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Sächsische Elbzeitung : 29.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-188507290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18850729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18850729
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-29
- Monat1885-07
- Jahr1885
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 29.07.1885
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wurden 39900 Personen, 19757000 leg Güter be fördert und 21710,30 Mk. ans dem Personenverkehr und 30480,64 Mark onö dein Güterverkehr, im Gan zen also 52190,94 Mk. vereinnahmt. Die Altciiönrß- Zeiher Eisenbahn beförderte 21949 Personen, 37836235 leg Güter und vereinnahmte an« dem Per sonenverkehr 8656,70 Mk., nnö dein Güterverkehr 57368,42 M. ----- in Summa 66025,12 M. Die Gaschwitz-Mcusclwitzcr Eisenbahn beförderte 19897 Personen. 25757150 leg Güter und vereinnahmte 7983,78 M. ans dem Personen- nnd 32624,85 M. aus dem Güterverkehr — in Snmma 40608,63 Akk. — Die bevorstehende Aufhebung dcS Chaussee- und Vriickcn- geldcS. Zu Ausführung des Gesetzes vom 24. Juni 1884, wo nach in Sachsen die Erhebung des Chaussee- uud Brückengeldes siir die Benutzung der von der siScalischcu Strahcn- nnd Wasscr- bauvcrwaltuug unterhaltenen Straßen und Brücken mit dem Schluffe dcS Jahres 1885 auszuhörcn hat, ist von dem königl. Finanzministerium die Bestimmung getroffen worden, das, die Erhebung dieser Abgaben ohne besondere vorherige Bekannt machung nm UI. Deccmbcr 1885, Vormittags 10 Uhr, cinzu- stcllcn ist. Sünnntlichcn auf Kündigung oder Widerruf bc- ziehcutlich interimistisch angcstelltcn Einnehmern und Einnehme rinnen wird der Dienst mit der Maßgabe gekündigt, daß derselbe am 81. Deccmber 1885 seine Endschaft erreicht und die damit verbunden gewesenen Dicnstbczügc und Neguivalcnte, sowie alle den Einnehmern seilen der Chaussee- und Brückengeld-Verwalt ung an den Einnahmcgrnndstttckcn und sonst eingeräumt ge wesenen Vergünstigungen nnd Berechtigungen vom I. Jannar 188V an Wegfällen. Das kgl. Finanzministerium beabsichtigt jedoch denjenigen, welche sich gut geführt haben, im Falle der Bedürftigkeit vorübergehend Unterstützungen zu gewähren, dafcrn die hierzu erforderlichen Mittel von der Ständevcrsammlung werden bewilligt werden. Da aber derartige Unterstützungen im günstigsten Falle nur von geringer Höhe sein und nur auf kürzere Zeit gewährt werde» können, wiro vorausgesetzt, daß die Einnehmer und Einnehmerinnen mit allem Ernst daraus Bedacht nehmen werden, sich ein anderwcites Fortkommen zu suchen. Die fiskalischen Chausseehausgrundsillcke, soweit darüber nicht bereits anderweit verfügt worden ist oder noch verfügt werden wird, werden vom laufenden Monate an im Licitativnswcgc dergestalt veräußert, daß die Uebcrgabc und damit der Ueber- gang der Nutzungen an die Käufer im Januar 1886 zu erfolgen hat. Die bei den Hebestellen vorhandenen Jnventaricngegen- stände, ausschließlich der Feuerlöschgeräthc und sonstiger Zubc- hörungcn der Grundstücke, deren Uebergabe mit den letzteren zu erfolgen hat, werden im Laufe des Monats Deccmber unter der Bedingung veränßcrt, daß deren Uebergang nach Aufhebung des Chaussee- uud Brückengeldes stattfindet. — Am Donnerstag Nachmittag hatte ein Berliner Turner das Unglück, von einem Felsen des Prcbisch- thorcs hcrabzustnrzcn, blieb aber, etwa zwei Etagen hoch, an einem Fclsabhange liegen nnd wnrdc ver mittelst einer Leiter schwerverletzt