29 Joachim Menzhausen August III. und die Aufklärung Dem Anschein nach war dieser Kurfürst und König ein Mann vom Geiste der Gegenreforma tion. Seine Katholische Hofkirche, seit 1739 erbaut, kann als deren Verkündigung im öffent lichen Raum der Hauptstadt Sachsens verstanden werden. Siegfried Seifert hat diese Bedeutung aus ihrem Figurenprogramm abgelesen und im Katalog »Ecclesia Triumphans Dresdensis« (Wien 1988) analysiert. Bedenkt man aber, daß der Bau auf einem eigens für ihn aufgeschütte ten Terrain über dem Elbbrückenkopf errichtet wurde, und zwar so, daß er die bis dahin beherr schende Schloßfassade verdeckt ist, so erkennt man, daß auch dieser Standort programmatisch war. Seit 1739 wurde das Bild der sächsischen Residenzstadt von einem Katholischen Monu ment dominiert. Dies machte als erster der venezianische Hofmaler Bellotto bewußt in seinem berühmten Gemälde, das er vom Gelände des heutigen Hotels Bellevue aus malte. Andere Kunstwerke, die von der königlichen Familie bestellt wurden, haben den gleichen gegen- reformatorischen Inhalt, am deutlichsten jene, die den Heiligen Franz Xaver darstellen. Dieser bedeutende Jesuit, Freund und Mitarbeiter des Ordensgründers Ignatius v. Loyola, war einer der erfolgreichsten Heidenbekehrer. Er missionierte im zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts in Indien und Japan und wurde 1623 heilig gesprochen. Franz Xaver war Lieblingsheiliger der Königin Maria Josepha. Kaiser Karl VI. hatte sie auch deswegen mit dem sächsischen Kurprin zen verheiratet, damit sie dazu beiträgt, dessen ketzerische Untertanen in den Schoß der Katholi schen Kirche zurückzuführen und zugleich die Kaiserliche Partei im religiös gespaltenen Römi schen Reich zu stärken. Einer ihrer Söhne erhielt den Namen Franz Xaver (er war der Admini strator des Kurfürstentums Sachsen von 1763 bis 1768). Zweifellos auf Anregung dieser from men Habsburgerin modellierte Kändler in Meißen die große Porzellangruppe, die den Tod des Heiligen darstellt. Daß der Hofbildhauer ein Sohn des evangelischen Pfarrers von Seligstadt war, behinderte ihn ebensowenig bei der Gestaltung dieses und anderer gegenreformerischer Bild werke, wie der venezianische und also zweifellos katholische Hofmaler Grone Bedenken trug, die Innenkuppel der lutherischen Frauenkirche auszumalen. Solche Verhältnisse in Kunst und Leben waren damals nicht normal. Noch gab es Kriege, Unruhen und Vertreibungen ganzer Bevölkerungsgruppen von Polen bis England wegen religiöser Konflikte. In Sachsen aber hatte die Konversion Augusts des Starken eine Periode der Toleranz eingeleitet. Sie wurde von seinem Sohn und Nachfolger fortgesetzt. Schon als Kronprinz folgte er mit Maria Josepha, wie die Curiosa Saxonia berichten, einer Einladung des Hofjuden Jonas Meyer zu einem Fest in dessen Haus. Dieses Verhalten zu den seit Jahrhunderten Diskriminierten war absolut ungewöhnlich und kam einem Bekenntnis gleich. Unter seiner Regierung wuchs die jüdische Bevölkerung Dresdens um das Achtfache an; er gewährte ihr 1751 das Recht auf einen eigenen Friedhof, und dies war eine Form des Heimatrechts. Auch in Warschau sorgte I