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Dresdner Journal : 24.12.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186412247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18641224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18641224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1864
- Monat1864-12
- Tag1864-12-24
- Monat1864-12
- Jahr1864
- Titel
- Dresdner Journal : 24.12.1864
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Ii-i-oe.»«; llainbnrx-LItona: IlneiKerim k Vooi-L«; Lerlin: Onopive seke l^uvü- kenlil., Ii»:rL»«rnu'i Itureau; Lremen: 1). 8coi.oiie-, Lreiian: 1,vl ii 8r^xc,»:«; krenllkurt .iLLaLii'sci'e linetiü.; Löin: lliindiild »; keri,: v. (28, rne äe boo» enk«ns>; krex: 1«. Lii»r.,cn'» öuebk.; Vien: Lowploir 6. Ii. VVieuer /eitnnß, 8tekauepl. 867. Herausgeber: (Lönl^I. Lrpeüition äe» vreeäner ^onrnnl», vreeüen, Llnrieoetr»«» Ko. 7. Nichtamtlicher Scheit. Nebersicht. Telra''v^ffcb« Nnchr'chk-n Sachs«» und dir KrifiS de- Zollvereins. vui. (Schlaßartikel.) Tagrsgeschichte. Wien: Kaiserliche»; Handschreiben. Begünstigung für Steuerpflichtige. — Berlin: Ver änderungen in hohen Militärstellen. Stadtverordne- tenverhandlungen. — Glogau: Vernehmung des Leutnant Krause. — Gumbinnen: Ein polnischer Nationalcomite entdeckt. — München: Freiherr v- d. Pfordten nach Frankfurt. — Kassel: Von der Ständeversammlung. — Koburg: Zeitungsangcle- genheit. Lotterie für Schleswig - Holstein. General v. Hake. — Paris: Industrieausstellung. Tagesbe richt. — Bern: Vom BundeSrathe. — Turin: Neuer Marincminister. Verkauf der Staatsgüter. — Lissabon: Rücktritt des Marineministers. — Ma drid: Eenatspräfident ernannt. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 23. December, Nachmittag» 4 Uhr. Heute Mittag hat der Staat-arricht-hof sein Urtel im Voleuproceffe gefüllt. Der größte Theil der Angeklagten ist fretgesprochen worden. Dir Lerurtheiluvg der Andern ist wegen vorbe- reitender Handlungen zn Hochverrath nach H 66 des Strafgesetzbuch- mit Annahme mildernder Um» stünde erfolgt. Gegen anwesende Angeklagte ist weder ans Todesstrafe, noch ans Zuchthav- erkannt worden. Nur gegen die flüchtigen Angeklagten DzialinSki, Tuttry, Wotnirwicz, Storaczrw-ki, TaczauowSki, Zakcz«w-ki, Radrcki, Latow-ki, Ja- roczrwSki, Seyfried, Luka-zrw-ki hat der Staat-» gericht-hof, den Anträge« der Staat-anwaltschaft gemäß, ans rodeSstrafe erkannt. Gegen mehrere ist die Erhebung besonderer Anklagen vorbehalten. Auf Einschließung auf 1 Jahr wurde erkannt gegen Folgende: Zorawski, Mankowski, Fürst CzartorySki, Kos- zutSki, Sczaniecki, Kurnatowski, Mielecki, Hulewicz, SmitkowSkl, Zablocki, MoszrzenSki, Mittelstadt, Mart well, NataliS v. Sulcrzyski, Kalkstein, Callier, Cho- tomski, KetczynSki und Schultz. Auf Einschließung auf 1^ Jahr gegen: Rymarkiewicz und Jarochowski; auf 1^ Jahr Einschließung gegen: Rustejkv und Theodor v. JackowSki; auf 2(ähnge^Mschließung gegen: Kosinski und R^Iewski (für welche Beide der Staats anwalt die Todesstrafe beantragt hatte). Neue Verhandlungen hatte die Staatsanwaltschaft be antragt gegen Laczynski, Sikorski, SwinarSki, SzolbrSki, Arndt, Bronikoweki, Jaraczcwski, Oppen, Rozycki und KrolikowSki. Das Urtheil hat selche nur für die letztern 6 erkannt, dagegen die 4 Ersten als genügend entschul digt erachtet und das Contumacialverfahren gegen die selben ausgesetzt. Außerdem wurde gegen KoSzielSki und MatowSki