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Dresdner neueste Nachrichten : 06.08.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193708061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19370806
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- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19370806
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1937
- Monat1937-08
- Tag1937-08-06
- Monat1937-08
- Jahr1937
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- Dresdner neueste Nachrichten : 06.08.1937
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Kämpfe im Raume Mich peiping Umstrittene Bahnlinien - Hirota hofft inimer noch auf Einigung mit Nanking Die Bahnlinie Peiping—Tientsin, an der in den «ergangenen Wochen so lebhafte Gefechtstätigkeit zu ««zeichnen war, liegt heute wett hinter der sogenann- ten Front in Nordchina. Der Eisenbahnverkehr ist wiederhergcstcllt und damit die Verbindung zwischen Peiping nnd der See. Damit hat sich auch der sehr verspätet eingebrachte Protest der Botschafter Englands, Frankreichs, Italiens rind Amerikas gegen die japanischen MiliÜirmaßnahmen erledigt. Die Bot schafter beriefen sich dabei auf das Boxerprotokoll, tn dem die Aufrechterhaltung deS unbehinderten Verkehrs zwilchen Peiping und dem Meere vertraglich sestgelegt worden ist. Der Protest wird unter diesen Umstän den als durch die Tatsachen Überholt von Japan über haupt nicht beantwortet werden. Der militärische Schwerpunkt liegt zur Zeit südlich der Hauptstadt. Dort waren die japanischen Truppen etwa bis znm Mngting-Flnß vorgcdrungen. Jetzt scheinen sic an einigen Stellen diese vorläufige Grenz linie überschritten zu haben nnd sind in Fühlung ge kommen mit den Truppen der chinesischen Zentral regierung, die im Raume südlich deS Bungting-FlnsseS zusammengezogen worben sind. Au der Bahn Pei ping—Haukau kam es zu einem Scharmützel zwischen chinesischen nnd japanischen Truppen in der Gegend von Lian-Schi-sian, etwa SV Kilometer südlich von Peiping. Ferner sind Gefechte im Gange entlang der Bahnlinie Tientsin—Punkan, etwa 50 Kilometer süd lich Tientsin. Aus chinesischer Quelle kommt die Nach richt, die Japaner seien von den chinesischen Truppen an mehreren Stellen zuriickgeworsen worden. Allzu groben Umfang kann diese Gefcchtstätigkeit aber nicht haben, da seit Tagen wolkenbrnchartigc Regen nieder gingen und jede umfangreichere militärische Operation verhinderten. Tie japanischen Militärbehörden sind also dabei, Ihre Stellung in Nordchina ansznbanen nnd sie gegen überraschende Angriffe chinesischer Truppen zu sichern. Trotz allen diesen militärischen Masinalnnen sind die Beziehungen zwischen Nanking nnd Tokio n ichtabgcb rochen, nnd aus der gestrigen Erklärung des japanischen AnsienministcrS Hi- rota im Reichstag geht hervor, das, die japanische Regierung noch immer die Hoffnung hat, nicht nur eine örtliche Beilegung des NordchinakonsliktS zu erreichen, sondern auch eine nmsassendcre Regelung der japanisch- I chinesischen Beziehungen überhaupt. Dabei geht man in Jäpan aber von der Voraussetzung auS, daß dte Regelung der nordchinesischen Frage örtlich erfolgen müßte, d. h. ohne Eingreifen der chinesi schen Zentra lregiernng tn Nanking. Japans Ziel in Nordchina ist es, dieko m m nni st i s ch c A g i t a t i o n a n s z n m e r z e n, die nach und nach zu einer Gefahr für Japans Stellung auf dem Festland geworden war. Aus der Erklärung HtrotaS geht hervor, bah man in Tokio noch immer damit rechnet, Marschall Tschang Kai-schek für eine