Werbeplakat des Hotels »The Venetian« in Las Vegas, erbaut 1999 nen - als ein identifikatorisches Zeichen, als komplementäres kulturelles Symbol, das dem kom merziellen modernen Frankfurt entgegengestellt wurde. Warum will man das Berliner Schloß wieder aufbauen? Wie stark geht es dabei um das architektonische Kunstwerk? Welche Rolle spielt der Wunsch, gewissermaßen Rache an Ulbricht zu nehmen? Wie bedeutsam war das Schloß wirk lich für die historische Identität von Berlin? Welche Bedeutung hat dabei ein nationales, haupt städtisches Repräsentationsbedürfnis? Wieviel Preußennostalgie steckt hinter dem Wiederauf bauwunsch? Und was steckt hinter der Preußennostalgie? Läßt man die Fragen nach den Motiven und ihren Inhalten weiter schweifen, dann fällt der Blick unweigerlich auch auf eine kulturell abschüssige Ebene, nämlich dorthin, wo das Geschichtliche bzw. das Bild davon, für Zwecke benutzt wird, die mit Kultur nichts mehr zu tun haben, dort hin, wo es nur um Repräsentation geht, dorthin, wo die kulturelle Konnotation oder Assoziation nur als animierende Suggestion kommerziell ausgenutzt wird. Das reicht von dem aus histori schen Bauteilen zusammengesetzten Märchenschloß San Simeon in Kalifornien, mit dem der Zeitungskönig William Randolph Hearst (der »Citizen Cane« des Films) seinen neureichen gesell schaftlichen Ehrgeiz befriedigen wollte, über die »Cinderella Castles« in Freizeitparks bis zu den historischen Kulissenbauten der neuen Hotels in Las Vegas oder auf Teneriffa, in denen die geschmackliche Naivität des Publikums mittels der emotional animierenden Eigenschaften des Historischen schamlos ausgenutzt wird. Vor dieser abschüssigen Ebene ins Triviale, Sentimen tale und Geschmacklose liegt eine Grenze, die wir hoffentlich noch als eine wesentliche emp finden, nämlich als die ethische Grenze der Aufrichtigkeit des Anliegens, jenseits von der die inhaltlichen Werte, die mit der aus der Geschichte überkommenen Kultur verbunden sind, miß braucht, entleert und entwertet werden. Und das fängt schon mit der von Beethoven- oder Mozart- musik untermalten Werbung an. Hüten wir uns davor, uns daran zu gewöhnen!