66 DIE SCHATZHÄUSER wieder gefunden wor den. Die Originale sind im Museum auf gestellt, an Ort und Stelle sind sie durch Kopien er setzt. Sie zeigen uns die Taten des Herakles und des Theseus. Der Sinn dieser Zusam menstellung ist klar: die Athener wollten dem dorischen Stam mesheroen ihren Na tionalhelden gleich stellen. Künstlerisch eigneten sich gerade diese Einzeltaten, in denen der Held stets einem menschlichen Gegner oder einem Tiere entgegentritt, trefflich für die knappe Sprache der Metopen. Von den Heraklestaten sind erkennbar der Kampf gegen die kerynitische Hirschkuh (Abb. 27), gegen den nemeischen Löwen, gegen Kyknos (Abb. 28), gegen Geryones; von den Theseustaten der Kampf gegen Amazonen, gegen den Minotauros, gegen den marathonischen Stier, gegen Sinis und Prokrustes, außerdem eine wundervolle Metope (Abb. 29), in der der jugendliche Held seiner Schutzgöttin Athene gegenübergestellt ist, fast wie ein Bruder der Schwester, sie scheint ihn ihres Beistandes zu ver sichern. Es ist kein Zweifel, daß die besondere Liebe und Sym pathie des Künstlers dem Theseus gehört. Jugendlich schlank und geschmeidig wie ein athenischer Ephebe und doch schon so gewaltige Taten wie z. B. das Ringen mit dem stierköpfigen Minotauros oder das Niederwerfen des marathonischen Stiers. Und dabei im Kampf mit der Amazonenkönigin Antiope (Abb. 29), die er tötet und als Sterbende in seinen Armen auffängt, ein Strahl edelster Humanität, im Tode schweigt die Feindschaft und die na türliche Herzensgüte, die Bewunderung für die im Tode so rührend Abb. 29a. Metope vom Athenerschatzhaus. Athene und Theseus