auf 1 Jahr erkannt. Auf Antrag der Vertheidigung wurden sämmtliche Verurtheilte auf freien Fuß gesetzt, ausgenommen Ru- stejko (für welchen die Staatsanwaltschaft Todesstrafe beantragt hatte) und MartweU als Ausländer. Pari-, Freitag, 23. December Der heutige „Moniteur" dringt ein Schreiben de- Minister- drr au-würtigen Angelegenheiten, Drouyn deLhuyS, an den Maire von Sunderland (in der englischen Grasschaft Durham). In diesem Schreiben heißt »S: Dir französische Regierung fühle sich zu ganz be» sondern, Lanke verpflichtet für die Aufnahme, welche bei der Behörde und bei der Bevölkerung von Sun derland der Brfrhl-haber und die Schiff-mann- schaft der „Danae"' (ein neulich an der englischen Küste verunglücktes französisches Shiff) gefunden hätten. Solche Kundgebungen seien geeignet, die Bande der Freundschaft, welche die Franzosen und Briten glücklicherweise verbänden, immer enger zu knüpfen- Madrid, Donnerstag, 22 December. Die Thronrede, mit welcher die Königin dir Corte» heute eröffnete, sagt: Unsre Beziehungen zu den auswärtigen Mächten find fortwährend befriedigend, mit Au-nahm« von Peru, dessen Regierung aber noch dahin gelangen wird, sich zu überzeugen, daß da- Recht auf unsrer Seite ist. Hoffen wir, daß bald vollkommne- Einvernehmen zwischen Spanien und Peru wieder hergestellt ist, ohne daß unsre Ehre darunter leide. Die Thronbesteigung ve- Kai» ser- Maximilian von Mexico ist der Beginn einer neuen Aera; die amerikanischen Republiken werden erkennen, daß die Sympathien Spanien» mit kei nem ehrgeizigen Projekte vermischt sind. Die ita lienischen Angelegenheiten sind noch in der Schwebe; wenn die neuen diplomatischen Eombinationen eine definitive Lage geschaffen haben werden, wird meine Regierung duselbe, weil die Klugheit kS rüth, ach ten, ohne der kindlichen Achtung Abbruch zu thun, welche Spanien al- katholische Nation für den Papst hegt. Ein Preßgesetzentwurf, der in lieber- eiustimwung mit der Verfassung ist, wird vorgelegt werden. Ein weiterer Satz der Thronrede sagt: Ich s«he wich grnöthigt, e- au-zusprechen, daß der allgemeine Zustand der Monarchie in Betreff ihrer ganzen An-dehnung nicht durchaus befriedigend ist. Um nach dieser Seite hin dem Uebel zu Heuern, werde ich einen Gesetzentwurf von großer Wichtig keit vorlegen. Da» Journal „Epoca' behauptet, der zuletzt bemerkte Satz der Thronrede beziehe sich zweifellos auf die Frage wegen San Domingo. Dasselbe Blatt glaubt, daß eine baldige Anleihe unvermeid lich sei. Dresden, 23. December. Dachsen und die Krisis des Zollvereins. VIII. Wir haben in unserem letzten Artikel gesehen, daß keine überwiegenden politischen Gründe vorlagen, um aus Rücksichten auf Oesterreich den französischen Vertrag abzulchnen; fragen wir uns nun noch, ob die handels politischen Eombinationen, die uns Oesterreich für den Fall dieser Ablehnung anbot, von der Art waren, daß sie dem Zollverein auch einen Ersatz für Das gewähren konnten, dessen Ausopseenng »h>» »»gesonnen wurde. Eit handelt sich hierbei bekanntlich um die zuerst vom Frei herrn v. Bruck aufgestellte, später Jahre lang bei Seite gelegte und erst infolge des Abschlusses des französischen Vertrags wieder hcrvorgesuchte Idee der Zollcinigung zwi schen Oesterreich und dem Zollverein; freilich trat diese Idee diesmal nicht in der immerhin großartigen und ge nialen Gestalt hervor, wie sie seiner Zeit dem Freiherr» v. Bruck vorgeschwebt hatte, sondern