gemein same japanisch-chinesische Zusammenarbeit gegen den Kommunismus zu gewinnen. Allerdings verweist man in japanischen Kreisen darauf, daß sehr einfluß reiche Kreise der Nankinaregicrnng Beziehungen znm Kommunismus hätten. So hat sich die Lage im Fernen Osten also auch im Verlaus dieser Woche nicht geändert nnd bleibt so unklar und undurchsichtig wie bisher. Japanische Truppenlandungen in Sankau Son der dien st der Dresdner Neuesten — Nachrichten Scha « ghai, S. August. sDurch United Preß) Japanische Marinesolbaten sind nach hier cin- gctrossene« Meldungen aus Haukau, der wichtigsten Stadt Mittelchinas am Jangtsckiang, Donnerstagabend IlUhr in der japanischcnNicderlasiung gelandet worden. Die Landung erfolgte, nachdem der Kommandant der 11. japanischen Torpcdobootslottillc den Ausnahme zustand erklärt hatte. Die Marinesoldatcu errichteten unmittelbar nach ihrer Landung Sandsackbarrikade» «ud Drahtverhaue. Nur durch eine Straße getrennt, liegen ihnen chinesische Soldaten gegenüber. Die japa nischen Marinebehörden erklärten, daß die Landung infolge der „wachsenden Anzeichen" eines bevor stehenden chinesischen AngrissS auf die japanische Kon zession erfolgte. Die Erhöhung der chinesischen Trnppeuzahl in Hankau sowie die Errichtung von Sandsackbarrikade» stehe im Widerspruch mit den von chinesischer Seite abgegebenen Zusicherungen, daß sich daS Leben nnd Eigentum japanischer Staatsangehö riger in keiner Gefahr befinde. Die Bereinigung japanischer KriegSvctcranen in Hankan hat alle ihre Mitglieder mobilisiert, nm im Notfälle die Marine truppen zu unterstützen. England als besorgter Zuschauer Die chinesische Währungsreform in Gefahr? - Die „Times" über Japans Ziele Telegramm unsres London, 6. August Tie englische Regierung sicht sich jetzt vor der Not wendigkeit, dem Vorgehen Japans in Nordchina freien Laus zn lassen, soweit ihm nicht Grenzen durch den Widerstand Nankings selber gesetzt werden. Die Fähig keit der chinesischen Zrntralrcgieriuig, aber Japans Pläne zu durchkreuzen, wird in London nicht sehr hoch ungeschützt. Ma» zählt auf die traditionelle Eigenart ehinas, den Japanern um so größere administrative und finanzielle Schwierigkeiten zn bereiten, je tiefer sie in das Land eindringen. Aber diese Art von Wider stand ist passiv, nicht aktiv. Abgesehen von den eng lischen Wirtschastsintcresscn im Kricgsgebiet selber nnd unmittelbar südlich davon, wo die Nankingrcgierung ihre Truppen znsammenzicht, ist es die Zerstörung der mit Hilfe von Sir Frederic Leith-Roß cingelcitcten Währungs- und K i n a n z r e s v r in, durch die England sich geschädigt fühlt. Englische Berichterstatter in Schanghai melden, daß die Niedergeschlagenheit in Handtstskrcisen znnimnit. Einstweilen helfen die ausländischen Banken mit, die chinesische Währung zu stützen. In Peiping steigen die Urlaub l . — »der mit eine« K»mvra ML 7 isclttmkepNer — Doilrastluns - Osls^ensteiten — Ii»mee»i«u5cst Korrespondenten Preise. Unter den gegebenen Umständen hat cs einen etwas tragischen Beigeschmack, daß gerade jetzt der chiircsischc Finanzministcr ans der Rückreise von seinem Aufenthalt in England mittcilt, in London sei ein grundsätzliches Einvernehmen erzielt worden über eine englische Anleihe fiir Ehtna in Höhe von 2 0 Milltonen Pfund, für die dte Zollcinnahmen als.Sicherheit dienen würden. Die Erklärung des Finanzministcrs wird in der City als „verfrüht" be zeichnet. Für die Dauer der gegenwärtigen Zustände in China ist an die Auslegung der Anleihe nicht zu denken. Die' Bereinigung der