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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189009263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18900926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18900926
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-09
- Tag1890-09-26
- Monat1890-09
- Jahr1890
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.09.1890
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43. Jahrgang. 22^. Freitag, den 26. Septemder. Inserate werden bi« Bormittag 11 Uhr angenom- !! men und beträgt der Prei« sür die gespaltene Zeile I UM 2D G U. oder deren Raum 1b Psg. LWV» und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städttschen Behörden zu Freiberg und Brand. Die Landrenten und die Landeskulturrenten für 3. Termin 189« find bis längstens 30. Vieses Monats zur Vermeidung sofortiger Zwangsvollstreckung an die Stadtsteuercinnahme hier zu entrichten. Freiberg, den 24. September 1890. Der Stadtrath. lkÄssIer. Bgm. Bekanntmachung. Die mit dem 30. September d. I. fällige Rente, Brandkaffe und Einkommen steuer sind bei der Lokalsteuer-Einnahme in Lu« pünktlich zu berichtigen. WeigolV, Gem.-Vorstand. Dreibündlerisches. Völlig geräuschlos ist in der italienischen Hafenstadt Spezia ein Ereigniß vor sich gegangen, das vor Wochen bereits ganze Wolken von Staub in der politischen Welt Frankreichs und Italiens ausgewirbelt hatte: der Stapellauf des neuen italienischen Kriegsschiffes „Sardegna". An sich ist es noch lange kein politisches Ereigniß, wenn eine fürstliche Persön lichkeit zur Taufe eines Schiffskolosses eine Champagnerflasche an dem Rumpfe des Schiffspanzers zerschellt. In diesem Falle aber waren es allerlei politische Kombinationen, die, im Vor aus an das Ereigniß geknüpft, demselben eine gewisse Bedeu tung für die zukünftige Gestaltung des Verhältnisses zwischen Italien und Frankreich zu geben versprachen. Bekanntlich ist dieses Verhältniß gegenwärtig kein besonders freundschaftliches. Man kann es, seitdem sich die Verhandlungen über die Er neuerung des französisch-italienischenHandelsvertrags zerschlugen, nicht anders als ein gespanntes bezeichnen. Es wurde deshalb sehr bemerkt, daß der Präsident der französischen Republik, als er vor einigen Monaten auf seiner Reise nach dem Süden in die Nähe der italienischen Grenze kam, vor Toulon von einem italienischen Geschwader achtungsvoll begrüßt wurde. Man nahm nun an, daß die französische Regierung, den Geboten der Höflichkeit folgend, diese Aufmerksamkeit erwiedern und zu diesem Zwecke das französische Mittelmeergeschwader nach Spezia entsenden werde, um dort dem König Humbert beim Stapellauf der „Sardegna" die internationalen Ehren zu erweisen. Bereits wurde auch aus Paris von einem Beschluß des Minister- rathes berichtet, nach welchem das französische Geschwader vor Spezia vor Anker gehen und ein Schiff desselben in den Hafen zur Begrüßung des Königs einlaufen sollte. Die Aufnahme, die dieser Beschluß in einem großen Theil der französischen Presse fand, ließ begründeten Zweifel an der Berechtigung der Behauptung auskommen, daß die Franzosen die höflichste Nation der Welt seien. Daß der französische Chauvinismus sich sträubte, den deutschen Kaiser an der Grenze der Reichslande von staatswegen begrüßen zu lassen, wollen wir den Franzosen nicht verargen, in hohem Grade unangenehm aber mußten die Erörterungen berühren, die die französische Presse dar über anstellte, ob man die einfachsten Gebote inter nationaler Höflichkeit einem benachbarten Herrscher gegenüber bei Seite setzen dürfe, und ob dies nicht sogar eine patriotische Pflicht sei, wenn dieser Herrscher mit den verhaßten deutschen Nachbarn ein freundschaftliches Verhältniß eingegangen ist. Während die erregten Erörterungen für und wider in vollem Gange waren, kam plötzlich die überraschende Nachricht, König Humbert werde dem Stapellauf fernbleiben, es werde also der französischen Flagge