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Wilsdruffer Tageblatt : 28.05.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192705280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19270528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19270528
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1927
- Monat1927-05
- Tag1927-05-28
- Monat1927-05
- Jahr1927
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 28.05.1927
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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »Wilsdruffer T»,edI»N- rrjcheinl «n allen Wrrkl»g«n nachmittags 5 Uhr. Bezugsxrei,: Bei Abholung tu »«schüfirftelle «Nh hen Auagabestellen 2 RW. im Monat, bei Znstellua, durch di« Boten 2,ZV AM., bei Postbeftelluug ? AW. zuzüglich Ah,ro,. —.,, . -- ,, . gebühr. Einzelnummern lüRnig.LllePolianftalten LBvcklkNblaH füv Töllsbruff u. UMsiLsi(Nh Postboten und ualereAur. tragerunb Deschzfloffrtj,^ — — nehmen zu jeder Arit Be ¬ stellungen entgegen. JmFaUr HSHercr «Sewall, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht dein Anspruch aus Lieserung der Zeitung oder Aür,u», des Bezugspreises. — Aüchsrndung eingesandter Schriststücke ersolgt nur, wen» Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Aanmzeile 2V Apsg., die « gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen « Aeich». Pfennig, die 3gespaltene Aeklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspsrnuige. <«» °eschr>ebe°eErscheinung«. —. . . tage und Platzoorschrift« werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anteils. annabmebisnorm.lvUkr. - Für die Richtigkeit den durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir deine «Sarantie. Jeder Radatlanfpra ch ertiicht, wenn der Betrag dnrch Klag- ein,«zogen weiden muß oderderAusrraggeder in Konkurs geröt. Anzeige» nehmen alle DermittluagssteUrnentgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Rr.123. —86.Jahrgang Telegr Adr Amtsblatt- Wttsdr«ff- Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, VkN 28- Mat 1827 Russisches Spiel. Eitelkeiten. — Preisend mit viel schönen Reden. — De» englische Donnerschlag. — Tschitscherins Parade. — Ver lorenes Spiel. — Deutschland bleibt fest. Wenn man recht gezählt hat, waren diesmal nicht weniger als zweitausend Menschen in der Völkerbundstadt am Genfer See zusammengeströmt, um den Verhandlun gen der Weltwirtschaftskonferenz aus nächster Nähe zu folgen. Die Anziehungskraft dieser internatio- nalen Veranstaltungen hat also immer noch nicht wesent lich nachgelassen — oder man muß annehmen, daß sie für viele Leute nur den Vorwand für die Befriedigung von Eitelkeiten abgab. Daß dieser Aufwand an Menschen, an Arbeitskräften und an Kosten sich diesmal sonderlich bezahlt gemacht hätte, wird man allerdings schwerlich behaupten können. Mit Ach und Krach ist nur gerade ein völlig negativer Aus gang der wochenlangen Verhandlungen verhütet worden. Es ist so gekommen, wie man es vorher gesagt hat: die Herren gehen nach vielen schönen Reden, mit denen sie sich gegenseitig unterhalten oder auch nicht unterhalten haben, unter schriftlicher Festlegung von Entschließungen ausein ander, deren Hauptzweck darin besteht, möglichst nie- zu tun, die aber natürlich an den wirtschaftlichen Gegensätzen in der Welt wie an der" Not wendigkeit, bei ihrer Austragung den eigenen Vorteil nach Kräften zur Geltung Zu bringen, nicht das geringste ändern können. 