aufgehoben. — Für das Schnltzc-Dclitzsch-Dcnlmal sind nach einer Mitthcilnng des Anwalts der Genossenschaften auf dem VcrcinSMgc in München bereits 78,000 Mk. gesammelt nnd sollen demnächst die nöthigcn Einleitun gen zur Ausführung desselben getroffen werden. Durch die gemeinnützige Opfcrwilligkcit zweier Be wohner hat die Gemeinde Ottendorf bei Sebnitz für ihr ncucrbautcö SchnlhauS ein schönes Geschenk er halten, nnd zwar eine ncnc, von A. Bierling in Dres den gegossene Glocke mit der Aufschrift: „Der Schul gemeinde Ottendorf geschenkt im Jahre 1885 von dem Gutsbesitzer August Wilhelm Barthel und dem Gntö- anszüglcr Johann Gottfried Endler von hier." Erst genannter Schcnkgcber ist vorige Woche ganz plötzlich verstorben. Vom 9. —11. Ang. findet das Copitzer Logcl- schicßc» statt, nnd zwar ans einem ncnen Festplatzc, der bei schlechtem Wetter nicht so morastig ist als der frühere. Dresden. Ans den sächsischen Staatsbahncn wurden anläßlich dcS Deutschen Turnfestes in der Zeit vom Sonnabend, 18. Juli bis mit Donnerstag, den 23. Juli inSgcsammt 145 Extrazüge befördert. Da von verkehrten: den 18. Jnli 34 Exirazügc: 14 Extra- zngc ans böhmischem, 4 Extrazügc auf schlesischem nnd 16 Extrazügc auf dem Leipziger Bahnhöfe, am 19. Jnli 67 Extrazügc: 41 Extrazügc ans böhmischem, 10 Extra züge ans schlesischem und 16 Extrazügc auf dcm Leip ziger Bahnhöfe, am 20. Juli 16 Extrazügc: 12 Extra zügc auf dcm böhmischcn und 4 Extrazügc auf dem Leipziger Bahnhofe, am 21. Jnli 15 Extrazügc: 13 Extrazügc ans dem böhmische» nnd 2 Extrazüge ans dcm Leipziger Bahnhofe, am 22. Jnli 7 Extra zügc auf dcm böhmischen Bahnhofe, davon 5 ans der Ehcmnitz-Drcsdncr und 2 ans der Bodcnbach-DrcSd- ncr Linie nnd am 23. Juli 6 Extrazügc auf dcm böhmischcn Bahnhofc und zwar 2 Extrazügc auf dcr Bodcnbach-DrcSdncr und 4 Extrazüge ans der Chcm nitz-DrcSdner Linic. Dic Gcsammtfregncnz dcr be förderten Personen beträgt unter Zugrundelegung einer Eonpccbcsctznng von durchschnittlich 6 Personen rnnd 355000 Personen innerhalb 6 Tagen. Die meisten und zwar 93 Extrazügc verkehrten nach bczw. vom böhmischen Bahnhofc, sodann folgen der Leipziger Bahnhof mit 38 nnd der schlesische Bahnhof mit 14 Extrazügcn. — Von einem Dresdner Bürger-Jubilar ist Sr. Majestät dem König eine ans historischem Holz re. sclbstgcfcrtiglc Lcnchter-Girandolc persönlich als Ge schenk überreicht worden, wobei sich Sc. Majestät in huldvollster Unterhaltung über diesen Gegenstand der KnnstdrcchSlcrci erkundigte. Dic einzelnen Theile dcr Girandolc sind dcm Wracke des einstigen größten dä nischen Linienschiffes „Ebristian VIII." entnommen, welches nm 5. April 1849 bei Eckernförde im Kampfe mit deutschen Bnudcötruppcn in dic Luft gesprengt wnrdc. Einige Wochcn nach dieser Katastrophe befand sich dcr Verfertiger jenes Stückes am Strand dcr VcrgnngSstcllc dcr SchiffStrümmcr, von denen er eine erworbene Partie (Holz, Nägel, Knpfcr und diverse Kugeln) mit nach Dresden nahm. — Der ofsiciclle Schluß des Turnfestes vollzog sich am Mitt woch Abend wenige Stunden »ach Verkündigung der Sieger im Welltnrncn. Gegen 10 Uhr betrat Herr Geh. Hofrath Acker mann dic Ncdncrtribünc dcr Fcsthallc, um i» Anwesenheit einer ungezähttcn Menge mit einer poetischen Ansprache den Schluß des Festes zu verkünden. Er wandte sich zunächst an dic Sie ger, die, nunmehr mit den Siegeszeichen geschmückt, Dresden zum Olympia dcr Alten gemacht hätten. Das Fest sei nun aus, dic Turner zögen fort, doch was sie Dresden