von Michael Doyce Deutsch von Irene Kafka Illustrationen von Weinert Drei Männer ritten stadtwärts. Ihre Pferde stampften mit den Hufen den lockeren Grund, wirbelten Staubwolken in den stillen, glühenden Nach- mittag hinein. Von fern kam eine andere kleinere Wolke langsam auf sie zu. Ein Mann war es, der ausschritt, ein kleiner, wettergegerbter Mensch, auf dessen Schulter ein Sack lag. Er rief sie an: „Gehe ich hier richtig zum Haus von Jem White?“ ■ *t. ganz richtig, Goldgräber , antwortete ihm einer. „Nach einer halben Meile kommst du zu einem Gummibaum, und dann geht es nach rechts. Das Blockhaus steht an einer Wegbiegung rechts von der Strecke.“ „Wird Jem White jetzt im Blockhaus sgin?“ „Gewiß. Und zwar ganz allein, beim Nachmittagsschläfchen. Du wirst ihn er kennen, denn es wird heute kein anderer dort sein.“ „Ich werde ihn erkennen“, sagte der Fremdling, als spräche er zu sich. „Lebe wohl, Goldgräber.“ „Lebt wohl.“ Die beiden Wolken rückten auseinander. Mit dem Sack auf den müden Schultern schritt der Fremde aus, und die drei Männer spornten ihre Pferde zum Trab. ,,Jem wird nicht übermäßig beglückt sein, ihn heute zu sehen“, sagte lachend einer von ihnen. „Ihr wißt, warum er uns den Nachmittag freigab.“ „Nein“, sagte ein anderer. „Warum denn?“ „Er möchte Judy ein bißchen für sich allein haben. Sie kommt herübergeritten, ihn zu besuchen.“ „Ich wußte gar nicht, daß Jem so einer ist.“ „Jem? Jem ist berüchtigt, der ärgste Schürzenjäger in ganz Australien zu sein. Ist ihm ganz gleich, auf welche Weise er die Frauen kriegt. Erst im vorigen Jahr mußte er aus Brisbane flüchten. Dort hatte er etwas mit einer verheirateten Frau, und der Mann schoß nach ihm. Man sagt, er müsse das jetzt absitzen. Doch es wäre mir leid um Judy, wenn sie sich heute nachmittag umsonst zu Jem bemühte.“ „Sie w'eiß sich zu helfen“, sagte der Dritte. „Als sie sechzehn Jahre alt war, jagte sie zwei berittene Polizisten mit der Reitpeitsche von ihrer Farm.“ 111/28 1553