Suche löschen...
Dresdner Journal : 19.11.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186511194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18651119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18651119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-11
- Tag1865-11-19
- Monat1865-11
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 19.11.1865
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sonntag, den 19. November. V269 Adonnrmrntspreist: HtbrUck: S 1"KIr. — Hx- iu 8«ek,««. j Im S«^««ä» Hjiibrl.: I „ 15 „ „ „ stritt kost-und xtou-tli-Ii in 0r,»ä«o: 15 k?xr I 8tempei- Lmrelnv Kuluuivru: I btxr. Iruseklnx Mur«. Inseratenpreise: , kilr den N»um einer gespaltenen 2sile: 1 Hxr. Unter „tiinxesnnät" dis Leile: 3 Kxr. Erscheinen: eilgliok, mit Xusnakme der 8onn- und ksiertags, Hb«od» tur den lolxendsn 'Hx. Dresdner Immml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 18«5. Inseratrnannahme auswärts: l.»ip»1g: r «. UntKvsricrrnn, Oommissioniir «los Dresdner Journals; «bend«».: II. Di-ul-ü«, I-:. Ii-i-unn; llllmdarx-XIton»: Il^xsrasrül« LVoal-nn; kvrlio: Onorivs'seks Uueb- l>«ndl., liirrrnrrLn's Uuroau; kremen: t). 8l.nl.orrn; Kreil»«: Dovi», 8r»lllrnn ; krellickurt ». H : ^»non«'scl>s Iluekli.; Xöln: >»ol.r vxncill:«; ksri, v. D6vici«r»:l.» (28, rnoäesbonseut'ans); krnx: l-'n.linill-icn » Uuokli.; Vien: Oowptvir 6. k. Wiener Leitung, 8tet»u»pl. 867. Herausgeber: Lünixl. Expedition de» Dresdner douru«I», Dresden, ^Inrioostr«»»« bio. 7. Amtlicher Thett. Dresden', 18. November. Seine Hoheit der Prinz Anton von Hohenzollcrn-Gigmartngen ist ge stern Mittag hier cingctroffen und auf der Villa Seiner -Lniglichen Hoheit de» Kronprinzen bei Strehlen abge treten. Dresden, 9. November. Seine Königliche Majestät hiben zu genehmigen geruht, daß der Besitzer der Stan- de-herrschaft Königsbrück Ernst Graf Wtlding von -öntg-brück, Fürst von Radali, das von drS König» »on Preußen Majestät ihm verliehene Ehren-Rittrrkrryz des St. Johanniter-Orden- annehme und trage. Dresden, 14. November. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Ober-Postdirector von Zahn daS Comthurkrcuz zweiter Classe deS Verdienst orden- und dem Ober-Postrath von Auenmüllcr da- Ritterkreuz desselben Orden- zu verleihen. Dresden, 16. November. Seine Königliche Majestät hoben allergnädigst geruht, dem im Leinwand-Erportgeschäfte I. G. Hennig L Comp. zu Löbau ungestillten Waaren- lcger, Webermeister Carl Gottlieb Pfeiffer, die zum Albrechtordcn gehörige Medaille in Silber zu verleihen.^ Nachdem die von Herrn Günther von Bünau, seit her in Dresden, bekleideten Acmter der Advocatur und bei Notariats durch Uebernahme des Amte- eines Aktuar» bei'm GrrichtSamte Hartenstein, in welchem Amte dem selben die Ausübung der advocatortschen und NotariatS- yrari- nicht gestattet ist, beendigt worden sind, so wird solche- gemäß § 75 der Advocatenordnung und beziehent lich Z 89 der Notariatsordnung hierdurch öffentlich bc- konnl gemacht. Dresden, den 6. November 1865. Ministerium der Justiz. vr. v. Behr. Rosenberg. Nachdem da- von Herrn Emil Robert Sinz, seither in Treuen, begleitete Amt der Advocatur durch Ueber- nrhmc deS Bürgermeisteramtes in Bischofswerda, in wel chem demselben die Ausübung der advocatortschen Praxis nicht gestattet ist, sich beendigt hat, so wird solche- ge mäß § 75 der