01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.10.1931
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1931-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19311007015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1931100701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1931100701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1931
- Monat1931-10
- Tag1931-10-07
- Monat1931-10
- Jahr1931
-
1
-
2
-
3
-
4
-
5
-
6
-
7
-
8
-
9
-
10
-
11
-
12
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.10.1931
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dresderr. Postlchrck-lNo. l06S Dresden Nachdruck nur mH deuII.OueNenangab« <Drc«dn. Rache.) »ulSNIg. Unverlangt« SchrlNIIück« werde» nicht -ulbewahrt gernIprrcher-Tammelnummer: >3>s« Nur Itr Nacht-rlprckch«: Nr.»00ll Schrtlttettnng ». HauptgeichtsttlieNe! Dresden-«, l, Marten»,-»» »»/" Drilgerlohn), durch Postbesu- ».«0 «k. etnlchlteßllch »« Pi-. Vostgeblchr tahne P-stiusteNunasgedtthr) dei »mal wdchrntNchem Verland. Nnzetnummer »0 Psg., außerhalb Sachsen» lb PI», «n-etger»- preile! Dt« einspaltige »S mm drrtie Zeile Sd P,g„ siir auswLrt» 40 Psg-, ssamilienanzeigen nnd SteNrngcsuch« ohne Rabatt 1b Vsg-, außechalb tt Psg., dt« IS mm breit« Reklame-etl« roo Psg., außerhalb »30 VI» Osser«engebübr 30 Psg. «uswbrtige rlustrbge gegen »orausbejahlnng Dle Reichsreglerung lm Umbau Es soll beim Brüning-Kurs birtbrn Berlin. S. Ott. (Llg. Drahkm.) Dle Einreichung der Gesamldemission de» Reichskabinells. da» am Millwochvormiltag noch zu einer Sitzung Zu sammentritt. erwartet man für Mittwochnachmi 1 - tag. Man will offenbar zwischen dem Zeitpunkt des Rücktritts und dem der Ernennung de» neuen Kabinett» mit dem bisherigen Reichskanz ler an derSpihe einen möglichst geringen Zwischen raum legen, so dah Rücktritt und Ernennung des neuen Kabinetts unmittelbar auselnanderfolgen. Allerdings hat das zur Voraussetzung, dah die personellen Fragen bis dahin ihre endgültige-Klärung erfahren haben. Bis heute abend waren jedenfalls diese Fragen teilweise noch vollkommen offen, ohne dah über neue Kandita- turen auher den bereits genannten Ramen etwas be kannt geworden wäre. Bisher steht nur fest, dast Geheimrat Schmitzdas Wirt» schastöminlfterium ab gelehnt hat. SS gilt aber noch alö möglich, dast er das NeichSverkchrSministerinm übernimmt. Dagegen ist «S nicht richtig, dast der srtthere preussische LandwirtschastSminifter Prosefsor Warmbold das ReichswirtschastSministerium bereits abgelehnt habe. Die Gerüchte, wonach auch mit Dr. Bögler verhandelt wird, werden von unterrichteter Seite alö unzutreffend bezeichnet. DaS Austenministerium wirb nicht bnrch einen neuen Minister besetzt werden. Vielmehr wird der Kanzler eS selbst übernehmen. Ursprünglich war daran gedacht worden, Staatssekretär v. Bülow mit der Wahrnehmung der Geschäfte zu be auftragen, da damit der Kanzler von den Botschafter empfängen und ähnlichen Aufgaben befreit würde. Diesen Plan hat man aber wieder fallen lasten, da Dr. Brü ning die Verhandlungen mit den auswärtigen MissionS- chefS, z. B. die Besprechungen mit dem amerikanischen Bot schafter über die schwierigen wirtschaftlichen und finanziellen Probleme, auch bisher schon in weitem Maste selbst wahr genommen hat. Die Meldungen, dast bei der Kabinettsumbildung auch der Staatssekretär der.Reichskanzlei Dr. Pünder und -er Pressechef der NelchSregierung, Dr. Zechlin, durch neue Männer ersetzt werden würden, werden als nicht zu treffend bezeichnet. Wie schon gemeldet, soll daö Justiz ministerium, das seit dem Rücktritt Dr. Bredts verwaist war, der Staatssekretär deS Ministeriums, Dr. Joel, als Minister erhalten. Ein ähnliches