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Weißeritz-Zeitung : 11.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192307118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19230711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19230711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1923
- Monat1923-07
- Tag1923-07-11
- Monat1923-07
- Jahr1923
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 11.07.1923
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vie dauernd im Verkehr gelassen würde, .erst nach 8000 fahren vollständig abgenützt wär«. Bei Gold sind die Verluste, die durch Abnützung entstehen, natürlich am bedeutendsten. Von 1892 bis 1917 wurden englische Goldmünzen im Werte von 76,776,000 Pfund Ster ling wegen Abnützung aus dem Verkehr genommen. Der Gewichtsverlust belief sich auf einen Wert von 982,929 P^undSterltng. Dabei hatte aber jede einzeln« Münze nicht viel meh; an Gewicht verloren, als der Wert von 2 Pence betrögt. Warum have die Krauen mehr Glück als Männer? Bei dem letzten englischen Derby haben Frauen bedeutendere Summen gewonnen als Männer, und im An schluß daran wird in einem englischen Blatt die Frage er örtert, ob die Frauen , mehr Glück haben als die Männer. Das Blatt bejaht diese Frage, und zwar aus dem Grunde, weil Frauen leichtsinniger und unwissender sind als Männer. Gin Mann, wird erst lange Ueberlegungen anstellen, bevor er sein Geld wagt. Er wird sich möglichst eingehende Angaben über die einzelnen Pferde und ihre Aussichten ver schaffen, wird aste Möglichkeiten erwägen, wird dann sein Geld setzen und es wahrscheinlich — verlieren. Line Frau leiht weder logisch noch überhaupt irgendwelchen Beweggründen ihr Ohr. Ein „ Tip ", den sie bei der Schneiderin oder viel- leicht gar in der Untergrundbahn hört, genügt ihr vülltg, sie ist Feuer und Flamme für das Pferd, von dem sie keine Ahnung hat, wagt ihr letztes Geld für einen Outsider und kommt mit vollen Taschen heim. Frauen sind beim Rennen so lange glücklich, wie sie sich ihre entzückende Un- wissenheit bewahren, gerade so wie der Ahnungslose beim Kartenspiel Glück hat. Vielleicht hilft ihr auch noch ein dunkler Instinkt, eine .Witterung", wie sie Frauen bisweilen haben. Der Mann setzt nur auf, totsichere Sachen" und fällt dabei häufig reim Die waghalsige Frau reizt gerade das Unsichere, und damit erzielt sie bedeutende Gewinne. Ein anderer Grund für das Glück, das Frauen im Vergleich mit Männern haben, ist die weibliche Hinneigung zum Aberglauben jeder Art. Line große Anzahl Frauen setzte auf den Gewinner des diesjährigen Derby. Uno war um? Sie hatten alle etwas von dem ausgegrabenen Pharao Tutankhamon gehört uyd irgendwie sich für die „ägyp- tischeMode" interessiert. Der Name des Derby-Siegers .Papyrus" erinnerte sie an Aegypten und ebenso der Name des zweiten Siegers .Pharos", der an Pharao «nklingt. Kein Mann hat wohl beim Nennen der beiden Pferde solche vagen Gedankenverbindungen gehabt und hätte sich durch sie bewegen lassen, diese Pferde zu bevorzugen. Und Luter fremde« Wille«. „uns selvstverst^d^ch^darf^iemand die Adresse sehen oder ahnen, woher -er Brief kommt." E,n neuerliches „Mmmm", von einem heftigen Kopfnicken begleitet, beruhigte