gegeben, bleibe im Gedächtnisse aufbcwnhrt. Dresden werde Turnergcisl nnd Kraft und Art fcsthalten, und was die Turner hier an dcr Elbc ausgcstrcut, werde aufgchcn zu deutscher That. Dcr Ncdncr schloß mit der Bitte an die Turner, Dresden nicht zu vergessen und widmete den scheidcuden Turngästen beim Ab schiede ein herzliches Gut Heil! Dic Menge stimmte voller Nührung ein in diesen Nus. Die Turner aus Salzburg über reichten darauf dcr Dresdner Turnerschaft eine mit einer Wid mung versehene Marmortafcl und die Turner aus Innsbruck einen Edelwcißkranz. Die amerikanischen Turner übergaben Herrn Direktor Vier ein Ehrenzeichen; andere ausländische Turner dankten für die so außerordentlich glänzende Veran staltung des Festes und dic herzliche Aufnahme. Mittlerweile hatte man die Festhalle mit rothcm nnd nachher mit grünem bengalischen Lichte beleuchtet, was einen wirklich herrlichen An blick gewährte und die schönen Formen der Halle ganz besonders deutlich werden ließ. Trotz des officiellen Schluffes blieb die Feststimmung noch eine hochgchcnde und Ivar der Verkehr auf dem Platze ein bedeutender. Gestern Morgen haben die noch hier anwesenden Tnrncr nach allen Richtungen hin in Gemein schaft Tnrncrfahrtcn unternommen, zu denen sie ja glücklicher weise gutes Wetter haben. Gestern Abend fand in der Fest- Halle ein großes Instrumental- und Vocalconccrt statt. — Wcgcii Wegnahme ihres Kranzes ist den Un garn folgende Erklärung abgegeben worden: „Dcr Ccnlralanüschnß ist überzeugt, daß die als Vertreter mehrerer ungarischer Turnvereine zm» 6. dcntschcn Turnfest erschienen ungarischen Gäste von aufrichtig freundschaftlicher Gesinnung für die deutsche Turucr- schaft geleitet, die Spendung eines Kranzes geplant und anögcführt haben, nnd steht daher nicht an, zn erklären, daß dieser Kranz dem Archiv dcr dcntschcn Tnrncrschaft überreicht werden wird und daß dcr Ccn- tralanöschuß dic durch Mißverständnisse hcrbeigcführtcn unangenehmen Vorgänge, denen er fern steht, be dauert." Mit dieser Erklärung haben sich die Ungarn zufrieden gegeben. — Die fünfte allgemeine Schuhmacherconfercnz. Nach dem am Sonnabend Abend Herr Obermeister Böcke-Dresdcn die im großen Saale dcS Gewerbchauses zahlreich anwesenden Fachgcnoffen herzlich begrüßt uud die Confcrenz mit einem Hoch auf König Albert und Kaiser Wilhelm für eröffnet erklärt hatte, referirtc Herr Obermeister Beutel-Berlin an Stelle des durch Todesfall in der Familie behinderten Herrn Vock-Dresden über den „Nutzen der Fachconfercnzen." Der Herr Redner zählt selbst zu den Männern, die im Jahre 1880 diese Confcrcnzen in's Leben gerufen haben. Im Verlaufe seines mehrfach In teresse bietenden Vortrages führte er aus, daß dcr Praktiker mit mehreren Faktoren zu rechnen habe, die dem Theoretiker oft nicht einleuchtcn wollten. An erster Stelle sei dic Mode zu neunen; hieran schließe sich der Preis für die fertige Waare und der Umstand, daß an gewissenhaften Arbeitern Mangel herrsche. Redner erkennt den Nutzen der Fachconfercnzen inso fern an, als sie Belehrung gebracht haben. Dadurch aber, daß ihre Ideen frei und allgemein geworden seien, habe sich das Großkapital derselben bemächtigt. Der Kaufmann mache sich das zum Eigenthmn, was die Fachconfcrcnzcn für dic Schuh macher geschaffen hätten; gewisse Berliner Firmen verkauften Damenstiefeln für 5, Herrensticfeln für 7,50 M., zu welchem Preise der Schuhmacher unmöglich liefern könne. Die Gesetz gebung und dcr Staat müßten hier Hilfe bringe»; dic