englisch-japanischen Be ziehungen ist entsprechend der Ankündigung EdenS im Unterhaus ins Stocken geraten. „Japan", so schreiben die „Times" heute sehr von oben herab in einem Leitartikel, „kann sich seine Feinde aussnchcn, aber nicht seine Freunde." Dem Blatt erscheint es jetzt sicher, daß der 8tatu8 gno in Nordchina nicht wieder hergestellt wird, wenigstens nicht für die nächsten 100 oder 200 Jahre. Japan werde wahrscheinlich eine lokalisierte, aber sehr energische militärische Anstrengung unter nehmen, nm seine Stellung zn befestigen. Die terri torialen Grenzen seiner Ziele ließen sich einstweilen nur vermuten. Aber man könne annehmcn, daß ein großer Teil von Hopci einschließlich Peiping nnd viel leicht einig« Teile SchantungS zn japanischem Einfluß gebiet werden. . Ser ArbeiMenst aus demparteitag 40 000 werden mqrschieren XBerlin, 6. August." sTmrch Funkspruchj Beim Rcichsparteitag werden diesmal rund 10 000 Führer und Männer deS ReichSarbeitödicnsteS sowie 000 Führerinnen und Maiden deS Arbeitsdienstes sttr die weibliche Jugend ausmarschiercn. Die Zahl ist diesmal etwas geringer als im ver gangenen Jahre, weil der Rcichsarbeitsdienst in außerordentlich starkem Maste bei der Ernte eingesetzt ist. Jeder Arbeitsgan stellt eine bis drei Rcichs- parteitagsgruppen, von denen jede fünf kombinierte Reichsparteitagsabtcilungen umfaßt. Auch diesmal ist die Teilnahme am Rcichsparteitag für die Arbeits männer eine besondere Auszeichnung. Am Sonntag, dem 5. September, treffen die Sonder züge des Reichsarbcitsdicnstes in Nürnberg ein. Tie Mannschaften beziehen dann sofort das Zeltlager Langwasscr, das sich bereits im Ban befindet. Nenn Abteilungen des Arbettsgaues xxvili (Franken) sind hierfür eingesetzt, dte die Zeltlager aller For- mationcn mit Ausnahme der Wehrmacht bauen. Aufmarschleitcr ist der Führer des ArbeitS- ganes xxvili, Gencralarbcitssührcr Dr. Henriet, Führer der Rcichsparteitagbangruppc Oberstseld- incister Dr. 2 c c b a u e r. Ans die Ausgestaltung seines Zeltlagers wird der Rcichsarbeitsdienst auch diesmal wieder den größten Wert legen. Die einzelnen Nrbeitsgane werden in der Ausschmückung ihrer Zelte wctteisern, wobei die Eigenart des betreffenden Arbcitsganes besonders hcransgcstellt werden wird. Der 0. September ist der Tag des Reichsarbeits- dieustcs, der im wesentlichen den gleichen Verlauf nehmen wird wie im vergangenen Jahr. Der Reichs- arbeitssührer wird auch aus dem Partcikongrcß wieder das Wort nehmen. Ter Rcichsarbeitsdienst beteiligt sich auch an den NS.-Kampsspielcn. Eröffnung der deutschen PMeimeWschasien General Oaluege weist neue Wege sportlicher Siegerehrung XKranksurta. M., 6. August. sDurch Funk) Die deutschen Polizeimcistcrschastcn in der Leicht athletik und im Gepäckmarsch, die vom 6. bis 8. August auf dem Sportfeld i» Frankfurt auögetragen werden, wurden am Freitagvormittag in Anwesenheit des Ehcss der Ordnungspolizei, General der Polizei Daluegc, in Vertretung des Reichssührerü SS. und Ehess der deutschen Polizei, Himmler, crössnet. Bor Beginn der Kämpfe hielt General Daluegc eine Ansprache, in der er n. a. anSsührte: „Nach der Krönung der bisherigen Polizeisportarbcit bei den Olympischen Spielen in Berlin stehen wir heute am Anfang einer neuen Entwicklung in den Leibesübungen der deutschen Polizei. Hinter uns liegt bereits ein Jahr Arbeit nach dem denkwürdigen Be seht, daß unabhängig vom Alter jeder einzelne in jedem Jahr erneut unter Beweis zn stellen hat, daß er seinen Körper so 'n Zucht und Ordnung hat, wie cs sein Dienst verlangt. Wir