den Detektiv auch in diesem Punkt. Im gleichen Moment erschien Frau Schulze und meldete, daß die Dame Herrn Biller erwartete. Magda streckte dem Eintretenden die Hand ent gegen. Guten Morgen, lieber Freund. Seit Wochen habe ich nicht so gut geschlafen, wie hier in diesem klei nen Stübchen unter Ihrer Hut und -er Pflege der warmherzigen Frau Schulze. Und nun, was bringen Sie mir? Hoffentlich gute Nachrichten." „Ich glaube mit Ja antworten zu können. Sie " " — " h^r sicherer wie in Abrahams Schoß. ter Verfolger ist auf eine falsche Fährte r die nächsten vierundzwanzig Stunden ich gemacht. Nun heißt es, die Zeit zen. Wollen Sie sich ganz meiner Füh rung überlassen?" „Jawohl, das will ich." „Nun gut, dann müssen wir handeln. Sie kennen meine Auffassung von dem Morde. Aus dem Verlauf des Wundkanals und -er Richtung -er Waffe war es mir im erste« Moment klar, daß der Mörder hinter -cm Getöteten gestanden haben muß. Das ist auch ganz leicht möglich. Ohne daß ich den Tatort je betre ten habe, kenne ich die Situation ziemlich genau. Das Sofa, auf welchem Sie beide saßen, hat nur eine nied rige Rücklehne, hinter derselben stand ein dichtes Ar rangement von Palmen und anderen dichtbelaubten Gewächsen. Hinter diesem muß der Täter lick „erstes Haven, und zwar war er offenbar schon im Zimmer, als Sie dieses betraten, denn sonst hätten Sie sein Kom men bemerken müssen, da beide Türen vom Sofa aus ins Huge fallen. Ueber das wie der Tat bin ich also nicht im Unklaren, wohl aber über die Person des Mörders. Ich hier bade ich einen bestimmten Ver dacht, und ich habe Ihnen auch den Namen genannt." Sie nickte. „Ehren!" murmelte sie. „Jawohl, ihm würde ich die Tat schon zutrauen. Er ist ein Mensch ohne Gewissen, ohne sittlichen Halt, der nur eines kennt: sein eigenes Ich. Und er liebt mich, wenn man den Namen Liebe auf ein solches Gefühl anwenden darf. Ich traue es ihm zu, den Nebenbuhler zu er morden. Das entspräche ganz seinem Charakter. Aber er war beim Hochzeitsmahle gar nicht anwesend." „Ich weiß es. Sie können sich denken, daß ich. die sorgfältigsten Erkundigungen eingezogen habe. Und was ich in Erfahrung brachte, steigert einerseits meinen Verdacht, andererseits aber — und das ist mir selbst unbegreiflich — ergibt es für Ehren ein unzwei felhaftes Alibi. Nachdem er sich in Ihrer Wohnung die Hand verletzt hatte, ging er zu Sanitätsrat Kops. Dieser wollte ihm die kleine Wunde mit einem Heft pflaster schließen, aber Ehren bestand darauf, baß ihm ein Verband angelegt werde. Das erscheint verdächtig. Wollte er vielleicht, wenn ein Verdacht gegen ihn auf tauchte, auf seine verletzte Hand weisen und sagen können: „Ich kann es unmöglich gewesen sein, ich konnte ja meine Hand nicht gebrauchen." Doch weiter, ^r nahm zwar an der kirchlichen Trauung tejl, fuhr aber vor dem Hochzeitsmahle auf eine dienstliche Inspektionsreise. Da der Ermordete sein unmittelbarer Vorgesetzter war,« wäre es ihm leicht gewesen, -ick? Re'le nm vierundzr^niia Stun- Jhr grimmig gelockt und si wohl unschädl roacker ausnü so läßt sich dl« Frau überhaupt durch zufällige Dinge stark beeinflussen, wofür sie der Zufall wieder bÄohnt. ! Ans aKer Wekt. «ne Stadt »«ter de« Hammer. In amerikanischen Blättern