Advocatenordnung vom 3. Juni 1859 hierdurch öffentlich bekannt gemacht. Dresden, den 6. November 1865. Ministerium der Justiz. vr. v. Behr. Rosenberg. Bekanntmachung, die Eröffnung mehrerer Eisenbahnbetriebstelegraphen stationen an den westlichen Staats-Eisenbahnen für die allgemeine Eorrespondenz, sowie die Einziehung einiger anderer Stationen betr., vom 14. Novem ber 1865. Anm Anschluß an dir Linien de- Deutsch. Oesterrei« chischen Ttlegraphenvereln» werden die an der voigtlän- dischen Staat-. Eisenbahnlinie gelegenen EisenbahnbetriebS- telegraphenstationen zu Treuen, Lengenfeld, Auer bach, Falkenstein, OelSnttz und Adorf vom 1. Drrembrr dsS. Jahres an für die allgemeine telegraphische Eorrespondenz eröffnet. Auf diese Stationen leiben die Bestimmungen de- bet allen Telegraphenstationcn käuflich zu erlangenden Regle ments für die telegraphische Eorrespondenz im Deutsch. Oesterreichtschen Telegraphenoereine, sowie für den inneren telegraphischen Verkehr im Bereiche der Königlich Säch sischen Staat-- und Eisenbahnbetriebstelegraphenlinien vom 18. August 1863 Anwendung, mit Ausnahme der Vorschrift jn 8 18 o. wegen der Weiterbef-rdcrung-gebühr für VerrinSdepeschen auf EisenbahnbetrtrbStelegraphenlei- tungen, welche in Wegfall gebracht worden ist. Dagegen werden dir nach der Bekanntmachung vom II. Januar 1860 (Ges.- und Verordn.-Blt. von 1860 T. 5) eröffnete Station HerlaSgrün und die nach der Bekanntmachung vom 8. September 1863 (Ges.» und Ver ordn.-Blt. von 1863 S 720) im Eisenbahnbaubureau zu OelSnttz errichtete Telegraphenstation wieder «in» gezogen. Dresden, den 14. November 1865. Finanz-Ministerium. Krhr. von Friesen. Schreiner. Nichtamtlicher Tlleit, llebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Norddeutsche Allgemeine Zeitung. — Berliner Revue.— Bayerische Zeitung. — La France.) TageSgeschichte. Dresden: Bon den ständischen Zwi. schendeputationen. Cholerafälle in Krimmitzschau. — Wien: Da- KricgSbudget. Die Handel-vertragsun- terhandlungen mit England. Die Decentralisation. — Prag: LandtagSabgeordnetenwahl. Die Eisenbahn verkehrsstörung bei Ltebschitz. — Lemberg: Landtagt- wahl. — Pesth: Deputirtenwahl. — Venedig: DieRe- crutirung. — Berlin: Preßangelegenhrit. Prinzessin Alexandrine. Der Nationalverein. — Bre-lau: Vrrurthetlung zweier UniversitätSprofcfsoren. — Stutt gart: Da- König-Paar in Frankfurt. — Hanno ver: Jubiläum in OstfricSland. — Altenburg: Die Chalcra. Aufhebung der Mittelbehördrn. — Pari-: Bericht deS KriegSminister» betreffs der Armee- reduction. Fürst Witold CzartorySki -f. AuS Algier. Vermischtes. — Bern: Vom National- und Stände rath. Aus Uri. — London: Neueste Post von Ja» maica und Chili. — Dublin: Zur fentanisttschen Bewegung. — Warschau: Der Insurgent Brendel. — Bukarest: Journal unterdrückt. Zur Kloster- güterfragr. Schleswig-Holstriu. (Feier des Jahrestags der Pro klamation deS Herzogs Friedrich. Schreiben deS Hrn. v. Manteuffel an Herzog Friedrich. Preußische Ma rinestation auf Alsen.) Telegraphische Nachrichten. Frankfurt, Sonnabend, 18. November, Nach mittags ^3 Uhr. (Directe Meldung.) Jn der heutigen BundrStagSsitzung wurde über die geschäftliche Be handlung des von Bayern, Sachsen und Großber- zogthum Hessen am 4 November eingebrachtrn An trags in der schlrSwig holsteinschen Angelegenheit*) abgestimwt und mit 8 gegen 7 Stimmen