sind bei den Gc- päckmarschmeistcrschasten bewußt abgegangen von einem System, wie cs bisher bestanden hat. Wenn Sie als Mannschaften hier stellen, kann man behaupten, daß wenigstens die zehnfache Zahl vorher nm die Ehre gestritten hat, hierher zu kommen. Damit gewinnt der Mauttschastsgepäckmarsch einen andern Sinn. Wir haben auch die Mannschaft erhöht aus einen Offizier und 20 Mann, denn wir sind der Meinung, daß cs keine bessere Schule geben kann als Gepäckmärsche, bei denen Führer wirklich Führer sein müsse» nnd bei denen die Männer ihnen in treuer Gcsolgschast mit größter innerer Begeisterung folgen sollen. Ich will Ihnen den Weg weisen, den Sic als deutsche P o l i z c i m c i st c r oder als Zweit- oder Dritt- placiertc in den Wettkämpfen zu gehen haben. Sic wer ¬ den sich der Ehre, Polizcimcistcr zn sein, dann würdig erweisen, wenn Sic das kommende Jahr dazu benutzen, um aus einer engen Kameradschast heraus Männer, die körperlich für Ihre Leistung veranlagt sind, heran- zn holen und sic zu schulen, damit sie Ihnen gleich wertig werden. Sie haben von mir den Befehl erhalten, dafür zu sorgen, daß nunmehr auch in den Spitzen leistungen Breiteuarbcit geleistet wird. Ich weiß, daß das möglich ist, weil jeder einzelne von Ihnen schon im Training und in seiner Lebensweise den andern An weisung nnd Anleitung geben kann. Wenn ich bei diesen Meisterschaften einen andern als den bisher üblichen Weg der Siegerehrung gegangen bin, so will ich auch hier mit einer Tradition brechen. Heute noch sehen Sic die früheren, mehr oder 'weniger schönen Preise, mit denen Sie zum größten Teil kaum wissen, was Sic damit ansangen sollen. Damit ist nicht der Sinn erreicht, Ihnen etwas zu geben, was Ewigkeitswert besitzt, was als Preis er kennbar ist nnd dem Wesen der deutschen Kunst ent spricht. Ich will für diesen Wettkampf zum erstenmal Wandtcller der SS.-Porzcllanmannsaktur in Mach Herstellen lassen, die ans nrdcutschem Material an- gescrtigt werden, von Jahr zn Jahr in besserer künst lerischer Ausstellung hcrauskommcn und auch siir Ihre Kinder und Kindcskindrr Ewigkeitswert be sitzen werden." Der Führer hat in Nürnberg einmal betont: „Es wächst heran ein neues deutsches, schönes Geschlecht, schöner in der Gestalt, schöner im Anblick, und Sic sind mit Wegbereiter siir dieses neue Ge schlecht. In diesem Sinne auf zum Kampf im natio nalsozialistischen Geist und in vorbildlicher Haltung, damit wir Deutschland und auch -er übrigen Welt zeigen können, welcher Gcist heute in der deutschen Polizei herrscht!" Abtransport aller Lhtnesen aus Japan X Schanghai,«. August. (DNB.-Lstasicndienst) In Nanking fand eine zweistündige Geheimsißüng des NcIchsamteS für Gesetzgebung statt. Angesichts der gegenwärtigen Lage erfolgte die Ausnahme der Sitzungsperiode vier Wochen früher als vorgesehen. Aus Grund eines Beschlusses der chinesischen Regie rung, alle chinesischen Staatsbürger aus Japan abzu- tranSporticren, erhielten chinesische Schissahrtslinicn den Auftrag, Dampfer bcrcitzustellen. Der größte Teil der in Japan studierenden Chinesen ist bereits zuriickgckehrt. Herzlicher Abschied der Avantgardisten X Berlitz, 6. August. fDurch Funkspruchj Mit dem Besuch der Rcichshauptstadt hat die Deutschlandsahrt der 150 Avantgardisten ihr Ende er reicht. Wie sehr diese Fahrt zu einer weiteren Festi gung der Freundschastsbande zwischen der deutschen nnd italienische» Jugend beigctragen hat, brachte Evmmandantc Eenturionc Bandini in einem Ge spräch znm Ausdruck. „Wir staben uns", so sagte Eenturionc Bandini, „im