Suche löschen...
Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 12.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188608123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18860812
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18860812
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1886
- Monat1886-08
- Tag1886-08-12
- Monat1886-08
- Jahr1886
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^§94. Wochenblatt 1886. für ZschopL« und Amgegend. Amtsblatt für die König!. Amtshauptmannschaft zu Flöha, sowie für das König!. Amtsgericht und den Etadtrat zu Zschopau. Gisch«t»t »»d «»imatnid und »Kd a« >br»d »nH«r «»»»e»«bn> »nd «nsnrdet. 1 M. er«!- »sle»,eddhrcn »nd Voftlstelm. S4. Jahrgang. Donnerstag den 12. August. Jnseral- werden sLr hier mit s >«il«' ' r auiwSrt» mit 10 Pf. pr« «esp-llene ikorpnlzeil« berechnet und dt« mittag» IS Uhr de» de» ° 4rtche< ' ' lag« de« Hrlchitnen» vorhergehenden Lage» angenommen. Rußland «nd Deutschland. Seit langen Jahren ist die sogenannte tote Jahreszeit nicht so belebt gewesen, wie in diesem Sommer. Man hat die Empfindung, daß in den Regionen der hohen Politik etwas Außergewöhn licheS hervorgeht. ES ist nicht unsere Liebhaberei unS in willkürlichen Vermutungen über die aus wärtigen Dinge zu ergehen; das Geschäft der Diplomatie ist auch heute noch sehr undurchsichtig und in Deutschland haben wir uns auf Grund langjähriger Erfahrung mit vollem Recht ge wvhnt, dem Fürsten viSmarck unbedingtes Ler txäuen zu schenken. Aber die Anzeichen einer bedenklichen Krise, der unser Verhältnis zu Ruß land im Augenblick unterliegt, können doch nicht umhin, auch" die Laien in der auswärtigen Po litik aufs lebhafteste zu beschäftigen. Schon lange her ist eS freilich, daß wir uns des Glauben- an die unzerstörbare Festigkeit der russischen Freundschaft entwöhnt haben; die Feind seligkeit deS Panslavismus gegen Deutschland datiert nicht von gestern. Indes ist sie selten so laut hervorgetrrten» wie in der letzten Zeit, und vielleicht ist sie noch niemals so nahe daran gewesen, auf die amtlichen Beziehungen zu Deutschland Einfluß zu gewinnen. Der Grund der Feindseligkeit ist sehr einfach: DaS Deutsch tum ist für die weitstrebenden Pläne des Pansla> viSmuS ein Hindernis, deshalb muß eS gehaßt werden. Freilich kann man diese Wahrheit nicht offen heraussagen,, vielmehr klagt man Deutschland der Undankbarkeit gegen Rußland an. Undank wofür? Weil Rußland sich 1870 nicht in einen Streit eingemischt hat, der es gar nichts anging? Oder etwa dafür, weil eS gegen die Zusammen faffung Deutschlands zu einem einheitlichen Staats wesen keinen Widerspruch erhoben har? Wir find unS in Deutschland sehr wohl bewußt gewesen, wieviel Rußland unS 1870 hätte schaden können; und daß darin, daß die- unterblieb, zum mindesten ein Beweis wertvoller Freundschaft Alexanders II gegen feinen greisen Oheim lag, ist bet un» allezeit unumwunden anerkannt worden. Aber wenn dafür, nachdem Rußland sich während deS Darniederliegen S Frankreichs durch die Durchlöcherung deS Pariser Vertrages reichlich bezahlt gemacht hatte, überhaupt noch rin Gegendienst verlangt werden sollte, so konnte e» nur der eines gleich neutralen Verhaltens in einer uns nicht unmittelbar berührendes Angelegenheit sein. In Deutschland ist man der Ueberzeugung, diesen Gegendienst während deS BalkankriegeS und deS Berliner Kongresses, auf welchem Fürst Bis marck die Rolle des ehrlichen Maklers spielte, vollauf geleistet zu haben. Die Russen find an derer Meinung; sowohl damal», wie in der gan zen Folgezeit habe die enge Freundschaft mit Deutschland Rußland