sterliche Hausfrau den Satz. „Dann darf ich die hohen Herren endlich zu einem zwar kalten, aber sonntäglich gehaltvollen Abendimbiß bitten. Er steht bereits nebenan gerichtet.“ Das lassen sich die „hohen Herren“ nicht zweimal sagen, Emma Behrings kalte Platten genossen einen be achtlichen Ruf. Bald tafeln die drei in fröhlicher Laune und hören dem Hausherrn zu, der in aufgekratzter Stim mung ein fesselnder Plauderer ist. Er erzählt von den schönen Frauen in Wiesbadens Kuranlagen; er erzählt vom Spielsaal in Baden-Baden; er schildert amüsant die vornehme Luft in der Umgebung der Frau Großherzogin auf der Yburg; er beschreibt die wundervolle Fahrt durch die Obstbaumblüte im sonnigen Rheintal; er kann gar nicht aufhören, die reizende, unaufdringliche Gastlich keit der Familie Binz in Bonn zu loben. Das interessiert Emma Behring besonders, weshalb sie schließlich fragt: „Woher datiert eigentlich deine Freundschaft zu Geheimrat Binz? Ich bin darüber nicht genau im Bilde.“ „Aber Emma, das weißt du doch. Ich bin am 22. März 87 zum Stabsarzt befördert und zugleich zum 2. Rheini schen Infanterie-Regiment Nummer 28 nach Bonn ver setzt worden. Und da habe ich nebenher am Pharma kologischen Institut der Universität Bonn wissenschaft lich gearbeitet. Dies Institut hat Binz, ich glaube schon 69, ins Leben gerufen, er leitet es noch jetzt.“ „Die Versetzung nach Bonn nenne ich heute einen glücklichen Zufall in deinem Beruf. Prosit, Emil!“ freut sich die Schwester. „Kein Zufall, Fräulein Emma“, mischt sich Wernicke ein. „Dein Protest nutzt dir nichts, lieber Freund, deine Schwester kann ruhig die Wahrheit erfahren. — Vor zehn Jahren, als Sie noch bei Ihrem Papa in Hansdorf zur Schule gingen, stand Ihr Bruder als Assistenzarzt zweiter Klasse in Posen. Als solcher war sein Dienst nicht allzu aufregend. Und weil Ihr Bruder damals schon ehr geizig war, erwirkte er sich von dem Direktor der Staat lichen Versuchsstation in Posen, Wildt mit Namen, die Erlaubnis, während seiner Freizeit experimentelle Unter suchungen in der Anstalt machen zu dürfen. Das Ergeb-