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Wilsdruffer Tageblatt : 09.09.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193009098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300909
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300909
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1930
- Monat1930-09
- Tag1930-09-09
- Monat1930-09
- Jahr1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 09.09.1930
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Wilsdruffer Tageblatt 2 Blatt. — Nr.21O — Dienstag, Leu 9.Sept. 1930 Heimwed. In einem stillen Städtchen Träumt ein verschlafnes Haus, Die Schwalbenmütter flattern Zur Haustür ein und aus. In blanken Fenstern spiegelt Sich Heller Sonnenschein Und um die grünen Läden Wuchert der wilde Wein. Es protzt die Messingklinke Mit ihrem wuchtigen Knauf — Es ruhten im Laufe der Zeiten Schon viele Hände darauf. Ueber die morsche Schwelle Huschte so mancher Schritt Und aus den alten Mauern Klang es wie Lachen mit. Der knorrige Birnbaum im Garten Lugt in die Fenster hinein, Auf buchsbaumumfaßten Beeten Nickten die Akelein. Das Haus — die Schwelle — die Klinke — Der alte Birnenbaum — Das Lachen — die Schwalben — die Jugend Sind nur noch ein stiller Traum. Das Haus ist längst verfallen, Die Schwalben zogen fort — Doch meine Seele wohnet Noch immer, immer dort! Irmgard Spangenberg. Sie ErntesWen in der MsWn LM- MsAst. In seiner Sitzung vom 28. August 1930 hat sich der Vorstand der Landwirtschaftskammer auf Grund einer ein gehenden Berichterstattung ausführlich mit den Witterungs- fchäden befaßt, die im Laufe der Monate Juli und August insonderheit bei Sommer- und Wintergetreide eingetreten sind. Es wurde hierbei insbesondere hingewiesen auf die Tatsache, daß der noch Ende Juni zu guten Hoffnungen berechtigende Saatenstand des Getreides durch die starken Niederschläge in Verbindung mit heftigen Stürmen eine rapide Verschlechterung der Ernteaussichten bei Winter- und Sommergetreide zur Folge gehabt hat. Bereits in dem amtlichen Saatenstandsbericht von Anfang August 1930 ist gesagt worden, daß die Gewitterstürme des Juli in großem Umfange eine Lagerung des Getreides verur sacht haben und damit die normale Ausbildung des Kor nes verhindert worden ist. Es wird in diesem Bericht ins besondere auch daraus hingewiesen, daß die Erntearbeiten nur langsam vorwärts gehen, da sie durch das starke Lagern äußerst erschwert sind und Maschinen — vor allen Dingen Selbstbinder — nur in mäßigem Umfange Ver wendung finden können. Auch wurde mitgeteilt, daß be reits Auswuchs bei dem auf dem Felde stehenden Getreide eingetreten sei und die ersten Druschergebnisse für Roggen hinter den Erwartungen zurückblieben. Die hier geschilderten Verhältnisse haben dann im Laufe des Monats August eine weitere Verschlechterung sowohl hinsichtlich der mengenmäßigen Ernteerträge, als auch der qualitativen Beschaffenheit der Getreideernte er fahren. Dies gilt, wenn man die zeitlich stark unterschied lichen Ernteverhältnisse des ganzen Landes berücksichtigt, für sämtliche Getreidearten. Während Roggen und die früh reifenden Weizensorten in den nördlichen Bezirken des Landes bereits vor Eintritt der Regenperiode gemäht und zum Teil auch schon eingebracht werden konnten und aus den leichten Sandböden der Hafer sogar schon zur Als Licht in meine Augen kam Roman von Marie Blank-Eismann. 