nur Schaden gebracht. Auch daß Deutschland sich an seinem Teil bemüht hat, die Verletzung deS Berliner Vertrage» durch Bul garien nicht zu einem Weltbrand werden zu lassen, ist ein Zeichen unserer Dankbarkeit, eine verderb liche Folge der Teilnahme Rußlands an dem mitteleurosMcht« Friedensbund. „DaS Ueber- gewicht Deutschland» lastet schwer auf unS" — klagt die russische Presse, und da» in einem Augenblick, da Rußland sich nicht minder eigen mächtig, wie Bulgarien, über den Berliner Ver trag hinwegsetzt. Wa» ist denn diese» angebliche Uebergewicht Deutschland« andere», als daß eS der VtaatSkunst de» Fürsten Bismarck gelungen ist, drei oder vier Großmächte zu einer ehrlichen Friedenspolitik zu vereinigen? Ein solcher Frie- densbund legt notwendig jedem Teilnehmer die Verpflichtung auf. dem Interesse der übrigen zu widerlaufende Bestrebungen beiseite zu lassen. Diese Fessel ist eS, welche die Russen sprengen wollen. Ihr Ziel ist der Besitz Konstantinopels; nur wer sie in der Erreichung desselben fördert, gilt ihnen als Freund, wer ihnen darin hinderlich ist, ist ihr Feind. Nun, solche Förderung werden sie von Deutschland nie zu erwarten haben. Wie gering die Interessen des deutschen Reiches als solchen in der Türkei sein mögen, zum Vorteil des Deutschtums im ganzen wäre eS jedenfalls nicht, wenn die Balkanhalbinsel in die Hände Rußlands fiele. Unsere Freundschaft gegen Ruß land mag uns bestimmen, die Vergewaltigung des Deutschtums innerhalb der russischen Grenzen schweigend, aber mit schwerem Herzen hinzuneh- men, aber die Welteroberungspläne deS Pansla vismus auf Kosten deS Deutschtums zu unter stützen — dieser Preis wäre unS für die russische Freundschaft denn doch wohl immer zu hoch. Da» ist so selbstverständlich, daß die offiziell« Politik Rußlands stets damit gerechnet und sich demge mäß eingerichtet hat. Möge eS ihr auch diesmal gelingen, sich dev Einwirkung deS fanatischen PanslaviSmus zu entziehen. HrMches ««- Sächsisches. — Unser Vogelschießen ist am Montag Abend mit dem üblichen Einzüge beendet worden. In folge der günstigen Witterung erfreute sich dieses beliebte Volksfest eines zahlreichen Besuches und verlief bis zum Schluß in schönster Weise. Zur Geschichte der Schützengilden wird uns noch folgende ergänzende Mitteilung zugesandt: Im Jahre 1286 gab Herzog Boleslav der Streitbare von Polen den Bürgern von Schweidnitz i. Schl ein Fest, bei dem zum ersten Male eine Stange mit dem Vogel errichtet und den besten Schützen Auszeichnungen zuerkannt wurden. Der in dem damals polnischen Schlesien angesessene deutsche Adel brachte dann diese neue Sitte ungesäumt auch nach Deutschland hinüber und stellte sich an di« Spitze dieser Festlichkeiten, bi» bei dem später finkenden Einfluß des Adels daS Bürgertum die Sache in die Hand nahm und von da ab seine schnell aufblühenden Schützenfeste mit immer stei gender Vorliebe feierte. — ES können also Heuer die Schützengilden daS Jubiläum deS 600jährigen Bestehens diese» Volksfeste» feiern. — DaS Krankenkassen-Gesetz hat sich zum Teil Aufgaben gestellt, die einzelne Kassen jetzt nicht leisten könne». Man hat übersehen, daß, wenn man der Krankheit alle ihre unangenehmen Wirt- chaftlichen Folgen nimmt, die Zahl derer wachsen vird, die sich für krank halten^. Deshalb werden die Kassen jetzt über Erwarten in Anspruch ge nommen, daher auch die Klagen über Simulationen, die wahrscheinlich nur selten gerechtfertigt find. Die Leute heucheln keine Krankheit, sondern sie lassen sich nur jetzt in einem Zustande ärztlich behandeln, in welchem sie früher sich noch für arbeitsfähig hielten. Daß die