sein Leben, seine Pläne und Erfindungen. 5 kehrte er in die Heimat zurück, nicht um hier zu bleiben, sondern um sich die Einwilligung des Vaters und die Mittel zu einer längeren „Cavaliertour", zu einer längeren Reise zu erbitten, die er zur Vollendung seiner wissenschaftlichen Ausbildung für nötig hielt. Mit Unterstützung seines Bruders Georg Albrecht konnte Ehrenfried Walther seine Absicht ausführen. Er reiste zuerst wieder nach Holland, wo er durch frühere Studiengenossen Georg Hermann Schuller, Pieter van Gent u. a. mit Spinoza persönlich bekannt wurde und dessen philosophische Schriften studierte. Darauf begab er sich am Ende des Jahres 1674 nach London. Hier machte er die Bekanntschaft von Oldenbourg, Papin, Boyle u. a. Ob er auch mit Newton in Verkehr treten konnte, ist ungewiss, aber nicht unwahrscheinlich. Der Londoner Gelehrtenkreis schätzte Tschirnhaus wegen seiner ausser gewöhnlichen mathematischen Kenntnisse, besonders in der Algebra 5 ). Von hier aus erhielt er- daher leicht Empfehlungen an den damals noch in Paris weilenden Christiaan Huygens, der ihn in die Gesellschaft der hervorragenden Mathematiker und Physiker der „Academie des Sciences“ einführte. Auch mit Gottfried Wilhelm Leibniz, der sich in einer diplomatischen Mission gleichfalls zu Paris aufhielt, wurde er sogleich nach seiner Ankunft in der Hauptstadt Frankreichs im September 1675 durch Oldenbourgs Empfehlung bekannt und bald innig befreundet. Leibniz und Tschirnhaus, obwohl durchaus nicht wesens verwandt, trafen sich in ihrem heissen Ringen nach Wissen, in dem hohen Flug ihrer Pläne und Entwürfe, in ihrem Wunsche, auch in Deutschland solche wissenschaftliche Zentren entstehen zu lassen, wie sie deren nicht ohne Neid zu London und Paris in den gelehrten Gesellschaften der Royal Academy und der Academie des Sciences bewundern konnten. Mehrmals findet sich in ihrem Briefwechsel nach ihrer räumlichen Trennung der Wunsch ausgedrückt, dass auch in Deutschland, wie in Frankreich und England, den Wissenschaften hohe Gönner erstehen möchten. Sie müssten die Mittel hergeben, wissenschaftliche Erfindungen und Entdeckungen „zum Nutzen des gemeinen Wesens“ zu fördern und zur Vollendung zu bringen, und die mannigfachen wissenschaftlichen Kräfte sammeln zu gegenseitiger Anregung und gemeinsamer Arbeit. Was Tschirnhaus damals in Paris beobachten konnte, ist bestimmend für die Richtung seines Schaffens geworden.