36 Historisches Handwerk und moderne Methode - Zur Technologie des Wiederaufbaus Redaktionsgespräch mit Eberhard Burger, Baudirektor der Frauenkirche Dresdner Hefte (DH): Zu Beginn unseres Gespräches über die besonderen Technologien, die beim Wiederaufbau der Frauenkirche angewendet werden, möchte ich gern von Ihnen noch ein mal die wichtigsten Grundprinzipien erläutert bekommen, also Stichwort »Archäologischer Wiederaufbau«, alte Geometrie, traditionelle Baumethoden. Eberhard Burger (EB): Wir haben uns mit dem Wiederaufbau das Ziel gesetzt, den Bau von George Bähr wieder genau so zu errichten, wie er ihn ab 1726 gebaut hat. Veränderungen beschränken sich auf ein Minimum und betreffen, von der Ausnahme Unterkirche abgesehen, nicht die sichtbare Gestalt. Dabei sollen so viel wie möglich von den geborgenen Steinen der Frauenkirche eingebaut werden, was zum Begriff des archäologischen Wiederaufbaus geführt hat. Wir haben zu Beginn umfangreiches Material ausgewertet - alte Zeichnungen, Unterlagen späterer Reparaturen, Fotos der Frauenkirche und natürlich die geborgenen und vermessenen Steine selbst —, wir sind also immer vom Befund ausgegangen und haben so Schritt für Schritt die genaue Gestalt der Kirche, ihre ursprüngliche Geometrie, rekonstruiert. Klar war auch, wir wollen die Kirche in traditioneller Bauweise als gemauerten Sandsteinbau rekonstruieren. Die Gratwanderung bei der Umsetzung, vor allem beim eigentlichen Steinbau, bestand dann darin, die alten handwerklichen Methoden sinnvoll zu verbinden mit unserer modernen Technik. Da bei hatten wir durchaus nicht von Anfang an ein fertiges Konzept, vieles hat sich in seinen Fein heiten erst bei der Arbeit selbst ergeben, also: lerning by doing. DH: Wenn wir noch einmal auf den Anfang zurückblicken: 1993 begann die Enttrümmerung, das Abtragen der Schuttmassen und die Bergung des alten Materials. Auch hierbei gab es sicher bestimmte Prämissen? EB: Ziel war, möglichst viel historisches Material ftir den Wiederaufbau zu gewinnen. Das ist einmal unser denkmalpflegerischer Grundsatz, aber auch umweltfreundliches Denken, weil wir dadurch sparsam mit Ressourcen umgehen. Es muß weniger neues Sandsteinmaterial gebrochen werden. Die zweite große Aufgabe war, aus den Funden Rückschlüsse auf den Bau zu ziehen, also Informationen über die Kirche und ihre Veränderungen, die Bauschäden und die zahlreichen Reparaturen zu gewinnen. Diese Analyse war für uns wichtig, um rauszubekommen, was müs sen wir gegebenenfalls anders machen, um die für das Bauen im Barock unvermeidbaren Schädi gungen zu verhindern. Zum Beispiel waren in Baubereichen, die große Lasten aufnehmen muß-