findet man die Anzeige, daß demnächst eine Stadt versteigert werden soll, die in den Inseraten ausdrücklich als „garantiert neu" angepriesen wird. Sie umfaßt ein Areal von 16 Hektar Gelände, enthält 300 Häuser, darunter «inen Gasthof mit 162 Zimmern und eine öffentliche Auto- aarage mit zwölf Wagen. Die Stadt verfügt über alle mo dernen Bequemlichkeiten, wie Gas, Wasserleitung, Elektrizi tät, Kanalisation und Asphaltstraßen mit zementiertem Bür- gersteig. Außerdem besitzt jedes Haus seinen eigenen kleinen Gemüsegarten. Wer sich von der Wahrheit der Tatsache überzeugen will, braucht nur wenige Kilometervon New Hork über Land zu fahren, um das Wunder mit eigenen Augen zu sehen. Die in Frage kommende Stadt ist die vierte der Gartenstädte für Arbeiter und Angestellte, die, um der Wohnungsnot zu steuern, in Amerika angelegt wurden. Sie führt den bescheidenen Namen „Buckmanns heim". Diese Siedlungsstädte werden nach ihrer Fertigstel lung Arbeitersyndikaten oder Angestelltenvereinigungen über- lassen, die ihrerseits ihren Mitgliedern die Häuser oder Zimmer zum Selbstkostenpreis vermieten. Die Räuberprinzesfin von Moskau. Moskau steht wieder vor einem Sensationsprozeß. Es handelt sich um eine Frau, um Marta Besuglaja, einen weiblichen Räuber hauptmann erster Klaffe, die eine Räuberbande von 350 Mann kommandierte. Dieser junge weibliche „Ataman" wurde von seiner Bande schwärmerisch verehrt und — gefürchtet. Während dreier Jahre war die Bande ein Schrecken Moskaus und Umgegend, wo während jener Zeit Ueberfälle, Raub, Mord und Verschleppungen in höchster Blüte standen. Vor einigen Jahren wurde die Besuglaja schon einmal verhaftet und in das bekannte Moskauer „Butryki" (das Zentralgefängnis Moskaus) eingeliefert; dort verliebte sich ein Aufseher in die schöne Verbrecherin, gab ihr seine Kleider und ließ sie entfliehen. Endlich hat sie nun ihr Schicksal erreicht. Verschiedene Sowjetbeamte sollen in dem Sensationsprozeß ebenfalls eine Rolle spielen, da sie veilfach dem weiblichen Räuberhauptmann inoffiziell Schutz gewährt haben. Der Fünfhunderttausendmarkschein. Wie der „Reichs- anzeiger" mitteilt, wird die neue Reichsbanknote zu 500 000 Mark in den nächsten Tagen in den Verkehr gebracht. Die Noten sind 95 :175 Milliineter groß und auf weißem Papier gedruckt. Das Druckbild der Vorderseite wird von einem grünlichen Zierrand eingefaßt; die Mitte des Unter drucks zeigt ein mehrfaches Linienmuster in ovaler Forni, das an den Seiten zwei männliche Kopfbildniffe umschließt. Auf der Rückseite befindet sich links eine 40 Millimeter breite die ich bei Äureaugenossen einziehen ließ, daß Herr von Hartung selbst den Aufschub -er. Reise wünschte, Ehren aber auf derselben bestand. Man könnte zwar glauben, er hätte aus Eifersucht, um sie nicht an der Seite eines anderen sehen zu müssen, so gehandelt. Aber diese Auffassung ist nicht stichhaltig, denn dann wäre er wohl auch der kirchlichen Trauung aus dem Wege gegangen. Alsh wozu diese Reise? Vielleicht, um sich ein unantastbares Alibi zu schaffen? i War dies seine Absicht, dann ist sie allerdings voll kommen gelungen. Ich habe keine Mühe gescheut, ihn sozusagen auf Schritt und Tritt an Ihrem Hochzeits tage zu verfolgen. Er reiste