Wirth- schaftspolitik müsse i» den Fachkonfercnzcn mehr zur Geltung kommen. Schließlich stellte Referent folgende drei Resolutionen, die trotz der langen uud erregten Debatte» gar nicht zur Be sprechung kamen: I) Der Befähigungsnachweis ist für hand werksmäßige Betriebe als Vorbedingung für die selbstständige Ausübung derselbe» i» die Neichsgcwerbcordmmg aufzmiehme». Die namentliche Feststellung der Betriebe hat durch Gesetz, dem nächst aber auch unter Mitwirkung von Organen einer zu schaffenden Selbstverwaltung des Handwerkerstandes zu ge schehen. 2) Bei dcr Landesbehörde ist dahin zu wirken, daß von Gefängnißstrafanstaltcn rc. gewerbliche Arbeiten nur für den eigene» Bedarf der Anstalten, sowie für sonstige Anstalten des Staates, z. B. für das Militär angefcrtigt werden dürfen, dagegen ist die Herstellung gewerblicher Erzeugnisse für Privat unternehmer gänzlich zu untersagen. 3) Bei dem Reichstage ist dahin zu wirken, de» Eingangszoll für fertige Schuhwaarcu im Verhältnis! zu den anderen Zöllen zu erhöhen. Die an den Vortrag sich knüpfende» Debatte» zeigte», daß ei» Theil der Anwesend«» anderer Meinung als der Herr Referent war. Zu nächst wandte sich Herr Seyferth-Leipzig gegen dic Ausführungen des Herrn Referenten. Die Fachconferenzen hätten großen Nutzen gehabt. Die Debatten müßten Gemeingut werde», ma» kömie sie nicht hinter verschlossener Thüre führen, die Fachpresse müsse dann auch verboten werden. Daß in den Conferenzen ein gesunder Kern stecke, beweise dcr Umstand, daß man heute bereits mit dcr fünften Confcrenz verhandele. In demselben Sinne trat Herr Jndingcr-Leipzig auf, betonend, daß volks- wirthschaftliche Fragen nicht in das Gebiet der Fachdiscussion gezogen werden dürfen. Auch Herr Krämer-Leipzig betonte, daß seit dcm Bestehen dcr Fachkonfercnzcn rcgercS Leben in das Ge werbe gekommen sei, auch sei dic wissenschaftliche Bildung durch dieselben gefördert worden. Herr Zinner-Gotha sprach in hef tiger Weise gegen die Künstlerischen Bestrebungen. Am heftig sten trat jedoch ein Herr Hahnemann-Dresden den Ausführungen des Referenten entgegen^ Als derselbe in höchst erregtem Tone sagte, die Versammlung bestehe aus zwei Theile», aus Leute», die etwas gelernt und zu einem Theil aus solchen, dic unter dcr Fahne Beutel-Berlin marschirten, wurde ihm unter großem Lärm das Wort entzogen. Der zweite Vortrag, Fortschritt und Erfolg der Fußmurißzcichnung, verbunden mit Trittspur uud Abgipsen der Füße in der Praxis (Referent Herr Seyferth- Leipzig), war, so klar und überzeugend er auch gehalten wurde, so specifisch fachmännischer Natur, daß ein ausführliches Refe rat über denselben nur den Fachorgancn zustcht. Die Versamm lung folgte aufmerksam bis iu die zwölfte Nachtstunde den Aus führungen. Am Sonntag Vormittag wurden die Verhandlungen fortgesetzt. Herr Schafrfabrikant Klinghammer sprach über hohen Dameuschaft in theoretischer und praktischer Vorführung. Un- zwcifelhast wurde durch diesen interessanten Vortrag vielfache Anregung geboten. Durch ins kleinste Detail gehende Zeich nungen suchte Herr Klinghammer seinen Vortrag Jedermann verständlich zu machen. Am Montag Vormittag referirten dic Herren Franke-Artern über CollectionSninsterschnitt und Mo dcllmachcn zu langen« Kropfstiefcl und Pcstcl-Glauchan über die naturgemäße Fußbekleidung dcS menschlichen Fußcö mit beson derer Berücksichtigung des vom Vortragenden crsundcnc» Nor- malfustbcklcidnngssystcmS. Alle Vorträge erfreuten sich eines zahlreichen Besuches. Am