12 Beiträge zur Siegel- und Wappenkunde des Landes Zittau 1454 in Breslau erhalten. Das spitzovale Siegel zeigt unter einem reichen spätgotischen Baldachin auf einem Mauerwerk stehend einen heiligen Bischof in Dalmatica und Cappa mit lehrend erhobenem rechten Unter arm, während die linke Hand den aufgerichteten Krummstab hält. Vor dem Mauerwerk findet sich in stark erhabenem Abguß (also sehr vertieft im Stempel) ein Dreieckschild mit einem als gotischer Majuskel mit waagerechtem Mittelstrich. Hinter diesem Dreieckschild steigen die Mitra und die Krümmung des Pedum auf (Abb. 15). Namentlich bei Betrachtung des Siegels selbst hat man deutlicher noch als bei dem bei gegebenen Lichtbild den Eindruck, daß ursprünglich aus dem Stempel ein Bischof unter dem Heiligen gekniet hat, daß der Stempel dann dadurch geändert wurde, daß an Stelle der weggeschnittenen Bischofsfigur das Wappen eingegraben wurde. Es wäre also sogar möglich, daß Bischof Johann ein Siegel eines anderen Bischofs für sich umarbeiten und dabei das Wappen mit dem anbringen ließ. Sei dem, wie ihm wolle, hier finden wir das das später in das Zittauer Wappen wanderte, zum ersten Male. Ob es das Wappen der Diözese Gardar ist oder wie er sonst zur Wahl dieser Figur kam, ob dabei vielleicht doch der Gedanke an den Namen seines Wohnortes mitspielte, läßt sich nicht entscheidens. Als nächste Beobachtung für uns ergibt sich die, daß das Wappen mit dem auf kirchliche Eebrauchsgegenstände wanderte, die Bischof Johann von Gardar wahrscheinlich geweiht hat. Die große Glocke der alten Johanniskirche, die 1459 in Zittau gegossen wurde, hatte nach Larpzov, ^ualecta I, S. 54, das 2 hinter der Jahreszahl. Das Zittauer große Hungertuch, das 1472 von Jakob Eorteler aus Zittau gestiftet und wahrscheinlich in Zittau gemalt wurde, hat auf dem unteren Rande zwei Wappen, das eine mit dem böhmischen Löwen in der bekannten Art, das andere mit dem 7^ Vergleiche die Abbildung bei Gurlitt, Beschreib. Dar nach Seite 20. Auch auf einem Zelt (5. Reihe 2. Bild) findet sich das Wappen mit dem Löwen. Der böhmische Löwe wird nun in diesem Fall nicht das Zeichen Böhmens sein, denn der Böhmenkönig Georg Podiebrad und sein Nachfolger Wladislaus waren seit 1469 erbitterte Feinde der Sechsstädte, die sich dem Ungarnkönig und böhmischen Prätendenten Matthias Eorvinus angeschlossen hatten. Wir müssen doch wohl in dem böhmischen Löwen, den Zittau damals auch im Siegel führte, das Stadt wappen Zittaus sehen. Wessen Wappen war dann das Damals lebte noch Johann von Gardar, der diese Figur im Wappen führte, ob als persönliches Zeichen oder als Glied einer kirchlichen Einrichtung, ist ungewiß. Er hat höchstwahrscheinlich das Tuch geweiht. Nur für den Bischof oder diese Einrichtung kann das Wappen mit dem 2 auf das Hungertuch gekommen sein. ") Der Bischof hatte zeitweise auch ein anderes Siegel, das in der Hs. 298 der Zobelschen Bibliothek Görlitz wie folgt beschrieben ist: in der Mitte ein Marien bild mit dem Christuskind, darunter sein Schild, in welchem eine Inful oder Vischofshut stehet, dadurch ein Bischofsstab gestecket ist. — Über den Bischof s. Zitt. Eesch.-Bl. 1928, S. 44.