Vorgehen soll nun auch beim Neichsinnenministerinm geplant sein, wo an Stelle des znrücktretenden Dr. Wirth der Staatssekretär Dr. Zwei- gert daS Ministeramt übernehmen soll. ES handelt sich hier aber bisher nur um eine Version, für die eine Be stätigung nicht zu erhalten ist. Dast diese Version aber manche Wahrscheinlichkeit für sich hat. geht aus der Er wägung hervor, dast die Berufung eiucc anderen Partei politikers nach dem Rücktritt Lr. Wirths leicht partei egoistische Gegensätzlichkeiten auSlötcn könnte. Im übrigen haben sich im Laufe des Mittwochnachmtttag in den Fragen -er KabinettSumbildnng keine weiteren neuen Momcnte ergeben. Das WSland zum Wcktrttt Dr. Lmttus' Paris, 6. Oktober. Der Rücktritt deS NcichSaussen- ministerS ist in Paris zu spät bekanntgcwordcn, um asten Blättern schon setzt die Möglichkeit zu einer ausführlichen Stellungnahme zu geben. Der..Temps" meint, Dr. CurtiuS habe das Werk seines Vorgängers zu stark kompromittiert, als das; er noch länger ans seinem Posten hätte bleiben können. Sein Rücktritt sei voranSzuschen gewesen und habe in Frankreich keineswegs überrascht. — Was die Lage in Deutschland anbelängt, so ist man sich in der hiesigen Presse ihrer Schwere vollkommen bewusst. Der „Jntransigeant" erklärt, dass daS Ehaos, das augenblicklich in Deutschland herrsche, geradezu unglaublich sei. Die Krise habe ihren Höhepunkt erreicht. Selbst die zu erwartenden neuen Rcgte- rungöcrlaste hätten heute nur vermindertes Interesse, da die ganze Ansmcrksamkeit aus die Neubildung der Negie rung gerichtet sei. * London, 0. Oktober. Die Meldung von dem Rücktritt Dr. EurtiuS' ist bet den englischen politischen Stellen und auch an der Börse ruhig ausgenommen worden. Da Brüning auch nach der Umbildung des RctchSkablncttS Reichskanzler bleiben wird, so nimmt man hier an, dass eine grundlegende Acnderung in der deutschen Aussenpolitik nicht elutrctcn wird. An der Börse lagen jedoch deutsche Papiere etwas schwächer. SüchMer Protest gegen Brünings Politik Brünlng verleisigi sich im Retldsrat 0radtru«lckung uunoror Sorlluor Lokrlttloltuug v « rlin, tk. Oktober. Die NotverordnungSpollUk der Reichsreglerung ist auch in den heutigen Besprechungen mit den Vertretern der Länder aus scharsen Widerspruch gestoben, insbesondere war eS der sächsische Ministerpräsi dent S ch i e ck, der sich gegen eine Politik verwahrte, die dle Länder stets vor vollzogene Tatsachen stellt, ohne ihnen zuvor di« Möglichkeit zu geben, ihre berechtigten Wünsche vor» zubrlngen. Der sächsische Ministerpräsident wandte sich namentlich auch dagegen, dast durch die NotverorbnungSpolittk deS Reiches die Länderregierungen mehr und mehr zn Rosten Vollzugsorganen der NeichSregiernng gemacht und dabei gezwungen werden, unter diesem Druck äusterste finanzielle Notmastnahmen zu tressen, die bi« Reichsreglerung siir ihren Verwaltungsbereich nicht vornimmt. Ministerpräsident Schieck liest leine kritische Benrteilung der Politik des Kabinetts Brüning in dem Satze gipfeln, dast sich die neue Notverordnung wiederum lediglich in Teilmastnahmen erschöpfe und dast dem Volk nicht klar und einbentig genug der Kurs gezeigt werbe, mit besten Htlse die NeichSregiernng Herr der gegenwärtigen Röte werden will. Der sächsische Protest gegen die Politik des Kabinetts Brüning fand auch durch Vertreter anderer Länder Unter» stützung. Zuvor legte der Reichskanzler in einer längeren Red« die Ursachen der gegenwärtigen Krise bar. Er wteS daraus hin, dast diese Ursachen internationalerNatnr seien, und ging in diesem Zusammenhang ans die Vorgänge in England ein, aus denen er folgerte, dast eS im Augenblick nicht möglich sei, weiteraehende wirtschaftliche