beschlös se», denselben an den schleSwig holsteinschen Aus schuß zu verweisen. Luxemburg enthielt sich der Abstimmung. Mit Bayern, Sachsen und Groß- herzogthum Hessen stimmten für Abstimmung ohne Ausschußvortrag: Baden, die 12., 13 und 16 Curie. Oesterreich und Preußeu motivirten ihre Abstim mung mit dem Anfuhren, daß sie die Absicht einer Ständreinberufung schon früher ausgesprochen, die Wahl drS Zeitpunktes weiterer Erwägung Vorbe halten hätten und der gegenwärtige Zeitpunkt hierzu inopportun erscheine. Ueber Punkt 2 deS Antrags in eine Erörterung einzutrrten, müßten sie ablehnrn. Hierauf wurde von Bayern, Sachsen und Großherzogthum Hessen eine Erklärung über ihre künftig einzunehmende Haltung abgegeben (die wir in unserm nächsten Blatte mittheilen werden), der ge genüber das Präsidium sich auf den gefaßten Be schluß bezog und Oesterreich und Preußen sich Wei teres Vorbehalten. *) Der Antrag vom 4. November, »für welchen die gedachten drei Regierungen Abstimmung in einer der nächsten Sitzungen (ohne Ausschußbericht) beantragten, lautet: .Hohe Bundesversammlung wolle beschlichen: an die höch sten Regierungen von Oesterreich und Preußen das Ersuchen zu richten: 1) daß sie baldigst eine aus freien Wahlen hervorgehende allgemeine Vertretung des HerzogthumS Holstein berufen, um zur definitiven Lösung der bezüglich der Elbherzogthümer noch schwe benden Fragen mrtzuwirken; 2) daß sie auf die Aufnahme de» HerzogthumS Schleswig in den Deutschen Bund hinwirken." * Loadon, Freitag, 17 November, AbeudS. Der westindische Dampfer, welcher heute seine Fahrt autreten sollte, wird auf Befehl der Regierung erst morgen (Sonnabend) absegrln und Jnstructio- ue» für den englischen Gesandten in Chili und für den in den dortigen Gewässern Sationirten englischen Admiral bezüglich ihres Verhaltens ge genüber der Blokade der chilenischen Häfen durch dir spanische Flotte mitznvehmrn. AuS Warschau wird der „Breslauer Zeitung" berichtet, laut amtlicher Meldung sei daselbst ein kaiserlicher UkaS angelangt, welcher die Militär dienstzeit auf eine zehnjährige reducire, so zwar, daß einem sechsjährigen Dienste in der Linie eine vierjährige Reserve folgt. Dresden, 18. November. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" ist mit den ihr in Nr. 266 deS „Dresdner Journals" gewidmeten Bemerkungen nicht zufrieden. Wir würden darin allerdings noch keine Veranlassung zu einer neuen Gegcnaußerung gefunden haben, denn wir verzichten ein für alle Mal darauf, durch Accommodation von Ton, Urthcil und Gesinnung an die Auffassung der „Nordd. Allg. Ztg." deren Zustimmung zu erwirken. Nur ein Mißverständniß derselben — um nichts Schlimmere- an zunehmen — mag aufgeklärt sein. Die „Nordd. Allg. Ztg." zeigt nämlich die Meinung, als hätten wir die im „Dr. I." citirte Stelle der Treitschke'schen Abhandlung als einzige Belegstelle für die Behauptung beibringen können, in derselben herrsche eine Sachsen vernichtende Tendenz. Jene Stelle hoben wir aber nur deshalb her vor, um zu zeigen, daß auch in den von der „Nordd. Allg. Ztg." mitgetheilten Abschnitten der Treitschke'schen Schrift sich Sähe befanden, die einen hohen Grad von Rücksichtslosigkeit gegen deutsche Bundesgenossen — Andere nennen es „Rohheit" —aufweisen. ES kam uns nur darauf an, der Behauptung, in der Depesche deS Frhrn. v. Beust sei gesagt: die „N.A.Z." hätte