unmittelbar nach der Trauung nach dem etwa zwei Bahnstunden entfernten M. ab, wo er also gegen 3 Uhr nachmittags ankam. -Er begab sich sofort aufs Amt und begann die angesagte Revision. Die beteiligten Beamten erklären, daß er trotz feines scheinbaren Eifers sehr er»egt und zerstreut schien. Kurz.vor fünf Uhr brach er seine Tätigkeit ab mit der Bemerkung, er müsse mit dem fälligen Zuge unbedingt wieder zurückfahren. Der Amtsvorstand von M. begleitete ihn zur Bahn und sah ihn in den Zug einsteigen, der fahrplanmäßig gegen sieben Uhr abends hier eintraf, also etwa eine Stunde nach ge schehenem Morde. Sie sehen, ein untrügliches Alibi. Und doch will mir scheinen, als ob dies alles plan mäßig und berechnet gewesen sei. Verschiedene an und für sich kleine Züge weisen immer wieder darauf hin, -aß Ehren bestrebt war, seine Spuren leicht erkennt lich zu machen und sich Zeugen zu sichern. So ließ er sich hier auf der Station in ein Gespräch mit dem Sta tionschef ein, was biefdm selber verwunderlich vorkam, denn er ist nur oberflächlich mit Ehren bekannt, und der letztere war sonst gegen untergeordnete Personen von einer verletzenden Kälte. An jenem Tage aber, wie gesagt, sprach er selbst den Stationhchef an, erzählte, er habe nach M. fahren müssen, trotzdem seine Schwä gerin heute Hochzeit habe, und klagte über -ie Härte -es Dienstes, die einem nicht einmal die Zeit gönne, Familienfeste zu feiern; nebenbei gesagt, eine Un wahrheit." > Magda war mit gespannter Aufmerksamkeit den Ausführungen Billers gefolgt. „Ja, aber wie erklären Sie sich diese scheinbaren Widersprüche?" „Ich erkläre sie eben gar nicht, weil ich sie nicht zu erklären weiß. Doch Sie wissen noch nicht alles. Hören Sie weiter. Der Zug kam, wie gesagt, um sieben Uhr hier an. Damals war noch keine Kunde von dem Vorfall bis auf den Bahnhof gedrungen. Am Schluffe -es Gespräches fragte Ehren, dessen aufgeregtes Wesen auch dem Stationsvorstand ausgefallen war, wie en passant: „Nun, was hat sich in meiner Abwesenheit zugetragen?" Der Beamte nahm dies als Scherz und erwiderte lachend: „Freilich, wenn man so lange fort war, ganze sechs Stunden was kann da nicht alles passieren?" Und nun, passen Sie gut auf, gnädige Frau, und nun entgegnete Ehren langsam, wie sinnesverloren: „O, zu einem Dolchstoß braucht man nur den Bruchteil einer Sekunde." Im gleichen Moment erschrak er aber selbst über seine Worte, verabschiedete sich hastig und eilte von bannen." Ueber die Richtigkeit dieser Angaben kann kein Zweifel herrschen. Der Stationschef ist ein ruhiger, nüchterner, verläßlicher Mensch, der nur ein Vorurteil besitzt, das er übrigens mit vielen Menschen teilt: er hat eine ans Lächerliche grenzende Furcht vor Gericht und Polizei, mit denen er unter keiner Bedingung et was rn tun baden will, ^arnn» bas er a-a-n ni">na„d. j undevruckte Fläche mit blauer Stoffauflage und roten Fasern.