Mittwoch zogen i» Freiberg wiederum viele Hunderte von Bergleute» iu dcr festlichen Tracht, un ter den Klängen dcr von dcm uniformirtcu Frcibcrgcr Stadtcorpö gcspicllcn Märsche nnd nmstrvmt von zahl reichen Zuschauer», vom Wcrucrplatzc aus, durch meh rere Hauptstraßen dcr Bcrgstadt nach dcm altchr- wiirdigcn Domc, vor welchem zwei lnngbürtige Berg- lcutc als Fcstwache ausgestellt waren. Unter feier lichem Glockcngclänte bcgabcn sich die Bergleute mit ihrer Fahne nnd ihren Barten in das dichtgcfillltc Gotteshaus. Die Fcstwache, sowie die Fahne fanden am Altar Aufstellung. Hr. Superintendent vr. Rich ter hielt dic Bergpredigt über Psalm 128, dic ans dic andächtige Bcrggcmcindc einen tiefen Eindruck nicht verfehlte. Am Nachmittag fanden, wie alljährlich, in zahlreichen Localen Festlichkeiten statt. Auch wurden aus einer 1882 errichtete» Bcr»hard-Kr>igcr-Stiftn»g" je 20 Mark a» sechs ärmere, brave Bergleute ver- theilt. Diese Bcrgfcicrlichkcitcu und das Fest tragen dic Bezeichnung „Strcittag", was dem Nichtknndigcil cigcnthümlich Vorkommen muß. Die kriegerische Be zeichnung für den tieffricdlichcn Tag rührt daher, daß vor etwa 150 Jahren dic in Fragc gcstclltc Fortdauer dcr alljährlich am Maria-Magdalcucutag abgchaltcucu Festlichkeiten mit großer Beharrlichkeit crstrittcu wurden. Chcmuitz. Sc. Majestät dcr König traf am Sonnabciid Abend "?7 Uhr, begleitet von dem Staatsminister v. Könneritz, Krcishanptman» Freiherr v. Hansen rc., ans dcm Chemnitzer Bahnhose nnter Glockcngclänte ein. Zum Empfange des Mo narchen hatten sich u. A. der Oberbürgermeister I)r. Andrä, dcr cin begeistert aufgcnommcncS Hoch ans Se. Majestät cmSbrachlc nnd der Regimentskommandeur Oberst von Tschirschnitz, Land- gcrichtSpräsident Brückner rc. eingcsnnde». Hicsigc und aus wärtige Schützen bildete» vom Perro» bis zum Vestibüle des VahnhofeS Spalier, diesen schloß sich die Feuerwehr an und vor dcm Gebäudc hatten die Chemnitzer Militärvcrcine Ans stellung genommen. Der König nahm mit dem KrciShanPt- mann in einer Equipage Platz. Ueberall von den brausende» Hochrufe» dcS Publikums begrüßt, laugte der Zug gcgc» Uhr vor den« Absteigequartier dcS Königs, Hotel Römischer.Kaiser, woselbst eine Ehrencompagnie des hier gariüsonirendcn Jnsan- lerie-Ncgimcnts ansgestellt war, an und präcis 10 Uhr wurde die imposante Serenade mit dem Vortrag eines von dem Di rigenten des Sladtmusikcorps, Scheel, componirtcn Festmarsches eröffnet. Die Gesänge führten die Mitglieder der vereinigten Chemnitzer Gesangvereine aus. Der Neumarkt erstrahlte hier bei im elektrischen Lichte nnd bengalischem Feuer; Se. Majestät erschien wiederholt am Fenster, huldvollst grüßend, und ließ im Verlaufe dcr Serenade die Dirigenten des Musikcorps uud der Sänger zn sich entbieten. Die begeisterte Menge betheiligte sich am Gesänge der Kriegshymne am Schluffe der Webcr'schen Jubcl-Ouverture und stimmte wiederum in Hochrufe auf den allvcrchrten Monarchen ei», als sich die großartige Ovation ihrem Ende znneigtc. Dic Sänger marschirten svdam« in ihre Standquartiere, die Schützen, begleitet von zwei Musikcorps, nach dcm Hauptquartier und CommcrSlocal, dem Gasthaus zur Linde, znrück. — Nachdem am Sonntag Morgen Nevcillcn die Stadt dnrchzogcn, brachte das Musikcorps des Jufauteric-Re- gimcntS „Prinz Friedrich August" vor dcm Hotel „Römischer Kaiser" Sr. Majestät dem König Albert eine Mvrgcnmusik. Im Laufe des Vormittags fuhr alsdann Se. Majestät in dic heilige Messe und hieraus zur Besichtigung