Artikel solcher Tendenz mit« getheilt, der Wahrheit gemäß entgegcnzuhaltcn, daß darin stand: sie hätte Artikel „erwähnt", die eine solche Tendenz verfolgten. WaS das Letztere betrifft, so kommt es unS auch heute nicht bei, darüber in Discussion mit der „Nordd. Allg. Ztg." zu treten, da wir ihr noch immer die Fertigkeit zutrauen, Alles nach ihrer Art zu lesen und zu beweisen. Nur damit Denen, die den Treitschke'schen Aufsatz nicht knnen, ein Begriff von dessen Haltung gegeben wird, erMhnen wir kurz, daß (S. 393) der „preußischen Par» lei" mit dem Gedanken: „Deutschlands Einheit durch ' Preußen" die Zukunft verheißen wird; daß der Verfasser (S. 395) „des Glaubens lebt", „auch Hannover und Sachsen seien von Natur für den preußischen Staat be stimmt", und daß (S. 399) auf den Fall deS Wider stande- der übrigen deutschen Staaten gegen die Annerton der Herzogthümer an Preußen die geistreiche Bemerkung gemünzt ist: „Wer weiß, in welcher Felsenspalte der sächsischen Schweiz man die dareingeworfenr Krone de» HauseS Wettin suchen müßte?" Diese und andere Stel len mehr hat die „Nordd. Allg. Ztg." nicht mitgetheilt, dagegen ein sehr lobende» Gesammturtheil über Autor und Werk abgegeben, da» nur als Empfehlung und Zu stimmung vom Leser betrachtet werden konnte. Die „Berliner Revue" enthält einen Aufsatz mit der Ueberschrift „Preußen und Sachsen", der mit fol genden Sätzen anhebt: „Mit einer größeren Offenheit ist wohl selten die feindselige Haltung eines kleinen Ländchen- gegen ei nen benachbarten Großstaat zur Schau getragen wor den, al» die- seit zwei Jahren von Sachsen gegen Preußen geschehen. Wo sich irgend auch nur Gelegen heit fand, auf allen ausgesprochenermaßen zu politi schen Zwecken zusammcngetrommelten öffentlich gehal tenen Turn-, Schützen» und Sängerversammlungen, an denen sich der Minister der auswärtigen Angele genheiten bethetligt, überall wurde der KriegSruf laut, streitbare Bundesgenossen zu sammeln, um gegen da gehaßte Preußen zu marschiren. Die öffentlichen Ta- geSblätter, sogar die officiellen und officiösen, unter Verantwortlichkeit der königl. sächs. Inspektion, mit eingeschlossen, entblödrten sich nicht allein, erlogene Zwiegespräche deS albernsten Inhalt- von leitenden Persönlichkeiten au» preußischen Palais in verleum derischer Absicht weiter zu verbreiten, preußische Offi ziere, die Befreier Schleswig-Holstein-, anzuschuldigen, daß sie al- »goaii provoeaivur» die Bewohner diese» Lande- zur Rebellion gegen Preußen heimtückisch ver führten, um sie dann desto sicherer in preußische Scla- venbanden zu schlagen, sondern man wog bereits die verschiedenen Streitkräfte dieSseitS und jenseits der preußischen Grenze regimenterwrise gegeneinander ab, man erklärte in langen Leitartikeln ganz unverhüllte Feindschaft, da „in Sachsen ein Krieg gegen Preußen populär sei", ohne irgend Widerspruch zu finden." Auf diese Weise erfahren viele Besucher deS Leipziger Turn-, deS Zittauer Schützen- und deS Dresdner Sän- gerfestcS, sowie unsre geehrten Abonnenten eine Menge von Dingen, die sie sonst gar nicht gesehen und gelesen hätten. Es ist das ein Pröbchen von Berliner — Revue. Die officiöse „Bayerische Zeitung" äußert in einem '„Festbalten am Recht oder Fahnenflucht?" über schriebenen Artikel gegen einen auffallenden Aufsatz der „Allgemeinen Ztg.", der sich gegen die „schleichende" und für die „rasche Einverleibung der Herzogthümer in Preußen" erklärte, u. A. Folgendes: „ES ist vor Allem, so scheint unS, ein Jrrthum in der Fragestellung, wenn man die Angelegenheit der Herzogthümer in die Frage zusammen drängt: ob rasche oder schleichende Annexion? So weit sind wir eben doch nicht. Allerdings ist durch die Ta steiner Convention der erste, nicht eben schüchterne, Schritt zu einer annerionistischen Lösung der Herzogthümerfrage gemacht worden. Aber ohne Zweifel «üffen diesem ersten Schritte noch verschiedene andere, von noch geringerer Schüchternheit und von noch größerer Gefahr für die Betheiltgten, folgen, bis da» Ziel erreicht ist. Für unS liegt da» Entscheidende bei der Betrachtung der Herzog thümerfrage in der Rückwirkung, die ihre Lösung auf die Entwicklung der deutschen Verhältnisse haben kann und haben muß. Gelingt r» Preußen, die Annexion Schles wig-Holstein- gegen den Willen deS legitimen Herzogs und des schleSwig holsteinschen Volkes durchzusetzen, so ist damit der bedenklichste Präcedenzfall für die Gestaltung der Zukunft Deutschlands geschaffen. ES wäre damit ein Weg betreten, der nicht zum Wohle unser» Vater landes gereichen könnte. Wer mit unS da- Heil unser» Vaterland«- nicht in einer Vernichtung der Einzrlstaaten, nicht in einem Absoluti-mu- der Großmächte erblickt, sondern in einem engen Bunde freier Stämme, geeint unter einer deutschen Centralgewalt und berathen von einem deutschen Parlament, der wird dem ersten Schritte, der zur Vernichtung dieses Programm- führt, nicht freu dig zustimmen, sondern die rasche wie die schleichende Annexion Schleswig-Holstein» al» eine Gefährdung und Schädigung der deutschen Zukunft verwerfen." Ueber die Maßregel der französischen Armeereduction sagt die officiöse „France": „ES ist die Politik des Frieden», die hier durch einen entscheidenden Schritt be tont wird, und Frankreich ist eS, daS voll Vertrauen und Friedensliebe Europa da» Beispiel einer ernstlichen Be schränkung der Heere-au-gaben bietet." Uebrigens wird hinzugefügt, daß die Fundamentalorganisation der tapfern Armee unberührt bleibt und die Einrichtung so ist, daß in kürzester Frist Offiziere und Soldaten bereit sind, unter die Fahnen zu treten. Um andern euro päischen Regierungen Muth zur Entwaffnung zu machen, betheuert die „France" in einer Besprechung der bren nenden Territorialfragen in Europa, daß die Politik de- Kaiser- fern von jeden SchürungS- oder Einverleibungs gelüsten sei, und gegen jede Unterstellung, „Herr v. Bis marck sei vom Kaiser nach Parts eingelassen oder durch Frankreichs Politik veranlaßt worden, daselbst gewisse Eröffnungen machen zu lassen", Protest einlege. Frank reich habe nicht bloS eine Politik der Ordnung und des Rechts, sondern auch eine der Uneigennützigkeit und der Opferwilligkeit zu Gunsten der großen Interessen de» Feuilleton. Dresden, 18. November. Gestern gaben die Herren Concertmeister Lauterbach und Ka pellmitglieder Hüllweck, Göring u. Grützmacher ihre zweite SoireefürKammer- mustk mit hohem Genuss« der Hörer. Da» musterhafte Snsemble, die künstlerisch sorgfältige Durchbildung de» Vortrag» in Klarheit und musikalischer Zeichnung der Form und in feinster einheitlicher Tonschattirung wirkt in ihren Leistungen um so vollendeter, da sich damit stil volle innert Begristigung der Wiedergabe verbindet