I. Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, ‘ C sein Leben, seine Pläne und Erfindungen 1 ). Im Jahre 1480 heiratete Bernhardt von Tschirnhaus, ein Spross des ehedem weit verbreiteten alten böhmisch-mährischen Adelsgeschlechtes der Tchirnhaus, Barbara von Hoberg und kam dadurch in den Besitz des Guts und Dorfs Kiesslings- walde, das bis dahin lange Zeit denen von Hoberg gehört hatte. Seitdem ist Kiesslingswalde, ein mitten zwischen Görlitz und Lauban gelegenes Kirchdorf, zu dem auch der unmittelbar benachbarte Ort Stolzenberg von jeher gehörte, über 200 Jahre in der Familie Tschirnhaus geblieben 2 ). Von da aus breitete sich der Oberlausitzer Zweig des adeligen Geschlechts, reich mit Gütern, aber auch mit Nachkommen gesegnet, rasch aus und gelangte zu hohem Ansehen. „Zu Reyterey, Kriegs- und Hofe- wesen“ wurden die Söhne erzogen. Aber auch zu tüchtigen Landwirten wurden sie bei der Bewirtschaftung ihrer Güter, und nicht wenige fanden nach gehöriger Vorbildung auf den gelehrten Schulen Italiens Verwendung in hohen Staatsämtern. Unseres TschirnhausVater, Christoph von Tschirnhaus, kam in seinem 14. Lebensjahre, nachdem er von einem Praeceptor im Lesen, Schreiben, Rechnen und im Katechismus unterrichtet worden war, im Jahre 1618 zu seinem Oheim Ehrenfried von Berbisdorf nach Prag, um von ihm das Waffenhandwerk zu erlernen. Dazu hatte er, wenige Wochen nach dem Fenstersturz zu Prag, alsbald Gelegenheit. Nach einigen Jahren verliess er aber den Kriegs dienst und begab sich zu seiner höheren Ausbildung in den Wissenschaften auf italienische Universitäten. Im Jahre 1627 kehrte er zu seinem alternden Vater heim, dessen Besitzungen er nach dem im Jahre 1637 erfolgten Hinscheiden des Familien oberhauptes als ältester Sohn im Namen seiner in Kriegsdiensten befindlichen Brüder und seiner Schwestern in der drangsalsvollen Zeit des dreissigjährigen Krieges verwaltete und später erkaufte. Ein von ihm verfasster Verwaltungsbericht der Güter, der interessante Einblicke in das Leben eines adeligen Gutsherrn der 1*