in der sehr wesent lich abgcschwächtcn und äußerst complieirten Form der Vorschläge vom 10. Juli 1862. Wir können hier auf eine nähere Prüfung dieser Vorschläge nicht eingehen, sie gehören der Geschichte an; nur so viel sei uns erlaubt, als unsre Meinung auszusprechen, daß durch diese Vor schläge die eigentliche Schwierigkeit, die einer Zolleinigung zwischen Oesterreich und dem Zollvereine zur Zeit ent gegen steht und ihr jedenfalls noch lange Zeit ent- gegenstehcn wird, in keinem Punkte überwunden, der Vorthcil aber, den eine vollständige Zolleinigung, also auch die hier fragliche, für eine freie Entwickelung des gegenseitigen Verkehrs zwischen den verbündeten Staaten mit sich bringen würde, nicht erreicht werden könnte. Darüber sind wir wenigstens nicht im Zweifel; wäre eine Zolleinigung mir Oesterreich überhaupt möglich, sie wäre cs nur als eine vollständige und durchgreifende, mit einer unbedingten Gleichstellung in jeder Beziehung, denn nur unter dieser Voraussetzung ließe sich von der Entwickelung eines völlig freien inner» Verkehrs einiger Ersah für die enormen Opfer erwarten, die beide Thcile, namentlich aber der Zollverein, der Einigung bringen müßten. Die Vor schläge vom 10. Juli 1862, die für eine Anzahl der wich ¬ tigsten Gegenstände des Verkehrs die Zolllini« zwischen beiden Theilen unverändert fortbestehen ließen, konnten einen solchen Ersatz niemals bringen ; sie hatten aber den von ihren Urhebern wohl nicht beabsichtigten Erfolg, daß sie klar zeigten, wie man sich in Oesterreich selbst eine Zolleinigung für jetzt als allein ausführbar dachte, und damit für alle Sachverständige, selbst für solche, die bis her geschwankt hatten, den klaren Beweis lieferten, daß jene Maßregel jetzt in der That unausführbar sei. Wir haben eben bemerkt, daß durch die Vorschläge vom 10. Juli 1862 die eigentliche Schwierigkeit der Zoll einigung mit Oesterreich nicht beseitigt worden sei, und wir müssen daher noch etwas näher darauf eingehen, wo- irin wir diese eigentliche Schwierigkeit erblicken. Um dies thun zu können, müssen wir einige allgemeine Bernerkun- -gen vorausschicken. Man hat unsrer Ansicht nach entschieden Unrecht, wenn man eine jede Zolleinigung zweier Staaten an und für sich schon, und abgesehen von den wirth- schaftlichcn Verhältnissen derselben, als etwas Gutes und Vorthrilhaftes ansteht. An und für sich ist es gewiß für jeden Staat das Beste, Richtigste und Vor theilhafteste, wenn er den Handel und Verkehr, die In dustrie seiner Angehörigen und ihre wirthschaftlichen Be ziehungen nach innen und außen überhaupt in voller Selbstständigkeit so ordnet und regelt und danach auch .sein Zollwesen so einrichtet, wie cs seinen eigenen In teressen und denen seiner Angehörigen entspricht. Jede Zolleinigung eines Staates mit einem andern enthält ein sehr bedeutendes Opfer von beiden Seiten, denn je der Theil gicbt damit die Möglichkeit einer selbstständi gen Handelspolitik auf, jeder Theil verzichtet dabei auf Vieles, was seinen Interessen entsprechen und seinen Angehörigen nützlich sein würde, weil es dem andern Theilc vielleicht nachtheilig sein könnte; ja es übernimmt sogar ein jeder Theil gewisse bestimmte Nachtheile im Interesse des andern, weil ein solcher Verein eben nur durch beiderseitige Opfer zu ermöglichen ist. Eine Zoll einigung ist aber eine freie Vereinigung selbstständiger ' Staaten, und es liegt daher auf der Hand, daß