erspart bleiben, sich im Golf von Spezia zu zeigen. Offenbar verzichtete der König lediglich aus dem Grunde auf den Besuch von Spezia, weil ihn die taktlosen Anfeindungen verdrossen, welche die Entsendung des fran zösischen Mittelmeergeschwaders zu seiner Begrüßung in der französischen Presse gefunden. Er machte damit den uner quicklichen Erörterungen ein rasches Ende. Daß jedoch die tiefe Kluft, die beide Nationen von einander trennt, durch die selben aufs Neue in grelle Beleuchtung gerückt wurde, hatte er nicht verhindern können. Daß solche Vorgänge den zahlreichen Franzosenfreunden in Italien nicht die Augen zu öffnen vermögen, ist schier wunder bar. Tagtäglich toben diese italienischen Französlinge gegen das Bündniß mit Deutschland und hören nicht auf zu predigen, daß nur die französische Republik der wahre Bundesgenosse Italiens sein könne. Sie müßten doch aus der Art, wie man in Frankreich diese Empfindungen erwiedert, unschwer erkennen, daß nach französischer Anschauung ein Freundschaftsverhältniß zwischen den beiden romanischen Nachbarländern nur möglich ist, wenn das kleinere in ein vollständiges Vasallenverhältniß zu dem größeren tritt. Nur deshalb ließ Frankreich seiner Zeit die Errichtung des italienischen Einheitsstaates zu, weil es glaubte, dadurch einen Nachbar zu erhalten, der sich in dau ernder Abhängigkeit von ihm befand. Italien ist nicht im Stande, seine Interessen im Mittelmeer mit eigener Kraft zu Vertheidigen. Es bedarf dazu bei seinen langgestreckten Küsten und bei der Unzulänglichkeit seiner Flotte und Befestigungen des Beistandes einer anderen Seemacht, die nur Frankreich oder England sein kann. Bei der Wahl zwischen Beiden steht die italienische Regierung aber vor der Frage, mit welchem dieser beiden Bundesgenossen sie die Unabhängigkeit des Landes besser zu wahren vermag. Die Antwort auf diese Frage giebt die Geschichte. Niemals hat Frankreich aufgehört, sich als den Hauptanwärter auf das Mittelmeer zu betrachten, dessen Um wandlung in einen französischen See stets sein unverrückbares Ziel gewesen ist. Für Italien würde bei solchem Prozeß nur die Rolle eines Vasallenstaates übrig bleiben, und England sähe sich seines Hauptzugangsnetzes nach dem Orient und nach Indien beraubt. Wenn Italien also Anschluß an eine große Seemacht suchen muß, so kann diese Macht immer nur England sein. Im englischen Interesse liegt es, die Unabhängigkeit Italiens ausrecht erhalten zu sehen; die französischen Pläne laufen einem starken selbständigen Italien schnurstracks zuwider. Von Frankreich aus ist jeden Augenblick aus nächster Nähe ein Ueberfall der italienischen Küsten möglich, von England aus schon der räumlichen Entfernung wegen nicht. Daß sich bei dieser Lage der Dinge Italien derjenigen Mächtegruppe zugesellt hat, welche Frankreich gegenüber steht, war lediglich durch sein Lebensinteresse bedingt. Der Dreibund gewährt der nationalen Unabhängigkeit des Königreichs diejenige Stütze, die es sonst in Europa nirgendwo fände. Ihm verdankt Italien unter Anderem auch den festen Anschluß an die englische Macht, der seinerseits wiederum im dringenden Interesse des allge meinen Friedens liegt, weil ohne Italien in der Friedensgruppe der Mächte Oesterreich durch die dann nöthige Deckung einer italienischen Grenze militärisch in einer Weise gebunden würde, die es ihm unmöglich machte, eintetenden Falles seinem Bünd- nißvertrage gemäß Deutschland „mit seiner gesammten Kriegs macht" beizustehen. Unter diesen Gesichtspunkten betrachtet, gewinnt das Verhältniß Italiens zu Frankreich für die allge meine politische Lage seine Bedeutung. Einen Grund zur Be unruhigung kann es darnach nicht gewähren, wenn die Spann ung zwischen den beiden Nachbarländern anläßlich jenes nun mehr ohne die Gegenwart König Humberts vor sich gegangenen Stapellaufes wieder einmal zur offenen Erscheinung gekommen ist. Im Gegentheil gewinnt die bestehende Gruppirung der Mächte dadurch nur an Bestand