59 Dirk Syndram Das Grüne Gewölbe und August III. - ein König als Museumspfleger Was Friedrich August II. im Februar 1733 unvermutet von seinem Vater mit dem Grünen Gewölbe geerbt hatte, war ein museales Gesamtkunstwerk. Als Teilbereich der umfassenden Neuordnung der in Dresden vorhandenen Sammlungen an verschiedenartigen Kunstwerken, Naturalien und Instrumenten hatte der sächsisch-polnische Kurfürst-König August II., später August der Starke genannt, das Grüne Gewölbe in zwei Phasen zwischen 1723 und 1729 zu einem prachtvollen Schatzkammermuseum ausbauen lassen. Das Gehäuse der acht großenteils verspiegelten, mit geschnitzten Wandpaneelen und Konsolen ausgestatteten Schauräume, die die von August dem Starken zusammengestellte Sammlung an Juwelen, Kabinettstücken, Mei sterwerken der Goldschmiedekunst, Bronzestatuetten und Elfenbeinkunstwerken aufnehmen sollten, war spätestens im September des Jahres 1729 vollendet. Danach war das Schatz kammermuseum öffentlich zugänglich. In der Bestallungsurkunde des Inspektors Schlotter aus dem Jahre 1732 sind die Modalitäten der Besichtigung des königlich-kurfürstlichen »Cabinet des gemmes«, wie es seit dem Jahre 1728 im Hof- und Staatskalender genannt wurde, überliefert. Der einstmals geheime Staatstresor war damit Teil der Museumslandschaft Augusts des Starken geworden. Die endgültige Nutzung der Ausstellungsräume des Grünen Gewölbes stand bei ihrer Voll endung nicht bis ins einzelne fest, sondern unterlag zunächst noch einem kreativen Prozeß. Dies wird nicht allein bei der Suche nach dem besten Aufstellungsort für das prächtigste Kabi nettstücks, damals genannt die »Magnificenz des Großen Moguls, an seinen Geburths Tage bey Überreichung derer Geschenke«, deutlich. Dieser wechselte von der Mitte der Stirnseite des Pretiosensaales - einem durch das dort aufgestellte Bergkristall höchst prächtigen, jedoch schlecht beleuchteten und für die Betrachter ungünstigen Standort - in das Juwelenzimmer. ]) Auch weitaus tiefgreifendere Entscheidungen für die Präsentation des Grünen Gewölbes an sich waren anscheinend noch nicht endgültig getroffen. Als Johann George Keyßler im Okto ber 1730 das fertiggestellte Schatzkammermuseum besuchte, fand er das spätere Elfenbeinzim mer »mit vielen künstlichen Uhren und sich selbst bewegenden Werken aus Gold und Silber versehen.« 2 ’ Die 1729 aus der Kunstkammer ins Grüne Gewölbe überwiesenen Elfenbein kunststücke des 16. und 17. Jahrhunderts standen damals wohl noch im anschließenden, kar mesinrot gehaltenen und teilweise verspiegelten Schauraum. In dem späteren Weißsilberzim mer sah Keyßler nämlich »eine zahlreiche Sammlung von Trinck-Geschirren und anderer künstlichen Arbeit aus Elfenbein«. Neben diesem verläßlichen Reisebericht belegen auch die