Gelutitz ein bis jetzt unbekanntes Dorf in der Vorstadt von Görlitz. Von Dr. Dr. Rich. Jecht. Bevor die Stadt Görlitz gegründet wurde, d. h. vor dem An fänge des 13. Jahrhunders, gab es in der jetzigen Stadtlage und Stadtflur schon uralte Siedelungen oder Dorfanlagen 1 ). Zunächst erfahren wir von einem Dorfe Görlitz, das 1071 zuerst erwähnt wird und das 8 Königshufen, d. h. etwa 400 Hektar, umfasste. Durch wissenschaftliche Untersuchungen ist seine Lage bestimmt: sein Gutshof stand neben der jetzigen Nikolaikirche, die Ländereien aber bildeten den Teil der Stadtflur, der nördlich von der Heiligen Grabstrasse und deren Fortsetzung (nach Osten und Westen) bis an die Grenze von Girbigsdorf, Ebersbach, Klingewalde und Lud- wigsdorf sich erstreckt. Auf dem rechten Neisseufer lag ein Dorf Kleppelswalde, dessen Gutshof wohl das heutige Lorenzische Vorwerk (Rabenberg 6) war. Dass auf dem gleichen Gelände noch ein Dorf Berthelsdorf bestanden habe, ist ein Irrtum, wie das un widerleglich nachgewiesen ist 2 ). Diesseits der Neisse wurde das Gelände südwärts der (alten) Stadt westlich vom Flusslaufe bis etwa an die jetzige Berliner Strasse von Kunstinsdorf ausgefüllt. Das Wort, das auf Konstantinsdorf zurückgeht, ist vielem laut lichen Wechsel unterworfen gewesen; die heutige Form, die in „Konsulstrasse“ sich zeigt, ist auf eine „gelehrte Etymologie“ zurückzuführen, die nicht etwa neueren Datums ist, sondern sich zuerst schon vor ein halb Tausend Jahren erweisen lässt; vor 50 Jahren zeigte sich das Wort in der Form „Kohlgasse“. Erst nach Grüdung der Stadt und zwar erst im Laufe des 14. Jahr hunderts tauchen als neu auf die Namen: Crowilsdorf (jetzt Krölstrasse), Salmansdorf (jetzt Salomonstrasse), Wickersdorf (im Norden der Stadt) und Zweifilsdorf 3 ). 1) Vergl. meine Ausführungen im Neuen Laus. Mag. Bd. 70 S. 243 ff. 2) Ebenda Bd. 70 S. 150 f. 3 ) In dem Görlitzer Geschossbuche 1426 und 1427 Bl. lb gibt Johann Pletzel pro censu in Czeifilsdorf (Czweifilsdorf) einen Geschossbeitrag; ebd. 1428 wird derselbe Beitrag pro censu in Krewelsdorf entrichtet. Danach lag Zweifeldorf innerhalb von Krewelsdorf. S. auch Stadtbuch 1305 ff. Bl. 311a, wo der Ort 1423 erwähnt wird.