Hitlerjugcndzeltlagcr Nideggcn ausgezeichnet kcnncugclcrnt, uns kameradschaftlich angcsreundct. Aus unsrer Fahrt haben wir starke Eindrücke vom Aufbauwerk des nationalsozialistischen Deutschland, von seinen Menschen nnd seiner Landschaft gewonnen. Mit größter Ausmcrksamkcit sind wir durch die große deutsche Leistungsschau .Schassendes Volk' ge gangen. Die neuen deutschen Werkstoffe, die hier ge zeigt werden, haben unser besonderes Interesse ge sunden." Bandini sprach von der überaus herzlichen Ausnahme, die die jungen Italiener überall in Deutschland gesunden hätten. Das Spiel mit der alten Granate Reval, 6. August. (Durch Funkspruchj Am Donnerstagmittag ereignete sich in einem Fischerdorf in der Gemeinde Wtimsi unweit von Reval ein Explosionönnglnck, das drei Menschenopfer for derte. Fischcrknabcn sanden in einem leeren Brunnen eine alte Granate. Während sic diese näher besahen, explodierte die Granate. Hierbei wurden zwei Knaben sofort getötet, während zwei weitere schwerverletzte Knaben ins Krankenhaus geschasst werden mußten. Einer der verwundeten Knaben erlag bald darauf seinen Verletzungen. Amerikanische Gäste in der Wigman-Gchule In dem kleinen schlichten Haus in der Bautzner Straße, das die M a r y - W i g m a n - S ch n l c be herbergt, weilen seit einigen Tagen amerikanische Gäste. ES sind rund 30 Schülerinnen, die vorwiegend aus Oklahoma stammen; zum Teil sind sie auch aus andern Gebieten der Staaten gekommen. Sie studieren den Tanz, und die Reise nach Dresden hatte die Ms- gabe, ihre Kenntnisse zu erweitern, zu vervollkommnen. So sind sie in den Vormittagsstunden in dem großen UcbungSsaal anzutrcsfen, wo ihnen Mary Wigman, abwechselnd deutsch und englisch sprechend, Schritt? und Bewegungssormen bcibrtngt Es ist eine ungewöhnliche Anerkennung, die sich in diesem Besuch ausdriickt. Denn dke jungen Damen sind Exponenten der amerikanischen Tanzpädagogik: sie werden in kurzer Zeit als Lehrerinnen an dte Uni versitäten und Colleges gehen, nm die dortigen Kurse zu leiten. Sie werden also ihr Wissen um den deut schen Tanz über die ganze Neue Welt tragen. Und dieser Tatsache kommt heute eine wesentliche Bedeu tung zn. Miß Professor Margret Do übler von der Landcsuniversität tn Wisconsin, die diesen Schülerin nen nachgcrcist war nnd sich nun in der sächsischen Landeshauptstadt aufhält, bestätigte dies tu einem Gespräch. Ihre Meinungen haben autoritäres Gewicht, da sic zu den Pionieren der amerikanischen Tanz kunst gehört. „Die Zukunft unsres Tanzes liegt bei den Hoch schulen", erklärte sie. „Es gibt heute keine Universi tät mehr, die keine Tanzkurse erteilt. Und diese Stunden spielen eine außerordentliche Rotte, da sic ein weitreichendes Interesse sinden. Davon kann man sich in Europa gar keine Vorstellung machen." Sie sagt weiter, baß der amerikanische Tanz erst in jüngster Vergangenheit „erwacht" ist. Er habe sich ctn vollkommen neues Publikum geschaffen, das dieser sinnst die größtmögliche Anteilnahme entgcgcnbringt. Nebcraus bewerkenSwert ist jedoch, daß die künstle rische Linie die in Deutschland Mary Wigman und Harald Krcnhberg begründeten, entsprechend sort- cntnückelt wurde. Die gegenwärtige Tanzkunst der U«A- erstrebe das gleiche Ziel, das Deutschland be reit» erreicht habe. Nur geringfügig« Unterscheid»«, -en seien sestzustellen, z. B. daß Amerika der Musik eine geringere Nolle zuwcist als es etwa Mary Wig man tnt. Miß Tonblcr stimmt zu, als bi« Frage, ob dies« Entwicklung mit der allgemein scMellbarcn Ncu- orienlicrnng des »amerikanischen Geisteslebens zu- saminenhinge, gestellt wird. Die künstlerischen Be dürfnisse der breiten BcvölkeriHigsschichtcn, sagt sie, seien in den letzten Jahren stärker geworden. Tas gab überhaupt die Voraussetzung, die eine Entfal tung der Tanzkunst ermöglichte. Es müsse freilich anerkannt werden, baß die Tournee, die Mary Wig man durch Amerika unternahm, bleibende, lebendige Auswirkungen erzielt habe, nnd daß gerade diese Serie von Gastspielen dazu beitrug, das vorhandene Interesse fühlbar zn beleben. Wenn Miß Tonblcr nach Dresden kam, nm die hier weilenden Studenten auszusuchen, so hatte dies einen besonderen Grund. Denn sic ist Leiterin der Tanzabteilung der Wisconsin-Universität, die als ein- ziaes Institut tn den USA. das Privileg hat, Tanz lehrerinnen zu prüfen. Der Btldungswcg, den diese durchmachen müssen, ist weitaus schwieriger und langwieriger als man annehmcn möchte: sic müssen fünf Jahre lang studieren. Philosophie nnd andre geisteSgcschichtlichc Fächer bilden den haupt sächlichen Bestandteil ihres Lehrplanes. Diese Zeit ist mit theoretischen Kursen derart aiiSgcsiillt, daß die jungen Damen kaum dazu kommen, praktisch zn arbeiten. Ans diesem Grunde, so mciijt Mist Prosest'or Doubler, bcgrüste sic eö ganz besonders, das; es mög lich war, eine so verhältnismäßig große Zahl von künftigen Lehrerinnen zn Mary Wigman zu bringen. Denn dies gebe ihr die Gewähr, daß sic hier die ele mentarste KnrzauSbildnng erhalten, die nur zu er reichen ist. Die Lehrerinnen der Dresdner Schule sprechen sich begeistert über ihre Gastzögltnge aus: sie würden, so heißt cs, alle Voraussetzungen mttbringen, die siir eine intensive tänzerische Arbeit erwünscht sind. Und darüber hinaus seien sie mit jenem ernsthaften Willen, wirklich zn lernen, dabei, daß die Lehrgänge zn einer fast erholsamen Angelegenheit werden. ES sei sosort zn erkennen, daß die amerikanischen Schülerinnen in der Tanzkunst keine Spielerei, sondern ein wertvolles, begeisterndes Studium sehen. „Dte Kenntnis vom Tanz wirb ein Stück amerika- nischcr Allgemeinbildung werden", sagte Mtft Doubler abschließend. Diese Bemerkung zeigt mit aller Deut lichkeit, welche Perspektiven gerade die Fachleute der künftigen Entfaltung der Kunst stellen. Die zähe Tat- kraft, dte die amerikanischen Menschen üuSzeichnet, fei auch hier eingesetzt, nm einen bedeutungsvollen, an haltenden Erfolg zu erzwingen. Und Mist Doubler muß das genau wissen. Sie gehört seit 20 Jahren der Viseonsin-llnivcrsität an, nnd seit 1027 unterstehen ihr die Lehrgänge, in welchen die Studentinnen ihr Lehrerinnenexamcn absolvieren. Daß die gegenwärtige Situation besteht uud daß sic so große Gestaltungsmöglichkeiten birgt, ist nicht zu letzt ihr Verdienst, denn sie hat es zu ihrer Lebens arbeit gemacht, der amerikanischen Tanzkunst, die vormals jeden Stils entbehrte, sondern ausschließlich von den Personen der bekanntesten Tänzerinnen und Tänzer bestimmt wurde, fortschrittliche Wege zu weisen. Deutschland ist für alle amerikanischen Tanzintcrcs- sicrten ein wichtiges Feld, nnd je nachdrücklicher der Ausstieg der USA. vor sich geht, um so enger bürsten die Beziehungen werden, die sich hier vorerst nur anzcigcn. „Amerika weist genau, daß es in Deutschland, und gerade in Dresden, viel lernen kann, wenn cS um den Tanz geht." Dieser Satz, offen bekannt, ist wichtig. Er ist nm so wichtiger, als die amerikanischen Tanzknn- digcn keineswegs versucht haben, die deutschen Ttilrich- tnngcn nachzuahmcn. Sic sind von selbst dahin gekommen. —n. - MIM laben bisher die Meißner