dadurch vermehrte und unerwartete Inanspruchnahme der Kassen von den Aerzten zum Teil unentgrltlich getragen wer den soll, ist eine ungerechtfertigte Zumutung. — Im Königreiche Sachse« ereigneten sich im Monat Juli diese» Jahre» an Gebäuden 243 Brand- bez. Gchadenfälle, und zwar entstanden 154 durch Blitzschlag (51 zündende und 103 kalte Schläge) und 89 durch andere Ursachen. Auf die AmtShauptmannschaft Flöha entfallen drei Blitzschläge. — Der Turnverein zu Wolkenstein feierte am vergangenen Sonntag das Weihefest seiner vom Restaurateur Arnold aus eigenen Mitteln erbauten Turnhalle. Das Fest wurde am Morgen durch eine Reveille eingeleitet. Nachdem biS mittags 1 Uhr der Empfang der auswärtigen Turnvereine, u. a. auch der Tnrn-Klub Zschopau, erfolgt war. setzte sich um 2 Uhr der Festzug nach der geschmückten Turnhalle in Bewegung. Hier angekommen, hielt der Bürgermeister eine kernige Rede, welche mit einem begeistert aufgenommenrn Hoch auf Kaiser und Reich, König und Vater land schloß. Dem vom Männer-Gesangverein ausgeführten Weihegesang folgte ein Riegen- und Kürturnen. Um 8 Uhr begann ein Kommers in der Turnhalle, wobei manche Trinksprüche, ernsten und heiteren Inhalts, auSgebracht wurden. — Am Bahnhofsgebäude in Flöha wirdeine von allen Reisenden willkommen zu heißend« Verbesserung hergestellt. Es wird der Perron zu beiden Seiten, so weit der Mittelbau des Ge bäudes reicht, mit einer schützenden Bedachung versehen, welche soweit vorstößt, daß die Reisen den bei ungünstiger Witterung völlig ungestört in die auf dem ersten Gleise vom Perron ab halten den Züge gelangen können. — In den höheren Gebirgsgegenden, z. B. in der Nähe von Bienen mühle, ist eS am letzten Freitage ganz ungewöhnlich kalt gewesen; das Thermometer fiel in den frühen Morgenstunden unter dem Gefrierpunkt, sodaß vielfach Eisbildung in den waldigen Schluchten dort wahrgenommen wurde. — Der Rat zu Chemnitz bewilligte zu dem Vau einer nötig gewordenen dritten Barracke für da» Stadtkrankenhaus 43 852 Mark. — Etwa vor Monatsfrist brachten wir die Mitteilung, daß in Chemnitz ein achtjähriger Knabe eine Stecknadel verschluckt habe. Derselbe hatte sich in- Abwesenheit deS Vaters (die Mutter war einige Tage vorher begraben worden) beim Spielen mit seinen Geschwistern die Zeit dadurch zu vertreiben gesucht, daß er auf einer Dute, in die er geblasen, eine Erbse hatte tanzen lassen, durch die er eine Stecknadel gesteckt. Bei dieser Spielerei war die wahrscheinlich locker gewordene Stecknadel in den Schlund des Kinde» und weiter hinabgerutscht. Der bedauernswerte Knabe war sodann der Pflege im Krankenhause übergeben worden und hat man sich daselbst alle erdenkliche Mühe gegeben, die Nadel auS dem Körper zu entfernen. Leider war eS bis Freitag voriger Woche auch nicht durch operative Eingriffe ge lungen, dieselbe zu erlangen. Da endlich am Sonnabend half sich der Körper selbst. Bei Ge legenheit eines Hustenanfalle» kam die Nadel zur großen Freude aller wieder zum Munde heraus. Der Knabe scheint nunmehr außer aller Gefahr zu sein. — Ein seltener Fall wird auS Oberneukirchen bei Chemnitz gemeldet. In einem dasigen Gehöft« wurden von einer Kuh drei Kälber zur Welt gebracht, die alle sich in gesundem Zustande be finden. - Ein Oekonom in Zwickau wäre am Frei tag Nachmittag beinahe auf freiem Felde ver brannt. Derselbe stand auf einem bereits hoch mit Getreidegarben beladenen Erntewagen und ließ sich durch Arbeitsleute noch mehr Garben hinaufreichen, als plötzlich die Helle Flamme auS dem Wagen hervorzüngelte. Nur durch einen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite