Art, mit der er die Parteibonzen attackierte, schien vielversprechend. Die Komintern war zu jener Zeit auf der Suche nach deutschen Ar beitern, die dazu taugten, nach einem Schnellkurs auf der kommu nistischen Universität, mit dem ABC des Marxismus ausgestattet, der deutschen Arbeiterklasse als die erleuchteten Führer präsentiert zu werden, um der reformistisch er weichten SPD-Clique zu zeigen, was eine richtige proletarische Harke ist. Teddy, der damals einen grün lich schimmernden, altfränkischen Hochzeitsbratenrock trug, und einen roten Schnurrbart unter seiner Kar toffelnase, verstand es ausgezeichnet, waschechtes, intransigentes Klas senbewußtsein zu posieren. Er po sierte in aller Naivität und darum Adolf Mutter Fixer, du Bengel! Hast dir wohl einen Fünfjahresplan für ein paar Stiefel gemacht! überzeugend. Wie wirkte das, wenn er bei einer Rede in Hitze kam und sich Kragen und Schlips abband, um diese kleinbürgerlichen Attribute der Männlich keit in die Hosentasche zu versenken! Da mußte doch jeder sagen: Das ist noch ein Kerl! Wie begann Thälmanns Aufstieg? Damals führte Ruth Fischer mit ihren jungen Studenten die linksoppositionelle Fraktion der Kommunistischen Partei. Die alte Führergarnitur um Brandler und Thalheimer sollte verdrängt werden; sie erschien sozialdemokratisch belastet. Ruth Fischer, Maslow, Scholem, der heutige Uni versitätsprofessor Arthur Rosenberg und andere Intellektuelle hatten jedoch nicht genügend Brisanz, um die altbewährten Bollwerke der Parteiführung umzulegen. Dazu brauchte man proletarische Rammbären wie Thälmann. So wurde T hälmann als das proletarische Aushängeschild in die Parteizentrale nach Berlin geholt. Und die angeblaßten Zauderer, die sich das eigene Denken nicht abgewöhnen konnten, mußten vor soviel proletarischer Blutechtheit weichen. Die Präsidentenwahlkampagne des Jahres 1925 machte seinen Namen weit über die Partei hinaus bekannt. Jetzt war Thälmann ein politischer Faktor, mit dem man auch in Moskau rechnen mußte. Da alle um ihn herum an seine Wichtigkeit glaubten, begann auch er daran zu glauben. Nun schliff er sich äußerlich ab. Der Bratenrock verschwand, der Schnurrbart fiel. Ein Bild nach der Präsidentschaftskandidatur zeigt den damals Vierzigjährigen im gutsitzenden Sakko, ein Mützchen auf dem Kopf, eine Hand in der Tasche, in der charakteristischen Fotografier-Pose Lenins. Das frische, derbe, gutmütige Jungensgesicht Thälmanns gewann durch den Fall des Schnurrbarts und das innere Leuchten des Machtbewußtseins. Er wurde auf geschlossener und begann Selbstbewußtsein und Tatkraft zu zeigen. Als nach einer internationalen Konferenz in Moskau die Teilnehmer in den großen Alexandersaal 197