28. Fortsetzung Nachdruck verboten Langsam, in zärtlichem Geflüster gingen die beiden Lie benden nach der Terrasse, wo der Frühstückstisch mit er lesenen Delikatessen gedeckt war. Sie hatten beide nicht darauf geachtet, daß Heinz sich von ihrer Seite gestohlen hatte und zu den Zimmerleuten gegangen war, um sich über den Fortschritt der Arbeiten zu orientieren. Der junge Student wollte das Brautpaar bis zur stan desamtlichen Trauung allein lassen, denn er fühlte, daß ein dritter überflüssig war. Er schwang sich deshalb mit auf den Bock der Staats- kalesche und fuhr mit nach dem Bahnhof, um die Hochzeits gäste, die heute noch erwartet wurden, abzuholen. Lisa und Jobst saßen noch immer selig Hand in Hand auf der Terrasse, ganz in das Glück ihrer großen Liebe ein gesponnen, als die Wagen mit den ersten Gästen zurück kamen und der Standesbeamte erschien, der die gesetzlichen Formalitäten erledigen wollte. Sie schraken aus ihren Träumereien auf und fanden sich nur langsam in die Wirklichkeit zurück, doch sie wurden nun von allen Seiten so in Anspruch genommen, daß die Zeit bis zur kirchlichen Trauung wie im Fluge verging. Aber auch im Schulhaus gab cs viel zu tun. Die alte Marthe eilte geschäftig hin und her und legte für den jun gen Herrn Lehrer, wie sie ihn im stillen jetzt immer nannte, das neue weiße Oberhemd, den sauber gebiirsteten Gehrock anzug und zwei saubere Taschentücher zurecht. Noch einmal prüften ihre kleinen, kurzsichtigen Augen, ob auch alles an seinem Platz lag und nichts vergessen war. Dabei traten ihr die Tränen in die Augen und schluch zend griff sie nach dem Zipfel ihrer schneeweißen Schürze und fuhr sich über das alte faltige Gesicht. „Marthe, gute, alte Marthe, ja was sollen denn die Notreife neigte, fiel der Beginn der Wintergetreideernte an den mittleren Lagen zeitlich mit dem Einsetzen der Regenperiode zusammen. In den höheren Lagen des Erz gebirges und Vogtlandes wurde sowohl bei Winter- wie Sommergetreide die Körnerausbildung durch die starken Niederschläge und die heftigen Gewitterstürme sehr in Mit leidenschaft gezogen. Der Grad der Schädigung bei den einzelnen Getreidearten durch Lagerung, Auswuchs, Kör nerausfall, Erschwerung der Erntearbeiten weist deshalb in den einzelnen Bezirken sehr starke Unterschiede auf und läßt wenigstens zur Zeit eine ziffernmäßige Feststellung ,des endgültigen Schadens noch nicht zu. In den Ernte- "ertragsschätzungen des Statistischen Landesamtes für den Monat August ist allerdings bei allen Getreidearten in den einzelnen Bezirken ein Rückgang der Ernteerträge gegen über den vorjährigen Ergebnissen schon jetzt festzustellen, doch wird diese Entwicklung erst in dem nächstfälligen Septemberbericht deutlicher zum Ausdruck kommen, wenn die ersten Druschergebnisse vorliegen und hierbei auch die geminderte Qualität der Ernte sich besser übersehen läßt. Nach den Mitteilungen der Landwirtschaftlichen Zentral genossenschaft hat das bei den ersten Druschergebnissen von Weizen und Roggen noch verhältnismäßig hochliegende Hektolitergewicht bei den im Laufe des Monats August einlaufenden Proben eine fortgesetzte Verschlechterung er fahren und ist bei Weizen auf 73 bis 74, bei Roggen bis auf 69 Kilogramm heruntergegangen. Nach der Auffassung der Landwirtschaftlichen Zentralgenossenschaft muß der qualitative Ernteausfall im Freistaat Sachsen als wesent lich ungünstiger bezeichnet werden als in den benachbarten preußischen Provinzen. Insbesondere wird noch darauf aufmerksam gemacht, daß die Sommergerste unter dem Einfluß der schlechten Ernteverhältnisse als Braugerste kaum verwendbar sein wird und unter dem starken Preis rückgänge nur zu Futterzwecken auf dem Markte wird um gefetzt werden