Das Bauernhaus im Gebiet um die Gleichberge Von Oskar Schmolitzky Da das Wirtschaftsleben in der engeren Umgebung der Gleichberge noch heute vorwiegend landwirtschaftlich bestimmt ist, wird das Bild der dortigen Dörfer vom Bauernhaus geprägt, von dessen Stellung im Gehöft und zur Straße, vor allem aber von den Baustoffen und deren Anwendungsweisen. Die zumeist kleinen oder nur mittelgroßen Gehöfte schmiegen sich in den sehr alten Haufendörfern Gleichamberg, Milz und Haina, aber auch in den hochmittel alterlichen Angerdörfern Eicha und Linden sowie in den Straßendörfern Dings leben und Simmershausen eng aneinander. Ihre Breite beträgt oft nur etwa 10 m, während sie sich in der Tiefe über 40 m und mehr erstrecken. Um wenig stens einen schmalen Hofraum freizulassen, konnten daher Wohnhaus, Stall gebäude und Schuppen nur in ihrer Längsrichtung hintereinander gereiht wer den, wogegen die Scheune, in der Regel quergestellt, den Hof nach hinten zu abschließt. Da sie zumeist die volle Hofbreite ausfüllt, stoßen vielfach, z. B. in Milz, auf längere Strecken hin die benachbarten Scheunen zusammen und haben in unruhigen Zeiten einen Bestandteil der Dorfbefestigung gebildet. Neben den durch die schmalen Hofreiten bedingten lang gestreckten Winkelhöfen treten Drei- und Vierseithöfe nur vereinzelt auf. Da auch für Tormauern, wie sie in Innerthüringen üblich sind, kein Platz bleibt, haben die meisten Gehöfte nur niedrige, kaum mannshohe Tore, die meist offen stehen oder manchmal ganz fehlen. Wie es scheint, wird im allgemeinen auch nicht als störend empfunden, daß vom Nachbarhause aus das Leben und Treiben auf dem Hofe bequem be obachtet werden kann, denn nicht selten sind bei Neubauten auf Grund freund nachbarlicher Übereinkunft zwei Hofräume nebst Einfahrt zu gemeinschaft licher Benutzung zusammengelegt worden, so daß nun zwei Besitzungen den Eindruck eines Drei- oder Vierseithofes erwecken, z. B. in Eicha Nr. 11 und 12, in Milz Nr. 108 und 109 und in Gleichamberg Nr. 6 und 7. Soweit eine genauere Kenntnis über das Bauernhaus um die Gleichberge zurück reicht, nämlich bis in das ausgehende 16. Jahrhundert, läßt sich hier das mittel deutsche Wohnstallhaus feststellen. Wenn auch räumlich voneinander getrennt, wohnte der dortige Bauer bis an die Gegenwart heran mit seinem Großvieh, um es in steter Obhut zu wissen, unter einem Dache zusammen. Das Erdgeschoß des Hauses war in drei Hauptteile eingeteilt: In der Mitte, nur vom Hofe aus zugänglich, lagen Flur und Küche, nach der Straße zu die Wohnstube, an der Rückseite der Stall. Natürlich hat dieser einfache und klare Grundriß im Laufe der Zeit entsprechend den wirtschaftlichen Verhältnissen und den Wohnbedürf nissen der einzelnen Bauern viele Modifikationen erfahren. Während noch