Sächsische Elbzeitung : 27.07.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-186007271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18600727
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18600727
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1860
- Monat1860-07
- Tag1860-07-27
- Monat1860-07
- Jahr1860
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- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 27.07.1860
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Sächsische Amts- und Anzetgevlatt für Schandau, Sebnitz und Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint regelmäßig Freitags und ist durch die Expedition in Schandau, sowie durch alle Postanstalten fiir 10 Ngr. Vierteljahr!, zu beziehe». — Inserate nehmen an: Hr. Buchbindcrmstr. Brosep in Sebnitz, Hr. Kämmerer Hesse in Hohnstein u. Hr. Kanfm. Angermann in Königstein, welche man an erwähnten Geschäftsstellen spätestens bis Mittwoch Abend, in der Expedition d. Bl. aber bis Donnerstag früh 9 Uhr abzugeben bittet. Vl'. 30. Freitag, den 27. Juli 1860. Neber die Vorgänge in Syrien schreibt der „S. P.": „Wenn auch nur tue Hälfte von dem wahr ist, was uns über die im Laufe des vor. Mtö. von Drusen und Türken gegen die christliche Bevölkerung des Libanon, die Maroniten, verübten Gräuel gemeldet wird — man hat keine Ursache, im Allgemeinen die Glaub würdigkeit der Berichte in Zweifel zu ziehen —, so werden wir vielleicht bald ein neues Kapitel der Geschichte des Verfalls unv Untergangs der ouomanischcn Herrschaft zu schreiben haben. Als neulich Fürst Gortschakoff die hülf- losc Lage der Christen in der europäischen Türkei gegen ihre mohammedanischen Dränger zur Sprache brachte, lag der Verdacht einer tendenziösen Färbung der Thalsachen zu nahe, als dast man, zumal da in der letzten Zeit sonst keine besonderen Klagen von daher laut geworden waren, ein großes Gewicht auf die Darstellung des russischen Ministers hätte legen können. Waren es doch auch haupt sächlich russische Agenten gewesen, auf deren Berichte der Fürst sich stützte. In Syrien stellt sich die Sache anders. Hier hat die fanatische nichtchristlichc Bevölkerung durch die blutige» Frevel, deren Opfer die Maroniten des Liba nons geworden sind, selbst den Beweis geliefert, daß die Mortcnregicrung, wenn auch willens, doch nicht im Stande ist, dort wenigstens diesen Theil ihrer Unterthanen .zu schützen. Die Feindschaft zwischen den Drusen und den Maroniten ist bekanntlich sehr alten Datums unv ist oft genug in blutige Vernichtungskämpfe auögebrochen; auch läßt sich nicht eben sagen, daß die Einen stets die Angreifer, die Andern die Angegriffenen waren; Recht und Unrecht mag zwischen beiden ziemlich gleich getheilt gewesen sein. Auch europäische Jntrigucn waren es zuweilen, die in diesen permanenten Fehbezustand den Zunder warfen; die Maroniten erfreuen sich von langer Zeit her der französi schen Protection, die Drusen konnten sich dafür auf die englische Rechnung machen. Jndeß ist es gerade nicht wahrscheinlich, daß auch diesmal durch rivalisircnde wcst- mächtliche Einflüsse die Flammen deö gegenseitigen Hasses besonders geschürt worden sind, und man wird den dies maligen Ausbruch wohl vorzugsweise dem, wie manche Vorgänge in der neuesten Zeit bewiesen haben, fast in der ganzen mohammedanischen Welt mehr und mehr sich steigernden Fanatismus gegen die Christen wie gegen die abendländische Civilisation überhaupt zur Last zu legen haben. Die Pfortcnregicrung ist zu schwach.—, erblickt auch vielleicht in einem Sichemporraffen der Bekenner des Jölam, denen auch die Drusen näher stehen, als den Christen, die letzte Möglichkeit sich selbst zu erhalten — uin gegen diese Bewegung ernsthaft in die Schranken zu treten, und so sehen wir denn, daß im Libanon die Maro niten bei den türkischen Behörden so gut wie gar keinen Schutz fanden und diejenigen, die ihren Verfolgern ent kamen, ihre Rettung wesentlich dem Einfluß verdankten, den die englischen und französischen Kriegsschiffe in den Küstenstädten auöübcn. Vor der Hand scheint nun zwar der Ausrottungskrieg sich auf die Maroniten beschränkt zu haben, allerdings liegt aber auch die Befürchtung nahe, daß die fanatische Wuth diese Schranken durchbrechen und sich auch gegen die Christen in Damasko, Aleppo, Jeru salem kehren könne. — Da bleibt denn in der That nichts anderes übrig, als eine energische Intervention der West« Mächte. Die französische Politik in Italien sicht sich in diesem Augenblick zu einer Art von Stillstand verurtheilt; begreiflich daher, daß sie eine so günstige Gelegenheit, sich anderswo bemerklich zu machen, nicht unbenutzt läßt. Da durch wird natürlich auch England in Bewegung gesetzt, und da die Gräuelthaten, die seine Schützlinge von ehemals verübt haben, denn doch zu himmelschreiend sind, um bei dieser Veranlassung eine offene antagonistische Stellung gegen Frankreich cinzunehmen, so werden wir an den syri schen Küsten vor der Hand ein Seitenstück zu den gemein samen Operationen der beiden Mächte gegen China zu gewärtigen haben, wie das denn auch im Interesse der yumanität durchaus wünschenSwerth ist. Aus dem letzten Times-Artikel ist zu ersehen, daß man sich in England in dieser Hinsicht rasch genug resolvirt. Dabei werden zu gleich in der Times Aeußerungen über die türkischen Zu stände laut, die nichts weniger als ein starres Festhalten an der Doctrin von der Unverletzlichkeit und Integrität des osmanischen Reiches bekunden, die vielmehr deutlich genug verrathcn, daß, falls nur England bei einer künftigen Theilung des ErbeS deö kranken Mannes nicht zu kurz kommt, cö einer solchen eben keinen principiellen Widerstand mehr entgegensetzen wird. Und diesen Auflösungsproceß würden die Gräuel in Syrien, falls ihnen nicht rasch Einhalt geschieht, in der That gar wohl beschleunige» können. Eine irgendwie bewaffnete Intervention der türki schen Provinzen von Seiten der Westmächte, wenn auch eben nur auö Gründen der Menschlichkeit und aus Sym pathie für christliche Glaubensgenossen, wird Rußland nicht vor sich gehen lassen, ohne mit erhöhtem Nachdruck seine Protectorenrolle in der europäischen Türkei geltend zu machen, wie denn auch schon von einer neuen Note des Fürsten Gortschakoff verlautet. So stände uns also ein neuer Act des orientalischen Dramas bevor — ein Scenen- wechsel, der Sardinien und Garibaldi nichts weniger als unwillkommen sein wird."
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