sie nur dann möglich ist, wenn sie für beide Theile nützlich ist, d. h. wenn für jeden derselben die Vortheile, welche die Vereinigung bringt, größer sind, als die Opfer, welche ihr gebracht werden müssen. Diese letztere Voraussetzung kann aber nur bei solchen Staaten eintreten, die ent weder zu klein sind, um eine ganz selbstständige Han delspolitik in eigenem Interesse zu verfolgen, oder deren StrxOSgebiet ein» unvortheilhafie Gestalt und sehr weit ausgedehnte Grenzen hat, oder wohl gar aus verschie denen, nicht zusammenhängenden Theilen besteht und bei denen daher eine ganz selbstständige Handelspolitik mit zu großen Kosten und Schwierigkeiten verbunden sein würde, und sie kann auch bet solchen Staaten nur dann ein treten, wenn die volkswirthschaftlichen Zustände dersel ben nach allen Richtungen hin dieselben und gleichmäßig entwickelten sind, denn nur unter dieser Voraussetzung kann ein Staat jede weitere Maßregel zur Verbesserung und Entwickelung seiner Zustände von der Zustimmung deS andern abhängig machen, ohne sich den größten Ge fahren auszusctzen. Diese Voraussetzungen sind in ganz eminenter Weise in unserm Zollverein vorhanden ; Preu ßen wäre nach der Größe seines Territoriums, nach der Zahl seiner Einwohner an und für sich eben so gut, wie viele andere kleinere und weniger bevölkerte Staa ten, in der Lage, ein selbstständiges Zollsystem einzurich ten und eine, lediglich seine eigenen Interessen berück sichtigende Handelspolitik zu befolgen, wenn nicht die lang ausgedehnte, auseinander gerissene und durch fremd herrliche Gebiete unterbrochene Gestalt des Landes eine, den Grenzen desselben folgende Zolllinie außerordentlich kostspielig und für ganze große Landestheile, die durch ihre geographische Lage weit mehr auf einen regen Ver kehr mit unmittelbar benachbarten fremden Ländern, als mit den entfcrntern Theilen der Monarchie angewiesen sind, höchst nachthcilig machte. Im nothwendigcn Zu sammenhänge mit dieser geographischen Lage Preußens steht cs, daß zwischen den verschiedenen Theilen dieses Staates oder an dessen Grenzen und von letztern theil- weis umgeben, eine Anzahl kleinerer Staaten liegt, deren Bewohner im Wesentlichen ganz auf derselben Stufe der volkswirthschaftlichen Entwickelung stehen, in Bezug auf Handel und Verkehr dieselben Interessen haben, wie die Preußen, und welche durch die Natur der Verhält nisse selbst auf die freieste Entwickelung aller gegenseitigen Beziehungen unter sich und mit Preußen angewiesen sind. Diese Staaten würden auch nur mit großen Schwierig keiten und unverhältnißmäßigen Kosten im Stande sein, ein eigne- Zollsystem anzunehmen, und wenn sie sich daher mit Preußen zu cinemZollverein verbunden haben, soistdies nur im eignen Interesse auch von ihrer Seite geschehen, sowie dies auch Preußen lediglich im eignen Interesse gethan hat. Alle Staaten des Zollvereins haben dabei einen Theil ihrer Selbstständigkeit aufgeopfert, haben damit auf die Möglichkeit verzichtet, ihre wirthschaftlichen Ver hältnisse lediglich nach ihrem eignen Interesse zu ordnen, sie haben dieses Opfer aber bringen können und geru gebracht, weil der dadurch für sie entstehende Nutzen ein sehr großer, die etwa mögliche Gefahr aber um deswillen eine äußerst geringe ist, weil die Verhältnisse in allen diesen Ländern so unter sich übercinstimmcn, daß kaum ein irgend erheblicher Punkt aufzufindcn sein möchte, in welchem sich