16 I. Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, als Brenngläser benutzen wollte, um Stücke von solchen Dimensionen, dass sie unmöglich auf die gewöhnliche Art mit der Glasmacherpfeife hergestellt werden konnten. Er wollte das Glas giessen lassen, begegnete aber in den Glashütten bei den Fabrikanten nur einem ungläubigen Lächeln. Und wenn er wirklich, so berichtet Tschirnhaus selbst in späteren Veröffent lichungen, einen Meister dazu vermocht hatte, ihm zu Willen zu sein und das Glas in Formen zu giessen, so liess ihn dieser wieder im Stich, nachdem die Probestücke infolge des Mangels an Erfahrung in der neuen Fabrikationsmethode ein und das andere Mal misslangen und zersprungen waren. Trotzdem ist ihm nach dreijähriger harter Arbeit und unter Aufwendung er heblicher Kosten der Guss eines 50 Pfund schweren Glases gelungen, ihm selbst, denn er sah sich gezwungen, selbst Hand anzulegen und auf seinem Gute Kieslingswalde für seine Zwecke eine Glashütte im Kleinen zu errichten, aus welcher gegossene Glasstücke von ansehnlicher Grösse und Dicke hervorgingen. Zwar spricht Tschirnhaus in seinen Briefen und in den Veröffent lichungen in der gelehrten Zeitschrift Acta Eruditorum 1691 und 1696 23 ) nie von einer Glashütte, die er errichtet habe, sondern immer nur von seinem Laboratorium. Aber M. Abraham Frenzel (1701 — 1761) berichtet in seiner handschriftlichen Historia Naturalis Lusatiae superioris 24 ) bei der Aufzählung der Glashütten aus drücklich, „das Dorf Kiesslingswalde habe eine Glashütte und Schleif mühle gehabt, welche Herr Ehrenfried Walther von Tschirnhaus auf seine eigene Kosten gehalten, worinnen Telescopia, Micros- copia, Brenngläser und dergleichen rare Geschirre zubereitet werden. Solche ist aber nach seinem hochseligen Abschied von der Welt wieder eingegangen“. Darnadi ist das Laboratorium in Kieslingswalde als die Geburtsstätte der Kunst des Glas giessens anzusehen und Tschirnhaus als der Erfinder zu bezeichnen. Audi die geeignete Zusammensetzung der Masse erprobte er selbst. Manches merkwürdige Stück wird bei der „curiösen“ Geistesrichtung des adeligen Technikers aus dieser glastechnischen Werkstätte hervorgegangen sein. Die Ergebnisse der Schmelz versuche mit den Brennspiegeln und Brennlinsen, bei denen Tschirnhaus immer auf die eigenartige Färbung des zu Glas geschmolzenen Körpergemisches achtete, mussten ihn geradezu herausfordern, diese und jene Masse zu probieren. „Tschirn-