« Das Druckbud zeigt in einem netzartigen Irisgrunde den- Reichsadler. Me vier Ecken sind mit der bogenförmigen Pertzahl 500 000 ausgefüllt. " Arbeitslohn und Arbeitszeit vor SOO Jahre». Die zahlen mäßig riesigen Summen, die heute di« meisten Arbeiter alt Ar- deittleifiung erhalten, stehen bekanntlich in gar keinem Einklang zu den Prellen, di« die Lebensmittel usw. kosten. Früher war der Ausgleich zwischen Lohn un- Preisbildung entschieden «tn gerechterer und günstigerer. Zahlreiche, historisch einwandfrei« Belege hierfür lind vorhanden. Es erklärte der Bischof Antonius von Flornz in seiner Summa theologica (1450), daß .für die Ge winnung des Lebensunterhalt- eine kurze Arbeitszeit genüge'. Es galt als charakteristisch für besonders habgierige Leute, wenn sie mehr arbeiteten, aiS sie für sich und das Wohlbefinden ihrer Familie gebrauchten. Die Entlohnung war im allgemeinen «in« recht beträchtliche. 3n Sachsen konnte um diese Zett ein Bau handwerker für seinen Wochenlohn drei Schafe und ein Paar Schuhe erstehen. Um 1500 konnte feder Bauhandwerk«r in NiederSstrreich für einen Tagelohn 8 bis 10 Pfund Ochsens letsch kaufen. Hundert Jahre früher wurde der Maurergeselle in Bremen so bezahlt, daß er für die Entlohnung einer achttägigen Arbeit ein fettes Schwein erstehen konnte. Vielfach war«n me Kleinbetriebe jener Zeit sogar schon .sozialisiert'. So erhielten die Straßburger Webergesellen und di« Ulmer Goldschmiede gesellen mach einer Handwerksordnong von 1364) ein Drittel bis die Hälfte des Meistererlöses von der gemeinsam geleisteten Arbeit. Der Handwerksgeselle stand bekanntlich im ganzen Mittelalter bei seinem Meister nicht nur in Lohn, sondern auch in Logis und Beköstigung. Diese war gleichfalls genau — und auskömmlich geregelt. So berichtet Butzbach in seinem Wander bachlein: .Das gewöhnlich« Volk hat selten bei der MittagS- oder Abendmahlzeit weniger als vier Gericht«. Zur Sommers zeit überdies noch morgens als Frühstück Klöße mit in Butter gebackeben Eiern und Käse; obendrein nehmen sie außer dem Mittagsmahl noch des Nachmittags als Vesperbrot, sowie zum Nachtessen Käse mit Brot und Milch'. Und die Gesellen sahen peinlich darauf, daß sie in nichts zu kurz kämen; das Zusammen gehörigkeitsgefühl hatte unter ihnen eine starke Solidarität er zeugt. Eine sächsisch« Landesordnung jener Tage spezialisiert denn auch das Essen, das der Handwerksgeselle zu verlangen habe, folgendermaßen: .Den Werkleuken sollten zu ihrem Mlttag- und Abendmahl« nur vier Essen (Gänge), an einem Fleischtage «ine Suppe, zwei Fleisch und ein Gemüse, auf einen Freitag und einen andern Tag, da man nicht Fleisch isset, eine Supp«, ein Essen grüne und dörre Fische, zwei Zugemüse' gegeben werden. Auch die Arbeitszeit war geregelt; sie war niemals über mäßig ausgedehnt und richtete sich meist nach der Lichtdauer. Eine Bergwerksordnung um 1500 fetzte sogar die ArbchtSzelt für die Bergknappen auf 7 Stunden fest. Die Arbeiter des finsteren Mittelalters lebten also in vieler Beziehung besser, auskömmlicher und weit weniger ausgebeutet als ihre Nachfahren in unseren. Lagen, di« Fett und Fleisch nur noch aus den Schaufenster« kennen. LehteMachrichteu. Ander« Methoden. > Berlin, 9. Juli. Das englische Kabinett wird heute d«n Bericht Lord Eurzons über sein« bisherigen Verhandlungen Mit außer gegen mich, das Gespräch mit Ehren erwähnt', trotzdem die letzte Aeußerung auch ihm auffiel, natür lich erst nachträglich, als er von dem Morde Hartungs erfuhr. Er hat sich die Sache so erklärt, daß Herr von Ehren wahrscheinlich telegraphisch