4üe Russen, die nach vielem Sperren und Zieren schließlich doch auch den Weg nach Genf gefunden hatten, wollten sich dort als ganz umgängliche Leute er weisen und waren heilfroh, als man ihrem antikapitalisti schen Standpunkt in einer grundsätzlichen Erklärung eine wenn auch kleine, so doch immerhin ganz höfliche Ver beugung machte. * Da trafen sie die Nachrichten aus der englischen Hauptstadt wie ein Donners ch l a g. Diesmal haben ihnen alle schlauen Schach- und Winkelzüge nichts genützt, ebensowenig wie die großspurigen Noten, mit denen sie das kommende Unheil noch im letzten Augenblick abzu wenden suchten. England will nicht mehr länger mit sich Schindluder spielen lassen. Es hat genug und übergenug von den bolschewistischen Teufeleien, die die festen Grundmauern des Britischen Reiches mehr und mehr untergruben und das Mutterland sowohl wie gerade wichtigsten Außcnposten mit einem Netz von Agenten und Wühlern umzogen, deren unheimliche Tätigkeit die Zentralregierung je länger desto empfindlicher zu spüren bekam. Mit dein Abbruch der Handelsbeziehungen geht der Verzicht auf jeden diplomatischen Verkehr mit der Sowjetrepublik Hand in Hand — ein Zustand, der eigent lich die Einleitung entsprechender militärischer Maßnahmen zur unmittelbaren Folge haben müßte. Darauf wird, darauf kann aber wohl auch die russische Regierung es vorläufig nicht ankommen lassen. Schon bemüht sich der vielgewandte Herr Tschitscherin, den Schlag in Paris noch nach Möglichkeit zu parieren — zu „lokalisieren", wie man sich im Sommer 1914, beim Herannahen der großen Weltkatastrophe, auf allen Seiten so geflissentlich bemüht zeigte. Und die Entscheidung, vor die sich plötzlich Herr Briand und die Seinen, kaum, daß die schönen Ententereden gelegentlich des Besuches des französischen Staatspräsidenten am englischen Königs hofe verklungen sind, gestellt sehen, werden gewiß erst nach sehr ernster Überlegung aller sich aus ihr möglicherweise ergebenden Folgerungen gefaßt werden. Wären die Nüssen dem Völkerbunde beigetretcn, England hätte jetzt schwerlich so kurzen Prozeß mit ihnen machen können. So aber wird ihnen der Stuhl mit einer Rücksichtslosigkeit vor die Tür gesetzt, die in der Geschichte europäischer Staatenbeziehungen noch niemals erhört worden ist. Moskau wird die Antwort auf diese Herausforderung natürlich nicht schuldig bleiben. Es wird sich aber in der Wahl seiner Kampfmethodcn nicht von überlieferten Vor stellungen der alten, der „kapitalistischen" Volker bestim- men lassen, sondern seine eigenen Wege gehen, wobei man schon auf einige Überraschungen gefaßt sein kann. Jeden falls ist inmitten der weltumfassenden Verständlgungs- bemühungen im Genfer Friedenspalast urplötzlich vor unseren Äugen wieder einmal ein Wirtschaftskrieg entbrannt, dessen unheilschwangere Bedeutung auch dem schlichtesten Menschenverstand nicht erst Weiler klargemachj ZU werden braucht. Die Russen verstehen es ja nach wie vor ganz ausgezeichnet, den wahren Zustand ihrer Wirt schaft vor unberufenen Augen so gut wie völlig verbor gen zu halten. Trotzdem besteht in einigermaßen urteils fähigen Krersen kaum noch ein Zweifel darüber, daß sie ohne baldige Hilfe von außen das Spiel in abseh - barerZeitvcrloren geben müssen. Sie werden sich gegen England mit Hörnern und Klauen zur Wehr setzen, gerade weil sie wisse», daß dieser Gegner keinen Spaß versteht, wenn er sich erst einmal dazu entschlossen hat, von wiederholten Drohungen und Ankündigungen zu Taten überzugehen. Die Franzosen werden ja nun zeigen können, wie die „solidarischen Interessen" und die „gemeinsamen Ideale", in der Praxis beschaffen sind, von denen ihr MWM ieMt Ser enMH-ruMe Bruch vollzogen Deutschlandübernimmt RutzlandsVertretung Nachdem der englischen Regierung mit 357 gegen 111 Stimmen vom Unterhaus die Erlaubnis zum Abbruch der Beziehungen zur Sowjetregierung ausgesprochen worden ist, ist dem russischen Geschäftsträger in London die englische Note überreicht worden, in der