die volkswirthschaftlichen Interessen derselben wirklich dauernd entgegcnständen. In Bezug auf Preu ßen und alle nord- und mitteldeutschen Staaten des Zollvereins ist dies außer allem Zweifel, und was die süddeutschen Staaten anlangt, die von Zeit zu Zeit ab weichende Interessen dem Norden gegenüber zur Geltung zu bringen versucht haben, so dürfte dieser anscheinende Gegensatz zum großen Theile mehr in einer etwas ein seitigen theoretischen Auffassung und in dem Anklange, den dort merkwürdigerweise das sonst ziemlich allgemein aufgegebenc System der Schutzzölle noch immer findet, als in den realen Verhältnissen und den wahren Inter essen und Bedürfnissen der Bevölkerung begründet ,ein, wie auch der Ausgang der letzten Krisis deutlich bewiesen hat. Man hat versucht, den Zollverein als einen ein seitigen Sieg der preußischen Politik hinzustellen, als einen Triumph Preußens über die andern Staaten des Vereins. Wir vermögen eine solche Auffassung nicht zu verstehen. DaS kleine Belgien z. B. regelt seine Zölle nach seinem eignen, alleinigen Belieben, schließt Han delsverträge mit Frankreich, England u. s. w. ab, ganz wie es ihm zweckmäßig erscheint. Das viel größere und mächtigere Preußen aber vermag keinen einzigen Satz seines Zolltarifs abzuändern, keinen Vertrag, durch den dies geschieht oder der Zollverein sonst berührt wird, abzuschlicßen, ohne die Zustimmung aller Vereinsstaaien dazu zu erlangen. Ein Widerspruch Braunschweigs oder Nassaus kann die dringendsten Wünsche Preußens durch kreuzen. Der Ausgang der letzten Krisis ist kein Be weis dagegen; hier wurde der Kampf nicht gegen einen Mißbrauch des preußischen Einflusses, sondern gegen die Macht der gegebenen Verhältnisse, ja geradezu in Wider spruch mit den eignen Interessen und zwar ohne allen sichern Rückhalt geführt, so daß er zu gar nichts Andern« führen konnte, als zur eignen Niederlage. Daß Preußen den Zollverein hat, gereicht ihm gewiß zum großen Vortheile, daß cs ihn aber braucht und ohne sehr große eigne Nachtheile gar nicht wieder aufgeben kann, das ist offenbar kein Beweis von Stärke; die Opfer, mit denen es den Fortbestand des Zollvereins bezahlt, weil es ihn braucht, sind nicht unbedeutend. Es kann aber diese Opfer nur unter der Voraussetzung bringen, daß die handelspolitischen Inte ressen der mit ihm vereinten Staaten mit den seinigen im Wesentlichen übercinstimmcn. Daß aber auch feiten der übrigen Staaten bei ihrem Zutritt zum Zollverein die Berücksichtigung des eigenen Interesses und nicht der politische Einfluß Preußens entscheidend gewesen ist, das dürfte neben der bedeutenden Entschädigung, welche sich Hannover und Oldenburg in der Form eines Präcipuums oder später einer Garantie für ihren Beitritt bezahlen lassen und die auch nach ihrer künftig eintrctendcn we sentlichen Ermäßigung noch immer außer Vcrhältniß zu den thatsächlichen Zuständen steht, namentlich durch das Fernbleiben der beiden Mecklenburg und der drei nord- Feuilleton. f Kunst. Professor Julius Hübner hat die Auf zeichnung des großen Bildes beendet, welches er im Auf trage des Kunstfonds sür öffentliche Arbeiten ausführt. Der Gegenstand der Darstellung ist bekanntlich die D is- putation Luther's mit vr. Eck zu Leipzig im Jahre 1519. Wir haben vor einiger Zeit an dieser Stelle die Hübner'sche Comxosttion ausführlich besprochen und wol len gegenwärtig nur auf eine höchst gelungene photogra phische Nachbildung