Preis: vlertMh, rige Prönumerarion v ngr. in'S Haus, «ngr. bei Adho, lunz in der Lxpe, dirion. Wochenblatt für Zschopau und Umgegend. (Jeden Sonnabend eine Nummer.) JnserlionsgebLhren werden die Zeile oder deren Ranm mir » ngr. berechn«. ^ 17. Sonnabends, den 26. April 1856. Der Bleiche. Novrllette von C. Keil. In Magdeburg, in der Weinstube der Herren Dankwarlh und Richter, saß ein stiller, bleicher Mann. Er mochte ungefähr 35 bis 40 Jahre alt sein. Vor ihm stand eine Flasche Portwein, der er indeß nur selten zusprach. Sein Auge war groß und dunkel, sein Haar schwarz wie Ebenholz. Dann und wann warf er einen ge nauen Blick in die Magdeburger Zeitung und lächelte wie Einer, der tiefes Mitleiden fühlt. Die Cigarre, die er zu Asche rauchte, schien ihm zu schmecken. Plötzlich wurde es draußen vor dem Fenster lebendig und bald darauf stürmten drei junge Militärs herein, zwei Lieutenants und ein schmuk- ker, bartloser Fähndrich. Wo die Jugend weilt, ist auch der Lärm nicht weit; das vor wenigen Minuten noch stille Zimmer dröhnte jetzt von lautem Sprechen und Lachen. lDer Fähndrich forderte Champagner. „Auf Ehre," rief er, „ich habe geschwitzt wie ein Sauer braten. Die Herren nahmen mich tüchtig mit, und wenn mich der Hauptmann S. vorher nicht so tüchtig cingehetzt — parbleu, ich glaube, ich wäre wieder burchgefallen. Eine alberne Ein richtung, dies Eramen! Gott sei Dank, daß es vorüber, jetzt rollt der Wein noch einmal so schnell die Kehle herunter." „Sollst leben, Lieutenant in spe!" riefen die Andern. „Danke, danke. Trinkt nur, Kinder, Pulver und Blei ist in Masse vorhanden," dabei schlug er an seine Rocktasche, daß das Geld klirrte, „mein Alter hat mich tüchtig verproviantirt. Berlin habe ich bald wieder verlassen, ich kann das Nest, worin ich so qualvolle Stunden ver bracht, nicht auöstehen, und war froh, als ich's mit dem Rücken ansah. Dadurch habe ich ein schönes Sümmchen erspart, daS natürlich noch diese Woche verjubelt werden muß. Also trinkt, Kinder, trinkt, damit Ihr munter werdet. Wir sind doch allein? fcug er, und sah sich in der Stube um. Verflucht, da drüben sitzt Einer. Seht nur das bleiche Stubengesicht!" tenani" ^.stE"fratze, brummte der älteste Lieu. wahrscheinlich in Syrup." ni^ge mausiger, dieses Kauf es ' r - ^Ee der Andere laut, daß es der Bleiche Horen mußte. Fähndrich ^ lsinauspracticiren?" fragte der "Versuch's," meinten die Andern. Der Fähndrich stand auf, ging auf den Le senden zu, und nahm ihm ohne Weiteres die brennende Cigarre aus dem Munde. „Pardon, Monsieur, rief er, „Ihre Cigarre brennt sehr gut, Sie werden mir'S nicht verübeln, wenn ich die melillge daran anbrenne." .. Der Bleiche bUel) ruhig sitzen, doch ward sein Gesicht weiß wie sein Schnupftuch, mit dem er sich die Asche von den Beinkleidern wischte, die durch des Fähndrichs Ungestüm darauf ge fallen war. „Mein 'err," sagte er ernst, „in meinem Vaterlande ist es Sitte, daß man frägt zuvor um Erlaubniß. Ich würde Ihnen gegeben 'aben gern, serr gern mein Cigarr', wenn Sie gebeten 'eilten darum. In meinem Vaterlande thut dies kein Mann von Bildung." „Was geht mich Ihr Vaterland an," höhnte der Fähndrich, „wir sind jetzt in dem unsrigen, und da kann man sich gegen gewisse Leute schon solche Dinge erlauben." „O pfui! ich nicht glaube daS — Ihr Vater land ist so schön und groß und auch so artig, als mein Frankreich. Es giebt viele serr braffe Leute hier!" „Laß den Franzosen," riefen die beiden Lieu tenants, „er versteht Dich nicht, er will Dich nicht verstehen. Teufel, das hätte mir Einer bieten sollen." Der Fähndrich warf lachend die Cigarre auf den Tisch und der Bleiche nahm sie ruhig wieder in die Hand und rauchte weiter. „Was nun?" fragte der eine Lieutenant. „Ich gehe nach dem Herrenkrug." „Und ich ... ich gehe zu Fräulein Fanny," jubelte der Fähndrich. „Wer ist die Fanny?" „Die Tochter meines alten BrummbärS, des Capitäns B