Begleiterscheinung, Homosexualität unter noch nicht völlig entwickelten Jugend lichen, haben das „M“ im Sinne von Weininger als Komponente im Wesen des englischen Maskulinums bereits vor der Ehe entwicklungsmäßig bedrängt und eingeschränkt. Der vielfach fehlende Umgang mit den kontinental-europäischen zahllosen Varianten des „süßen Mädels“ haben im reichen jungen Engländer einen Zynis mus in der Einstellung zu erotischen Dingen hervorgerufen. Die natürlichen und unnatürlichen Umwege des „Abreagierens“ bedingten fast immer eine Aus schaltung des Gefühlsmomentes der persönlichen Anziehung als Triebkraft. England ist daher das Geburtsland jener Form des antiphysikalischen und dennoch seelenlosen Ge schlechtskampfes, des Flirts, geworden, der alles, was eine Phantasie zu begehren vermag, verheißt und nichts, was auch der phantasieloseste Bauer braucht, zu gewähren gesonnen ist. Der Flirt, der sich in der Küche und im Salon, in anderen Worten, aber in denselben Formen und Gesten abspielt, ist die Verderberin der Englän derin als Mutter. England, das jetzt fast eine stationäre Bevölkerung erreicht hat, und in einigen Jahren, wie seine Sexualsachverständigen behaupten, Frankreichs Schicksal zu teilen berufen ist, hat die brutale Frau und nicht nur die Lady hervorgebracht. Diese Frau, der „Vamp“, die mit den erotischen Wünschen des Mannes nur spielt, um dadurch ihre gesellschaftliche oder finanzielle Position zu verbessern, will nur Kinder bekommen, wenn sie den Kindersegen als einen völlig unvermeidlichen Teil ihres „Kontraktes“ empfindet, den sie aus Gründen der Erbschaftsgesetzgebung (Anerben recht) erfüllen muß, um nicht ihren Halt über ihren Geld- und Güterlieferanten zu verlieren. Seit Jahr- sidney Hunt hunderten hat die englische Frau zuerst der Ober schicht, dann der Mittelschichten das Kind, das lebendige Menetekel an den unangenehmen Teil des Bekleidungs- und Vergnügungskontraktes, aus ihrem Leben verbannt. Die Nurse, die Gouver nante, die Internate — erst preparatory school, dann public school, endlich College oder Kriegsschule — übernehmen die Erziehung in Massenregie und verewigen die so bequemen anpassungsfähigen erotischen Eigenschaften des Vaters für kommende Geschlechter der Töchter. In England stirbt man weder als Jüngling noch als Jungfrau, weder als Witwe noch als Mätresse an gebrochenem Herzen. Das Herz hat mit den englischen Liebes- erscheinungen nichts zu tun. Das Herz schlägt nur höher bei dem Erklingen des im Weltkrieg berühmt gewordenen Kampfliedes: „O land of Hope and Glory, Mother of the Free“. Der Engländer und die Engländerin Heben nur die „stately homes of England“, aber nicht diejenigen, die sie bewohnen, oder das, was sich darin tut. 42