der Originalaufzeichnung des Bilde aufmerksam machen, welche aus dem Atelier von Fer dinand Hecker hervorgegangen ist, und zwar in ver schiedenen Ausgaben zu je 4 Blatt. Die beiden ersten Blätter bringen die beiden Streiter auf ihren Kathedern, Luther und Eck, welche der Künstler in seinem Bilde einander gegcnübergestellt hat. DaS dritte Blatt giebt die mittlere Partie des Bilde» wieder, in welcher als die Hauptpersonen Herzog Georg der Bärtige und der jugend liche Herzog Barnim von Pommern erscheinen. Ein vier te» Blatt bringt g^nze Bild zur Anschauung. Das photographische Atrlstr von Frrd. Hecker hat sich durch derartige Nachbildung von Kunstwerken bereit» sehr ver dient gemacht und auch pj, j» Rede stehende ist in jeder Beziehung eine treffliche nennen. Literatur. „Valentin Weigel. Ein Beitrag zur Literatur- und Culturgeschichte Deutschland» im 17. Jahr- hundert. Don Juliu» Otto Op,l. Leipzig, T. O. Weigel. 1864 gr. 8. XII und 364 Seiten." Im Jahre 1588 starb in Zschopau nach 21jähri«r Wirksamkeit der Pre diger Valentin Weigel im 56. Lebensjahre. Er war in Großenhain von armen Aeltern geboren, hatte vorbereitet auf der Meißner Fürstrnschule, sich in Leipzig und Wit. tenberg eine gründliche philosophische und theologische Bildung erworben und versorgte nachher als musterhafter Seelsorger und erbaulicher Kanzclredner seine Gemeinde, nicht angefochten von den Verfolgungen der mildern und innigcrn theologischen Richtung, mit denen Kurfürst August damals die sächsische Kirche heimsuchte. Denn Weigel wollte entweder seinem milden Naturell nach oder auch weil er seine Zeit für noch unreif hielt, mit seinem Evangelium der Zukunft nicht entschieden hervortreten. Erst längere Zeit nach seinem Tode erschienen seine in stiller Beschaulichkeit entstandenen Schriften und mehrere an Werth jenen weit nachstehende Schriften seiner An hänger unter seinem Namen, und nun erst wurde der immer weiter verbreitete WeigclianismuS in und außer halb Sachsen als Heterodor, ja sogar als politisch ge fährliche Ketzerei verfolgt. Weigel zeigt sich in diesen Schriften als einen mysti schen Pantheisten von klarer Schärfe der Gedanken und tiefer christlicher Innigkeit, womit er der starren unduld samen Scholastik seiner Kirche und der Rohheit de» da maligen Lebens entgegentrat und auf biblischem Grund« einen höhern Standpunkt frommen Denkens und fiom- men Lebens über den bestehenden Confcssionen zu gewin nen suchte. Die durch seine Anhänger angeregte Bewegung, von der im 17. Jahrhunderte manche edle Männer be rührt wurden, schwand wieder, weil sie noch nicht zu einer erfolgreichen Einwirkung kommen konnte, und zwar, wie der Verfasser obigen Buche» bemerkt, damals wohl zum Heil der protestantischen Kirche, da daS Mißver- ständniß Weigrl'scher Anschauungen, wie sie in der Zeit hrrvortraten, die nothwendige Schärfe der lutherischen Waffen gegen katholische Angriffe abgestumpft haben würde. Aber sie ward in andern Geistern der folgenden Zett wieder lebendig, ohne daß man sich später viel um jene frühere Bewegung und ihre Urheber bekümmert«, und hat auf die evangelische Kirche und auf die deutsche Cultur bis auf die Gegenwart fruchtbar eingewirkt. Es ist das Verdienst des oben genannten, mit der Geschichte und Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts völlig vertrauten Gelehrten, des Rectors Opel in Halle, nach der umsichtigsten kritischen Sichtung der