27 den Namen von Löbnitz wie Petersberg bei Kalle geschichtlich zu verfolgen. Der Ort wird 1184 bezeichnet als p'rnnkcncknz» gus «t UiubLnuwit? ^). Er führte damals als slavische Siedelung nebenher noch den alten slavi- schen Namen. Vorher sind anscheinend Franken eingewandert. Nach ihnen nannte man den Ort Frankendorp. Daneben „erhielt sich aber der alte Namen weiter. Schließlich hat er sogar das Übergewicht behalten. Und so trägt das Dorf noch heute den slavischen Namen Löbnitz. Nach dem Namen allein zu schließen wäre es eine rein slavische Siedelung. Oft ist der Ortsname in seiner gegenwärtigen Form irreführend: Anger hieß am Ende des Mittelalters Reudnitz aufn Anger; Magdeborn einst Medeburu (-Konigwald; slavisch); Löbstedt im 15. Jahrhundert Lobschwitz?); Gottscheina Gözschin; Kohenheida im 15. Jahrhundert Windischeheide. Andererseits trug ein Teil von Reudnitz, frühestens 1525 nachweisbar, den Namen Dutzschendorf (-Deutschen- dors)"). Zum wenigsten ist also, wenn man sich auf die Ortsnamen stützen will, erforderlich, daß man die Form der Namen möglichst weit zurück verfolgt. Das genügt schon, um zu zeigen, daß die Ortsnamen allein für die Lösung unseres Problems nicht entscheidend sein können. Wir müssen, wenn wir sicher gehen wollen, andere Merkmale beachten. Welche sind das? Meine Erwägungen sind am Anfänge meiner Forschungen aus diesem Gebiete diese gewesen: Fest steht, daß die Bezeichnung Klein- in der Regel mit ziemlicher Sicherheit auf den slavischen Charakter schließen läßt. Klein-Bothen hieß im Mittelalter Windisch-Bathin^). Wir wissen auch sonst, daß die Wendendörfer als viUckue oder vioolua bezeichnet wurden. Sie waren also ohne Zweifel klein im Vergleiche mit den deutschen Dörfern. Das hat mich veranlaßt, vor allem die Größe der Dorffluren zur Lösung der Probleme ins Auge zu fassen; eine Anzahl von Ortschaften aus ihre Flurgröße hin zu untersuchen. Die Flurgröße ist also ein wesent liches Unterscheidungsmerkmal. Natürlich nicht mechanisch und un kritisch zu verwenden. Von Fall zu Fall ist zu prüfen, ob die Flurgröße, die erst 1840 genau katastriert ist, im Lause der Jahrhunderte Veränder ungen unterworfen gewesen ist; durch hinzuschlagen wüster Marken oder ob — so bei Abtnaundorf — ein größerer Teil ausgeflurt worden ist. Ich habe bei meinen Untersuchungen ganz beträchtliche Unterschiede der Flurgröße gefunden. Von vornherein war klar, ganz abgesehen vom Namen, daß die kleinen Orte slavische Gründungen gewesen und ferner bei der deutschen Einwanderung mit Wenden besetzt geblieben sein müssen. Über raschend war aber dabei die Tatsache, daß solche Dörfer zum Teile trotz dem gut deutsche Namen tragen. Andererseits finden wir, daß Orte mit unverkennbar slavischem Namen eine sehr große Flur haben. l) 6oä aixl. 8sx rsx. 12, 484. E. O. Schulze a. a. O. S. 128. '-) Alte sächs. ÄirHengalerie, Bd. VI, Abteil. 7, S. 15. 3) Nach Handschrift im Leipz. Ratsarchive. h Ooä. äixt. 8sx. I'SA. II 15, S. 227 f. (1339). 5) Vgl. E. O. Schulze a. a. O. S. 145; auch 119: „Bei dem bekanntlich sehr geringen Umfang der meisten sorbischen Ortschasten ...".