rauen im ß / oupe Von Else Alken Illustrationen von L. Duperrex S /ame Nr. 1 hatte, was sie wollte / / — sie saß behaglich eingedrückt ( / J in ihre Coupeecke und erwartete OC/ die Abfahrt des Zuges von Bozen nach Wien. Sie war allein, Nichtraucher. Dame Nr. 2 trat herein, fragte ver bindlich, im österreichischen Dialekt, ob der gegenüberliegende Fensterplatz frei wäre, belegte ihn und verschwand in den Korridor ans Fenster, öffnete es rasch reisegewandt und fing an, mit einem sehr jungen, eleganten Herrn zu sprechen, der auf dem Bahnsteig stand, sich in Ver beugungen bald erschöpfte, dann eilig nach Blumen, Früchten, Zeitungen lief, alles Dame Nr. 2 hereinreichte, um nun in tensiv und gefühlvoll Abschied zu nehmen. Den Bahnsteig erfüllte das übliche Durcheinander, das vor der Abfahrt jedes Zuges entsteht. Alles Eßbare, alles Rauch bare, alles Lesbare wird offeriert, und jede Nation kann sich ihre diesbezüglichen Wünsche erfüllen. Händedrücke werden getauscht, Küsse werden gegeben oder genommen, stürmisch, apathisch, gewohn heitsmäßig — Grüße werden aufgetragen und niemals ausgerichtet. „Schreibe, schreibe 1“ wird gerufen, und man schreibt doch so selten. Die Fahrgäste rennen in ihre Wagen, nachdem sie sich für die Fahrt am Büfett gestärkt haben — das übliche Tohuwabohu — wie bei jedem Zuge, an jeder Station, in jedem Lande der Erde! Kurz, ehe der Zug sich in Bewegung setzt, kommt rasch, atemlos, in Röte ge taucht, Dame Nr. 3 die Treppe herauf gerannt, rechts geleitet von einem jungen Mädchen, links geführt von einem Hotel diener. Er ruft: „Hier, gnä’ Frau, hier sein sie!“ Die drei verschwinden im Zuge. Man sieht, wie einer alten Frau ein kleines Kind entrissen wird. Der Hoteldiener packt die entsetzte Alte, reißt sie, die heult und weint, zum Wagen heraus. Die junge Frau, Dame Nr. 3, preßt das Kind an sich, und ehe noch die erstaunten Mitfahrenden überhaupt wissen, was sich ereignet, setzt sich endlich der Zug in Bewegung. Dame Nr. 2 kommt vom Fenster herein, ordnet ihr Gepäck, ihre Zeitungen, ihre Decken, Kissen, Bonbonschachteln, Pakete und Koffer. Dann setzt sie sich in ihre Ecke und fängt, freundlich lächelnd, zu reden an. „Fahren gnä’ Frau auch nach Wien?“ Und als Dame Nr. 1 bejaht, sagt sie, sehr scharmant und liebenswürdig: „Ach, das 651