und ein zu weit gehende- Beschränken im nothwrndigen indi viduellen Au-druck der einzelnen Instrumente glücklich vermieden bleibt. Wir hörten zuerst Mozart'- 6-äur- Qnartett, dessen Andante besondere Gelegenheit gab, höchste Delikatesse und feine Empfindung deS Vortrag», namentlich auch in Führung der ersten Violine, zu ent- falten. Die folgende Ausführung von R. Schumann'» Quartett in ^a-dur (vp. 41) war um so mehr danken»- werth anzuerkennen, da nur mit so fertigem technischen Beherrschen und liebevollem Eingehen in de» Componi« sten Intentionen die Eigenartigkeiten und speciellen Schwie rigkeiten in Schumann'» musikalischer Denk- und Schreib weise so vollkommen überwunden und gestaltet werden können, um ein klare» Bild diese» inhaltvollen Werke» zu geben. Charakteristisch edel, tiefsinnig und der inner, sten Gefühlswelt entsprungen, treten die beiden Mittel sitze hervor. Im ersten Satz« ist keine gleiche Inspiration fühlbar und dem Gedankengang scheint Fluß und orga nisch« vrrbindung zu fehlen. Oester wird auch in diesem Quartett ein Mangel an vollständiger Beherrschung der instrumentalen Mittel merkbar, wodurch rin dem Com- ponistrn vvrschwrbender letzter Grad der Steigerung oder rin gewünschte» Toncolortt, rin Ausdruck seine» Gedan- ken» gehemmt sein mag; so z. B. an einigen Stellen tm dritten Satz. Der Schaffende kann mit allem Kämpfen und Ringen selten das seiner Natur zugemeffene mögliche höchst« Ziel erreichen; da» Maß desselben wird von der zufälligen Erziehung deS Talent» und von den unerbitt lichen Bedingungen und Verhältnissen de» Leben» ver kürzt. — Jener Adagiosatz wurde übrigen» außerordent lich schön vorgetragen; Herr Lauterbach entzückte durch die poetische Innigkeit seine» Ausdruck», wie auch im Adagio de» folgenden Quartetts von Beethoven (k-dur op. 18) — eine meisterhafte Leistung aller vier Spieler. Die» der Herausgabe nach erste Quartett ist da» dritte von Beethoven componirte. E» fußt noch auf dem Haydn» Mozart'schen Standpunkte, nur im musikalischen Inhalt weiter geführt, voller ausgesprochen. Erst später wußte Beethoven in seinem Sinne — wie er selbst sagt — „Quartette recht zu schreiben"; aber wir wollen un» freuen, daß er in allen Stadien de» Entwickelung-gange» seine» Genius solche Meisterwerke voll Geist, Poesie und Kunst hinterlassen hat. C. Banck. DreSdeu. Jn seinem vterten, im naturwissen schaftlichen Cyklu» gehaltenen Vortrage am 13. d. M. über da» Gesichtsfeld, erwähnte Herr vr. Hey man n die Nachricht, daß man in dem Auge eine- Er. schlagenen da- Bild des Mörder» erblickt habe: eine solche Firirung sei unmöglich, da die Netzhautbilder durchaus vorübergehend seien und mit dem Tod« sogleich erlöschen. Da» Sehfeld, d. h. da» Gebiet Dessen, wa» wir mit einem Male überschauen können, ist für beide Augen umfassen der al» für eine» allein. Di« Deutlichkeit der Wahrneh mung hängt von der Größe der Gegenstände ebenso sehr ab, al» von ihrer Entfernung. Am schärfsten sieht nur die Mitte der Netzhaut, weil dort di« feinsten zapsenför- migen Element« zum Behufe de» punktförmigen Sehen vorhanden find. E» ist aber ein großer Unterschied zwi ¬ schen Kurz« oder Weitsichtigkeit, Fehlern tm Bau de» Auge», denen durch geeignete Gläser abgeholfen werden kann, und wirklicher Schwachsichtigkeit. Daß wir nicht so zerstückelt sehen, wie die einzelnen Sehnerven