Rnraseftsplele. Nach dem auch die lebten Ansssthrttnacn der Buralestipiele Meißen restlos anSverkniilt waren, ist die Besnchrrmbl ans IststOO ne- stieaen. Am Sonnlaq, 1">. Anaiist. ist die Spielzeit beendet. Mir die nächsten Anlltibrnnacn lteaen schon wieder qrößere Anmeldungen vor. ES wird deshalb cmvloblen, Karten bestellungen baldmöglichst aiisznacbcn. - Oil» Erler auch Ehrenbürger von G--a In der erste» Arbeitstagung des Oberbürgermeisters mit den Ratsherr«» im ne»«» g-estlaal des Geraer Rathauses wurde dem in Gera geborenen, lebt in Weimar lebenden Dramatiker Otzo Erler das Ebrenbiirgcrrecht der Stabt Gera verliehen. - Deutsche Sbakelveare-Wsche I« Bochum. Vom 0. HIS iS. Oktober sindet In Berlin die II. Deutsche Shakelveare-Woche statt. Das große Programm steht ». a. am 10. Oktober eine große Kundgebung vor, bet der der Präsident der Deutschen Sbakesveare-Gesellschast, Prof. Dr. Deetien. Obervräitdcnt Gauleiter Wagner sowie der Präsident der Reichsthcatcr- kammer, Ministerialrat Dr. SchlSsier, sprechen werden. -- Musik I» der Holkirch«. Sonntag, «. August, II ttbr Hochamt des Cärilienchors «Leitung: Paul Waldei: Milla „Stella niaris" von Peter Griesbacher: Introltns „Dens in adiutorlum meum lntenüe" lEhorali: Graduale „Bencdicam Dominum": Olfcriorlum „ProbaluS elt Monses" von Alots Edenhofer: Sommnnlo „D< srnetzi operum tuorum" lEhorali. Sächsische Orgeln im Rundfunk Wenn von sächsischen Orgeln die Rede ist, dann denkt wohl jeder sosort an Gottfried Silber manns große Werke, die den größten Orgelbau meister des obcrsächsischcn Raumes schnell berühmt machten. Der R c i ch s s c n d e r Leipzig hat sich nun die Aufgabe gestellt, diese klingenden Zeugen obcrsächsischer Kultur nacheinander seinen Hörern vor- zuführcn. Was gerade Silbcrmanns Orgeln sür Dresden bedeuten, ist schon oft hcrvorgehobcn worden. Ans ihnen spielten einst Bach und Mozart. Beide waren voll des höchsten Lobes über diese wundervollen Werke. Mit einer Sendung „Musik auf der Silber mannorgel des Dresdner Doms" lFraucnkirchcj klang eine der besten Orgeln des großen Sohnes unsres SachscnlandeS auf. Domorganist HannS Ander- Donath spielte unter Ausnutzung aller technischen Möglichkeiten des Werkes Präludium und Fuge in O-Dur von I. S. Vach und Louis Thieles Thema und Variationen in ^b-Dur. ss. Ein Shakespeare-Gedächtnisiheater Von unserm Korrespondenten London, 6. August Ein Trcuhändcrauöschuß siir den Ban eines nationalen Shakespeare - Gedächtnis theaters hat für 75 000 Pfund vom Staat ein Grundstück in dem Londoner Stadtteil Sonthkcnsing- ton erworben. Die Treuhänder hoffen, in Kürze an -en Bau ihres lange geplanten Theaters hcranzu- gchcn, daS die erste nationale Einrichtung dieser Art in England sein wird. Dte Finanzierung ist jedoch noch nicht gesichert. Der wochenlange öffentliche Streit um die Frage, ob der Staat nicht beim Verkauf des Grundstücks den Treuhändern eine Vergünstigung ein- ränmcn sollte, hat sich zwar von selbst erledigt, doch ist cS für die englische Kulturpolitik eine nicht eben schmeichelhafte Tatsache, daß die von dem Ausschuß ge botenen 75 000 Psnnb die höchsterzielbarc Summe dar stellten. Die Treuhänder, die nach ihrem letzten Be richt über ein Kapital von 153 000 Pfund verfügten, besitzen aber nun bei weitem nicht mehr genügend Mittel für den Rau und die Unterhaltung ihres Theaters, das 12 500 Plätze bieten soll. Um den schlcnden großen Betrag aufzubrtngen, wird ein neuer Ausruf an die Oesfentltchkett erlassen werden.
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