oder telephonisch von -er Tat schon verständigt gewesen sei. Aber das war gewiß nicht -er Fall. Denn um sechs Uhr, als -er Moro geschah, befand sich Ehren im Zuge. Ich habe mich bei dem Zugführer, Ser es wissen müßte, erkun digt und erfahren, -aß keinerlei Telegramme für einpn > Passagier in einer der Zwischenstationen eingelaufen^ seien. ' ' Für mich sicht also folgendes"fest: Ehren wußtet von per Mordtat, wußte von ihr schon, bevor sie noch geschehen war. Und da er selbst nicht der Täter ge wesen sein kann, so bleibt nur eine Deutung übrig: er muß einen Mitschuldigen gehabt haben, der den Stoß führte, einen Arm, dessen Tun durch das Hirn Ehrens" gelenkt wurde. Ich weiß, diese Erklärung ist phan tastisch, unglaublich, aber ich weiß keine andere. Alles spricht zwar dagegen. Ich habe die Liste der Gelade nen, welche Sie mir zusammengestellt haben, genau -urchstudiert. Es ist nicht einer unter diesen Leutrtt, der mit Ehren irgendwie intimer wäre, nicht einer, dem eine solche Tat ohne weiteres znzutrauen ist. Und daß er etwa einen Verbrecher zur Vollführung ge dungen, erscheint auch schwer glaublich. Zwar wäre es für einen gewandten Burschen nicht unmttalick ae- wesen, sich einzi,schleichen und hinter dem Blumen arrangement zu verstecken, schwerer wäre es wohl schon gewesen, nach der Tat ungesehen zu entkommen. Aber gesetzt dies alles, ist es anzunehmen, daß ein so vorsichtiger und kaltblütiger Mensch wie Ehren feine Ehre, seine Zukunft, sich selbst in die Hände eines sol chen Schurken ausliefert? Und dann: wo einen fol- chen Menschen finden? Ich weiß nicht, ob in Italien -ie Zeit der Romantik noch blüht, jene Zeit, da man an allen Straßenecken Bravos fand, welche für zehn Skudi ihren Dolch jedermann zur Verfügung stellten,! ich weiß aber, daß bei uns in Deutschland solche Men- schen nicht existieren. Berufsmäßige Meuchelmörder gibt^s bei uns einfach nicht. Sie sehen also, gnädige Frau, daß vieles, vielleicht noch alles im Nebel liegt. Aber eines glaube ich sicher zu wissen: ich bin auf dem richtigen Wege und mein Verdacht geht nicht irre. Es kommt nun darauf an, da die Handlungen der Vergangenheit Ehren nicht hin reichend blobstellen, ihn zu neuen Taten zu veran lassen, aus denen sich wieder neue und hoffentlich be weisende Verdachtsmomente ergeben. Zu diesem Zwecke brauche ich Ihre Hilfe." „Was soll ich tun?" „Nichts als einen Brief an Ehren schreiben, in welchem Sie ihm die Wahrheit Mitteilen, wenn auch nicht die ganze Wahrheit. Schreiben Sie ihm, daß ein unbekannter Freund Sie davon verständigt habe, daß Ihre Verhaftung geplant sei, daß Sie, als Sie tat sächlich Gendarmen sich der kleinen Villa nähern sahen, ans dem Wasserwege entflohen seien nnd sich jetzt hier in der Stadt verbergen. Bitten Sie ihn, Ihnen zu helfen und das Möglichste zu tnn, um Ihre Unschuld zu beweisen. Wenn Sie im Interesse -er Wahrheit und der guten Sache es überS Herz bräch ten, sogar ein wenig auf seine Leidenschaft anzuspiele« — mehr zu sagen traue ich mich nicht —, so wäre -aS sehr wünschenswert. Geben Sie ihm allch irgend eine Chiffre an, unter der Sie seine Antwort in Empfang nehmen. Das andere überlassen Sie mir."
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