und Festigkeit, ohne daß man deshalb auf eine weitere Verfeindung beider Nachbarn hinzu arbeiten brauchte. Durch das anläßlich des Stapellauss der „Sardegna" von König Humbert zweifellos im Einverständniß mit seiner Regierung für gut befundene Verhallen wurde nur bewiesen, daß Italien seinen Platz fest und unbeirrt im Bunde der Friedensmächte inne hält, und daß der Ansturm seiner Irre dentisten und Republikaner gegen das deutsch-österreichische Bündniß nicht nur durch die bessere Einsicht seiner Staats männer, sondern auch durch das Verhalten seiner vermeintlichen Freunde in Frankreich selber unschädlich gemacht wird. Ein wunder Punkt in dem Verhältniß Italiens zu Deutsch land und Oesterreich bleibt es freilich auch ferner, daß Italien — zum größten Theil eben in Folge seines Anschlusses an die Friedensmächte — mit Frankreich durch das Nichtzustande- kommcn eines Handelsvertrages in einen wirthschaftlichen Kriegs zustand verwickelt ist, und daß es infolgedessen schwere wirthschaftliche Nachtheile erleidet. Namentlich hat es dadurch für seinen Wein das Hauplabsatzgebict fast gänzlich eingebüßt. Wenn deshalb das von der deutschen Negierung unterstützte Bemühen Italiens, das Absatzgebiet sür seine Weine in Deutsch land zu erweitern, von Erfolg begleitet wäre, so daß dadurch die wirthschaftlichen Nachtheile seines Anschlusses an die Friedens mächte weniger fühlbar würden, so würde der Agi tation gegen den Dreibund in Italien ein bedeutendes Agitations mittel entzogen werden. Es ist überhaupt wünschenswerth, daß das Verhältniß der Staalen des Dreibundes sich nicht nur auf militärische Verträge, sondern auch auf gemeinsame wirhschaftliche Interessen gründete. Das Bündniß könnte dadurch nur an Festig keit und Innigkeit gewinnen. Vielleicht steht man einem Vor gehen nach dieser Richtung näher als bisher geglaubt wurde. Es wird nämlich behauptet, daß die Herstellung inniger wirth- schaftlicher Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich einen Hauptgegenstand der Besprechungen anläßlich der letzten Kaiserbegegnung in Rohnstock gebildet habe. Die zu den lei tenden Kreisen in Beziehung stehende Wiener „Presse" äußert sich mit Bezug darauf dahin, daß man in Oesterreich-Ungarn wo man eine engere Gestaltung des handelspolitischen Ver tragsverhältnisses zu Deutschland seit Langem gewünscht hat, diese in Deutschland sich geltend machende Stimmung nur mit Befriedigung begrüßen könne. Es dürfe nicht daran gezweifelt werden,daß, wennDeutschlanddemösterreichischen landwirthschaft- lichen Export dieentsprcchendenZugeständnissezu machen bereit sein sollte, Oesterreich-Ungarn nicht anstehen werde, alle jene Gegen tonzessionen zu gewähren, welche dasselbe ohne Schädigung eigener wichtiger Interessen zuzugestehen in der Lage sei. Man dürfe sich sonach der Hoffnung hingeben, daß es in dem nicht mehr fernen Zeitpunkte, in welchem die großen handelspoli tischen Fragen zur Entscheidung gelangen werden, trotz der unbestreitbaren, nicht geringen Schwierigkeiten, gelingen wird, für die Regelung der handelspolitischen Beziehungen zwischen den beiden mit einander politisch so eng verbündeten Reichen eine Formel zu finden, welche dem politischen und wirthschaft lichen Verhältnisse derselben mehr entspricht, als dies gegen wärtig der Fall ist. Allerdings dürfte nicht übersehen werden, daß es, wie erwähnt, der Schwierigkeiten nicht wenige giebt, welche zu überwinden es des festen Entschlusses beider Theile bedürfen werde. Sollte der Plan wirklich bestehen, so wird man in nächster Zeit Näheres darüber hören. Tagesschau. Freiberg, den 25. September. Der deutsche Kaiser traf am Dienstag Nachmittag, be gleitet vom Hofjägermeister Grafen zu Dohna, in Theerbude ein, von der Schuljugend am Dorfe mit lautem Hurrah be grüßt. Sämmtliche Leute des Kgl. Hauptgestüts hatten an den verschiedenen Ehrenpforten Aufstellung genommen. Landstall meister von Frankenberg-Proschlitz überreichte beim Empfang am Bahnhofe den Rapport über den Pferdebestand deS Königl. Hauptgestüts. Freundlichst dankend fuhr Se. Majestät bis zum Logirhause, wo eine Vorstellung der Oberförster erfolgte. Der Ort war schön geschmückt. Nach kurzer Erholung begab sich Se. Majestät sofort zur Jagd. — Der in Kürze bevor stehende Rücktritt des preußischen Kriegsmini sters vonVerdy ist kaum noch zu bezweifeln. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt anscheinend offiziös: „In den Blättern wird neuerdings die Frage erörtert, ob und wann der vor Monaten erwähnte Wechsel im Kriegsministerium eintreten werde. Die „Kreuzzeitung" glaubt diese Veränderung für den nächsten Monat ankündigen zu dürfen, und diese Angabe stimmt mit Andeutungen überein, welche an betheiligter Stelle über eine bevorstehende Aenderung in diesem Ressort gethan worden sind." — Wie bestimmt verlautet, werden Steuerfragen den Reichstag in seiner nächsten Tagung nicht beschäftigen. Zunächst will man nämlich die preußischen Steuerfragen lösen. Erst wenn dies erreicht ist, will man an eine Regelung der Beziehungen der Reichsfinanzen zu den Einzelstaaten heran treten. — In militärischen Kreisen sieht man diesmal mit be sonderer Spannung den Manöverberichten entgegen, in denen es sich u. A. um Gutachten über zahlreiche Neueinfüh rungen handeln soll, welche im Verlaufe der Manöver ihre Probe zu bestehen hatten. Betreffen diese Dinge auch zum großen Theil ökonomische Einrichtungen, so ist doch anderer seits auch, wie man hört, die Anwendung des rauchlosen Pul vers noch Gegenstand umfassender Versuche und Erörterungen, so daß diese hochwichtige Frage noch keineswegs als abgeschlossen anzusehen ist. Gegenüber den Mittheilungen der „Brest. Ztg.", nach denen Fürst Bismarck erklärt hat, daß er noch Mitglied des Staats raths sei, führt die „Magd. Ztg." Folgendes aus: „Fürst Bismarck gehörte zu denjenigen Mitgliedern des Staatsrathes, welche diesem durch ihr Amt angehören; zu dieser Kategorie zählen der Präsident und die Mitglieder des Staatsministeriums, die Feldmarschälle, der Chefpräsident der Oberrechnungs kammer, der Geheime Kabinetsrath und der Chef desMilitär- kabinets, ferner die kommandirenden Generäle und die Ober- prösidenten, „wenn sie in Berlin anwesend sind". Die Mit glieder dieser Kategorie verlieren Sitz und Stimme im Staats- rathe, wenn sie aus dem Amte scheiden, auf Grund dessen sie Anspruch auf Sitz und Stimme haben. Mit dem Ausscheiden aus dem Staatsministerium ist daher auch Fürst Bismarck aus dem Staatsrath geschieden, ebenso wie beispielsweise die Minister von Friedberg und von Scholz un.d alle früher aus dem Dienste geschiedenen Minister. Von allen noch lebenden einstigen Staats ministern ist kein einziger Mitglied des Staatsrathes. Es ist auch nicht zutreffend, daß die Mitglieder des Staatsrathes „unamovibel" (unabsetzbar) sind. Von den 1884 und später in den Staatsrath berufenen Herren werden heute mehrere nicht mehr als Mitglieder geführt, weil sie nicht mehr im Staatsdienste sich befinden. Die Verordnung vom 20. März 1817 wegen Einführung des Staatsrathes spricht nur von „Staatsdienern", welchen aus besonderem königlichen Vertrauen Sitz und Stimme beigelegt wird. Unter „Staatsdiener" verstand man damals und auch später nur Staatsbeamte, seit 1884 hat man auch eine Anzahl Männer berufen, welche weder unmittelbare noch mittel bare Staatsbeamte sind; den Staatsbeamten gegenüber scheint aber noch immer der Grundsatz zu herrschen, daß sie mit dem Ausscheiden aus dem Dienste aufhören, Mitglieder des Staats- rathcs zu sein. Hiernach ist auch Fürst Bismarck nicht mehr Mitglied des Staatsraths. Da er nicht General-Feldmarschall, sondern General-Oberst, wenn auch mit dem Range als General- Feldmarschall ist, so gehört er auch nicht zu den durch ihre militärische Würde berufenen Mitgliedern. Irgend eine Be stimmung über die Absetzbarkeit der Mitglieder, bezw. eine
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