England den Ab bruch der diplomatischen Beziehungen und die Aufhebung des Handelsabkommens ankündigt. Die Note stellt den amtlichen russischen Vertretern eine zehntägige Frist bis zu ihrer Abreise. Auch England will innerhalb dieser Zeit seine amtlichen Vertreter aus Rußland abberufen. Bis zur Wiederherstellung der diplomatischen Be ziehungen zwischen England und Rußland soll Deutschland die russischen Interessen in England vertreten. Der russische Botschafter in Berlin hat zu diesem Zweck im Berliner Auswärtigen Amt vorgesprochen, um den Wunsch seiner Regierung zu übermitteln, daß die Reichsregierung angesichts des Abbruchs der Beziehungen zwischen Groß britannien und Rußland die deutsche Botschaft in London mit der Wahrnehmung der russischen Interessen in Eng land beauftragen möge. Die Reichsregierung hat diesem Wunsche auch entsprochen. Der russische Kommissar für Auswärtige Politik, Tschitscherin, hat Paris verlassen und ist wieder in Frankfurt«. M. eingetroffen, wo er sich von neuem in ärztliche Behandlung begeben hat und die vor mehreren Monaten begonnene Kur fortsetzen wird. Von seilen des behandelnden Arztes wird völlige Ruhe zur Schonung und Wiederherstellung seiner Gesundheit für absolut notwendig erachtet. Russische Mobilmachung? Reuter meldet aus Tokio: Mehrere japanische Blätter brinaen Tclearamme aus Charbin (Mandschurei), wonach WM in Lmim. Befehle zur raschen Mobilmachung der Sowjettruppe« er gangen seien. Die mobilgemachten Truppen würde« hauptsächlich nach der Grenze im äußersten Osten und »ach Kronstadt gesandt werden. Die Maßnahme wird als VorspielvonFeindseligkeiten zwischen Gerch- britannien nnd Sowjetrußland angesehen. Wilde Spekulation gefährdet die Mhnmg Eine Mahnrede des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht. Anläßlich der Einweihung einer Reichsbankfiliale in Stralsund hielt Dr. Schacht eine beachtenswerte Rede, in der er sich gegen die Angriffs verteidigte, er habe die Spekulanten an dem „schwarzen Freitag" (13. Mai 1937) absichtlich schädigen wollen. Die unerhört hohen Kredite, die die Spekulation in Anspruch genommen habe, bezifferten sich aus 1300 Millionen Mark und stammten zum Teil aus dem Ausland. Infolgedessen habe das Deutsche Reich eine sich ständig vergrößernde Devi se n s ch u l d besessen, bei einer Fortsetzurig dieser Politik wäre die deutsche Währung schließlich in Gefahr gekommen. Diesen« Schauspiel habe er nicht ruhig zusehcn können und daher sei die Einschränkung der Börsenkrcdite (Reportgelder genannt) eine volkswirtschaft liche Notwendigkeit gewesen. Ferner verwahrte sich Dr. Schacht gegen den Vor wurf, er habe dem ausländischen Markt und besonders dem Reparationsagcnten das Trugbild von dem deutschen Woblstande zerstören wollen; die ausländischen Finanz- Minister wüßt§» ganz genau, daß die deutsche Wirtschaft und das deutsche Volk schwer zu kämpfen haben. Bei seinem Vorgehen hübe es sich lediglich darum geha«delt, Deutschland vor einer neuen Inflation zu schützen. Tiaarscyef foeoen in London als den besten Garantien des Friedens in Europa gesprochen hat. Deutschland ist in dieses neu bekräftigte Bundesverhältnis nicht einbe zogen worden. Es kann sogar den Verdacht nicht ab weisen, daß die Herren Chamberlain und Briand sich auf seine Kosten zu neuer Freundschaftsverständigung zu sammengefunden haben. So mögen sie auch nun unter sich die Entscheidungen vorbereiten und durchführen, mit denen sieihren Frieden in Europa, unbekümmert um die Abmachungen von Locarno und Thoiry, auf neue Grund lagen stellen wollen. W i r haben unsere Beziehungen zu Rußland nach Maßgabe unserer Interessen und unserer Friedensbedürfnisse geregelt. Es wird wohl unter allen deutschen Parteien