können. Für die mittleren und höheren Lagen des Gebirges wird die marklmäßige Verwertung insbesondere des Rog gens, der dort die Hauptgetreidefrucht bildet, auf große Schwierigkeiten stoßen, da der Roggen im Korn nicht nur sehr leicht und flach geblieben ist, sondern durch Auswuchs auch einen schlechten Erhaltungszustand zeigt. Als ein zigen Ausweg, der die dortigen Landwirte vor weiteren Verlusten schützt, kann lediglich die sofortige Verwendung dieses Roggens zu Futterzwecken in Vorschlag gebracht werden. Der Vorstand der Landwirtschaftskammer hat deshalb beschlossen, das Wirtschaftsministerium um Vor stelligwerden bei dem Reichsernährungsministerium dahin gehend zu bitten, daß auch in Sachsen eine Stelle ein gerichtet wird, in der dieser nur noch zu Futterzwecken brauchbare Roggen zusammengefahren und nach erfolgter Kennzeichnung mittels Eosin dem gedachten Verwendungs zweck zugeführt wird. Als geeigneter Abladeplatz wird mit Rücksicht auf die Benutzung des Wasserweges der Elbe der Riesaer Hafen empfohlen. Schluß -es Kacholikentages. Öffentliche Kundgebung. Sonntag wurde der 69. Deutsche Katholikentag in Münster mit einer großen Kundgebung unter freiem Himmel geschlossen. Der apostolische Nuntius Orsenigo aus Berlin las vor mittags, von 14 Erzbischöfen und Bischöfen umgeben, auf hohem Podium weithin sichtbar, eine Messe. Bet der Kund gebung wandte sich Kardinal Faulhaber aus München gegen die Nationalsozialisten. Er sagte, datz weder die Ger manen noch die arische Rasse besonders auserwählt oder be rechtigt seien, sich ein eigenes Moralgesetz zu schaffen. Weiter hin verlangte der Kardinal vom Staat, daß er einer volkswirt schaftlich ungesunden Großkapitalsbildung entgegentrcte. Nach der Rede Faulhabers verkündete der Nuntius, datz der Papst den Bischof von Münster. Poggenburg, zum Titularerzbischof ernanni habe. Reichskanzler Dr. Brüning sprach vormittags auf einer Tagung der katholischen Beamren Deutschlands, nachmittags in einer Versammlung der katho lischen Arbeitnehmerverbände. Der Reichskanzler versicherte, datz nur der Gedanke, die soziale Gesetzgebung Deutschlands zu retten und ihre finanzielle Unterlage zu sichern, ihn ver anlaßt habe, die Verantwortung für die Regierung des Reiches in diesen schweren Krisenzeiten zu übernehmen. csie^abke bletaiwotr Aus -er WaMewegung. „Verantwortungslose Ausgabenwirtschaft." Im ehemaligen Herrenhaus in Berlin fand eine Wahl versammlung der Wirtschaftspartei statt, aus der an Stelle des nicht mehr rechtzeitig eingetrofsenen Reichsjustizministers Dr. Bredt der Spitzenkandidat der Reichsliste der Wirtschafts partei, I. Mollath, sprach. Set 1918 steuere man immer mehr dem Untergang des Reiches entgegen. Daran sei die verant wortungslose Ausgabenwirtschaft schuld, die mit einem Haus halt von 27 Milliarden gegen fünf Milliarden vor dem Kriege das Einkommen der gesamten Angestellten- und Abeitnehmer- schaft übersteige. Dann sprach der Vorsitzende der Landtags fraktion Abgeordneter Ladendorff, der besonders die mar xistische Negierungstendenz angrifs, die statt der Erzeugung den Verbrauch, statt der Arbeitsbeschaffung die Arbeitslosigkeit finanziere. Ms letzter Redner sprach noch der sächsische Finanzminister Dr. Weber. Wahlversammlung der Deutschen Staatspartei in Berlin. In einer Kundgebung der Deutschen Staatspartei sprach der preußische Finanzminister Dr. Höpker-Aschofs. Der Minister setzte sich mit den radikalen Flügelparteten auseinander und bezeichnete die nationalsozialistischen Wirtschaftsgedanken als Wahnideen, deren Durchführung