Napoleon in Zittau 233 unterdessen ausgestorbene Kloster in den Besitz der Stadt Zittau überging, kam die Oybiner Stiftungsurkunde in das städtische Archiv. Hier ist sie bei der Einäscherung der Stadt durch die Beschiessung vom 23. Juli 1757 mit verbrannt. Zum Glück hatte Zittaus Geschichtsschreiber J. B. Carpzov einige Jahrzehnte früher (1716) sie abdrucken lassen (s. dessen Analecta I S. 163 ff.). Nicht nur dieses eine Mal, auch sonst findet sich der Vorname Napoleon, italienisch Napoleone, in den Geschlechtsregistern der Orsini (Hübner, Genealog. Tabellen Nr. 1110—1112, Gregorius Lat. Sommer S. 19, W. Götz Assisi S. 112). Kekule von Stradonitz (Daheim vom 21. Dez. 1912 S. 32) hat auch bei andern italienischen Geschlechtern diesen Vornamen gefunden, und zwar einige Male mit dem weichen Laute b, so Nabulione und Nebulone. Diese letztere Schreibweise, zusammengehalten mit der Form Napus, die Mone (Untersuch, z. Gesch. d. teutschen Heldensage S. 9) mit der Jahrzahl 1266 anführt, berechtigt uns vielleicht an germanische Herkunft des Namens zu denken. Förstemann erwähnt nämlich in seinem Personennamenbuche aus einer S. Galler Urkunde von 7/4, also aus fränkischer Zeit, einen Mann Namens Hnabi und dessen Sohn Nebi, bei dem also das anlautende h bereits abgefallen ist und das a sich in e gewandelt hat. Andrerseits stimmen zu der von Kekule angeführten Form Nebulone die Franci nebulones des Walthariliedes (Vers 555), die Scheffel in seinem Ekkehard als „fränkische Nibelungen“ deutet. Schon früher war man nämlich auf Formen, wie Nevelongus, Nivolus, Nivelo usw., aufmerksam geworden, die in Urkunden des 8. und 9. Jahrhunderts als Personen namen fränkischer Grossen erscheinen, und hatte daraus geschlossen, dass die Nibelungen nicht ein mythisches, nicht ein Nebel-Geschlecht, sondern ein historisches Geschlecht am Hofe der Frankenkönige gewesen sein möchten. Auch Nibelung kann, wenn man den Laut 1 nicht dem Stamme, sondern der Bildungssilbe zuteilt, von jenem Hnabi abgeleitet werden, zumal da in der Edda (Boer, Unter suchungen über den Ursprung der Nibelungensage, Halle 1906) die mit h anlautende Form Hniflung vorkommt. Dann wäre also der Name Napoleon desselben Ursprungs wie der Name Nibelung! Der im 15. Jahrhundert vorkommende Vorname Nopel (Nopil, Napil, Nepil, Napilchin), auf den Herr Professor Jecht mich freund lichst aufmerksam macht (s. dessen Cod. dipl. H S. 844 „Wilden stein“), ist eine Koseform des altdeutschen Nodbert; auch Nobbe, Nöbel, Nobiling werden davon abgeleitet.