dcr Kunsthüttc, so wie dcr Baracken des städtischen Krankenhauses und des Georg- Hospitals. Nach 10 Uhr zogen die verschiedenen Vereine, Cor- poratioucn nnd Schützen znr Aufstellung deS FestzugcS an ihre angewiesenen Plätze und nachdem nm 11 Uhr das Aundcs- banner übergeben worden war, setzte sich dcr Festzng in Be wegung, um vor Sr. Majestät im „Nönnscheu Kaiser" vorbci- zudcfiliren, woselbst die Vorstellung des Ausschusses vor Sr. Majestät dcm König stattfand. Dcn gegen eine Stunde wäh rende» Festzug eröffnete eine Abthcilimg Feuerwehr, der eine Anzahl Reiter vom Chemnitzer Neiterclub folgten und sich die Dresdner Schützen in größerer Anzahl anschloffcn. Hierans folgte in prächtiger Ausstattung dcr Wagen mit dem BuudeS- banncr, den die Chemnitzer Schützen umgaben und begleiteten. Daran schloß sich der Bundesvorstand, vereinigte Festausschuß, sowie Schütze» auS Altenburg, Düben, Halle n. S., Herzberg, Jena, Licgnitz, Ludwigsdorf, Prag, Schweinfurt, Sprcmbcrg, Weimar u. v. A. Hierauf folgte der Scheibenwagcn, woselbst sich eine Anzahl Schützen in historischen Costümcu ucbst Be gleitern befanden. Schützen ans Leipzig, Hartenstein, Bautzen, Königsbrück, Zwickan, Eibenstock, Pirna u. s. w. schlossen diese Gruppe. Die zweite Gruppe eröffnete zu Wage» die Aäcker- iunuug, und war derselbe reich mit Brezel» u»d Guirlande» ge schmückt, costümirtc Fleischer mit große» Fleischcrbeilen auf rcich- geschmückle» Wagen folgten; hieran schloß sich die Glaser- inuung mit dem sächsischen Wappen und dem Chemnitzer Stadt wappen auf Glas gemalt als Standarte, sowie eine Anzahl Ge hilfen gleichmäßig costümirt, grüne Mützen, weiße Hemden und grüne Schärpen. Einen herrlichen Anblick 'gewährte die Klempner- Innung, welcher zwei Herolde mit Helm und Visir uud Kü raß voranritteu. Ein großer Theil der Theilnehmer trug Cas serole, Trichter, Drahtkörbchc» u. dcrgl. als Kopfbedeckungen uud eine Anzahl Formen, zn Bäckereien paffend, Kaffeemaschinen u. dergl.; dic Mitglieder der Steinmetz-Innung mit weißen Hosen, schwarzem Rock, hohem Hut, schwarzem Halstuch und Stock folgten. Der nun kommen'dcFcstwagen der „Chemnitzia" veranschaulichte deu altbewährten Gewcrbefleiß der Stadt Chem nitz, das Entstehen und Wachsen ihrer Industrie, und stellte eine große geflügelte Lokomotive dar, von costümirten Gruppen und Heizern umgeben. Darauf folgten dic Flcischergehilfcn mit cinem Wagen, in dem Fleisch hing und gewiegt wurde, zu Fuß eine Anzahl mit Beilen uud Mulden, hierauf dic Schornstcin- fcgcr in ihrer bekanntcu Originnltracht, der Verein dcr Heizer und Maschinisten, welcher eine im Gauge befindliche Dampf maschine sammt Kessel mit sich führte, eine Anzahl Theilnehmer in ArbeitScostüm (dunkle Hose, blaue Blouse uud schwarze Mütze) die Stciusetzergehilfen mit Schurzfelleu, Nammen u. dergl., die Eisengießer mit Eisenstangen uud Gicßlösfel, die Bäckergehilfen iu ansgcrollten Hemdärmeln uud einem Wagen, auf welchen« sich große Niesensemmeln und Kuchen befanden, die Tapezwer- Jnnung, die Korbmncher-Jnnung, die Tischler, Maler, Lackircr u. s. w. Die dritte Gruppe eröffnete» wieder Schütze» a»S Freiberg, Glanchau, Plane» i. V., Oschatz, Großenhain, Grimma, Rochlitz, Meißen rc. nnd schloß sich daran dcr Gabenwagen, seinen reichen Schatz Allen verlockend vor Augen führend. Da ran schlossen sich Chemnitzer Schützen, der dramatische Verein mit einer costiimirtcli Gruppe, verschiedene Schützengesellschaftei«
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