unvermeidlich zum Chaos führen würde. Auch Hugenberg müsse man zu den Radikalen rechnen, nachdem er die Auflösung des Reichstages erzwungen und sich der positiven Mitarbeit versagt habe. Die Sozial demokraten sollten bei der Wahl die Quittung dafür erhalten, daß sie ihre Mitarbeit an der Reform der Arbeitslosenversiche rung verweigerten, ohne die die Arbeitslosenversicherung über haupt in Frage gestellt war. Zur konservativen Landvolk- bewegung stehe die Staatspartei insbesondere in der Frage der Handelspolitik im Gegensatz, da sie eine Zollpolitik, wie sie Schiele führe, im Interesse unserer Ausfuhr sür verhängnis voll halte. Die bisherige Reichstagsabgeordnete Frau Gertrud Bäumer betonte, datz durch gemeinschaftliches Handeln aller Volkskreise und Berufsschichten die Fundamente unseres Staates wieder fester gelegt werden mützten, worauf Major Herrmann von der Volksnationalen Reichsvereinigung erklärte, die Staatspartei wolle der Jnleressenpolitik ein Ende machen unter Heranziehung der jungen Generation Zentrum und Sozialdemokratie. In einer Wahlversammlung in Tilsit äußerte sich der sozialdemokratische Ministerpräsidesit Braun über die Mög lichkeit einer Zusammenarbeit mit Reichskanzler Brüning folgendermaßen: Aus meine Frage, ob sich der Ne'Lskanzler die Erklärung des Ministers Treviranus zu eigen mache, wonach die Regierung bei der Lösung der schwierigen Gegenwarts probleme die Hilfe der Sozialdemokratie ablehne, hat Brüning mit einer Gegenfrage geantwortet. Er hat in einer Versamm lung in Breslau gefragt, ob die Sozialdemokratie die Mög lichkeit sähe, mit einem Manne zusammenzuarbeiten, von dem es in einem sozialdemokratischen Flugblatt heißt: „Doch mit dem Ärmsten unsrer Armen, da kennt Herr Brüning kem Er barmen." Die Frage des Kanzlers beantworte ich mit einem glatten Ja: denn es geht nicht an, daß ich meine Stellung nahme zum Zentrum und der Zusammenarbeit mit ihm ab hängig mache von einer gereimten Flugblattfloskel. Heimkehr des „Graf Zeppelin" von der Schlesien fahrt. Das Luftschiff „Gras Zeppelin", das zu einet Schlesienfahrt aufgestiegen war, ist wieder in Friedrichs hafen eingetrofsen und bei strömendem Regen gelandet, Auf der Rückkehr von Breslau hatte es auch Wien über flogen. Ein Ehepaar ermordet aufgcfundcn. In Schwinde bei Winsen an der Aller wurden der 61jährige Bauern gutsbesitzer Voß und seine Frau ermordet aufgefunden. Die Feststellungen der Polizei ergaben, daß das Ehepaal mit einem Beil erschlagen worden ist; die Täter Haber dann die Räume nach Geld und Wertsachen durchsucht Was dabei den Mördern in die Hände gefallen ist, läßt fick noch nicht sagen. Der Verdacht der Täterschaft richtet sick gegen zwei polnische Wanderburschen, die sich in dei Gegend vagabundierend Herumgetrieben haben. Drei Arbeiter durch Giftgas getötet. Auf der Karstcn- Zentruiu-Grube bei Beruhen sind drei Leute der Feuer wache, die die Grube zu bewachen hatten, durch giftig« Gase getötet worden. Die Bergbehörde hat den Fall unter sucht und kein Verschulden Dritter festgestellt. Bei der Toten handelt es sich um einen Aufseher und zwei Arbeiter. Dreizehn Todesopfer des Explosionsunglücks bei Nancy. Von den Frauen, die bei der Explosion einer in der Nähe von Nancy gelegenen Pulverfabrik schwer ver letzt Wurden, sind im Krankenhause von Ranch drei ge storben, so daß sich die Zahl der Toten auf dreizehn erhöht. DMS Tränen bedeuten?" rief Gottfried Uhlhorn erstaunt von der Türe her. „Ach Gott, Herr Lehrer, ich..." „Nun?" „Ach, ich habe mir halt so im stillen gedacht, wie schön