sehr selten gewordenen echten und untergeschobenen Schriften Weigel's sowie der ihn betreffenden, in Büchern und Handschriften zerstreuten Notizen, mit freiem Blicke, historischem Sinn und in klarer Anschaulichkeit der Darstellung ein höchst anziehendes Bild des fast vergessenen Reformators und der Zeitverhältnisse, in denen seine Gedanken wirksam wurden, entworfen zu haben, ein Bild, das namentlich für jeden Theologen und Historiker vom höchsten Inte resse ist. Schon die Einleitung des Buches zeigt, wie Diele- hier noch zu thun war. In klarer Gruppirung wird un- auS den sehr dürftigen Quellen Weigel's Leben, seine Stellung zu den theologischen Kämpfen der Zeit, seine Schriftsteller« und die nächste Einwirkung derselben vor Augen geführt. Dann wird der wesentliche Inhalt seiner theologischen und philosophischen Anschauungen, die Polemik seiner Gegner (z. B. gegen „die Tollogie des SäuweigelS"), das Derhältniß Weigel's zu ältern gleichgesinnten Denkern, die auf ihn eingewirkt haben, und zu den spätern Mystikern Arndt und Jacob Böhme dargestellt. Die letzten Capitel geben endlich eine cultur- historische, sehr interessante Entwickelung der Weigel'schen Ideen auf die Geister vor dem 30jährigen Kriege und während desselben. In einem Anhänge hat Opel einige, Weigel und seine Anhänger betreffende Aktenstücke au» dem Leipziger Uni« versttätSarchive und dem Dresdner HauptstaatSarchive, sowie au» einem Halleschen Eremplare eine Leichenpredigt Weigel » abdruckrn lassen. llg. Literatur. „Glauben und Schauen. Gedichte von Ernst Donath. Dresden bei Ernst am Ende. 1865. Mit einer Titelvignette Ludwig Richter's." Goethe sagt einmal: „Das poetische Talent ist dem Bauer so gut gegeben als dem Ritter", und an einer andern Stelle etwa: „Jede Zeit vermag Talente und Genies hervorzubringen, aber nicht jeder ist cs Vorbe halten, sie würdig auSzubildcn". Wir kennen diese Be dingungen der Ausbildung, sie sind Stimmung der Zeit, Cultur, besonders Cultur der Sprache. Bisweilen je doch trifft es auch, daß selbst in lebendig angeregter und sprachlich hochcultivirter Zeit, wie die unsrige ist, ein poetisch begabter Mensch mit seiner Ausbildung an der Macht individuellen Mißgeschicks und persönlich un günstiger Verhältnisse scheitert. Wie aber, wenn ein ge- borner Poet, dem die ungewöhnlichste Ungunst der Um stände mitspielt, der von den Polypenarmen des schreck lichsten Unglücks wchevoll gepackt ist, doch noch mit der ihm ureignen gottgcschenkten Kraft eS vermag, sich auf recht zu erhalten und zur wahren Kunstproduction sich hindurchzuarbeitcn? Unbestreitbar wird er unsre beson dere bewundernde Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Wir fürchten nicht, hiermit den Verdacht einer wohl meinenden und Mitleid erregen wollenden Reclame auf un» zu ziehen, da wir da» Erscheinen der Gedichte Ernst Donath'S, in einer von seinen Freunden veranstalteten Auswahl, dem Publicum anzeigen. Denn bereit- nicht unbekannt sind den Lesern der Name und da- unselige Lebensgeschick d«S Verfasser», und auch Proben seine» unläugbaren Talent» hat man hin und wieder lesen können. Indem wir nun freundlich einladen, da» Ge botene rntgegenzunehmrn, bitten wir, obgleich überzeugt, daß da» Büchlein durch sich selbst da» Herz erwärmen wird, doch ja auch da- Vorwort der hrrauSgrbenden Freunde de» Dichter» recht zu brachten, worin sich in
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