"Nach Geburt ein Teutscher, im Handeln und Denken aber Franzos" Graf Moritz von Sachsen, Maréchal de France, geboren am 28. Oktober 1696 in Goslar, verstorben am 30. November auf Schloß Chambord - Eine Betrachtung
23 Einfluß ist es zuzuschreiben, daß 1747 die Vermählung des neunten Kindes König Augusts III. und seiner Gemahlin, Königin Maria Josepha, der Prinzessin Maria Josepha (1731-1767), mit Louis, Dauphin de France, erfolgte. Prinzessin Maria Josepha von Sachsen, Dauphine de France, wurde die Mutter der letzten drei Könige aus dem Flause Bourbon: Ludwig XVI. (1754 bis 1793), Ludwig XVIII. Stanislaus Xaver (1755 bis 1824) und Karl X. (1757-1836). Moritz besuchte Dresden, wahrscheinlich mit Regelmäßigkeit, auch zu den Geburts tagen des Königs. Anschaulich belegt das ein Bericht Winckelmanns vom Sommer des Jahres 1749: »Als der Marschall Moritz von Sachsen an dem Geburts Fest des Königs in der Brühlischen Bilder Gallerie zum letzten Mal speisete, waren etl. 1000 Menschen die sich um die Tafel drängeten, daß auch unzählige Gläser zerbrochen Moritz von Sachsen, Kupferstich von Johann Georg . s , , ~ ■ ... Wille 1745 wurden«. ' Im Zusammenhänge mit dieser Reise stattete Moritz von Sachsen dem preußischen König Friedrich II. in Potsdam einen Besuch ab. Aus der Brühlschen Galerie in Dresden stammt die den Marschall Moritz von Sachsen darstel lende Büste aus der Fland des Bildhauers Laurent Delvaux 9) , (1696?-1778), Skulpturen sammlung Dresden, Büste des Grafen Moritz von Sachsen, Marschalls von Frankreich, Mar mor, bez. Rückseite: FAIT PAR / LAVRENT • DELVAUX / SCULPTEUR • DE LA COUR / AU PAY BAS. Die Büste trägt keine Jahreszahl. Das früheste mögliche Datum ihrer Entste hung wäre der März des Jahres 1744 gewesen, da Moritz von Sachsen zum Marschall von Frankreich ernannt wurde. Darauf verweisen die zwei gekreuzten Marschallstäbe mit den bourbonischen Lilien, um die das sächsische Rautenwappen erweitert ist. Jedoch kann nun mehr mit Hilfe der Aufzeichnungen des feinsten Kenners der Kunst des Laurent Delvaux, Georges Willame (vgl. Anm. 9), die genaue Entstehungsgeschichte dieser Büste rekonstruiert werden. Der Hofbildhauer des Herzogs Karl von Lothringen, Laurent Delvaux, arbeitete in den Jahren 1741 bis 1745 in Gent, wo er für die Kathedrale St. Bavo die Bildhauerarbeiten zur Kanzel ausführte. 1745 erfolgte die Einnahme Gents durch Moritz von Sachsen im Zuge des österreichischen Erbfolgekrieges. Bei einer Hoftafel, zu der der Hofbildhauer kurz nach der Einnahme Gents geladen war, schuf Delvaux ein Medaillonbildnis sowohl von dem fran zösischen König Ludwig XV. als auch von Moritz von Sachsen. Die Bildnisse wurden bei Tisch gemacht, Korrekturen ganz aus der Nähe, nach dem Leben, ausgeführt. Auf der Grund-