es doch gewesen wäre, wenn der Herr Gottfried, anstatt jetzt zur Trauung die Orgel zu spielen, selbst der Herr Bräu tigam wäre. Der Herr Gottfried braucht doch bald eine junge Frau..." „Der Schloßherr auch, denn er ist blind und hat nieman den, auf den er sich verlassen kann." „Ach, er hätte doch nur feine erste Frau nicht fortlas- fen sollen; aber das sind alles so neumodische Einrichtun gen, daß die Frauen ihren Männern davonlaufen. Zu mei ner Zeit hat es das nicht gegeben." „Das verstehst du nicht, Marthe! Besser eine Trennung als eine unglückliche Ehe." „Christlich ist das jedenfalls nicht, Herr Lehrer, denn es heißt ausdrücklich in der Bibel: „Was Gott zusammengefügt, das fall der Mensch nicht scheiden!" Aber ich weiß schon, was Sie mir wieder antworten werden: ich wäre zu alt, um solche Dinge zu verstehen... Vielleicht mögen Sie recht haben, denn ich fühle mich in der letzten Zeit manchmal recht alt und müde, und die viele Arbeit im Hause fällt meinen alten Knochen schwer." „Du solltest dir aus dem Dors eine Hilfe nehmen, Marthe!" Unwillig wehrte die Alte ab. „Ach, eine Hilfe, so ein junges Ding, der man jede Ar beit erst sagen muß, und immer dabei stehen, damit sie auch alles richtig macht. Nein, nein, Herr Gottfried, das mag ich gar nicht erst lange anfattgen. Ein Jahr lang will ich noch bleiben, um Ihnen Zeit zu lassen, sich eine junge Frau zu suchen. Sind Sie bis dahin immer noch ledig, dann gehe ich und Sie können sich eine neue Haushälterin su chen. Hält aber eine junge Frau hier ihren Einzug, dann bleibe ich gerne da, denn ich denke, in der Kinderstube kann ich mich mit meinen alten Kräften immer noch nütz lich machen." Gottfried Uhlhorn lachte. „Also ein Ultimatum stellst du mir, Marthe? Entweder oder?" „Nun ja, anders kann man es mit euch Mannsleuten nicht machen. Wenn einer schon so weit in die dreißig ist wie Sie, Herr Gottfried, dann wird es schließlich Zeit, daß er endlich ans Heiraten denkt, und schließlich gibt es noch viele solche tüchtige und brave Frauen, wie Schwester Lisa eine ist." „So? Weißt du am Ende schon eine, die für mich zur Frau passen würde?" Die alte Marthe aber sah ein verschmitztes Lachen in sei nem Gesicht und wandte sich zum Gehen. „Nein," rief sie, „Sie nehmen es ja doch nicht ernst und es ist schade, auch nur ein Wort darüber zu verschwenden. Im stillen freuen Sie sich vielleicht noch, daß der Freiherr von Bochau die Schwester Lisa heiratet und Sie die be queme Ausrede haben, er habe sie Ihnen weggenommen." „Aber Marthe." „Ich sage es Ihnen noch einmal, Herr Gottfried, ein Jahr bleibe ich noch, nicht einen Tag länger." „Das-sind ja furchtbare Drohungen! Wo soll ich denn in so kurzer Zeit eine Frau finden!" „O, da brauchen Sie nur ein wenig die Augen aufzu zumachen! Ein Lehrer, so stattlich und hübsch wie Sie..." „O, oh . . . Marthe, nur keine Komplimente!" „Na, daß Sie sich sehen lassen können, sagt Ihnen doch der Spiegel alle Tage, und eine schöne Stelle haben Sie auch, Herr Gottfried, also werden Sie nirgends vergebens als Freier anklopfen. Vorstands Käte zum Beispiel..." „Ah! Sie hast du mir also zur zukünftigen Frau Lehrer auserschen?" „Nun ja, jetzt ist es nun einmal heraus! Sehen Sie sich das Mädchen heute genau an, Herr Gottfried, sie ist zur Hochzeit mitgeladen und extra aus Westfalen gekommen, wo sie feit fünf Jahren bei einer Tante als Stütze tätig ist. Es ist ein tüchtiges, fleißiges Mädchen, sie dürfte einmal die richtige Lehrersfrau werden." (Fortsetzung folgt.)
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