Mastnahmen zu tressen. Man müsse sich aus die Lösung der Tagesaufgabe« beschränken. Die Krise selbst könne wirksam nur durch internationale Zusammenarbeit hinsicht lich der RuSbalaneiernng der ProduktionS, und Lebens» haltnugSlaste« bekämvst werde«. Der ReichSsinauzmlnifter Dietrtch legte di« einzelue«Mastregeln derNetverordnung dar, besonders im Hinblick aus die Länder «nd Gemeinden. In der sich nun anschliessenden Aussprache ergriff der sächsische Ministerpräsident Schieck das Wort zu den oben andeutungs weise wiebergegebenen Erklärungen. Bo« den Länbervertretern wurden einzelne Teile der neuen Notverordnung sehr scharf kritisiert. Für Bauern erhob Minisierpräsidcni Dr. Held vor allem lebhafte Bedenken gegen die ganze Sachbchandlung. Er be mängelte besonders, dass der Wortlaut des Notverordnungs entwurfes den Länbervertretern nicht rechtzeitig zugegangen sei nnd nicht einmal heute vorlicgc. Der bäurische Minister präsident ging dann aus die einzelnen Punkte ein, verlangte eine andere als die vorgesehene Regelung der Zuweisungen für die WohlfahrtScrwerbSlosenfürsorge, lehnte die Um schuldung in -er beabsichtigten Form ab, erhob schärfsten Protest gegen die vorgesehene Regelung der HanSzinS- stener und ebenso gegen die Behandlung des Spar kass e n w e s e n S. Er stellte dabei in Aussicht, dast die Bestimmungen über diese beiden Punkte in Bayern nicht dnrchgestthrt werben könnten. Er wies den Ein- griss in die Zuständigkeit der Länder aus diesen Ge- bieten als versastungSwidrig, als sachlich unnötig «nd unbegründet zurück. Er bemängelte dann die Art, wie die Siedlungsfrage gelöst nnd wie die Mittel hierfür beschafft werden sollen. Schliess lich stellte er die Frage, wie die Länder nnd Gemeinden an den Neparationversparnngen und an den Münzgewinnen beteiligt werden sollen. Gegenüber Len Ausführungen des Reichsbankpräsiden ten Dr. Luther über die vorgesehene Regelung des Spar- kassenwesenS nahm der bayerische Innenminister Dr. St Ntzel das Wort und legte die verfassungsrechtliche Un zulässigkeit der vorgesehenen Regelung, aber auch Ihre sach liche Unbegründetheit bar. Gegen die vorgesehene zwangs weise Abführung eines Teils der LiqnIdationSrcscrve der Länder-Girozentralen erhob er nachdrücklichst Protest. NcichSbankpräsident Dr. Luther betonte auch auf dieser Konferenz wieder, dass die Notenbank eine neue Inflation unter allen Umständen verhindern werde. Ebenso lehnte Dr. Luther die Schaffung einer Binnen währung ab. Gin untauglicher Versuch Die Gesamtdemission deS Kabinetts Brüning ist nun, 24 Stunden, nachdem sich die ersten Kriscnanzetchcn gezeigt haben, zur Tatsache geworden. Noch nie in der wechsel vollen NachkriegSgcschichte hat sich die innere Entwicklung in so rasender Eile überstürzt. Besonders beim Kabinett Brüning, daS durch seine halbdiktatorische NeglerungSweise gegen parlamentarische Zwischenfälle gefeit schien und das sich in viel schwieriger scheinenden Lagen gehalten hatte, kommt diese Wendung überraschend. Was alle Anstürme der vereinigten Opposition in Jahren nicht vermocht haben, daS hat die Lockerung des RcglerungSgcfiigcS im Kampfe um die Person des Aussenministers in wenigen Tagen erreicht. Man versteht jetzt, warum sich der Reichs kanzler so schwer entschlossen hat, das heisse Eisen des „Falles EurtiuS" anznrtihrcn. Denn von Anfang an war eS der tra gende Grundsatz seines RcgiernngSsystemS. dass innerhalb des Kabinetts keine Pcrsonalverändernngen vorgcnommen werben dürfen. Darum wollte er den wirtschastSvartctlichen NeichSInstizminister Dr. Vrcdt nicht ziehen lassen, als er von seiner Partei abberufcn wurde, und deshalb hat er den NetchSausscnminister Dr. EurtiuS gegen den Willen