un» die Wahrnehmungen zuführen, sondern zusammenhängend in schöner Vereinigung, da» beruht auf dem psychischen An- theile am Sehen; denn all« einzelnen Eindrücke suchen wir im Geiste zu einem Ganzen auszugleichen und von einzelnen Punkten haben wir gar keine Vorstellung. Da her gehört zum schnellen Lesen mehr rascher Verstand al» ein gute- Auge; diese Urbersicht braucht der Gelehrte in horizontaler, der Musikdirektor in vertikaler Richtung. Undeutliche Schrift können wir nicht besser lesen, wenn sie vergrößert wird, sondern eher in der Verkleinerung, weil da der Thätigkeit de» Geiste» freierer Spielraum gegeben ist. Dieses au-gleichende Wirken de» menschlichen Geiste» erklärt e» auch, daß wir ohne absichtliche Ver suche von dem blinden Fleck in unserm Auge an der Stelle, wo der Sehnerv eintritt, nicht- wahrnehmen. Der phystognomische Ausdruck de» Auge- an sich beschränkt sich auf einige ziemlich allgemeine Eindrücke, dir durch Form, Farbe und gemeinschaftliche» Wirken beider Augen bedingt sind. Herr Hofarzt vr. Schurig behandelte in seinem letzten Vortrage am 17. d. M. die Anatomie und Physiologie de» Gehörorgane». Eine detaillirte Beschreibung desselben, bet welcher auch einige Ohren krankheiten ihre Erklärung fanden und außerdem die wichtigen Entdeckungen de» Marchese Chordi über Ein richtung und Zweck einiger innern Organe erwähnt wur den, führte zu dem Schluffe, daß wohl für die Auffas sung von Geräuschen und von musikalischen Tönen be sondere Gruppen von Empfindung-Werkzeugen vorhanden seien und daß der Grundsatz der Gehörempfindung, wo nach wir jeden Ton in seine Elemente, die Parttaltönr, zerlegen, auch in dem so fein zusammengesetzten Bau de» Ohre- seine Erklärung finden dürfte. —K—. Dresden. FrauW. Clauß-Gzarvadh ist leider in Frankfurt a. M. so erkrankt, daß sie auf ärztlichen Rath vorläufig wieder nach Pari- zurückkehren und darauf ver zichten muß, in diesem Jahre in Dresden und Leipzig zu concertireu. Pariser Briefe. XXX. Pari», 15. November 1885. DaS wichtigste und meist besprochene Ereigniß de» Augenblickes, von dem Sie ohne Zweifel bereit» in Kennt- ntß gesetzt sind, ist der Tod de» Generalstaat-procura- tor» Dupin, dessen feierliches Letchenbegängniß heute, mit dem bei derartigen Veranlassungen hergebrachten Pomp, stattgefunden hat. Alle Celebritäten von Paris hatten sich zu dieser Traurrfeier versammelt, um einem Manne die letzte Ehre zu erweisen, der während seine- langen, wohlausgefüllten Leben» so viele irdische Ehren auf seinem Haupte vereinigt hatte; er war: Senator, Großkreuz der Ehrenlegion, Mitglied der Akademie und kaiserlicher Ge- neralstaat-procurator, mithin eine der ersten Magistrats personen de» Katserthum». Herr Dupin war eine der hervorragendsten Persönlichkeiten der letzten fünfzig Jahre; unter den verschiedenen Regierungen, die hier in Frank reich in stetem Wechsel aufeinander folgten, hatte er immer einen bedeutenden Platz eingenommen und behauptet. Sein tiefe» Wissen, seine unerschütterlich« Logik, die un bedingte Freiheit, dir rr sich in allrn seinen Handlungen zu bewahren wußte, und seine Eittenrrinheit, hatten ihn in den weitesten Kreisen die unbedingteste Autorität ver schafft. Sein politischer Charakter ist ost angegriffen. Aber rr wollte einen solchen nicht haben und sprach gan»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite