daran, dass wir uns der Stätte des Thüringer Landes näherten, die durch Sage und Geschichte geheiligt ist. Erwartend und suchend forschten wir den Horizont ab, schneller bewegten sich die Pedale und wie im Fluge eilten wir durch die freundlichen Orte Laucha und Mechterstädt, hier die breite, staubige Hauptstrasse er reichend. Diese führt fortan im Thale der Hörsel ent lang und wird rechts von den Hörselbergen begleitet, einer langgestreckten Hügelkette, die durch ihre zum Teil kahlen Abhänge recht trostlos absticht, gegen die bewal dete und allenthalben mit fruchtbaren Gefilden bedeckte linke Seite, die allmählich zu den Bergen des Thüringer Waldes ansteigt. Wiederum aber ist es die Sage, durch welche das von der Natur kärglich bedachte Stück Erde Auge und Gemüt zu fesseln weiss. Jeder sucht nach dem verborgenen Eingang in den Hörselberg, damit er auch Frau Venus in ihrer wunderbaren Gestalt einmal bewun dern und sich vielleicht von ihr in das Innere des Berges entführen lassen könne. Doch, wie sehnsüchtig auch ein jeder von uns Um schau hält, die kahlen, starren Felsformen werden nicht lebendig. Nachdem wir Sättelstädt und Wutha passiert hatten, tauchte Eisenach vor uns auf. Am Bahnhof trafen wir zwei Bekannte, die den grossen Bruder benutzt hatten, um Kassel zu sehen und mit denen wir gemein schaftlich Eisenach und seine Umgebung besuchen wollten. Rasch wurde sich daher im Absteigequartier von Schweiss und Staub gereinigt und fort ging’s auf holprigen Strassen kreuz und quer durch die Stadt. Viel ist’s ja nicht, was Eisenach selbst dem Fremden zu bieten vermag, immerhin aber wird der Wissens- und Sehensdurstige in der herr lichen Nikolaikirche auf dem Karlsplatze, vor dem Luther denkmale, dem Denkmale Johann Sebastian Bachs und anderen geschichtlich mehr oder weniger wichtigen Bau werken genug Material für seine Betrachtungen finden. Wir suchten bei unserer Wanderung noch einen anderen Zweck zu erreichen, nämlich Erwerbung von Lokalkennt nis. Inwieweit das gelungen, darüber können wohl die Teilnehmer einzeln Aufschluss geben. (Schluss folgt.) Amtlicher Teil. Adresse für alle die Bundesverwaltung, Sportausschuss usw. betreffenden Schriftstücke: Robert Weniger, Leipzig, HohestraHse 48. Verwaltungsstelle: Horst Wolff, 1. Vorsitzender; Richard Scyffarth, 1. Schriftführer; Friedrich Pfost, Bundoszahl- meister; Robert Weniger, 1. Vorsitzender des Sportausschusses; Engen Serbe, Zeitungszahlmeistor. 3V Eingeschriebene Briefe, Wertsendungen, Geldsendungen, Neuanmeldungen, Wohnungsveränderungen sind zu richten an Herrn Friedrich Pfost, Leipzig, Briiderstrasse 6. "W
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