der Deutschen Volkspartei im Amt gehalten. ES war eine Gesahrengemeinschaft ans Gedeih und Verderben, deren ganzer Notba« einstttrzcn musste, wenn sich nur ein Stein löste. In seinem Fall hat EnrtiuS däS ganze Kabinett mitgertsscn. Der letzte Grund war aber nicht sein Missgeschick in der Behandlung der Zollunion, son dern die Rücksicht auf die Gefahren der am nächsten Dienstag beginnenden Reichstags session. Wegen des Zusammenbruches der Zollunions politik hätte nicht nur der NcichSaussenmInister, sondern daS Gesamtkabinett, und nicht erst jetzt, sondern bereits nach der Niederlage in Gens zurücktrctcn müssen. Brüning ist ein viel zu ehrlicher Politiker, als dass er seinen Kollegen im Anssenamt als Sündeubock in die Mlistc geschickt hätte für Fehler, die er als Kanzler in erster Linie zu verantworten hat. Denn der Start zur Zollunion war ein Kurswechsel der deutschen Aussenpolitik mit der Richtung gegen Frank reich. Eine solche Wendung konnte der Aussenminister nur unter Billigung des Kanzlers durchführen, der die Richt linien der NeichSpolitik bestimmt. Ebenso hat nicht eigent lich erst EurtiuS die Schlacht in Genf verloren, obwohl seine unglückliche Taktik viel zu diesem AuSgang bcigctragen hat, sondern der Kanzler hat wiederum daS Signal znr Ausgabe des Projektes gegeben in jener Rundfunkrede, In der er sich plötzlich zur Verständigung mit Frankreich erbot. ES müssen also andere Gründe hinzngckommcn sein, bis Brüning veranlasst haben, sich vom Aussenminister zu tren nen und damit den Stein der Regierungskrise ins Nollen zu bringen. Sie sind im Hinblick auf die innervolttische Entwicklung nicht schwer zn erraten. EurtiuS, dessen frei williger und rechtzeitiger Abgang eine notwendige Geste des nationalen SclbstbchanptungSwIllcnS gewesen wäre, wird heute zum Opfer parteipolitischer Kalkulationen. Sein Sturz iitid die Ausnahme einiger nach rechts gerichteter Persönlich keiten in die Negierung soll die rasende See, die das Kabinett Im Reichstage erwartet, beschwichtigen und die streikenden Parteien der gemässigten Rechten noch einmal vor den Ne- giernngSwagen spannen. Oder, nm eS mit den Worten der Konservativen Korrespondenz auszudrücken: nm die Stellung der NegterungSkoalition gegen rechts abzndichten nnd sic dort nicht mehr wie bisher dem äussersten Druck der Rechts- opposition auSzuseven, denkt die Negierung an eine Um bildung, die über die Abdankung non EurtinS hinaus noch die Besetzung der freien MIntsterstühle vorsicht. Mit diesem sog. „getarnten NcchtSkablnctt", von dem man nicht weiss, in wiefern eS mehr nach rechts orientiert sein sollte als das erste Kabinett Brüning, hofft sich der Reichskanzler über die Klippen der NclchötagSabstlmmnngcn in den Minter hin- ttbcrrctten zu können. Möglich, das, ihn diese Hoffnung nicht täuscht; möglich auch, dass die neue Kombination, parlamen tarisch gesehen, fürs erste hält, was sic verspricht. DeSivegen wird sie doch im besten Falle e i n U ebergang, aber nicht bte Lösung sein. Vor Monaten hätte sie vielleicht genügt, um eine ausreichende Grundlage ans der Rechten zur Ueberwindung der bentschen Krise zu sichern, heute kommt auch dieser Versuch des Kabinetts Brüning, wie so manche seiner Taten, zn spät. Die innere Entwicklung ist inzwischen längst über das Sta- blnm hinanSgcwachscn, in dem mit Schclnkonzessionen an die Rechte die Herrschaft der Mitte anfrechterhalten werden könnte. Um sich darüber klar zu werden, muss man an die polttisch-konstrnktlvc Idee zurückbenken, mit der die Negie rung Brüning ins Leben trat. Der Kanzler wollte ur sprünglich von der nationalen Opposition so viel für sich ge-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht