Von Irmgard Lange - Allmers Die Nordsee-Woge umspülte die rote Insel und die weiße Düne. Bren nende Sommertage gingen über das grüne Land und den weißen Strand, kraftvolle Regengüsse peitschten sturmgetrieben gegen die schützenden Molen und Buhnen. Und doch, das sehnsüchtige Automobilistenherz lieb uns keine Ruhe. Wir wußten: Ein Telegramm nach Bremen genügte, und der starke Hansa-Lloyd-8-Zylinder mit seinem neuen Schnellganggetriebe und allen anderen technischen Errungenschaften, die er in den letzten Jahren adoptiert hatte, stand am Bollwerk von Bremerhaven für uns bereit, um uns in die blaue Weite zu führen. Und so wurden, wie gut es uns auch auf Helgoland erging, immer wieder die Karten auf geschlagen und der rot angezeichneten Wege vielverschlungenes Netz verfolgt. Lockende Straßen, schwierige Kurven, steigende und fallende Serpentinen, Namen uralter Städte, blaue Seen, breite Flüsse. . . . Hoch von Norden her lenkten wir unseren Blick nach dem Süden, wo eine andere, mildere Küste sich dehnte. Es stand bei uns fest: Von Meer zu Meer sollte die Fahrt führen, von Helgo land zum Lido! . . Durch Norddeutschland ging’s über Hannover und Thüringen zunächst nach Bayern. Immer jagten wir in schnellem Tempo dahin, ganz bezaubert von dem Reiz einer Fahrt im starken Wagen, ganz sicher in dem Geluhl, einen uhrwerksgenau arbeitenden Motor zu haben. Kaum, daß wir im alten bischöflichen Würzburg ein wenig rasteten, um wieder einmal die schönste RdTTipl r -R pcinpn7 711 Qphpn Schon eilte der Wagen weiter über München, Kochel und Mittenwald, hinein in die unerhörte Alpenherrlichkeit, die sich jenseits von Scharnitz vor uns auftat. Wie schön sind diese Straßen heute! Fast wie cm lraum zu denken, daß einst Hannibal im grauen Altertum mehr als sein halbes Heer bei der Überquerung der Alpen einbüßte; ja, daß es noch Napoleon vor nicht viel länger als hundert Jahren bitter schwer gewesen ist, mi seinen 30 000 Mann über den großen St. Bernhard zu kommen! Schon sind sie — und doch auch schwierig für Fahrer und Wagen. Mit Stolz und Begeisterung blickt der Lenker auf seine Maschine, die, ganz gleicn ob sie den Finstermünz-Paß mit seiner 1000 m Höhe nahm, oder ob sie die beinahe 3000 m des Stilfser Jochs erklomm, mit ihrem ruhigen Gang trotz