SECHSUNDSIEBZIGSTES CAPITEL. COPIRVERFAHREN MIT VANADIUM- UND MOLYBDÄN SALZEN. Die Salze des Vanadiums sind zum Theile lichtempfindlich und wurden theils als Zusätze zu lichtempfindlichen Chromsalzen (s. S. 273), theils für sich allein zu photographischen Copirverfahren versucht, vor läufig mit wenig Erfolg. Vanadinsaures Ammoniak gibt auf ungeleimtem Papier nach mehrtägiger Belichtung unter einem Negativ ein schwach blaues Positiv; geleimtes Papier verhält sich ungünstiger. Molybdänsaures Ammo niak copirt auf Papier, namentlich bei Gegenwart organischer Säuren kräftig blau aus, aber das blaugefärbte Product löst sich beim Waschen mit Wasser ebenso wie das unblichtete (Liesegang 1 ). Die lichtempfindlichsten Vanadiumsalze erhält man nach August und Louis Lumiere 2 ), wenn man von der vanadigen Säure ausgeht, welche man durch Calciniren von vanadinsaurem Ammoniak oder durch Einwirkung von salpetriger Säure auf dieses Salz erhalten hat. Be handelt man in der Kälte die vanadige Säure mit concentrirter Salz säure, so entsteht eine rothe Lösung von Vanadiumchlorür; dieselbe wird beim Verdünnen mit Wasser (dagegen viel weniger durch eine Mischung von Wasser und Alkohol) zersetzt, soll also vor der Ver wendung nicht verdünnt werden. Imprägnirt man damit ein gelatinirtes Papier und belichtet es unter einem Positiv, so erhält man rasch eine undeutliche Lichtbildung (Reductionserscheinung), welche man mit Hilfe von aromatischen Aminen verstärken und fixiren kann nach der für die Mangansalze (auf S. 546) angegebenen Methode. Das phosphorsaure Vanadiumsalz, welches man durch Erhitzen von vanadiger Säure mit phosphoriger Säure auf etwa 150 Grad erhält, 1) Liesegang, Phot. Archiv. 1893. S. 180 und 209; Eder’s Jahrbuch f. Phot, für 1894. S. 50. 2) Eder’s Jahrbuch f. Phot, für 1895. S. 65. 36