volles Einverständnis darüber be stehen, daß wir an dieser unserer Ordnung der Dinge festhalten müssen, unbeirrt durch Zerwürfnisse, in die «ndere Staaten, mit oder ohne eigene Schuld, der russi schen Regierung gegenüber „hineingeschlittert" sind. General v. Giern Der erste Generalquartiermeister im Weltkrieg. In seiner Villa in Lehnin i. d. Mark ist der erste Generalquartiermeister im Weltkrieg, General der Ar- iillerie Exzellenz Dr. von Stein, im 73. Lebensjahr gestorben. Der Tod ist insolge eines alten Herzleidens eingetreten. Als Herr von Stein morgens nicht zu ge wohnter Stunde zum Frühstück erschien, wurde die von innen verriegelte Tür zum Schlafzimmer gewaltsam ge öffnet. Man fand ihn im Bett friedlich ent schlummert vor. Hermann von Stein ist als Sohn eines Pastors im Jahre 1854 im Harz geboren worden. Seine militärische Laufbahn beaann mit 19 Jahren bei einem Feldartillerie ¬ regiment. Bekannt ist er in seiner Eigenschaft als General quartiermeister geworden, als er zu Beginn des Welt krieges die Siegesdepeschen der deutschen Armeen, die durch ihre klassische Stilisierung auffielen, unterzeichnete. Im Jahre 1916 wurde er als Nachfolger Falkenhayns Kriegsminister. In dieser Stellung Mied er bis kurz vor dem Zusammenbruch im Oktober 1918. In seinem Werk „Erlebnisse und Betrachtungen" setzt er stch mit der deutschen Politik und Kriegführung auseinander. Der Verstorbene erfreute sich wegen seines aufrechte« »mb wahrhaften Charakters allgemeiner Wertschätzung. Enttäuschung in Berlin über Mussolini. Berlin, 27. Mai. Die Rede, die der italienische Minister Präsident Mussolini gestern in der römischen Kammer ge halten hat, ist in Berlin mit lebhaftem Intereste ausgenommen worden. Man glaubt, annchmen zu können, daß die Unfreundlich- ke-iten, die Mussolini hinsichtlich der Südtiroler Deutschen ausge sprochen hat, nicht an die Adresse der Reichsregierung gerichtet sind —, da diese ja für die schwerbedrängten Angehörigen der Deutschen Volksgemeinschaft nichts unternehmen kann — sonder« daß die Rede sich gegen die Zurzeit in Berlin tagende Völker- bundsgesellschast wende, in deren Kommission sich bekanntlich Ver treter neutraler Staaten sehr scharf gegen Mussolinis Südtiroler Politik ausgesprochen Haden. Immerhin Haden Mussolinis Aus führungen auch in den Kreisen der Reichsregierung verstimmend gewirkt, da sie zeigen, daß Mussolini aus eine engere deutsch italienische Verständigung keinen sonderlichen großen Wert z» legen scheint. Man betont hier, baß solche Reden mindesten» kaum geeignet sein dürsten, freundschaftliche Beziehungen zu ver tiefen, ja daß sie eine Brüskierung Deutschlands darstellen müssen, davon ganz abgesehen, daß Mussolinis historische Darlegunge» über Südtirol in keiner Weise den tatsächlichen Feststellungen der Wissenschaft entsprechen. Ganz besondere Beachtung hat in Berlin der Teil der Rede Mussolinis gefunden, der sich mit -den Locarno-Verträgen befaßte, und zwar deshalb, weil sich hier erneut zeigt, daß die deutsche Außenpolitik den Wert dieser Verträge leider höher emgeschätzt hat, als es richtig gewesen wäre. Wenn Mussolinis Ausführun gen auch nicht in der schroffen Weise, wie es während der Zu sammenkunft in London gewiße Pariser Blätter taten, die Lo° oarno-Verträge als durch den Verlauf der politischen Entwick lung als überholt bezeichnen, so brachte er doch sehr deutlich zu» Ausdruck, baß Italien ebenso wie die übrigen Locarno-Mächte, natürlich außer Deutschland, es für nötig hält, stark Zu rüsten, um gegen Eventualitäten gewappnet zu sein, die diese Verträge doch eigentlich verhindern sollen, hie sie aber wohl niemals wer den verhindern können.
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